MIDIex - MIDI-Expander: Mehr MIDI für weniger Geld

Sollten Sie auch zu den angeblich schon totgesagten Menschen gehören, die zur Ansteuerung ihrer Synthesizer/Expander einen ATARI ST benutzen, dann finden Sie hier eine preisgünstige Alternative, um Ihrem Rechner zu weiteren 3x16 MIDI-Kanälen zu verhelfen.

Besonders für Homerecording-Studios, aber auch auf der Bühne, können zusätzliche MIDI-Kanäle oft sehr hilfreich und manchmal unabdingbar sein. Mit etwas bastlerischem Geschick können Sie mit nur wenigen elektronischen Standardbauteilen die unten abgebildete Schaltung zusammenlöten, die anschließend mit der seriellen (RS232) Schnittstelle des ATARI verbunden wird. Jetzt sollten Sie noch die entsprechenden Software-Module auf Ihrem Rechner installieren (bei Cubase oder LIFE sind das der EXPORT.DRV und UNIT0201.-DRV im MROS-Ordner), und schon lassen sich theoretisch 48 weitere unabhängige Synthesizerkanäle ansteuern.

Die Schaltung

Es werden 3 Signale und die Masseleitung der seriellen ATARI-Schnittstelle benötigt. Am Pin 2 kommen die MIDI-Daten für alle 3 zukünftigen MIDI-Schnittstellen im „Gänsemarsch“ nacheinander an. Wenn man hier einen entsprechenden „Pegelwandler“ (im Zweifelsfall einen einfachen Widerstand) anschließt, bekommt man unabhängig vom angewählten EXPORT-Ausgang alle Daten auf einer MIDI-Leitung (siehe z.B. Keyboards, Heft Mai 1993). Um daher jeweils das richtige MIDI-Datenpaket an die richtige MIDI-Buchse (für EXPORT 1, 2 oder 3) weiterzuleiten, benötigt man die hier zweckentfremdeten Pins 4 (RTS) und 20 (DTR) der RS232-Schnittstelle. Je nachdem, welche logischen Pegel sie führen, kann das MIDI-Datenpaket auf die entsprechende Buchse gelenkt werden.

Pin 4 Pin20 MIDI
0 0 -
1 0 Export 1
0 1 Export 2
1 1 Export 3

Tabelle 1: Mit Export ist die jeweilige MIDI-Buchse gemeint.

Steuersignale

Für die Dekodierung der Steuersignale 4 und 20 sind die ICs 2 und 3 zuständig. Sie stellen sozusagen die Weichen, damit das auf Pin 2 gesendete Datenpaket an den entsprechenden MIDI-Ausgang kommt. Das IC1 hat die Aufgabe der Pegelanpassung zwischen der RS232-Schnittstelle und den Logikgattern. Zur optischen Kontrolle sind außerdem 3 LEDs vorgesehen, welche jeweils dann leuchten, wenn auf dem entsprechenden MIDI-Ausgang Daten gesendet werden. Der Aufbau der Schaltung kann entweder auf einer selbstgeätzten Platine geschehen, deren Layout unten abgedruckt ist, oder Sie können auch eine Lochrasterplatine verwenden, wozu wir aber aufgrund der Fehleranfälligkeit nur geübten Bastlern raten. Passen Sie beim Ätzen der Platine bitte auf, daß keine ungewollten Verbindungen zwischen nahe zusammenliegenden Leiterbahnen bestehen bleiben. Vergessen Sie nicht, vor Einlöten der ICs (oder entsprechender Sockel), die Drahtbrücke unter dem IC2 anzubringen, sonst führt das zu einigen seltsamen Verhaltensweisen der MIDI-Erweiterung.

Stückliste:

Widerstände:
R1-R9: 220 Ohm

Kondensatoren:
C1-C3: 470pF
C4: -
C5: 100mjuF/16V stehend

Halbleiter:
D1: 1N4001
LED1-LED3: 3mm LED
IC1: MC1489
IC2: SN7404
IC3: SN7410

Sonstiges:

M1-M3: 5polige DIN-Buchse für Leiterplattenmontage
ST1: Kleinspannungsbuchse für Leiterplattenmontage
25polige SUB-D Buchse, gewinkelt, für Leiterplattenmontage Sicherungshalter
Feinsicherung 200mA F
Gehäuse siehe Text

Die Lötseite
Die Bestückungsseite der MIDIex-Platine
Die Schaltung von MIDIex ist recht einfach, aber wirkungsvoll.

Stromversorgung

Die Schaltung wird am besten aus einem Steckernetzteil, das etwa 200 mA liefern kann, mit 5V Gleichspannung versorgt. Abschließend kann die Platine in ein passendes Gehäuse eingebaut werden, z.B. von der Fa. Bopla, mit den Außenmaßen 65 mm x 40 mm x 120 mm, das bei gut sortierten Elektronikhändlern erhältlich ist. Wir haben die MIDI-Erweiterung seit einem Jahr in Betrieb und seitdem weder Probleme mit dem Gerät selbst noch mit einer mangelnden Anzahl von MIDI-Kanälen. Die geringen Verzögerungen, die durch die 3fach-Belegung der Schnittstelle entstehen können, wirken sich in der Regel nicht störend aus. Besonders timingkritische Instrumente wie Drums oder Baß sollte man allerdings besser an der „richtigen“ MIDI-Schnittstelle des ATARIs betreiben. Beim Nachbau wünschen wir viel Erfolg!

F. Bloos & F. Ueberle



Aus: ST-Computer 04 / 1995, Seite 97

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