PixArt 3.0

Dank steter Weiterentwicklung seitens des Berliner Softwarehauses Crazy Bits ist nun die Version 3 des „ultimativen Farbgrafikprogramms" erhältlich, welche über einige nennenswerte neue Funktionen verfügt.

Die uneingeschränkte Lauffähigkeit unter dem alternativen Betriebssystem MagiCMac stellt sicher, daß PixArt 3 auf eine langfristig gesicherte Hardware-Plattform blicken kann.

RixArt 3 wurde getestet unter MagiC auf TT und EAGLE030 wie auf dem AWS95 unter MagiCMac. Auf allen Plattformen lief das Programm sehr stabil und überzeugte - besonders natürlich auf der Apple Hardware mit 040er Prozessor-durch seine durchweg sehr hohe Arbeitsgeschwindigkeit.

Bei PixArt 3 handelt es sich um ein modernes, pixelorientiertes Zeichenprogramm, welches in sämtlichen Farbtiefen zu arbeiten vermag und daher von der Erstellung einfacher schwarzweißer Strichzeichnungen bis hin zur Bearbeitung von TrueColor-Bildern eingesetzt werden kann. Dank hervorragender Dither-Algorithmen ist PixArt in der Lage, Bilder beliebiger Farbtiefe in jeder Auflösung einzulesen. Beim Arbeiten mit PixArt ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Farben der aktuellen Bildschirmauflösung von entscheidender Bedeutung; und genau hier verbirgt sich auch ein - meiner Meinung nach - arger, prinzipieller Fehler von PixArt: Da beim Laden eines Bildes dieses automatisch in die aktuelle Farbtiefe umgewandelt wird, ist es leider nicht möglich, z.B. TrueColor-Bilder in einer 256-Farben-Auflösung zu bearbeiten und hinterher wieder als TrueColor-Bilder abzuspeichern; ebenso können in einer Farbauflösung keine monochromen Images bearbeitet werden, ohne daß sie automatisch in ein (speicherintensiveres) Farbformat konvertiert werden. Eine solche Konvertierung hat meiner Meinung nach explizit auf Wunsch des Anwenders zu erfolgen, keinesfalls aber automatisch! PixArt 3 ist übrigens in der Lage, die Bildformate TIF, (X)IMG, ESM, GIF, BMP, TGA, IFF, PCX u.a. sowohl zu lesen als auch zu speichern.

Die modular aufgebaute Oberfläche von PixArt erinnert etwas an die von Calamus. Über die ersten fünf Icons in der Modulzeile lassen sich fünf 'Sub-module' aufrufen. Während das erste die Werkzeuge zur Bildbearbeitung enthält, dient das zweite der Parametrisierung der Zeichenfunktionen. Das dritte Modul widmet sich ausführlich den sehr umfangreichen Blockfunktionen, während sich in den beiden letzten Modulen die Text- und Spezialfunk-tionen befinden; letztere zur Ansteuerung externer Geräte wie Grafiktablett und Scanner, wobei letztere über GDPS-Treiber in PixArt eingebunden werden. Fünf weitere Icons in der Modulzeile dienen der Vergrößerung bzw. Verkleinerung der Bildschirmdarstellung, wobei in jedem Modus alle Werkzeuge von PixArt zur Verfügung stehen!

Von Pfaden und Medien ...

Crazy Bits spendierte PixArt 3'ein neues, sehr flexibles Zeichenkonzept, welches interessante Kombinationen der einzelnen Zeichenfunktionen ermöglicht. So existiert nun eine konsequente Trennung von Zeichenpfaden, gefüllten Objekten, Werkzeugen und sog. 'Medien', wobei das Medium bestimmt, womit ein Werkzeug zeichnen soll. Als Medien stehen Farbe, Farbverlauf und Teil-Undo zur Verfügung. Um mit einer bestimmten .Funktion' zu zeichnen, sind nun in der Regel drei Dinge festzulegen: derPfad, das Werkzeug und das Medium. Möchte man z. B. mit der Sprühdose einfach nur in einer ganz bestimmten Farbe malen, muß für den Pfad 'Freihand', für das Werkzeug 'Sprühdose' und für das Medium 'Farbe' eingestellt werden. Das hört sich zunächst kompliziert an, hat sich aber beim Arbeiten -nach einer kurzen Eingewöhnungszeit - bestens bewährt. So läßt sich beispielsweise über das Icon .Zauberstift' - einem neuen Zeichenmedium von PixArt 3 - in Kombination mit beliebigen Werkzeugen ein sehr flexibles Teil-Undo realisieren. So kann z.B. ein zunächst rechteckig eingefügter Block nachträglich mit dem Sprühdosenwerkzeug sanft freigestellt bzw. in den Hintergrund eingebunden werden. Die Werkzeugleiste stellt folgende Werkzeug-Pfade zur Verfügung: (Frei-hand-)Linien, Polygonzüge, (gefüllte) Rechtecke, Kreise, Bezierkurven etc. An Zeichenwerkzeugen bietet PixArt Stift, Sprühdose, Pinsel, Kreide, Wasser und Radiergummi. Hierzu muß jedoch gesagt werden, daß sich die -eher aus EBV-Programmen bekannten -Werkzeuge Wasser, Kreide und auch die Sprühdose in PixArt für ,echte'

EBV-Aufgaben aufgrund ihrer 'pixeligen' Wirkung weniger eignen. Auch hieraus wird erkennbar, daß sich PIXART eher als reinrassiges Zeichenprogramm versteht, weniger jedoch als EBV-Soft-ware zur Bearbeitung von Fotos geeignet ist. Die .Bearbeitung' von True-Color-Bildern beschränkt sich daher in erster Linie auf globale Funktionen wie z. B. Helligkeits-und Kontraständerungen oder Blockoperationen. Von letzteren hat das Programm jedoch eine Menge zu bieten: Neben den normalen Cut-, Copy-, Paste- (Ausschneiden, Kopieren, Einfügen) und Skalier-Funk-tionen seien hier noch Möglichkeiten zum Drehen, Verzerren und Projizieren auf 3D-Objekte und (teilweise frei einstellbare) Gitterstrukturen genannt! Selbstdefinierte Blockgitter lassen sich natürlich laden und speichern. Sämtliche Blockmanipulationen finden in einem eigenen GEM-Fenster statt, aus dem der bearbeitete Block dann deckend oder transparent in das Zielbild eingefügt werden kann. Da PixArt 3 einen (weißen) Bildhintergrund auf Wunsch transparent schalten kann, ist es möglich, einen z.B. mit der Sprühdose an den Rändern bearbeiteten Block relativ weich in ein Zielbild einzukopieren.

Sämtliche Werkzeuge lassen sich bzgl. Größe, Intensität etc. in einem neu geschaffenen Dialog komfortabel parametrisieren. Während die Werkzeuge wahlweise auch über ein frei konfigurierbares Pop-up-Menü abrufbar sind, wurden andere Funktionen wie z.B. die Wahl von Stiftgröße und Zeichenfarbe als nichtmodale Dialoge in Fenster gelegt. Somit können diese ständig auf der Arbeitsoberfläche liegen bleiben und ermöglichen dadurch ein sehr zügiges Arbeiten, zumal sie auch im Hintergrund bedienbar sind und nicht zuerst ,getoppt' werden müssen.

Alles paletti

Das Arbeiten mit Farbpaletten wurde in der aktuellen PixArt-Version weiter optimiert. So lassen sich jetzt auch eigene Farbpaletten generieren bzw. aktuelle Paletten komfortabel bearbeiten. Einzelne Farben oder auch Helligkeit und Kontrast der gesamten Palette können auf einfache Art geändert werden. Farben lassen sich mittels 'drag & drop' kopieren und vertauschen; auch ein Palettenverlauf läßt sich erzeugen. Zum Generieren von ,echten' Farbverläufen hingegen spendierten die ,Crazy Bits' PixArt ein eigenes Fenster, in dem lineare und radiale Verläufe mit beliebigem Verlaufswinkel bzw. beliebigem Mittelpunkt definiert werden können. In einem Vorschau-Fenster läßt sich das Ergebnis im voraus betrachten, wobei sich der Verlauf auch über mehrere Farben erstrecken kann!

Auch die Lupenfunktion verdient besondere Erwähnung: Der zu vergrö-. ßernde bzw. (bei übergroßen Bildern) zu verkleinernde Bildausschnitt wird nach Aufrufen der Lupenfunktion in einem eigenen GEM-Fenster dargestellt, in welchem sämtliche Zeichenfunktionen wie in der l:l-Darstellung angewendet werden können! Das Arbeiten sowohl in der Lupe wie auch in der Normaldarstellung erfolgt dabei in erstaunlicher Geschwindigkeit. Bei Bedarf schaltet der Benutzer in den sog. 'Fullscreen'-Modus, in dem das Bild die gesamte Bildschirmfläche einnimmt, wobei PIXART das Bild automatisch weiterscrollt, wenn beim Zeichnen der Bildschirmrand erreicht wird.

PixArt macht Druck

Ein weiteres Highlight von PixArt sind die Druckfunktionen. Mittels Gradationskurve und diverser Rasterverfahren lassen sich Bilder an das Ausgabegerät anpassen sowie bei Bedarf frei positionieren oder in 90°-Schritten rotieren; auch ein Hoch-Zoomen bis zur Größe DI N AO ist möglich, wobei das Bild dann automatisch auf mehrere Seiten verteilt wird. Beim Einsatz eines Farbdruckers ist es sogar möglich, für jeden einzelnen Farbauszug die Gradationskurve zu beeinflussen! Ein hilfreiches Feature ist auch die Preview-Funktion: bereits vor der Ausgabe auf den Drucker läßt sich das fertig gerasterte Bild auf dem Bildschirm begutachten, leider jedoch nur für Schwarzweißausdrucke. Mit ein bißchen Erfahrung läßt sich auf diese Art die Qualität eines Ausdrucks bereits im voraus beurteilen, wodurch Fehldrucke vermieden werden können. Wertrotz dieses mannigfaltigen Angebots an Ausgabeoptimierungen seinem Drucker noch immer nichts Vernünftiges zu entlocken vermag, ist wirklich selberschuld! Selbstverständlich beherrscht PixArt auch den Ausdruck über GDOS-Treiber.

Auch die Textfunktionen wurden in der aktuellen Version weiter ausgebaut: Mit NVDI 3 bzw. SpeedoGDOS ist PixArt in der Lage, neben den antiquierten Signum!2-Fonts auch Spee-do- bzw. TrueType-Vektor-Fonts zur Beschriftung der Grafiken heranzuziehen. Hierdurch sind Texte in fast beliebiger Größe möglich.

Handbuch?

Zum Lieferumfang gehört neben der Programmdiskette ein gut SOseitiges Handbuch im DIN-A5-Format, welches in gefälligem Layout daherkommt. Trennfehler habe ich übrigens keine entdecken können, Trennungen jedoch auch nicht; nun gut... Etwas eigenwillig hingegen erscheint mir die Unterteilung des Handbuches: Die ersten 12 Seiten enthalten Einleitung, Systemanforderung, Lieferumfang, Installation, Bedienkonzept und Tips und Tricks. Hieran schließt sich ein 65 Seiten starkes, alphabetisch sortiertes .Lexikon' an, in dem jede Funktion bzw. jedes Werkzeug von PixArt erläutert wird. Zum einen erschweren hierbei viele Querverweise ein zügiges Abrufen von Informationen, zum anderen ist es manchmal sogar unmöglich, auf Anhieb ein Stichwort zu finden. Als ich z. B. nähere Informationen über Schriftformate suchte, schlug ich unter 'Z'eichensätze' nach: kein Eintrag; ebenso beim zweiten Versuch mit 'S'chriften. Fündig wurde ich schließlich unter 'F'onts ... Nichts gegen ein Lexikon, jedoch bitte nur zusätzlich zu einem .normalen' Handbuch! Nur gut, daß sich PixArt dem Anwender tatsächlich größtenteils von selbst erschließt...

Zu guter Letzt

Crazy Bits bietet PixArt im Bündle mit dem Mustek Paragon-Scanner (999,- DM), dem Wacom ArtPad (555- DM), dem EasyPainter-Grafiktablett (366,- DM) sowie in einer sehr preiswerten Schwarzweißversion (99,- DM) an. In der Farbversion kostet PixArt einzeln 198 DM. Zwar vermag PixArt die Fähigkeiten eines drucksensitiven Grafiktabletts nicht völlig auszureizen; für Illustrationen und freies Zeichnen jedoch sind die Features zur drucksensitiven Variation von Größe und Intensität der Zeichenwerkzeuge mehr als ausreichend. PixArt ist halt keine EBV-Software, sondern einfach ein universell einsetzbares Pixel-Grafik-Zeichenprogramm; nicht mehr und nicht weniger. PixArt-das ultimative Farbgrafikprogramm? Fast.

MF Positiv:
hohe Geschwindigkeit
Werkzeuge sind auch in der Lupe einsetzbar
ungewöhnliche Blockfunktionen

Negativ:
unflexible Bildbearbeitungsmodi
Handbuch verbesserungsbedürftig



Aus: ST-Computer 10 / 1995, Seite 104

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