What's Going On, ATARI? Neuigkeiten aus den USA

ATARI ist mittlerweile auf etwa 120 Mitarbeiter geschrumpft, die zumeist im ATARI-Headquarter in Sunnyvale (Kalifornien) zu finden sind. Dennoch tut sich derzeit einiges im "Sunshine-State".

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Drei Tage lang öffneten sich die Tore für das Fachpublikum aus der Unterhaltungselekronikbranche in Los Angeles. Auch ATARI war mit von der Partie und zeigte einige Neuheiten für den Jaguar, um damit seine Präsenz im hart umkämpften Spielekonsolenmarkt zu festigen. Im Schatten der riesigen Stände von Sega und Sony stieß man dann auch auf den in Jaguar-Schwarz/Rot gehaltenen ATARI-Stand.

Der VR-Headset

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Zum ersten Mal wurde der in England entwickelte VR-Helm der Öffentlichkeit vorgeführt. Die zwei Podeste, auf denen das VR-Headset getestet werden konnte, waren ein Publikumsmagnet und immer von langen Warteschlangen umgeben. Das vorgeführte Headset entsprach noch nicht dem endgültigen ATARI-Design, und auch das präsentierte Spiel kam noch von einem PC anstatt vom Jaguar. Doch im Inneren des Stands war auch schon ein fertiges ATARI-Headset in Aktion zu sehen, das direkt an den Jaguar angeschlossen war. Die Kopfbewegungen werden von einem futuristisch aussehenden Gerät erfaßt, welches man direkt vor sich plaziert. Das Tracking und die Optik waren subjektiv sehr gut und vermittelten einen sehr realistischen, räumlichen Eindruck. Zu dem angestrebten Preis von $300 wird das Headset auf jeden Fall ein Knüller. Ver- kaufsstart soll Anfang nächsten Jahres sein.

Neue Spiele

An vier größeren Einheiten wurden "The Realm Fighter", "Rayman", "White Man Can't Jump" und "Ultra Vortex" vorge- führt. "Rayman" war in einer fertigen Version zu sehen, die im Juni für den Jaguar auf den Markt gekommen sein soll. Die Versionen für den Sega Saturn und die Sony Playstation folgen erst im Herbst!

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"White Man Can't Jump" ist eine Streetball-Simulation, die mit bis zu 4 Spielern gleichzeitig gespielt werden kann. Der benötigte Adapter ist bei ATARI erhältlich und wird dem Spiel beigelegt. Das Spiel selbst überzeugte durch die gute Spielbarkeit, wenn auch im 4-Spieler-Modus die Geschwindigkeit etwas nachließ. Von "The Realm Fighter" war nur eine Demo zu sehen, die allerdings einen sehr guten Eindruck hinterließ. Das Spiel wurde entwickelt und besetzt mit einem Großteil der Kampfsportgrößen von Mortal Kombat III und braucht sich deshalb nicht hinter diesen Spielen zu verstecken.

"Ultra Vortex" war ebenfalls in einer spielbaren Version zu bewundern. Zusammen mit dem neuen Joypad (6 Feuerknöpfe) konnte man Ultra Vortex testen. Auffallend waren die detaillierte Grafik, aber auch der hohe Schwierigkeitsgrad des Spiels.

Über den restlichen Stand verteilt waren viele Jaguaraussteller mit bekannten Spielen, Demos und auch Spielen, die noch in der Entwicklung sind: "Fight For Live" steht kurz vor der Fertigstellung und wurde in vielen Punkten verbessert: Detailliertere Charaktere mit viel Texturemapping, weicheren Bewegungen und einer Framerate von 23-25 Bildern pro Sekunde. Auf Gouraudshading bei den Kämpfern wurde leider verzichtet.

"Defender 2000":Jeff Minter selbst führte sein neuestes Projekt vor. Fertig ist das original Defender und fast fertig die Defender-Plus-Version. Defender Plus macht jetzt schon Riesenspaß, und man kann erwarten, daß Defender 2000 wieder ein richtiger Knüller wird.

"Burn Out": Eine sehr schnelle Motorradsimulation (60 Bilder pro Sekunde) als Modul, das auch einen 2-Spieler-Modus mit gesplittetem Bildschirm bietet. Das Spiel macht außerdem durch den sehr guten Soundtrack auf sich aufmerksam und ist derzeit schon in Produktion.

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Jaguar-CD-ROM

Das immer noch nicht veröffentlichte CD-ROM war ebenfalls zu sehen. Der Erscheinungstermin wurde auf Ende August verschoben. Zu sehen waren u.a Demos und Vorabversionen von "Soulstar", "Primal Rage", "Dragons Lair", "Myst" und "Highlander".
Weiches Spiel dem CD-ROM beigepackt wird, steht noch nicht fest. Neben "BlueLightning" kommt auch noch "VIP Grid" in Frage. "VIP Grid" ist ein Puzzlespiel, bei dem man ein in gleich große Quadrate unterteiltes Musikvideo zusammenbauen muß. Es demonstriert die Fähigkeit des Jaguars, Fullscreen-CinePak-Videos mit Sound in CD-Qualität abzuspielen und in Echtzeit zu manipulieren.
ATARI hat den richtigen Zeitpunkt gewählt, um das VR-Headset der Öffentlichkeit zu präsentieren und so nicht ganz im Schatten der Konkurrenz zu verschwinden. Auch die große Anzahl der präsentierten Spiele hinterließ eine positiven Eindruck, obwohl die meisten Produkte noch nicht fertiggestellt sind. Doch "Klappern" gehört gerade in den USA zum Geschäft.

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Annual Meeting

Wie jedes Jahr fand wieder das Aktionärstreffen in Sunnyvale statt. Vor einem großen Teil der Belegschaft, aber auch einigen Aktionären, beleuchtete Sam Tramiel das Jahr 1994 und die weitere Strategie für das kommende Jahr. Er mußte eingestehen, daß die Verkaufszahlen des Jaguars nicht ganz den Erwartungen entsprachen. Als Gründe hierfür nannte er den Mangel an Software und den hohen Endkundenpreis. Auch habe man anfänglich die Entwicklungszeit für Jaguarspiele unterschätzt. Um den Problemen entgegenzuwirken, werde sich ATARI in naher Zukunft personell verstärken, sich mehr auf die Software konzentrieren und die Spieleentwickler besser unterstützen. Des weiteren wurde der Endkundenpreis für den Jaguar schon Ende März auf $159 gesenkt. Er wies darauf hin, daß sich die Videospielbranche derzeit im Umbruch befinde und daß die Kunden im Moment nur zögerlich kauften. ATARI habe nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Einstiegspreises aber eine gute Chance im Markt, eine gewichtige Rolle zu spielen. Eine der weniger erfreulichen Neuigkeiten war, daß ATARI nun offiziell aus dem Computergeschäft ausgestiegen ist. Bislang wurde ja keine eindeutige Aussage zu diesem Thema gemacht. Dafür wird ATARI in den PC-Software-Bereich einsteigen und eine Reihe von Jaguartiteln für PCs auf den Markt bringen. Der erste Titel wird "Tempest 2000" sein. Zum Abschluß des Meetings wurden einige Werbespots und in Entwicklung befindliche Software-Titel gezeigt, u.a."Blue Lightning", "Highlander" und "Varunas Forces" für das CD-ROM. Man wird sehen, ob die Rechnung für ATARI aufgeht. In der Computerbranche wird man wohl für die nächste Zeit auf ATARI-Produkte verzichten müssen. Doch gerade in Deutschland werden durch die große Anzahl der ATARI-User und -Entwickler die TOS-Rechner insbesondere durch die Chance mit MagiCMac noch lange nicht aussterben.


Andreas Binner
Aus: ST-Computer 09 / 1995, Seite 16

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