GEMULATOR95

Aspekte zur Entwicklung

Der ATARI-Markt besteht aus Hardware und Software. Da die HardwareSeite in letzter Zeit vernachlässigt wurde, war es längst Zeit für eine Innovation auf diesem Gebiet. Der atariverwöhnte Anwenderstellt dabei zwei Hauptansprüche: Technisch hochwertig und gleichzeitig preiswert. Keine leichte Aufgabe für Entwickler. Überraschenderweise scheint der GEMULATOR95 diese beiden Eigenschaften unter einen Hut zu bringen. Er wird eingebaut in moderne PCs heutiger Bauart und ist mit seinem geringen Preis auch bei kleinem Budget immer noch gut erschwinglich. Ganz nebenbei bringt er für wenig Geld eine neue TOS-Version mit sich, deren Anschaffung viele Anwender auf Grund der Kosten bislang gescheut haben.

Heute wollen wir aufzeigen, welche Philosophie hinter der Entwicklung stand und steht, und warum der GEMULATOR95 mit seinen Eigenschaften sich so erfolgreich in die ATARI Welt integriert.
Es steht nun mal fest, daß in Deutschland fast alle ATARIs mit monochromen Monitoren verkauft wurden. Anders als in den Staaten, wo man das Geflimmere der Farbmonitore wohl für eine Art von Animation hielt. Mit dem Schwarzweißmonitor SM 124 hat ATARI hier Bahnbrechendes geleistet: Schwarze Schrift auf weißen Grund! Wenn man es genau betrachtet, hört es sich gar nicht so neu an, oder?

Weiterhin konnte man davon ausgehen, daß der Großteil der Atarianer mit einem ST arbeiten. Also war damit eine Speichergrenze von 4 MB RAM festgelegt. Bei der Entwicklung des GEMULATOS95 wurde dies berücksichtigt: Schwarzweiße Darstellung bis zu 1600 * 1200 Bildpunkte und 14 MB RAM sind mehr als genug. Um diese Leistung möglichst preiswert zu erhalten, wurde zur virtuellen Auslagerung unter Windows gegriffen. So ist es möglich einen PC mit nur 8 MB physikalischen Speicher auszurüsten und trotzdem 14 MB ATARI-Speicher zu benutzen. Die virtuelle Auslagerung ist zwar langsamer als das RAM, aber bei den heute vorherrschenden Festplattengeschwindigkeiten fällt dies kaum noch ins Gewicht.

Außerdem wird der normale Anwender sich mit der ATARI-Software meist in Bereichen weit darunter befinden. Dergroße Sprungfür den Anwender ist die Überwindung der 4-MB-Grenze. Die Speicherbereiche darüber werden seltener genutzt. Schön daß man im Falle des GEMULATOR95 dafür so wenig zahlen muß. Die heutigen Festplattenpreise liegen bei 1 DM bis 50 Pfennig pro Megabyte. Tendenz fallend. Wer unter DTP-Anwendungen noch mehr Speicher braucht, schaltet unter Calamus SL die eigene virtuelle Speicherverwaltung ein. Jetzt steht enorm viel Speicher zur Verfügung.

Beim GEMULATOR95 wird nicht etwa einfach ATARI-Hardware emuliert, sondern die ATARI-Leistungsfähigkeit nachgebildet. Es geht also nicht darum, z.B. die Fehlerdes alten Floppycontrollers nachzubauen, damit auch die alten Spiele laufen. Wichtiger ist es, die Fähigkeiten eines modernen PCs für die ATARI-Software auszunutzen.
Erfreulicherweise wird dieser Weg sehr konsequent angegangen. Man verzichtet auch auf imageträchtige Features zugunsten der Funktionalität. So ist es der richtige Weg keinen 68030 zu emulieren, sondern die Power aus der Emulation eines imaginären, wesentlich schneller emulierten 68000 zu holen. Hier liegt der Vorteil der wesentlich größeren Kompatibilität gegenüber irgendeiner 680x0-Variante. Zum Beispiel verfügt der 68030 über einen internen Cache. Tatsächlich nutzt nur wenige Software diesen Cache wirklich richtig aus. Man erkennt die Nutzung daran, wenn es von einem Programm zwei Versionen gibt, für 68000 und für 68030 (z.B TB CAD und XACT). Speziell für 680x0 geschriebene Software würde auf allen STs nicht mehr laufen, deshalb gibt es so wenig davon.

Die Ähnlichkeit mit ATARI-Computern ist sehr groß. Auf dem Bildschirm und bei der Benutzung fällt dem Betrachter nicht auf, daß es sich um einen PC handelt. Das ist gut so. Auch typische Verbesserungsmöglichkeiten sind wie beim ATARI gegeben. Zwar ist der GEMULATOR95 in der Grafikausgabe um mehrere hundert Prozent schneller wie der TT, trotzdem lassen sich durch Bildschirmbeschleuniger wie NVDI 3.02 noch wesentlich bessere Werte erzielen. Das derzeit noch vorhandene leichte Ruckeln der Maus wird durch den Einsatz von MagiC 4 vollständig eliminiert.



Aus: ST-Computer 01 / 1996, Seite 74

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