Everest - der Größte unter den Editoren?

Es lohnt sich auf jeden Fall, die 80 KB große Dokumentation auszudrucken und durchzulesen. Die Dokumentation ist gut geschrieben und enthält viele nützliche Tips.

Schon seit langer Zeit gibt es einen ASCII-Editor in der ATARI-Welt, der erst jetzt seinen Weg in die PD-Serie gefunden hat. Die Rede ist von Everest.

Everest ist, simpel ausgedrückt, ein einfacher ASCII-Editor, derdazu dienen soll, ASCII-Texte zu erstellen und zu editieren. Natürlich kann man ein solches Programm noch zu mehr gebrauchen. Man kann z.B. seine Quelltexte für C oder Pascal damit erstellen.

Viele Programme haben heutzutage eine INF-Datei, in der Informationen zum Programm abgespeichert werden. Diese lassensich natürlich auch mit einem solchen Editor bearbeiten. Bei der Entwicklung von Everest wurde besonders auf eine möglichst einfache Bedienung geachtet. Auch der Funktionsumfang ist dementsprechend, so daß Everest auf keinen Fall den Anspruch erhebt, eine Textverarbeitung zu sein. Jedoch lassen sich auch Briefe schreiben und unter Verwendung von verschiedenen Zeichensätzen, wie sie z.B. NVDI zur Verfügung stellt, ansehnliche Dokumente erstellen.

Was sofort bei der Benutzung von Everest auffällt, ist die Geschwindigkeit. Obwohl alles GEM-konform programmiert wurde, läuft der Cursor im Textfenster nicht nach, und der Text scrollt nicht unleserlich schnell an einem vorbei.

Durch die GEM-Programmierung läuft Everest auf jedem ATARI, der mindestens 80 x 25 Zeichen des Systemzeichensatzes auf dem Bildschirm darstellt. Sogar der Betrieb von Grafikkarten stellt kein Problem dar.

Die Geschwindigkeit erhöht sich nochmals, wenn man den Blitter einschaltet und/oder NVDI verwendet. NVDI hat neben dem Geschwindigkeitszuwachs den Vorteil, daß sich noch proportionale Zeichensätze verwenden lassen. Everest hat mit der Verarbeitung solcher Zeichensätze absolut keine Probleme.

Everest erkennt anhand der Datei-Extension, welche Textformatierung aktiviert werden muß.

Obwohl eine grafische Benutzeroberfläche auf eine Maus (alternativ Trackball oder Zeichentablett) angewiesen ist, wird jeder zustimmen, daß in einer Textverarbeitung oder einem Editor dies fast hinderlich ist. Insofern legt man gesteigerten Wert auf Tastaturbedienbarkeit. Die Tastaturkommandos sind kompatibel zum TurboC-Editor. Das bedeutet die Unterstützung von Cut/ Copy/Paste und die gängigen Kommandos zum Speichern und Laden. Die Kommandos sind jedoch nicht veränderbar. Für Freaks gibt es aber die Möglichkeit, per Monitor die Einträge zu verändern. Viele Funktionen und Einstellungen von Everest finden in Dialogboxen statt. Diese sind weitestgehend auch per Tastatur bedienbar. Warum aber statt der Dialoge keine Fenster verwendet wurden, bleibt offen. Vielleicht ist dies der Kompromiß zu älteren TOS-Version, die maximal 7 Fenster erlauben. Diese Anzahl kann jedoch mit der Systemerweiterung von Martin Osieka, Winx (PD-Diskette 542), locker erhöht werden. Da Everest bis zu zehn Texte gleichzeitig bearbeiten kann, würde sich die Installation schon lohnen.

Leider kann man der Zeichensatzeinstellung nicht alle installierten Fonts auf einmal sehen. Statt dessen muß man sich einzeln durch die Liste hangeln.

Das größte Argument zur Mausbenutzung ist eigentlich die Blockmarkierung. Everest bietet hier eine sehr intelligenteTastaturlösung. Mit dem Tastaturkommando Control-A wird die Blockmarkierung an der aktuellen Cursor-Position aktiviert. Nun kann man den Cursor bewegen und der Markierungsblock expandiert entsprechend in x/y-Position. Zwar kann dann keine Wort eingetippt werden, aber die Cursor-Bewegungen per Tastatur stehen nach wie vor zur Verfügung. So kann in Verbindung mit der Shift- und der Control-Taste der Cursor von Wort zu Wort oder bis zu Textmarkierungen dirigiert werden. Ein abschließendes Control-A beendet die Blockmarkierung, und der Block kann nun bearbeitet werden. So würde sich in einem Brief vielleicht eine Formatierung anbieten.

Für Vielschreiber bietet Everest die Kürzel-Funktion an. Diese eignet sich auch gut für Programmierer. Die Kürzel stehen in einer eigenen Datei, die sich jeder selbst erstellen muß. Jede Zeile einer solchen Datei enthält einen Eintrag. Zum Beispiel die Formulierung ‘Sehr geehrte Damen und Herren’. Steht im Text das Wort ‘Sehr’ oder ‘Se’ und drückt man die Escape-Taste, wenn der Cursor direkt vor diesem Wort steht, so wird das Wort durch das Kürzel ersetzt. Die Verwendung der Tilde ‘~‘ in einem Kürzel bestimmt die Cursor-Position nach erfolgtem Einsetzen des Kürzels.

Steht in der Kürzeldatei z.B. der Eintrag ‘writeln(-)’ und tippt man im Editor ‘wr-< ESC >‘, so steht anschließend der Eintrag ‘writeln()’ imText.und derCursor steht genau zwischen den Klammern. Für den Fall, daß man eine Abkürzung verwenden will, die mit dem Eintrag am Anfangnicht übereinstimmt, so kann man ein Gleichheitszeichen in der Kürzeldatei verwenden. Der Eintrag könnte dann z.B. so aussehen: ‘Anr =Sehr geehrte Damen und Herren'. Im Text tippt man nun das Kürzel ‘Anr’ ein, und durch anschließendes Drücken der Escape-Taste erscheint dann wieder ‘Sehr geehrte Damen und Herren’. Eine tolle Sache!

Everest empfiehlt sich noch durch weitere gute Ideen, und wir können Ihnen nur empfehlen, sich den Editor mal selber zu Gemüte zu führen. Die fällige Shareware-Gebühr von 20,- DM dürfte keinen arm machen. Seien Sie also fair und entrichten Sie die Shareware-Gebühr, wenn Sie ein Shareware-Programm öfters benutzen. Die Gebühr entfällt auf keinen Fall durch den Kauf der PD-Diskette.

JH

Everest 3.5D

Autor: Oliver Schmidt ST-PD: Nummer 850 Status: Shareware



Aus: ST-Computer 12 / 1995, Seite 74

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite