Laserdrucker: 600-dpi-Laserdrucker im Test

Vor einiger Zeit noch wurde sie als Option für die Perfektionisten abgetan, die eh immer alles haben müssen. Mittlerweile aber etabliert sie sich als kommender Standard. Die Rede ist von der Druckauflösung: 600 dpi sind bei Laserdruckern voll im Kommen. Wir testeten fünf Geräte dieser neuen Klasse.

Der Brother HL-660, der Hewlett-Packard LaserJet 4 Plus, der Lexmark 4039 10plus, der Mannesmann Tally T9008 und der Olivetti PG 508 mußten sich unserem Testteam zur Begutachtung stellen.

Leider gelang es uns nicht, kurz nach der CeBIT aller Neuerscheinungen habhaft zu werden. So blieben z.B. der neue Hewlett-Packard LaserJet 5P und der NEC Superscript 660i auf unserem Wunschzettel ohne ein bestätigendes Häkchen. Wir werden Ihnen sobald wie möglich Berichte über diese Maschinen nachliefern.

Warum aber sollte man für 600 dpi Geld ausgeben, wenn doch die Laserdrucker mit 300 dpi und Kantenglättung auch schon Beachtenswertes liefern? Die Antwort ist ganz einfach: 600 dpi mit Kantenglättung läßt diese neue Druckergeneration eine sehr saubere Schriftdarstellung erzeugen, die man für Broschüren, Berichte etc. durchaus als druckreif bezeichnen kann. Zudem schafft die erhöhte Auflösung eine wesentlich bessere Grafikdarstellung mit mehr Graustufen und höherer Schärfe.

Überraschung

Unser Test führte zu Ergebnissen, die durchaus als unerwartet bezeichnet werden können. So sind die Unterschiede in der Druckquaiität der verschiedenen Maschinen fast nicht mehr wahrnehmbar. Auch das Papier-Handling, die Wartung der Geräte und die Software-Ansteuerung bieten kaum noch Problemstellungen. So kann man heute praktisch von „plug & play“ reden, wenn es um den Anschluß eines Laserdruckers geht.

Einzige Bedingung dabei: Kompatibel zu PCL5, der Ansteuerungsart des Hewlett-Packard LaserJet 4, muß das neue Gerät sein - dann findet sich für jedes gängige Programm auch ein Treiber. Und natürlich auch ein GDOS-Treiber fürs NVDI.

Probleme mit ihrem serienmäßigen Speicherausbau jedoch haben alle unsere Kandidaten: Alle Drucker wurden lediglich mit 2MB ausgeliefert. Somit ist eine DIN-A4-Seite voller Grafik völlige Illusion, denn dafür sind rund 4 MB nutzbaren Speichers notwendig. Genau darin bestehen denn auch deutliche Unterschiede. Wieviel Speicher tatsächlich für die Druckdaten zur Verfügung steht, ist nämlich von Gerät zu Gerät verschieden.

So drucken der Lexmark und der Brother unser Calamus-Testdokument (1,4 MB) mit einem Speicherausbau von 2 MB klaglos aus, während der HP, der Mannesmann und der Olivetti daran scheitern und von sich aus eine geringere Auflösung wählen, um das Bild „irgendwie“ zu Papier zu bringen. Wer also Grafiken in seine Dokumente einbaut, sollte in die Investition für den Drucker gleich den Erwerb von 4 zusätzlichen MB Speicher einkalkulieren. Dazu kann ein Standard-SIM-Modul verwendet werden.

Testmethoden

Neben den bekannten Testmethoden, die das Druckertestprogramm der ST-Computer zur Verfügung stellt, testeten wir die Praxisgeschwindigkeit der Drucker anhand eines Calamus-Testdokumentes. Dieses Dokument wird über den HP-LaserJet-4-Treiber des Calamus SL gedruckt und übermittelt ca. 1,4 MB Druckdaten zum Ausgabegerät. Wir haben nur die reine Übertragungszeit gestoppt, die mit dem Ausdruck der Seite endet.

Daneben haben wir die reine Übertragungsgeschwindigkeit ermittelt, die die parallele Rechner-Drucker-Verbindung erreicht. Dieser Wert ist nicht uninteressant -gerade wenn man bedenkt, daß, bedingt durch die hohe Auflösung, ja das Vierfache an Datenmengen gegenüber einem 300-dpi-Drucker über die Schnittstelle „ge-beamt“ werden muß.

Allerdings stellten wir fest, daß von einigen Druckern die maximale Rate von ca. 80 KB/s erreicht wird. Mehr ist einfach mit einem TT als Ausgabegerät nicht machbar - also auch hier Überraschendes. Denn noch vor kurzem war es durchaus üblich, Drucker anzubieten, die langsame Parallelschnittstellen besaßen. Die Ergebnisse der Geschwindigkeitstests finden Sie in der entsprechenden Tabelle.

Die Druckqualität haben wir anhand des Ausdrucks unseres neuen Testbildes beurteilt. Neben diesem Bildgesamteindruck fanden aber auch die Wiedergabequalität eines linearen Graukeils und von grafischer Schrift sowie von den eingebauten Schriften des Druckers Beachtung. Einen Ausschnitt des Testbildes mit dem Graukeil finden Sie zu jedem der getesteten Geräte abgebildet.

Beim Brother sind Entwicklungseinheit und Toner-Behälter jederzeit einzeln zu wechseln.
Einmal montiert, läßt sich beim Olivetti der Toner-Behälter nur fürs Foto von der Entwicklungseinheit trennen.
Das Papier kann beim Lexmark (fast) ungekrümmt den Drucker durchlaufen.
Durch diese Klappe im Heck des Mannesmann verläßt das Papier den Drucker nahezu ungekrümmt.

Preisfrage

Daß Drucken mit sogenannten Desk-top-Druckern (wie die Tintenstrahler- und Laser-Zunft ja gern genannt wird) kein billiges Vergnügen mehr ist, ist kein Geheimnis. Und so mancher wird sich bei der Preisanfrage für die Bildtrommel in die Nadeldruckerzeiten zurückversetzt wünschen. Denn damals war Verbrauchsmaterial zu kaufen um rund den Faktor 10 preiswerter. Aber Qualität hat ihren Preis. Und genau den wollten wir für Sie ermitteln, um Ihnen eine optimale Entscheidungsgrundlage zu schaffen.

Zunächst mal gibt es verschiedene Wege, das Verbrauchsgut Nummer eins, den Toner, zuzuführen:

  1. Toner und Entwicklungseinheit sind vollständig voneinander getrennt (wie beim Brother).
  2. Der Toner wird auf der Entwicklungseinheit montiert und ist dann bis zum endgültigen Verbrauch nicht mehr davon zu trennen (Mannesmann Tally, Olivetti).
  3. Toner und Entwicklungseinheit sind zu einer Einheit (Kartusche) zusammengefaßt. (Hewlett-Packard, Lexmark).

Die Vorteile der ersten Methode: Man kann jederzeit bei Bedarf das entsprechende Teil wechseln. Die Nachteile: Eine aufwendige Konstruktion läßt den Zusammenbau zur Bastelei werden. Die Gefahr, Toner zu verschütten und dabei sich und den Drucker zu verschmutzen, ist nicht ausgeschlossen.

Übersichtlich und komfortabel: Das Bedienfeld des Lexmark

Die Vorteile der zweiten Methode: Wenn die Entwicklungseinheit eine hohe Lebensdauer besitzt, ergeben sich geringe Kosten durch einfache Toner-Behälter. Der Nachteil: wurde gerade Toner gewechselt und geht dann die Einheit kaputt, ist der Toner weg! Auch hier ist der Wechsel nicht ganz einfach.

Die Vorteile der dritten Methode: Sehr einfacher Wechsel des Verbrauchsmaterials. Die Nachteile: hohe Kosten nach kurzer Zeit, die Entwicklungseinheit muß getauscht werden, wenn der Toner verbraucht ist (auch wenn sie dann noch nicht verschlissen ist).

Bei der Berechnung des Seitenpreises müssen wir uns auf die Angabe des Tonerverbrauchs stützen, die die Hersteller machten (z.B. Toner reicht für 5000 Blatt). Dabei ist es allerdings fraglich, ob auch im normalen Druckalltag diese Druckleistung überhaupt erreicht werden kann. Denn diese Angaben gehen immer vom Grauertbrief (5% Schwärzung) aus.

Neben dem Toner sind dann nach einer (ebenfalls vom Hersteller angegebenen) Anzahl von Seiten die Entwicklungseinheiten (Bildtrommel) verschlissen. Sie gehen ebenfalls in den Seitenpreis mit ein. Genauso wie die Maschine selbst. Denn auch sie hat nur eine begrenzte Lebenserwartung, die von einigen Herstellern ebenfalls als Seitenanzahl angegeben wird. Bei HP und Lexmark konnten wir lediglich die maximale monatliche Druckbelastung in Erfahrung bringen. Wir sind dann von einer Lebenserwartung von zwei Jahren ausgegangen. Das entspricht der kürzesten Abschreibungsfrist für solche Geräte. Bei der angegebenen Belastung muß man dann vermutlich auch vom Ableben der Maschine ausgehen.

Lexmark demonstriert hier, daß sich das Papier auch ohne übermäßige Krümmung durch den Drucker führen läßt.

Fazit

Alle von uns getesteten Geräte liefern durchweg eine sehr gute Qualität ab. Man muß Nuancen beurteilen, was nur im unmittelbaren Vergleich gelingt. Das bedeutet letztendlich, daß der Anwender diese Unterschiede nicht wird feststellen können. Lediglich das Brother-Gerät fällt vom hohen Qualitätsstandard leicht ab.

Was das Geld betrifft, so bewahrheitet sich die Regel einmal wieder, daß der niedrige Anschaffungspreis noch längst nichts über die tatsächlichen Kosten aussagt. Am ehesten zeigt sich das bei den stark differierenden Seitenpreisen des Olivetti und des Mannesmann Tally. Die Geräte sind baugleich - sie beide basieren auf einer OEM-Engine von TEC. Demzufolge benötigen sie auch das gleiche Verbrauchsmaterial. Durch unterschiedliche Preisgestaltung der Hersteller jedoch ergeben sich 2,3 Pfennige Unterschied je Seite. Preisbewußter Einkauf von Toner und Entwicklungseinheiten kann sich also lohnen. Die verschiedenen Bauarten, die oben angesprochen wurden, bilden sich im Seitenpreis allerdings nicht ab.

In puncto Papier-Handling hat der HP einerseits die Nase vorn. Denn er besitzt einen zweiten Papierschacht dort, wo andere lediglich eine manuelle Zuführung für Einzelblätter bieten. Andererseits sind Postkarten und andere feste Materialien mit ihm praktisch unmöglich zu bedrucken, da kein ungekrümmter Papierlauf möglich ist.

Den Vorteil der HP-Bauart mit einem sehr guten Postkarten- und Umschlagdruck verbinden die baugleichen Geräte von Olivetti und Mannesmann Tally. Diese beiden Geräte sind praktische All-Rounder und durchaus auch für den Mengendruck geeignet. Sie bieten gute Verhältnisse von Preis und Leistung.

Wer hoch belastbare Maschinen für den harten Büroalltag sucht, findet bei HP und Lexmark die richtigen Drucker. Der Lexmark besticht dabei noch durch seine üppigen Erweiterungsmöglichkeiten. Des weiteren ist beim Lexmark als einzigem Drucker PostScript Level 2 im Lieferumfang enthalten.

Den preiswerten Einstieg in die 600-dpi-Welt für deutlich unter 2000 DM bietet der Brother. Für geringere Druckmengen und bei leichten Abstrichen in der Ausstattung bildet er die Speerspitze der 600-dpi-Klasse in eine Preisregion, die ansonsten von 300-dpi-Geräten beherrscht wird.

IB, JH

[1] Neue Perspektiven, ST-Computer 6/93, S.96 ff.

Technische Daten

Hersteller Brother Hewlett-Packard Lexmark Mannesmann Tally Olivetti
Typ HL-660 LaserAs LaserJet 4 Plus 4039 10plus T9008 PG508
Preise lt. Hersteller
Grundgerät 1838,- DM 3703,- DM 3381,- DM 3214,- DM 3208,- DM
Speichererweiterung 4 MB 458,- DM 645,- DM 598,- DM 713,- DM 454,- DM
2. Papiereinzug - 702,- DM 632,- DM 793,- DM 770,- DM
Duplexeinheit - 1407,- DM 1490,- DM - -
serielle Schnittstelle - inklusive 230,- DM inklusive inklusive
AppleTalk 379,- DM 383,- DM 667,- DM 230,- DM -
Entwicklungseinheit 343,- DM 308,- DM 439,- DM/581,- DM 296,- DM 615,- DM f. 2 x
Toner 68,- DM (eine Einheit (eine Einheit 42,- DM Toner +1 Entw.einh.
Standzeit Toner 3.000 Blatt mit Trommel) mit Trommel) 5.000 Blatt 5.000 Blatt
Standzeit Entw.einheit 17.000 Blatt 6.800 Blatt 7.000/14.000 Blatt 10.000 Blatt 10.000 Blatt
Standzeit Gerät 180.000 Blatt 480.000 Blatt••• 600.000 Blatt••• 300.000 Blatt 300.000 Blatt
Seitenkosten ohne Papier 5,3 Pfennige 5,3 Pfennige 6,8/4,7 Pfennige 4,9 Hennige 7,2 Pfennige
Ausstattung
Drucktechnik, Auflösung Laser, 600 DPI Laser, 600 DPI Laser, 600 DPI Laser, 600 DPI Laser, 600 DPI
Emulationen HP LaserJet IV,
Epson FX-850,
IBM Proprinter XL,
PostScript+229,- DM
HP LaserJet IV
PostScript +827,- DM
HP LaserJet IV
PostScript inkl.
HP LaserJet IV
PostScript +857,- DM
HP LaserJet IV
PostScript+632,- DM
Schnittstellen parallel parallel, seriell parallel parallel, seriell parallel, seriell
Speicher 2 MB + Kompression 2 MB 2 MB 2 MB 2 MB
max. inst. Speicher 10 MB 64 MB 10 MB 10 MB 10 MB
TrueType Fonts 10 10
Laseriet 4 Intellifont-kompatible Schriften 39 36 45 45
Bitmap-Bildschimschriften 35 2
Kantenglättung ATP REt PQET EET EET
Stromverbrauch im Sparmodus•• <12 W 22-28.5 W k.A. <30 W <30 W
Tests
automatischer Einzug gut sehr gut sehr gut sehr gut sehr gut
manueller Einzug gut sehr gut gut sehr gut sehr gut
Druck auf Umschläge sehr gut mangelhaft sehr gut/mäßig• sehr gut sehr gut
Druck auf Folie mäßig sehr gut mangelhaft gut gut
Postkartendruck mäßig mangelhaft sehr gut/mäßig• sehr gut sehr gut
Druckbild mäßig gut sehr gut gut gut

Alle Standzeiten gehen von 5% Schwärzungsgrad aus

• Die Druckqualität ist sehr gut, Probleme beim Einzug
•• Angabe lt. Hersteller
•••die Redaktion geht von einer 24monatigen Abschreibungszeit aus. Die Hersteller gaben nur maximale Druckvolumina pro Monat an (HP=20.000 + Lexmark=25.000).

Geschwindigkeitsvergleich

Druckart: Text Text Text Grafik Grafik Text/Grafik Datenrate an Übertragungszeit
Test: 15 Seiten-Dokument Brief einzeln Brief, 10 Kopien Brief 300 S/W-Bild PCL-Testseite DRU_TEST.PRG DRUCKTST.CDK
Datenmenge: 32 kB 2600 Bytes je 2600 Bytes 171 kB 970 kB 116 kB 1,4 MB
Brother HL-660 00:07 / 02:38 = 5.7 ppm 00:20 = 3.0 ppm 01:49 = 5.5 ppm 00:28 00:04/00:27 81 KB/s 1min 15 sec
Hewlett-Packard LaserJet 00:24 / 01:34 = 9.6 ppm 00:17= 3.5 ppm 01:01= 9.8 ppm 00:17 00:26 00:02/00:18 81 KB/s 0 min 53 sec
Lexmark 4090 10plus 00:08 / 01:52 = 8.0 ppm 00:30 = 2.0 ppm 01:18= 7.7 ppm 00:33 00:29 00:05/00:30 81 KB/s 1min 04 sec
Mannesmann Tally T9008 00:28 / 01:57= 7.7 ppm 00:21 = 2.9 ppm 0:21= 7.4 ppm 00:23 00:29 00:02/00:21 75 KB/s 0 min 55 sec
Olivetti PG508 00:28 / 01:56 = 7.8 ppm 00:19= 12 ppm 01:20= 7.5 ppm 00:23 00:30 00:02/00:22 74 KB/s 0 min 58 sec


Aus: ST-Computer 06 / 1995, Seite 12

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