Digital verbinden - Externe ISDN-Adapter im Test

Viele ISDN-Dienste nutzen den Computer und setzen voraus, daß dieser direkten Zugriff auf das ISDN hat. Als Schnittstelle sind externe Adapter und interne ISDN-Karten geeignet. Bis zum Redaktionsschluß fanden zwei externe Geräte den Weg in die Redaktion, die ihre Eignung für den Einsatz am ATARI unter Beweis stellen mußten.

Das Andante von der Firma Hermstedt und ZyXELs Elite 2864ID sehen äußerlich wie ein Modem aus. Wie gewohnt befinden sich vorne Status-LEDs und hinten Schnittstellen für den Anschluß am Computer und die Verbindung zum Telekom-Netz. Nur sind sie für den Anschluß an ISDN ausgelegt und geben damit dem Computer Zugriff auf die erweiterten Möglichkeiten dieses Systems.

Die Ansteuerung erfolgt über AT-Kommandos. Viele vorhandene, für Modems ausgelegte Software läßt sich daher mit geringfügigen Anpassungen wie geänderten Anwahlkommandos weiterverwenden. Der ISDN-Adapter fügt sich dann als schneller Modemersatz nahtlos in die vorhandene Umgebung ein. ISDN bietet aber mehr, vor allem in bezug auf die Kommunikation zwischen dem Computer und der Vermittlungsstelle sowie durch die Fähigkeit, mehr als eine Verbindung pro Endgerät zu verwalten. Die Adapter bieten spezielle Kommandos, um zusätzliche Möglichkeiten nutzen zu können. Diese Erweiterungen sind jedoch hersteller- bzw. modellspezifisch. Treiber, die die Geräte über die genormte CAPI-Schnittstelle ins System einbinden, sind für ATARI-Systeme nicht verfügbar. Auf anderen Computersystemen hat sie sich bereits durchgesetzt und erlaubt die Entwicklung von ISDN-Anwendungen, die auf jeder CAPI-kom-patiblen ISDN-Hardware läuft. Sowohl das Andante als auch das ZyXEL bieten spezielle Modi, die die Zusammenarbeit mit einem CAPI-Treiber erlauben. Zu diesem Thema schweigen sich die beiliegenden Dokumentationen jedoch aus.

In diesem Test steht die Benutzung am ATARI im Vordergrund. Die beiden Geräten beiliegende, umfangreiche Software für andere Computer sei der Vollständigkeit halber erwähnt, wird aber nicht untersucht werden.

Andante

ISDN pur bietet das Hermstedt-Modell. Es ist speziell für die Datenübertragungsmodi X.75 (64000 Bit/s) und V.110 (bis zu 38400 Bit/s) ausgelegt. Außerdem wird noch ein firmeneigenes Protokoll namens X.LEO unterstützt. Für knapp 800 DM stellt das Andante so eine direkte Verbindung zwischen Computer und ISDN-Netz her.

Das Andante gibt sich unkompliziert. Der komplette Befehlssatz samt Registern füllt nur eine Doppelseite des Handbuchs. Die Kommandos umfassen den Aufbau von Verbindungen zu anderen Systemen, die Annahme von eingehenden Anrufen und die Kommunikation zwischen dem Adapter und dem Rechner. Mit nur drei AT-Befehlen läßt sich eine Verbindung aufbauen. Der erste löst einen Reset aus, der zweite bestimmt die Dienstekennung bzw. das Protokoll, und der dritte wählt die Nummer an. Die anderen Funktionen sind entsprechend einfach zu steuern. Dadurch macht das Andante den Einstieg ins ISDN leicht, besonders Anrufe in ISDN-Mailboxen und bei Online-Diensten. Datex-J legte allerdings im Test nach dem Titelbildschirm sofort wieder auf. Bis jetzt ließ sich nicht klären, ob es für dieses Problem eine Lösung gibt.

Zunächst erscheint unverständlich, daß die serielle Schnittstelle des Adapters nur mit maximal 57600 Bit/s angesprochen werden kann. Doch Macintosh-Rechner, für die das Gerät konzipiert ist, bieten keine höheren Übertragungsraten. Die Datenrate von 64000 Bis/s bei X.75-Verbindungen kann also nicht voll ausgenutzt werden. Ebenfalls aus der Mac-Welt stammen die achtpoligen Mini-DIN-Stecker für die serielle Schnittstelle. Passende Schnittstellenkabel für den Anschluß an Sub-D-Buchsen (Belegung siehe Tabelle) sind nur schwer zu bekommen und teuer. Völlig an der Norm vorbei geht die Wahl einer Sub-D-Buchse für den Anschluß an den SO-Bus. Ein passendes Kabel wird natürlich mitgeliefert, aber hier stellt sich schon die Frage, ob es nicht auch die übliche RJ45-Buchse getan hätte, die auch nicht so leicht mit einem seriellen Port verwechselt werden kann.

Das Andante erkennt nach dem Einschalten automatisch die Baud-Rate, mit der es vom Computer angesteuert wird. Während des Betriebs läßt sie sich aber nur noch per Kommando verändern.

Das kann beim Wechsel des Protokolls notwendig werden, da das V.110-Protokoll nur mit max. 38400 Bis/s auf der seriellen Schnittstelle arbeitet. Nicht jede Software kommt mit diesem Wechselspiel zurecht. AT-Befehle dürfen beim Andante nicht, wie bei Modems üblich, verkettet werden. Da auch keine Konfigurationen im Adapter gespeichert werden können, muß nach jedem Reset die gesamte Konfiguration erneut durchgeführt werden. Programme, die nur zwei Befehle für Reset und Anwahl verarbeiten können, haben damit Schwierigkeiten.

Werksseitig wird das Andante mit einer Firmware für EuroISDN ausgeliefert. Die Umstellung auf nationales ISDN erfordert eine andere Firmware, die nur mit Hilfe der beiliegenden Mac-Software in den Adapter übertragen werden kann. Käufer, die keinen Mac zur Hand haben, müssen gegebenenfalls vom Händler die Umstellung vornehmen lassen. Dasselbe Problem tritt auf, wenn eine neue Version der Firmware zum Einsatz kommen soll. Die aktuelle Version machte jedoch einen ausgereiften Eindruck. Lediglich die Meldung „NO CARRIER“ stört, wenn bei der Anwahl kein freier B-Kanal zur Verfügung steht. Hier sollte das Gerät besser „BUSY“ melden.

Das Handbuch zum Andante vermittelt alle notwendigen Informationen zur Installation des Gerätes sowie über die Ansteuerung mit AT-Befehlen. Eine Reihe von Abbildungen macht den Inhalt verständlich. Auch eine Einführung in ISDN ist enthalten, orientiert sich aber an der mitgelieferten Mac-Software. ISDN-Einsteiger, die das Modem am ATARI „zu Fuß“ ansteuern müssen, brauchen vermutlich mehr Informationen.

Fazit

Die Schnittstellen der fremden Mac-Welt stellen kein unüberwindliches Hindernis dar, wenn das Andante am ATARI betrieben werden soll. Einige Einschränkungen muß man aber hinnehmen. Besonders praktisch ist das Gerät für alle, die sowohl ihren Mac als auch den ATARI ans ISDN anbinden wollen. Mit einem solchen ISDN-Adapter wie dem Andante kann man die verbreitete Einsteigerlösung aus TK-Anlage, Telefon und Modem zu einem kompletten ISDN-System ergänzen.

Mini-DIN8-Stecker (Pin-Belegung)

Adapterkabel 1 Mini-DIN8 männl. <- -> Sub-D weibl. Signal Mini DIN8 Sub-D 25pol. Sub-D 9pol. | RTS 1 4 7 CTS 2 5 8 TxD 3 2 3 GND 4 7 5 RxD 5 3 2

Mit einem passenden Adapter läßt sich auch Mac-Peripherie an der seriellen Schnittstelle eines ATARI betreiben.

ZyXEL Elite 2864ID

Das ZyXEL ist ISDN-Adapter, a/b-Schnittstelle und V.34-Modem in einem. Es deckt damit sämtliche Computeranwendungen ab und bietet zusätzlich eine Anschlußmöglichkeit für alte Analoggeräte. Zusammen mit einem Drucker kann es eingehende Faxe direkt ausdrucken, ohne daß ein Computer mithelfen muß. Und mit zusätzlichem RAM können die Faxe auch zwischengespeichert werden, bis der Computer sie abholt. Ein ISDN-Protokollanalysierer gewährt Einblick in die Vorgänge auf dem SO-Bus. Mit dem ZyXEL kommt also geballte Leistung auf den Computertisch, die mit knapp 1400 Mark allerdings auch ihren Preis hat.

Die internen Komponenten des ZyXEL werden durch eine Art Mini-TK-Anlage verwaltet. Sie ordnet ihnen Dienstekennungen zu und verwaltet jeweils eine Rufnummer pro Dienst, unter der er von außen angewählt werden kann. Auch die externe a/b-Schnittstelle wird mit einbezogen. Dem Anwendungsprogramm präsentiert sich das ZyXEL wie vier getrennte Geräte mit jeweils eigenem Befehls- und Registersatz. Mit einem speziellen Kommando kann man zwischen den Modi hin- und herschalten. Dies macht die Bedienung des komplexen Gerätes übersichtlicher und das interne Analogmodem kompatibel zu den Vorgängermodellen.

An der Vorderseite des eleganten Gehäuses geben drei LEDs Auskunft über den Status des Andante.
Hinten befinden sich neben dem Ein-/Ausschalter des Andante zwei serielle Ports, die ISDN-Buchse und ein Stecker für das mitgelieferte Steckernetzteil (von links nach rechts).
Das ZyXEL zeigt mit 21 LEDs an, was gerade in ihm vorgeht. An der rechten Seite sind zwei Klinkenbuchsen für den Anschluß eines Mikrofons und eines Boxenpaares vorhanden. Der Netzschalter ist in das externe Netzteil integriert.

Als ISDN-Adapter unterstützt das ZyXEL die Protokolle X.75 (64000 Bit/s), V.120 (64000 Bit/s) und V.110 (38400 Bit/s bzw. synchron 64000 Bit/s). Bei X.75 und V.120 kann mit Hilfe der Kanalbündelung die Datenrate verdoppelt werden. Dann werden beide B-Kanäle des ISDN-Anschlusses parallel zur Datenübertragung benutzt. Dafür rechnet die Telekom dann die doppelten Gebühren ab. Gebühren sparen kann man dadurch nicht, aber Zeit ist bekanntlich auch Geld. Trotz der umfangreichen Optionen ist das Gerät leicht zu bedienen. Nach einem Reset beschränken sich die Befehle für eine Verbindungsaufnahme auf die Auswahl des internen Gerätes, einer Dienstekennung und schließlich die Anwahl. ISDN-Verbindungen zu Mailboxen und Online-Diensten stellen das ZyXEL vor keine Probleme. Eine Ausnahme stellt auch hier das Datex-J dar. Während der Tests kam es immer wieder zu Verbindungsabbrüchen. Eine Lösung ließ sich bis zum Redaktionsschluß nicht finden.

Mit V.34, dem aktuellen Standard für analoge Modem-Connects, und den ZyXEL-eigenen Standards bis 19200 Bit/s kann der Modempart aufwarten. Außerdem unterstützter Faxmodi bis 14400 Bit/s und bietet Voice-Funktionen. Der Befehlssatz ist aufwärtskompatibel zu den Modems der „U-1496E“-Serie. Dementsprechend erfreulich verliefen auch die Tests mit verschiedenen Terminal-Programmen und Anwahlskripten. Das Faxprogramm QFax arbeitete genauso mit dem ZyXEL wie der Anrufbeantworter aus dem Terminal-Programm Connect.

Die a/b-Schnittstelle ist als Western-Buchse an der Rückseite des Gerätes herausgeführt. Unserem Gerät lag ein TAE-Kabel bei, das aber nicht zum Anschluß von analogen Endgeräten an die a/b-Schnittstelle geeignet war. Die Firma Riedlbauer liefert nach eigenen Angaben inzwischen einen NFN-Adapter mit jedem Gerät aus, mit dem es keine Anschlußprobleme mehr geben sollte.

Zum Anschluß an den Computer liegt ein 25poliges Sub-D-Kabel bei, das sich wahlweise für den Anschluß an einen seriellen oder einen parallelen Port verwenden läßt. Das ZyXEL verfügt über beide Schnittstellen. Leider gibt es für den ATARI noch keine Terminal-Programme, die die parallele Schnittstelle ansprechen können. Daher bietet es sich an, ein weiteres Feature auszunutzen. An den parallelen Port des ZyXEL kann nämlich auch ein Drucker angeschlossen werden,

um eingehende Faxe gleich auszudrucken. In bezug auf die Geschwindigkeit kann die serielle Schnittstelle durchaus mithalten, laut Dokumentation arbeitet sie mit bis zu 921600 Bit/s. Auch die Geschwindigkeiten 76800 und 153600 Bit/s werden unterstützt, die am „Modem 2“-Port des ATARI TT zurVerfügung stehen. So kommt es selbst bei Benutzung der Kanalbündelung nicht zum Datenstau.

Die Firmware des Testexemplars war für nationales ISDN ausgelegt. Zum Einspielen der EuroISDN-Firmware reicht ein beliebiges Terminal-Programm aus, das XMODEM-Uploads unterstützt. Die Prozedur kann im Fehlerfall beliebig oft wiederholt werden. Auch alle anderen Funktionen lassen sich unabhängig von bestimmter Hard-und Software steuern. In diesem Punkt ist das ZyXEL vorbildlich.

Leider weist die aktuelle Firmware noch eine Reihe von Bugs auf, die zumindest zum Teil sehr störend sein können. So meldet das ZyXEL „NO CARRIER", wenn bei der Anwahl kein B-Kanal mehr verfügbar ist. Mit „BUSY" wäre das Problem aber besser umschrieben. Bei einer Datenrate von 153600 Bit/s auf der seriellen Schnittstelle kamen wesentlich schlechtere Connects mit Analogmodems zustande. Und manchmal werden AT-Kommandos einfach ignoriert. Die Zuordnung von Rufnummern zu Diensten funktionierte nicht immer korrekt, das ZyXEL fühlte sich manchmal auch dann angesprochen, wenn ein anderes Gerät angewählt wurde. Die Firmware bedarf also noch einiger Zuwendung.

Unserem Testgerät lagen vier englische Handbücher bei. Das gewohnt gute und ausführliche Manual zur „U-1496“-Serie soll inzwischen in deutscher Sprache aus-geliefert werden. Ein weiteres Handbuch und eine Kurzreferenz beschreiben die Funktionen des analogen Elite-Modells. Besonders wichtig ist das Handbuch zu den ISDN-Erweiterungen. Installation und Konfiguration des ISDN-ZyXEL werden bis ins Detail beschrieben, allerdings in sehr komprimierter und technischer Form. ISDN-Einsteiger sind mit dieser Anleitung schnell überfordert und brauchen zusätzliche Lektüre oder die Hilfe eines Sachkundigen.

Die Anschlüsse an der Rückseite des ZyXEL sind beschriftet. Rechts neben der Stromversorgung sind die parallele und die serielle Schnittstelle übereinander angeordnet. Ganz rechts befindet sich eine Westernbuchse zum Anschluß an den SO-Bus und eine als a/b-Schnittstelle.

Fazit

Mit dem großen Funktionsumfang des ISDN-ZyXEL kann man sämtliche Varianten der Datenübertragung nutzen. Käufer, deren Modem den V.34-Standard noch nicht unterstützt, bekommen sozusagen ein entsprechendes Upgrade mitgeliefert. Zusammen mit einem ISDN-Telefon oder einem analogen Telefon an der a/b-Schnittstelle des ZyXEL steht eine komplette ISDN-Anlage zur Verfügung. Dadurch relativiert sich auch der hohe Preis des Gerätes zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die mitgelieferte, umfangreiche DOS- und Windows-Software kann ein zusätzlicher Kaufanreiz für Besitzer einer „DOSe“ sein.

ZyXEL Elite 2864ID Preis: 1368,- DM

Bezugsquelle:
Connect Service Riedlbauer Bischofstraße 82/89 47809 Krefeld

Andante

Preis: 799,25 DM (bis 30.11.1995, danach 989,- DM)

Bezugsquelle:

Hermstedt

Carl-Reuther-Straße 3 68305 Mannheim

ZyXEL Elite 2S64ID

Positiv:

ISDN-Adapter V.34-Modem und a/b-Schnittstelle in einem Gerät
viele nützliche Zusatzfunktionen

Negativ:

Firmware noch nicht ausgereift

Andante

Positiv:

einfacher Anschluß des Computers ans ISDN über die serielle Schnittstelle
einfache Bedienung

Negativ:

Anpassungen an die Mac-Welt beschränken den Betrieb am ATARI in bestimmten Punkten


Gabriel Schmidt
Aus: ST-Computer 12 / 1995, Seite 18

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