Allen Unkenrufen zum Trotz freut sich die ATARI-Gemeinde immer noch bester Gesundheit, wenn auch der eine oder andere die Hardware-Plattform gewechselt hat. Aber auch für diejenigen, die noch keinen Grund sehen, die geliebte Maschine gegen eine Emulation auf Apple Macintosh einzutauschen, ist die Zeit nicht stehengeblieben. Die Wünsche nach neuen Möglichkeiten der Benutzung haben die Software weiter vorangetrieben, was auch vor dem Betriebssystem nicht haltmachte.
Gab noch vor einigen Jahren ATARI mit MultiTOS die Richtung der Entwicklung vor, so sieht sich MagiC! nun mittlerweile als einzige noch gepflegte Betriebssystemvariante in der Rolle des Leitwolfes. Endlich auch auf dem Falcon lauffähig stellt sich die aktuelle Version 4.01 mit neuen Features und geändertem Erscheinungsbild vor. Nach der spannenden Phase des Bestehens und des Abwartens auf die Lieferung von MagiC! 4 wird die Freude nach dem Öffnen des Päckchens durch den schmalbrüstigen Lieferumfang doch etwas getrübt. Wird man bei anderen Rechnerplattformen beim Kauf eines Betriebssystems regelrecht mit Informationen erschlagen, fragt man sich, ob auf den 35 (eng) bedruckten Seiten des begleitenden Schriftmaterials wirklich all das aufgeführt wird, was es über MagiC! zu wissen gilt. Zumal von dieser Broschüre noch 7 Seiten für die Beschreibung von MagiCMac aufgewendet werden, dem offensichtlich dieselbe Dokumentation beiliegt. Insgesamt bleibt beim Lesen der Anleitung das Gefühl haften, daß zwar alle Bereiche des Produktes angesprochen werden, aber aus Spargründen nicht allzu intensiv darauf eingegangen wird. Für ein Produkt, das sich anschickt, TOS zu ersetzen, sind die erläuternden Inhalte der Literatur eindeutig zu knapp.
Beispielhaft möchten wir hier nur die Installation anführen, die in einem Dialog abfragt, ob man .Extras1 installieren möchte oder nicht. Um welche Daten es sich handelt, wird leider während der Installationsbeschreibung mit keinem Wort erwähnt. Bei intensivem Lesen der weiteren Kapitel kann man jedoch auf den Schluß kommen, daß es sich um die .Zusatzprogramme-handeln muß. Rätselraten liegt aber wohl nicht im Hauptinteresse der Benutzer, die sich ein neues Betriebssystem auf die Maschine spielen wollen.
Nach dem Lesen der Hinweise kann man nun zügig an das Aufspielen der Daten herangehen. Seriennummer und Benutzerdaten eintragen, und schon legt der Installer los. Ohne weitere Komplikationen ist die Installation nach wenigen Minuten abgeschlossen, und man kann durch einen Neustart der Maschine MagiC! zum Leben erwecken. Dabei fällt auf, daß das Startprogramm immer noch einen weiteren Reset braucht, um das System in einen lauffähigen Zustand zu versetzen. Das braucht zum einen seine Zeit, und zum anderen sind die Benutzer ohne besondere Startdiskette damit zum erneuten Tastaturdrücken verdonnert.
Seit MagiC! 2.0 hat sich sowohl im grafischen Benutzer-Interface (GUI) als auch in der Funktionalität des Systems einiges getan. Schon gleich beim ersten Öffnen eines Fensters fällt das geänderte Erscheinungsbild auf. In der Schwarzweißdarstellung ist augenscheinlich nur das Graumuster des oberen Fensterbalkens einem Liniendesign gewichen, das seinen Ursprung unverkennbar in der Mac-Welt hat. Den Nutzem von Farbbildschirmen zeigen sich die Fenster ebenfalls im neuen Streifenlook, allerdings noch ergänzt durch farbige Hervorhebung, so daß ein dreidimensionaler Effekt entsteht. Davon ist nicht nur der obere Fensterbereich betroffen, sondern auch die anderen Bedienelemente, wie die Pfeile zum Verschieben des Fensterinhaltes etc. Auch der Beschriftung des Fenster wird durch farbliche Abstufung räumliche Tiefe eingehaucht.
Aber nicht nur die Fenster zeigen sich in neuem Gewand, auch die Dialogboxen vieler Anwendungen ändern ihr Aussehen. Das hängt allerdings davon ab, ob die Programmentwickler in der RSC-Datei den Dialogboxen und ihren Bedienelementen spezielle Eigenschaften zugewiesen haben. MagiC!4 zeigt sich dabei in ähnlichem Gewand wie MultiTOS, allerdings sind die 3D-Objekte unter MagiC! um einige Pixel schlanker. Bei Programmen, die speziell auf die 3D-Effekte von MultiTOS zugeschnitten sind und nun unter MagiC! laufen, kann man unter Umständen feststellen, daß beispielsweise die Beschriftung der Knöpfe der Umrandung bedenklich nahe kommt. Eine leichte Unverträglichkeit, die der Funktionalität der Programme zwar keinen Abbruch tut, das Auge jedoch stören kann. Obwohl der Entwickler von MagiC! die "sauberere“ Lösung gefunden hat (Objekte in 3D sind nicht größer als in 2D), wird durch Verwendung der gleichen Resource-Merkmale wie unter MultiTOS der Entwicklungsaufwand für Anwendungen erhöht. Designt man die Resource für MagiC!, stellt das Programm dann aber fest, daß es unter MultiTOS läuft, muß es die Resource zur Laufzeit anpassen.
Beschäftigen wir uns aber noch ein wenig mit den Fenstern. Einer der Vorzüge von MagiC! war und ist die Möglichkeit, die Fenster einer Applikation auszublenden, um auf dem Bildschirm wieder für Überblick zu soigen. In die gleiche Richtung zielt die Unterstützung des „Iconify" bei Fenstern. Gibt ein Programm beim Öffnen von Fenstern an, daß diese Funktionalität unterstützt wird, erscheint im oberen Fensterrand ein kleines Dreieck. Ein simpler Klick auf genanntes Symbol läßt das Fenster schrumpfen und am unteren Bildschirmrand erscheinen. Ein Doppelklick in den Innenbereich des kleinen Fensters bringt es wieder zurück in die alte Form und an den vorherigen Platz. Möchte man nun alle Fenster eines Programmes auf einmal iconisieren, kann man zusätzlich zum Klick auf das Symbol eines (beliebigen) Fensters der Anwendung die Control-Taste drücken. Dadurch werden alle vorhandenen Fenster in ein einziges Minifenster zusammengefaßt. Das betrifft auch die Fenstereines Programmes, die schon iconifiziert waren.
Nicht auf Anhieb erkennbar ist die Tatsache, daß die Schiebebalken nun nach dem "Realtime-Slider"-Verfahren arbeiten. Bislang erhielt man nach einem dauerhaften Klick in den Schiebebalken eines Fensters eine durchsichtige Box, mit der man die neue Position innerhalb des Dokumentes angeben konnte. Unter MagiC! bleibt der Schiebebalken jedoch in seinem Zustand, und die Anzeige des Dokumentes wird auch während der Schiebeoperation immer sofort an die aktuelle Position des Balkens angepaßt. Wie flüssig diese Operation abläuft, hängt im wesentlichen davon ab, wie schnell das Neuzeichnen des Fensterinhaltes (sog. Redraw) abgeschlossen werden kann. Wenn es sich um komplexe Darstellungen handelt, empfiehlt es sich (gerade auf den langsameren STs), wieder auf die ursprüngliche Operationsweise zurückzuschalten. Das geht relativ leicht, indem man zusätzlich zu der Mausaktion die Control-Taste drückt.
Neu im Bereich der Fensterpräsentation ist auch das Ausblenden nicht benötigter Elemente. Verzichtet eine Anwendung auf den horizontalen oder vertikalen Schiebebalken des Fensters, so wird MagiC! diesen Bereich nun dem Fensterinhalt zuschlagen. Gerade auf den kleineren Monitoren wird man für diesen Zugewinn sicher dankbar sein.
Eine langgehegte Forderung vieler Programmierer und Anwender hat Andreas Kromke nun ebenfalls in MagiC! integriert, das Drag&Drop-Verfahren: Daten auswählen und mit der Maus in die laufende Anwendung (genauer: deren Fenster) ziehen, die diese Daten bearbeiten soll. Von MultiTOS zum ersten Mal auf dem ATARI implementiert, handelt es sich dabei programmiertechnisch um eine Mischung zwischen Systemnachricht und Dateioperation. Zunächst erhält das Zielprogramm die Nachricht, daß ihm eine andere Anwendung via Drag&Drop Daten übergeben möchte. Stimmt das Programm zu, so kann es diese Daten mittels spezieller Dateien (Pipes) lesen. Diese funktionieren, wie der Name schon erahnen läßt, wie ein Schlauch. Der Absender steckt die Daten an einem Ende hinein, während der Empfänger diese am andere Ende des Schlauches entgegennehmen kann. Pipes (genauer gesagt eine Simulation derer) kennt MagiC! allerdings erst ab der 3er Version, was die Umsetzung des Drag&Drop bis in diese Version hinauszögerte.
Auch wenn sich in puncto Funktionalität nichts geändert hat, so präsentiert sich die Dateiauswahlbox (File-Selektor) in MagiC!4 in völlig neuem Design. Mit dem geänderten Aussehen sind auch etwas modernere Bedienelemente in die Box eingezogen. So lassen sich beispielsweise die Laufwerke nicht mehr über Knöpfe, sondern über ein Pop-up auswählen. Die meisten Möglichkeiten der Box lassen sich auch über die Tastatur ansteuern, was gerade dem Vielschreiber die Möglichkeit gibt, die Finger auf der Tastatur zu lassen, wenn er nur mal eben eine Datei laden möchte.
Verursacht durch NVDI und Speedo GDOS, hat auf dem ATARI auch eine Vielzahl an Schriften Einzug gehalten, die von den Programmen genutzt werden wollen. Bislang waren die Programme darauf angewiesen, eine Schriftauswahl selber anzubieten, was zu vielen unterschiedlichen Ansätzen führte (internen und externen). Damit allen Anwendungen eine einheitliche Schnittstelle zur Verfügung steht, hat MagiC! einen neuen Systemaufruf implementiert, der obigen Font-Selektor auf den Schirm bringt. Bislang unterstützen allerdings erst wenige Applikationen die Zeichensatzauswahl, was sich wohl aber mit zunehmender Verbreitung von MagiC ändern sollte.
Flat man sich erstmal mit dem Gedanken angefreundet, Programme parallel zu benutzen, muß man auch die Frage klären, wie man von einer Anwendung in die andere kommt. Hier hat sich gegenüber den Vorgängerversionen nicht viel verändert. Nach wie vor kann man sich mit der Control-Alternate-Tabulator-Tastaturkombination nacheinander durch die verschiedenen laufenden Programme schalten. Hat man sich die Kombination erst einmal gemerkt, ist das eine schnelle und bequeme Art, sich durchs System zu bewegen .Auch den Taskmanager (Verwalter aller laufenden Programme) bringt man immer noch mit der Kombination Control-Alternate-ESC ans Tageslicht. Schade nur, daß den Benutzern des Desktop-Ersatzes Gemini dieser Weg bis heute Sorgen macht, weil der Taskmanager dort (auf Grund der Ausgabeumlenkung ins Fenster) innerhalb des Konsolefensters erscheint und die nachfolgenden Redraws etwas durcheinander gebracht werden. Noch unangenehmer wird's, wenn die Konsole geschlossen ist, denn dann kann man den Taskmanager sogar nicht mehr sehen (sehr wohl aber noch über Tastatur blind bedienen). Dem mitgelieferten MagiCDesk oder der EASE (ebenfalls ASH) bereitet das keine Schwierigkeiten, weil sie von Haus kein Konsolefenster anbieten, sondern sich ganz auf den bei MagiC! mitgelieferten VT52-Emulator stützen.
Auch beim MagiC-Pop-up gibt es nicht von vielen Neuerungen zu berichten. Bemerkenswert ist, daß es zu den meisten Eintragungen im Pop-up nun auch Tastaturkürzel gibt, die oft schneller zum Ziel führen als der Umweg über das Pop-up-Menü. Schade nur, daß man die Kürzel im Handbuch nachschlagen muß und nicht, wie bei den Menüs sonst üblich, in Kurzschreibweise hinter den zugehörigen Menüeinträgen findet.
Eine andere Situation des Programmwechsels tritt auf, wenn eine Applikation beendet wird. Hier muß das System entscheiden, welche Anwendung danach aktiv werden soll. Das Verfahren von MagiC! sieht vor, daß die Applikation zum Zuge kommt, der das nächste oberste Fenster gehört. Diese Strategie ist aber nicht immer erfolgreich. Folgendes kleines Szenario möge das verdeutlichen. In Ihrem System laufen mehrere Anwendungen, die auch Fenster geöffnet haben. Dann startet man eine Applikation, die nur ein Menü anmeldet und noch kein Fenster öffnet. Da man sich über die Applikation informieren möchte, ruft man die Hilfefunktion im Menü auf. Diese sucht das Accessory ST-Guide und läßt dieses mit dem Hilfetext ein Fenster öffnen. Hat man die Hilfe erschöpfend gelesen und schließt nun das Fenster des ST-Guide, landet man nicht mehr in der Ausgangsapplikation, sondern in der mit dem nächsten Topfenster. Das verwirrt oft auch den erfahrenen MagiC!-Benutzer und könnte mit einer leicht veränderten Strategie abgedeckt werden.
Eine grundlegende Umgestaltung in MagiC! findet man auf der Ebene des Dateisystems. Bislang stützte sich das Dateisystem nur auf das altbekannte TOS(FAT)-File-System, was im Hinblick auf die Konkurrenz MultiTOS sicher nicht ausreichte. Ebenfalls unangenehm machte sich bislang bemerkbar, daß das GEMDOS hinsichtlich der Multitasking-Operation immer ein enges Nadelöhr bildete. Es lag also nahe, diesen Bereich neuzugestalten, indem man einen neuen Dateisystemkern programmierte, bei dem dann die jeweils gewünschten File-Systeme (XFS = eXtended FileSystem) angemeldet werden können. Damit diese vom Benutzer beliebig gewählt werden können, startet MagiC! diese aus einem gesonderten Verzeichnis nach. DasTOS/ FAT-File-System für MagiC! ist zwar dem Prinzip nach auch ein XFS, aber es wurde fest im Kernel integriert, damit sichergestellt ist, daß der ATARI mindestens über ein File-System verfügt. Wie sollte man ohne File-System auch sonst Programme von Diskette oder Festplatte starten können?
Leider ist es bislang nicht gelungen, ein anderes als das TOS-File-System anzubieten. Man würde sich wenigstens das Minix-Format, besser aber noch das ,ext2‘-Format von Linux wünschen, damit man endlich auch unter MagiC mehr als 8+3 Zeichen als Dateinamen angeben kann. Das Scheitern liegt im wesentlichen an zwei Dingen: MagiC! hat bei dem konzeptionellen Aufbau der XFSe einen komplett anderen Ansatz gewählt, als dies unter MultiTOS oder auch Minix der Fall ist. Dadurch bedingt, lassen sich die dort schon vorhandenen externen File-Systeme nicht einfach nach MagiC! portieren. Den Programmierern solcher XFSe bliebe nichts anderes übrig, als die ursprünglichen Dateisysteme zu zerlegen, um sie anschließend an MagiC! anzupassen. Das scheitert aber im allgemeinen an der Zeit die man in ein solches Projekt stecken möchte. Was die Arbeit an erweiterten Dateisystemen zusätzlich erschwert, ist die Tatsache, daß die zugehörige Entwicklerdoku zwar alle Funktionen des Systems akribisch auflistet, sich aber über die Konzeption reichlich bedeckt hält und auch der Systementwickler bei Anfragen ziemlich wortkarg bleibt.
Quasi als Nebenprodukt dieser neuen Systemarchitektur fällt das Laufwerk U: ab, das seit MultiTOS eine ganz spezielle Aufgabe besitzt. Es handelt sich dabei um ein zusammengesetztes Dateisystem, das alles beinhaltet, was systemrelevanten Charakter besitzt. Es existieren Spiegelungen der Disketten- und Festplattenlaufwerke, das Heimatverzeichnis der Pipes (s.o.) liegt hier und auch ein Verzeichnisfür Pseudodateien, die die Arbeit mit verschiedenen Geräten und Schnittstellen regeln. Es geht sogar soweit, das dort Einträge für gemeinsam genutzte Speicherblöcke sowie Dateien existieren, die die laufenden Programme repräsentieren (wenn Sie das Symbol eines laufenden Programmes löschen, so wird genau dieses Programm auch aus dem Speicher entfernt. Der Sicherheit halber sollten Sie aber dennoch Ihre Programme auf dem normalen Weg beenden).
Eine weitere Neuerung im Bereich des Datentransfers stellt der Hintergrund-DMA unter MagiC! dar. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich die parallele Arbeit mit Speichermedien. Ein Effekt, der damit erreicht werden kann, ist das gleichzeitige Formatieren einer Diskette, während man mit dem Rechner ganz normal weiter zu arbeiten vermag. Aber auch gleichzeitiger Zugriff von Programmen auf die Festplatte ohne Stottern des Systems wird damit zur Normalität. Allerdings sollte man darauf achten, daß der eingesetzte Plattentreiber sich des Hintergrund-DMAs bedient, was z.Zt. nur das HD-Driver-Kit von Uwe Seimet anbietet. (Demos des Treibers findet man unter anderem in der Maus KA als HDDRIV46.ZIP oder im Internet unter ftp://acp5.chemie.uni-kl.de/pub/atari/hddriver46_demo.zip). Auf TTs funktioniert das Ganze recht problemlos, lediglich auf STs und dem Falcon kann aus technischen Gründen diese Option nicht allgemein angeboten werden. Hier lohnt ein Blick ins Handbuch, um herauszufinden, ob der eigene Rechner dazu in der Lage ist.
Das Lesen von Daten von externen Datenträgern kann man normalerweise durch den Einsatz von Cache-Speicher beschleunigen, was sich auch in gesteigerter Systemhandlichkeit merklich niederschlägt. Was fürs Lesen gut ist, sollte eigentlich auch beim Schreiben von Daten die Schnelligkeit des Systems positiv beeinflussen, könnte man denken. Daher bietet MagiC! nun auch an, über den sogenannten Write-Back-Daemon, das Schreiben von Daten, zwischenzupuffern, was gerade in Systemen, die Hintergrund-DMA einsetzen können, neuen Systemgenuß bringt. Allerdings muß das Ganze auch recht kritisch beäugt werden. Denn, stürzt der Rechner ab oder wird das Medium entnommen, während verwaltungsrelevante Teile noch nicht auf Platte oder Diskette geschrieben wurden, ist diese unter Umständen unwiederbringlich ihrer Daten verlustig gegangen. Um das Risiko systemseitig zu minimieren, garantiert MagiC!, daß die Daten aus dem Cache spätestens nach 2 Sekunden zurückgeschrieben werden. Aber wir alle kennen die Gesetze E. Murphys, und nach diesen tritt der kritische Fall eben genau dann ein, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.
Man sollte glauben, daß der Einsatz eines solch Vielseiten Betriebssystems den Rechner gehörig ausbremsen sollte (vgl. MultiTOS). Statt dessen überrascht MagiC! mit nie gekanntem flüssigen Arbeitsgefühl. Vor allem, aber nicht nur, der Falcon profitiert von dieser Beschleunigung, der selbst bei standardmäßigen 16 MHz zu einem vernünftigen Arbeitspferd mutiert. Am angenehmsten erscheint dem Autor eine Auflösung von 640*480 bei 16 Farben. Stellt man dem System auch noch NVDI zur Seite, gibt es zumindest in Bezug auf die Geschwindigkeit der Oberflächenelemente keine Beanstandungen mehr. Auch bei größerer Farbtiefe (256) bleibt der Rechner durchaus angenehm bedienbar, obwohl hier der Einfluß der erhöhten Systembelastung spürbar wird.
Wie schon einmal erwähnt, gehört in den Standardlieferumfang von MagiC das Desktop MagiCDesk. Wir können leider an dieser Stelle den Funktionsumfang der Arbeitsfläche nicht erschöpfend vorstellen, möchten aber dennoch erwähnen, daß sie sich im Leistungsumfang weit vom Original aus dem Hause ATARI abhebt. Die Entscheidung darüber, ob die Präsentation der Information gelungen ist, bleibt dem Leser vorbehalten. Allerdings muß man schon etwas kritisch darauf hin-weisen, daß es wohl sicher nicht im Sinne einer allgemein gültigen Benutzerführung ist, den horizontalen Schiebebalken eines Verzeichnisfensters als Füllstandsanzeige der Festplatte zu mißbrauchen.
... möchte man den Rechner natürlich gerne in das stromlose Traumland schicken. Aber einfach den Stecker herausziehen wie bislang, das geht in multitaskenden Systemen nicht ohne versehentliche Datenverluste. Sind Anwendungen und deren Fenster ausgeblendet, könnte es passieren, daß Sie diese Anwendung dort vergessen, ohne jedoch die Daten gesichert zu haben. Ein kleiner Klick des Netzschalters - und schon ist die Arbeit der letzten halben Stunde zerstört. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, sollten Sie unter MagiC! immer einen sauberen Systemabschluß durchführen. Dazu bedarf es allerdings eines kleinen Tools namens SHUTDOWN.-PRG, das dafür sorgt, daß alle Programme beendet werden, bzw. das eine Warnmeldung ausgibt, falls eine Anwendung gedenkt, noch weiterlaufen zu wollen. SHUTDOWN wird dabei sowohl von MagiCDesk als auch von der EASE unterstützt.
Kurz vor Schluß wollen wir noch ganz kurz die neuen Möglichkeiten für Programmierer anreißen. Einen neuen Systemaufruf haben wir schon zuvor kennengelernt, die Zeichensatzauswahl. Es sind jedoch noch zwei weitere Funktionsgruppen hinzugekommen, die nicht so augenscheinlich sind. So bietet MagiC!4 die Möglichkeit, AES-Dialoge mittels des Systems in Fenster legen und sie ähnlich leicht verwalten zu lassen, wie das der alte form_do()-Aufruf ermöglicht. Neu ist auch die Gruppe der Listbox-Funktionen, die es erlauben, Listen (mit Schiebeelementen) innerhalb von AES-Resourcen automatisiert zu benutzen.
Wir werden vielleicht zu einem späterer Zeitpunkt noch einmal genauer auf diese neuen Funktionen zurückkommen. Sollte Ihr Interesse an der Nutzung dieser AES-Calls jedoch schon jetzt geweckt sein, so sollten sie sich die passende Entwicklerdokumentation bei ASH besorgen.
Ist das System einmal passend eingerichtet, möchte man MagiC! nie wieder missen. ST-Besitzer können mittels eines kleines Tools (in gut sortierten Maus-Mailboxen erhältlich) das Betriebssystem auch ins EPROM bannen, was den Genuß nochmals etwas steigern kann. MagiC! gehört eigentlich auf jeden ATARI, der über 4MB und mehr Hauptspeicher verfügt. Wäre da nicht das spartanische Handbuch, wäre die Bilanz des Tests sicher noch positiver ausgefallen.
Preise:
MagiC 4.0 139- DM
Update auf MagiC 4.0 79,- DM
Bezugsquelle: Application Systems Heidelberg Englerstraße 3 69126 Heidelberg
Positiv:
hohe Geschwindigkeit
nutzt Systemresourcen sparend
erweiterbares Filesystem für ST/TT/Falcon verfügbar
gute Applikationsverwaltung
Negativ:
knappes Handbuch
(noch) fehlende externe Filesysteme