GEMULATOR95

Tuning serienmäßig

Der GEMULATOR95 bietet dem Anwender den Komfort der ATARI-Soft-ware auf dem PC. Die recht einfache Installation kann vielleicht dazu führen, daß man weitere Einstellmöglichkeiten übersieht: Tatsächlich sind aber noch eine ganze Reihe von Anpassungen an die persönlichen Wünsche und

Arbeitsweisen möglich. Man sollte jedoch nicht nach dem Motto „je mehr, je besser" verfahren. Es ist klar, daß jede emulierte Hardware-Eigenschaft Rechenzeit - und damit Geschwindigkeit - kostet. Es macht keinen Sinn, MIDI-Ports zu emulieren, wenn Sie diese nicht einmal auf Ihrem original ATARI benutzt haben.

Also kommt es darauf an, mit Sinn und Verstand die beste Kombination aus Leistung und Geschwindigkeit zu finden. Dabei sollen Ihnen die nachfolgenden Tips helfen.

Das Formular zur Einstellung der gewünschten Optionen erreicht man jederzeit mit der Tastenkombination ALT ] + [ F11 . Damit öffnet sich das Konfigurationsformular, auf dem man auf einfachste Art und Weise seine Wünsche „ankreuzen“ kann.

Die Einstellmöglichkeiten des GEMULATOR9S sind vielfältig.

Rechner-Typ: Der Knopf für „ATARI ST / MEGA ST“ ist in der Hauptsache für die Herstellung von Kompatibilität zu alten Programmen gedacht. Standardmäßig ist der Button „ATARI STe/ ATARI MEGA STe" eingestellt. Hier findet sich auch die höchste Leistungsfähigkeit. „TT / Falcon“ läßt sich derzeit noch nicht anwählen. In Abhängigkeit vom eingestellten Rechnertyp ergeben sich weitere Einsteilmöglichkeiten.

Blitter, Joystick, MIDI-Ports, ST-Sound, Stereo-Sound: Hier sollte nur Blitter angewählt werden. Alle anderen Optionen nur dann, wenn sie auch wirklich vorhanden sind und genutzt werden können. Meist wird jedoch vergessen, den Blitter dann auch im Desktop zu aktivieren, so daß man trotzdem auf die Beschleunigung verzichtet. Also unter dem Menü „Extras“ den „Blitter“ anwählen und diese Konfiguration auch mit „Arbeit sichern" abspeichern.

Serieller Port: Von den 4 auf einem PC möglichen seriellen Schnittstellen ist eine anwählbar. COM3 und 4 sind in den meisten PCs nicht vorhanden. COM1 wird häufig für die Windows-Maus benutzt. Also benutzt man COM2 für sein Modem. In der Regel ist diese Schnittstelle als 25polige Sub-D ausgelegt.

Paralleler Port: Selten hat man mehr als einen parallelen Port eingebaut. Also wird man hier LPT1 einstellen. Zusätzlich klickt man „Share“ an. Damit ist gewährleistet, daß die ATARI-Druckaufträge sich in die gemeinsame Verwaltung mit anderen Windows-Applikationen einklinken.

Beschleunigung: Auch, wer hier alles ankreuzt, liegt ein wenig daneben. „Schneller VT52-Text" und „Schnelles GEM zeichnen“ werden fast allen Anwendern Vorteile bringen, also ankreuzen. „Schnelles BIOS drucken“: Schauen Sie mal, wie schnell Ihr ATARI-Druckauftrag im Windows-Spooler verschwunden ist. Noch schneller geht es kaum. Es sei denn. Sie haben unter Windows den Spooler inaktiviert. Nur dann haben Sie geringfügige Vorteile. Hohe Baud-Raten sind nur bei wirklichen Highspeed-Modems der obersten Leistungsklasse notwendig.

Memory: Den Rechnerspeicher seines ATARI frei einstellen zu können, das haben sich viele ATARIaner schon lange gewünscht. Noch dazu zu derart geringen Kosten. Grundvoraussetzung für den GEMULATOR95 PC sind 8 MB RAM. Trotzdem kann er dann den ATA-Rl-Programmen bis zu 14 MB RAM zur Verfügung stellen. Hierbei handelt es sich nicht um Vorgaukeln, sondern um virtuelle Auslagerung auf die schnellen PC-Harddisks. Hier wird ein Wunsch vieler ATARI-Anwender erfüllt. Man braucht ja nicht immer massenhaft Speicher, aber manchmal braucht man ihn halt eben. Für die seltene Benutzung waren den meisten Anwendern Speichererweiterungen zu teuer. Der GEMULATOR95 macht es geradezu spottbillig. Derzeit übliche Festplattenpreise orientieren sich an der Marke von 50 Pfennig pro 1MB Speicher.

Trotzdem sollte man hier nicht immer grundsätzlich das Maximum einstellen. Denn der dafür belegte Speicher geht anderen Windows-Applikationen verloren. Außerdem macht es wenig Sinn, eine Textverarbeitung mit 14 MB zu betreiben, wenn davon 10 MB überhaupt nicht genutzt werden. Der Rechner ist damit auch nicht schneller. Für Grafikanwendungen empfiehlt sich natürlich eine höhere Speichereinstellung. Bei DTP-Programmen kann es eigentlich nie genug Speicher geben, deshalb haben diese Programme auch schon gleich eine Verwaltung von virtuellem Zusatzspeicher vorgesehen. Der GEMULATOR95 nutzt die maximale Geschwindigkeit der heutigen Festplatten rigoros aus. Der Vergleich zu den aus heutiger Sicht sehr langsamen Datentransferraten auf dem ATARI stellt den GEMULATOR95 eindeutig und mit großem Abstand nach vorn. Auf der proTOS konnte man einen PC mit 32 MB RAM sehen, auf dem der GEMULATOR95 (mit nur einer Karte!) insgesamt 6mal gestartet wurde. In jedem GEMULATOR95-Fenster lief ein CALAMUS SL mit einem 55-MB-Dokument. Ohne die Sourcen für das Calamus-Programm waren es allein weit über 300 MB für die Dokumente. Sicher eine Anwendung, die nicht jeder durchführen will. Sie zeigt aber, wie weit die Grenzen für den GEMULA-T0R95 gesteckt sind.

Disk Configuration: Für kritische Programme empfiehlt es sich, den sogenannten ,VHD(Virtual Hard Disk)-Modus zu benutzen. Hier werden dann 4 virtuelle Laufwerke mit jeweils 32 MB zur Verfügung gestellt. Diese virtuellen Laufwerke (CDRIVE.VHD-FDRIVE.-VHD) finden sich unter DOS/Windows als Datei auf der Festplatte. Dieser Modus beschert eine höhere Kompatibilität. Wenn dann beim Booten noch statt der Modi 1 bis 7 der Kompatibilitätsmodus Taste „0") mit 640 x 400 Pixeln benutzt wird, gibt es nur wenige Programme, die dem GEMULATOR95 noch widerstehen können. Ein Rückschalten auf den Realmode geschieht sehr einfach und schnell über das jederzeit erreichbare Einstellformular. Allerdings muß einmal neu gebootet werden. Zur erstmaligen Benutzung der virtuellen Laufwerke lesen Sie bitte die entsprechenden Hilfen im Handbuch oder im README der Diskette.

Weiterhin klicken Sie Single Floppy an. Das Vertauschen von „A“ und „B“ ist nur Sonderfällen Vorbehalten. Boot Disk bedarf sicher keiner weiteren Erläuterung. Der Großteil der ATARI-Anwender hatte einen Monochrommonitor im Einsatz und wird so weiter arbeiten wollen. Also ein Haken vor Monochrom. Kein Haken bedeutet automatisch Umschaltung auf die Darstellung in 16 Farben.

Da die Originaldarstellung von den unteren ATARI-Auflösungen, z.B. 320x-200 Pixel, auf heutigen Monitoren in erster Linie wohl für Heiterkeit aufgrund des Briefmarkenformats sorgen dürfte, wurde zur Kompensation der Menüpunkt „ST-Farbmodi zoomen“ eingeführt. Das Bild wird jedoch nicht besser, sondern einfach nur größer. Und es kostet Rechenzeit, also kein Kreuz. Wer ein größeres Farbbild haben will, soll die Auflösungen 640x490 bis 1.600x1.200 benutzen. Die alten ATA-Rl-Modi sind nur aus Kompatibilitätsgründen für alte Programme vorhanden.

Ob ein Kreuz vor den schnellen Bildschirm-Refresh gehört, mag jeder selbst entscheiden. Die Aufbaufrequenz des Bildschirms wird erhöht (nicht mit der Bildwiederholfrequenz verwechseln). Wenn Sie bei Ihrer Rechnerkonfiguration keinen Unterschied bemerken, lassen Sie es weg. Der Rest wird nur einmalig eingestellt und bietet, bis auf Sonderfälle, kaum Variationsspielraum. Die hier gemachten Aussagen bieten Tips für eine möglichst optimierte Einstellung, wie sie für den Großteil der Anwender zutreffend sind. Das soll nicht bedeuten, daß weiteres Probieren nicht vielleicht zu einer noch besseren Konfiguration führt. Auch spezielle Anpassungen an ganz besondere Wünsche sind natürlich weiterhin möglich. Mit dieser Vorschlagsliste haben Sie eine solide Basis, von der aus Sie den GEMULATOR95 in Geschwindigkeit und Funktionalität noch weiter für Ihre Zwecke optimieren können.



Aus: ST-Computer 02 / 1996, Seite 70

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