Wenn man sowieso einen Atari auf dem Schreibtisch stehen hat (im Pfarramt muß man nicht „industriekompatibel“ sein), und wenn es einem einfach keine Freude macht, ständig Texte abzuschreiben, die schon zigtausendmal abgeschrieben worden sind, und wenn man sowieso ständig mit Bibeltexten zu tun hat, ob es einen nun einfach nur so interessiert oder es beruflich bedingt zur Alltagsarbeit wird, und der Schreibtisch immerwährend mit Verwaltungskram vollgemüllt ist ...
Dann wird es Zeit, sich ein Bibelprogramm anzuschaffen, das einem die Bibeltexte, die man braucht, auf den Monitor holt, denn der ragt meist noch aus den Papierstapeln heraus. Ein solches Programm bietet die Firma A+O. Software mit BibelST.
BibelST läuft klaglos auf allen ATARl-Rechnern (inkl. Eagle und Medusa) und deren Alternativen (Janus/MagiC-Mac). Es ist ideal, wenn man für seine Bibelarbeiten die aktuellen Revisionen in verschiedenen Übersetzungen nebeneinander braucht, weil z.B. in ökumenischen Bibelseminaren mit Sicherheit zumindest die Luther-Bibel und die Einheitsübersetzung aufeinandertreffen und man erst einmal zeigen muß, daß da nicht etwa etwas ganz anderes drinsteht, sondern das inhaltlich Gleiche nur anders formuliert ist.
Das Handbuch ist „schön“ geschrieben und auch für diejenigen, die - wie ich - ausschließlich Anwender sind, leicht zu verstehen. Auch wer sonst noch nicht mit einem ATARI gearbeitet hat, wird sich hineinfinden; es macht Freude, ein solches Computerbuch zu lesen. Sätze wie: „Lieber User, leider läuft das Programm mit der von Ihnen gewählten Hardware-Kombination unter Ihrer Rechnerkonfiguration noch nicht, aber wir werden bereits in diesem Jahrtausend in unserem Hause beraten, ob wir in die Planung nehmen, das Problem zu bearbeiten “, wird man bei BibelST ebenso vergeblich suchen wie einen Verweis am Ende des Handbuches, der in etwa lautet: „Wenn beim Aufruf der xyz-Funktion im $brm-Fenster die Meldung „mrks im %grk-sektor“ auftaucht, braucht lediglich durch die Eingabe von $pfrt..."
Lediglich im Kapitel „Drucker-Treiber“ kommen wir in die Nähe des eben Karikierten; wobei auch hier anerkennend zu sagen ist, daß Bartel im Begleittext dazu userfreundlich und wirklich verständlich erklärt, worum es geht.
Wem die Anpassung von Konfigurationstabellen noch unsympathischer ist als mir, der wird dennoch in der Anwendung nicht eingeschränkt, da die Übernahme von beliebigen Textabschnitten in die eigene Textverarbeitung in „Dateiformate einstellen“ so beschrieben ist, daß es nun wirklich für niemand Probleme geben dürfte; damit sind ja dann alle Schwierigkeiten der Textausgabe auf einen Drucker umgangen.
Im übrigen werden die Möglichkeiten, die das Programm bietet, eingänglich beschrieben. Das Handbuch lädt geradezu dazu ein, einmal ein paar Dinge auszuprobieren, an deren Möglichkeiten man mit einer Papierbibel in der Hand so nie gedacht hätte.
Um mit BibelST arbeiten zu können, müssen die Bibel-Dateien auf die Festplatte kopiert werden, und die brauchen dort nicht nur Platz (ca. 8MB pro Bibel), sondern es dauert eben ein Weilchen; das Installationsprogramm erledigt dies. Wer die Urtexte verwenden möchte, muß dann allerdings noch die Zeichensätze im GDOS installieren; aber auch das ist mit der Anleitung ohne größere Verrenkungen zu schaffen.
... interessiert zunächst einmal die Suchgeschwindigkeit. Dabei geht es weniger um Millisekundenmesserei als vielmehr um die Tatsache, ob es mit BibelST schneller und einfacher geht als von Hand. Deshalb überlege ich mir, einmal nach der „Krone des Lebens“ in der Lutherbibel zu suchen, von der ich weiß, daß sie in der Offenbarung 2,10 steht. Als Suchbereich gebe ich die ganze Bibel an, beginnend bei 1. Mose 1,1, nehme die Bibel in die Hand, drücke die Return-Taste und muß mich bereits, bevor es mir gelungen ist, auch nur in die Nähe der Offenbarung zu blättern, von BibelST belehren lassen, daß die „Krone des Lebens“ bereits in Jakobus 1,12 vorkommt. Einen Return-Druck später sind wir in der Offenbarung; die Papierbibel habe ich weggelegt.
In ebensolcher Geschwindigkeit bietet das Programm alles, was man so braucht, egal ob man nun für eine thematische Bibelarbeit erst einmal alle in Frage kommenden Stellen sichten möchte, um daraus ein Register zu erstellen, in dem bereits die Bibelstellen mit ihrem ganzen Text eingetragen sind, oder ob man eben mal den Inhalt der Verweisstellen, die bei Bartel Parallelstellen genannt werden, nachsehen möchte. Ebenso kann man sich direkt Notizen machen, eventuell die Ergebnisse eigener Übersetzungsarbeit festhalten oder verschiedene Bibelübersetzungen miteinander vergleichen. Das alles und noch viel mehr geht, und es geht handlich, sobald man sich in die Arbeitsweise des Programmes eingefunden hat.
... oder auch: es gibt kein Paradies ohne Schlange, hier in Form des Rattenschwanzes der Folgekosten, denn mit dem Programm alleine ist es ja nicht getan, man braucht ja auch die Bibeldateien, und das läppert sich dann doch ganz schön zusammen. Dies allerdings ist weniger ein Vorwurf an den Programmhersteller als an die Bibelgesellschaften, die mit ihren Gebühren nicht gerade zimperlich umgehen und für viel Geld „Rohmaterial“ liefern, das erst mühsam aufbereitet werden muß. Wer einmal den Luther-ASCII-Text gesehen hat, weiß, was ich meine.
Nur - es bleibt eben unter eingangs beschriebenen Anforderungen nichts anderes, als diesen Wurm zu akzeptieren, denn die Uraltrevision einer Bibel nützt mir ebensowenig wie der anglikanischste aller englischen Texte, auch wenn sie noch so PD sind. Die könnte man allenfalls, genügend Platz auf der Festplatte vorausgesetzt, nebenher laufen lassen, doch wozu?
Spätestens aber, wenn die Hebraica lieferbar ist, hätte ich doch gerne auch die alte Elberfelder - wer im Pfarramt noch hin und wieder selber übersetzt, weiß schon, wdzu.
Die Anschaffung von NTG, BHS und LXX, die übrigens in der Alexandrinus- und der Sinaiticus-Variante vorliegen, allerdings ohne Apparat (man muß es ja auch nicht unbedingt auf die Spitze treiben), hängt sicher davon ab, wie intensiv sie genutzt werden. Mir ist es jedenfalls ganz angenehm, bei Übersetzungsverknotungen der einen oder anderen Bibelstelle einfach nachsehen zu können, was da wirklich steht.
... ist BibelST sicherlich uneingeschränkt für alle, die sich gerne mit der Bibel beschäftigen. Wer beruflich oder „ehrenamtlich“ Bibelarbeit betreibt und einen Atari hat, kommt eigentlich nicht daran vorbei, wenn er sich seine Arbeit erleichtern will: Religionslehrer, Predigthelfer, Presbyter, Kindergottesdienstmitarbeiter ... Doch eigentlich unentbehrlich ist es zusammen mit den Urtexten für Leute, die die alten Sprachen beherrschen: Theologiestudenten, Pfarrer und Geisteswissenschaftler, für jeden, der mit den alten Sprachen zurechtkommt und der mit der Bibel im Urtext arbeiten will.
Pfr. Hans-Dieter Brenner, Evangelische Kirchengemeinde St. Goar
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