Konnte in den Anfängen der Computerei auch Blockgrafik mit 40 x 24 Zeichen noch begeistern, so sind die Ansprüche an die Grafikeigenschaften mit zunehmender Rechenpower deutlich gestiegen. Wurde 1985 noch die monochrome Auflösung des damals neuen STs als hervorragend gelobt, so haben sich die Anforderungen in den letzten Jahren deutlich nach obenhin verschoben.
Seit geraumer Zeit ist der ATARI Falcon nun schon auf dem Markt vertreten, und etablierte sich mit höherer Geschwindigkeit und verbesserter Grafik schnell auf dem Computermarkt. Doch die Zeit bleibt nicht stehen,und so sind die früher hochgelobten neuen Grafikmodi heute bereits als Standard anzusehen und für viele professionelle Anwender nicht mehr ausreichend. Gerade in der letzten Zeit gab es zahlreiche sog. Grafikerweiterungen für den ATARl-Falcon, die aber alle mit einer Erhöhung des Videotaktes arbeiten. Leider ist hiermit kein markanter Leistungszuwachs zu verzeichnen. Bei hohen Auflösungen mit dementsprechender Farbtiefe ist ein deutlich merkbarer Performance-Einbruch gegenüber den originalen Video-Modi zu verzeichnen. Außerdem wird durch diese Lösung die gesamte Video-Hardware des F030, zum Teil deutlich, über Ihre Spezifikationen betrieben, was sich in Fehlfunktionen und erhöhtem Bauteilverschleiß äußern kann. Um die Betriebssicherheit und die Grafikfähigkeiten zu erhöhen, ist es daher nötig, das gesamte Video-Subsystem des Falcon durch eine leistungsfähigere und auch schnellere Farbgrafikkarte zu ersetzen. Gerade im PC-Bereich haben sich in den letzten Jahren Grafikkarten mit einem intelligenten Grafikprozessor immer mehr durchgesetzt.
Auf dem ATARI-Sektor machten sich die NOVA-Karten bereits frühzeitig einen sehr guten Namen durch ihre leistungsfähigen und für alle Rechnermodelle verfügbaren Grafikkarten. Seit kurzem ist die NOVA-Falcon erhältlich, eine intelligente Farbgrafikkarte mit wahlweise einem oder zwei MB Dram als Videospeicher. Allen Karten liegt ein aus der PC-Weit bekannter „Mach 64"-Chip zugrunde, der neben der reinen Beschleunigung der Grafikoperationen zusätzlich die Funktionen des Blitters beinhaltet. Für diesen Bericht wurde die NOVA-Falcon mit 2MB-Videospeicher getestet, da sie aufgrund des geringen Preisunterschiedes zu ihrer kleinen Schwester, mit nur einem MB, sicher mehr Verbreitung finden wird.
Da sich im originalen Falcon-Gehäuse zwar ein Erweiterungssteckplatz, aber umso weniger freier Raum für größere Karten findet, ging man bei der Entwicklung der NOVA daran, nur eine Adapterplatine für den internen Einbau vorzusehen. Daher befindet sich die eigentliche Grafikkarte in einem schwarzen, ca. 23 x 14 x 6 cm großen Plastikgehäuse, an dem sich auch der Anschluß für alle handelsüblichen VGA-Monitore befindet. Die externe Grafikkarte wird über zwei Flachbandkabel mit dem Adapter im Rechner verbunden und findet aufgrund der kurzen Kabellänge auf der linken Seite des Computers Platz. Zur Zeit gibt es jedoch noch eine Einschränkung , die den Betrieb der Karte nicht an jedem Computer ermöglicht: Da der Falcon ohne technische Tricks nur in der Lage ist, 16-MB-Speicher zu adressieren, kann die NOVA-Falcon nur zuverlässig in Rechnern mit 4-MB-Hauptspeicher arbeiten. Bei einem Speicherausbau auf 16-MB-RAM ist der gesamte Adressraum bereits mit Ram belegt, und am oberen Speicherende befinden sich auch noch das TOS und die I/O Adressen der gesamten Hardware. Leider funktioniert es auch nicht vor der Einbindung der Grafiktreiber, den Speicher über das Patchen der OS-Variablen PHYSTOP und MEMTOP auf einen Wert herunterzusetzen, der einerseits genug Platz für die Grafikkarte schafft und andererseits noch ein akzeptables Maß an RAM für unsere speicherhungrigen Programme im Rechner beläßt. So verbleibt zur Zeit nur der Ausweg, den Falcon generell nur mit 4-MB-RAM zu betreiben, was natürlich alle User erfreut, die seinerzeit sparsamer beim Rechnerkauf waren und sich eine RAM-Leerkarte oder das 4-MB-Modul von ATARI geleistet haben. Zur Zeit arbeitet die FA. Computerinsel in Bad Gögging nach eigenen Angaben an einer eigenen RAM-Erweiterung, deren Speicher als TT-RAM in das System eingebunden werden soll. Diese Erweiterung soll aus Kostengründen nur als reine Speichererweiterung ohne eigene höher getaktete CPU angeboten werden. Mit dieser Erweiterung könnte man die verlorenen 10-MB-Hauptspeicher wenigstens in Form eines alternativen Speichers wieder in das System einbinden, um speicherhungrige Anwendungen wieder zufriedenstellend betreiben zu können.
Im Lieferumfang befindet sich neben dem Handbuch, zu dem später noch einiges zu sagen ist, auch eine Diskette mit einigen nützlichen Utilities zum Farben-Setup sowie zur Bildlage und Kalibrierung. Es stehen für das Karten-Setup z.B. zwei in der Funktion identische Programme zur Verfügung, einmal als CPX-Modul fürs Kontrollfeld (Bild 1), zum anderen auch als Accessory. Das ACC bietet den Vorteil der „Fernsteuerbarkeit“, d.h. es kann via „appl_write" in eine andere physikalische Auflösung umgeschaltet werden. Wer sich dagegen für das CPX entscheidet, spart sich zwar etwas an Hauptspeicher und auch einen Accessory-Slot, muß aber auf das Feature der Programmierbarkeit verzichten. Das mitgelieferte Programm RESWITCH ermöglicht es für zu definierende Programme, einen eigenen Grafikmodus einzustellen, in den dann beim Start des betreffenden Programmes umgeschaltet wird. Nach Beendigung gelangt man wieder in den ursprünglich gewählten Grafikmodus zurück. Durch dieses Programm ist auch der Einsatz von alter, auflösungsabhängig programmierter Software möglich. Da das Falcon-TOS in allen bisher vorliegenden Versionen (4.01 - 4.04) noch einige Probleme mit der Darstellung von Desktop-Icons in 32k/64k/16M Farben hat, liegt auf der Diskette eine monochrome DESKICON.RSC-Datei bei, mit deren Hilfe das Problem umschifft werden kann. Außerdem befinden sich noch ein neues VDI, das zum Betrieb der Karte nötig ist, sowie einige Beispiele zur Programmierung der Karte aus eigenen Programmen heraus auf der Diskette.
Der bei NOVA-Karten übliche Video-Mode-Generator (VMG) darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, ermöglicht er es doch, aus den verschiedensten VGA-Monitoren das Optimum an Leistung herauszuholen. Gerade aber der VMG setzt einiges an Fachwissen voraus, um die optimale Monitoreinstellung zu programmieren. Das generelle Problem am Arbeiten mit einem VMG ist die Tatsache, daß bereits ein kleiner Bedienungsfehler, der den Monitor außerhalb seiner Spezifikationen betreibt, ausreicht, um im schlimmsten Falle den Monitor zu zerstören. Doch auch dieses Problem war den Programmierern der Computerinsel nicht unbekannt. So ist durch die Eingabe der für den jeweiligen Monitor gültigen Maximalfrequenzen ein Erstellen einer problematischen Auflösung nicht mehr möglich. Die jeweils gültigen Daten kann man dem Monitorhandbuch entnehmen.
Für alle die, die sich eine Arbeit am VMG nicht Zutrauen, ist eine vernünftige Monitoransteuerung mit der mitgelieferten Bibliothek auch möglich. Zudem besteht die Möglichkeit, verschiedene Auflösungsbibliotheken direkt aus der Mailbox der Computerinsel zu "downloaden". Dort stehen auch die aktuellsten Treiberversionen und Tools zur Verfügung. Schade ist allerdings, daß nicht gleich auf der Diskette noch einige Bibliotheken ihren Platz gefunden haben. Da ich schon einmal bei der Kritik bin, möchte ich noch ein paar Worte zum Handbuch verlieren : Das der Karte beiliegende Handbuch ist zuallererst einmal für alle Nova-Grafikkarten geschrieben worden. Die dort beschriebenen Hinweise zur Installation der Software, zur Funktion des VMGs und der beiliegenden Tools sind zwar allgemeingültig für alle NOVA-Karten, da bei allen Karten die identischen Programmversionen zum Einsatz kommen. Aber dennoch werden der Einbau und die bekannten Probleme mit der Falcon-Hardware im Handbuch selbst nicht erwähnt, was u.U. darin begründet sein mag, daß es sich bei der NOVA-Falcon um ein ganz neues Produkt handelt. Alle Falcon-spezifischen Einbauanleitungen und Problemlösungen, wie z.B. das oben angeführte Problem des TOS, werden z.Z. noch auf einem gesonderten Blatt beschrieben, das dem Handbuch beiliegt. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt an dem sonst sehr gut und verständlich geschriebenen Handbuch.
Um die NOVA Karte in den Falcon einzubauen, ist gerade bei Computern, die noch in ihrem Originalgehäuse sitzen, einiges an Arbeit zu leisten. Es müssen zuerst alle Steckverbindungen zur Außenwelt abgezogen werden, um dann alle Schrauben an der Unterseite des Rechners zu lösen. Nach dem Abheben der Gehäuseoberseite und dem Entfernen der Tastatur, muß nur noch das Blechkleid entfernt werden, und schon sind wir am kritischen Punkt des Einbaues angelangt. Zur Stromversorgung müssen +12 und -12 Volt an die Adapterplatine angelegt werden. Das geschieht dadurch, daß zwei mit der Platine verbundene Klemmen an zwei spannungsführenden Punkte angebracht werden. Diese zwei Punkte befinden sich dummerweise genau unter dem Netzteil, so daß man dieses auch noch entfernen muß. Aus diesem Grunde sei hier noch einmal auf die Gefährlichkeit von Schaltnetzteilen hingewiesen, die an einigen Stellen auch längere Zeit nach dem Abstecken vom Netz noch Spannung führen. So kann das Entfernen von einem kleinen Schreck bis hin zu mitunter auch schweren Verletzungen führen. Wer also noch nie mit Netzteilen gearbeitet hat, sollte auf jeden Fall Vorsicht oder aber einen befreundeten Elektroniker walten lassen! Nachdem die zwei Klemmen zur Stromversorgung angebracht sind, ist nur noch die Adapterplatine auf den Erweiterungsbus, der vor dem Netzteil liegt aufzustecken. Dabei sollte darauf geachtet werden, daß der Jumper, der auf dem ATARI-Erweiterungsport sitzt, vorher entfernt wird. Es ist außerdem empfehlenswert, sich die Lage des Jumpers zu notieren. Denn bei einem eventuellen späteren Ausbau der Karte aus dem Rechner muß dieser Jumper wieder richtig gesetzt werden, ansonsten verweigert unser F030 seine Mitarbeit I Nachdem alle internen Bastelarbeiten beendet sind, werden die zwei Flachbandkabel durch die Öffnung des Romports gelegt, und mit den Steckkontakten auf der Adapterplatine verbunden.
Referenzsystem: Falcon030, TOS 4.04, CPU 16MHz Auflösung jeweils 640 x 480, FPU 16MHz
Farbtiefe: | 2 | 256 | 16 Bit | 24 Bit |
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GEM Dialog Box | 220 % | 465% | 436% | 321% |
VDI Text | 514 % | 898% | 507% | 309% |
VDI Texteffekte | 142 % | 315% | 310% | 252% |
VDI Kleiner-Text | 131 % | 802% | 229% | 174% |
VDI Grafik | 271 % | 942% | 1099 % | 292% |
GEM Fenster | 147% | 513% | 509% | 275% |
Blitter | 28% | 144% | 77% | 47% |
VDI Scrollen | 99% | 1501 % | 750% | 375% |
Ausgerichteter Text | 106% | 275% | 274% | 200% |
VDI Auskunft | 245% | 291% | 305% | 303% |
Neue Dialogboxen | 192% | 273% | 219% | 156% |
Mittelwert Grafik: | 190% | 583% | 428% | 245% |
Nach einem erfolgreichen Probelauf kann der Falcon wieder zusammengebaut werden.
Wenn auf der Hardware-Seite alles fertig montiert ist, beginnt die Installation der mitgelieferten Treiber mittels des Install-Programmes auf der Bootpartition des Rechners. Da alle Programme im Auto-Ordner als erste Dateien zu installieren sind, sollte zuerst der Inhalt des alten AUTO-Ordners durch einfaches Umbenennen gerettet werden. Danach einfach einen neuen Ordner angelegen, in den die Treiber nun in richtiger Reihenfolge kopiert werden können. Nach erfolgreicher Installation der Treiber-Software können die anderen Boot-Programme in den neuen Ordner kopiert werden. Auf einen gleichzeitigen Einsatz des NVDI's und des NOVA-VDI’s sollte aber nach Möglichkeit verzichtet werden, da es möglich ist, daß sich beide Treiber negativ beeinflussen. Der Verzicht auf NVDI beinhaltet jedoch keinen gravierenden Nachteil, da das NOVA-VDI auf Geschwindigkeit hin optimiert wurde, und alle Funktionen des NVDI 3.x bereitstellt, wenn man einmal von den GDOS-Funktionen absieht.
In der Praxis weiß die NOVA-Falcon besonders durch ihre hohe Geschwindigkeit zu überzeugen, was sich natürlich gerade im allgemeinen Umgang mit Programmen als positiv erweist. Fensterbewegungen, das Verschieben von Grafikblöcken oder auch das Scrollen durch einen Text erfahren eine für den Anwender deutlich spürbare Beschleunigung. Besonders der bei den alten Falcon-eigenen Videomodi auftretende Leistungseinbruch in höheren Farbtiefen war bisher immer das Hauptargument gegen die Benutzung der Farbauflösungen ab 256 Farben.
Aber gerade hier zeigt die NOVA ihre Stärken. Selbst in 64000 Farben und bei einer wesentlich größeren Bildschirmauflösung ist ein verzögerungsfreies Arbeiten möglich. Aus Abbildung 2 sind die Prozentangaben zu ersehen, in der sich die Leistung der NOVA bei Farbtiefen jenseits von 256 Farben auf meinem Test-Falcon, der mit 32 Mhz getaktet wurde, sehr deutlich zeigt. Zur Tabelle ist nur noch hinzuzufügen, daß allen Tests eine Bildschirmauflösung von 640 auf 480 Pixel zugrunde gelegt wurde, um eine gewisse Verhältnismäßigkeit zu wahren. Die NOVA-Falcon kann selbstverständlich wesentlich höhere Auflösungen mit ergonomischen Bildwiederholungs-Frequenzen erzeugen. Leider Gottes gibt es aber immer noch Programme, die nach wie vor direkt auf den Bildschirmspeicher zugreifen, anstelle die entsprechenden VDI-Aufrufe zu benutzen. Somit laufen diese Programme natürlich nicht auf der NOVA. Doch wer nicht gerade mit veralteten Programmversionen arbeitet oder gerne mal ein Spielchen wagt, dürfte keine Probleme in Verbindung mit der NOVA-Falcon haben.
Mit der NOVA-Falcon stellt die Computerinsel ihre umfangreichen Erfahrungen mit Grafikkarten für die ATARI-Computer wieder einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Nicht nur die gebotene Hardware, sondern auch die Software weiß durch ihre Ausgereiftheit zu überzeugen. Einziger Wermutstropfen ist der Verzicht auf einen auf 16 MB ausgebauten Hauptspeicher, so daß man vorerst auf virtuelles RAM angewiesen ist. Es bleibt zu hoffen, daß die erwähnte Fast-RAM-Erweite-rung bald fertiggestellt und auch lieferbar ist. Es wäre zudem wünschenswert, daß das mitgelieferte Handbuch bald auf den neuesten Stand gebracht wird, und daß auch noch einige Auflösungs-Bibliotheken auf der mitgelieferten Diskette ihren Platz finden. Alles in allem ist die NOVA-Falcon aber eine auch für den halbprofessionellen Anwender empfehlenswerte Videoerweiterung, die nicht zuletzt auch wegen des Preises von ca. 999,- DM sicher den Einzug in den einen oder anderen Rechner finden wird.
Bezugsquelle:
Computerinsel Zur Limes therme 4 93333 Bad Gögging
Preise:
NOVA 1MB 799-DM
NOVA 2MB 999-DM
Positiv:
Negativ: