Sylvies Tratschecke

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann ?

Seit MagicC Mac dabei ist, den Computer-Markt zu erobern, verbreitet sich nicht nur gute Laune, sondern auch Angst und Schrecken. Dabei hat es auch noch tatkräftige Unterstützung bekommen. „Gebhardt“ heißt der schwarze Mann, der sich auf der proTOS’94 das erste Mal unter ATARI-Usem bewegte. Die große Überraschung war damals, daß auf den ausgestellten Performa-Rechnem und PowerBooks nicht nur Apple-Software lief, sondern auch altbekannte ATARI-Programme. Das alternative Betriebssystem Magic Mac hat einen guten Kumpel in Herrn Gebhardt gefunden. Er begrüßte mich mit den Worten, „... klar weiß ich wer Sie sind. Sie stehen im Calamus Handbuch und schreiben die Tratschecke!“... ich war überrascht. Der Mann macht seine Hausaufgaben! Er entscheidet erst, nachdem er sich ein Bild gemacht hat, was wichtig oder unwichtig ist. Was will der Mann von uns? Unser Geld, ganz klar.

Eines will er auf keinen Fall, er will unseren geliebten ATARI nicht schlecht machen und unsere Software schon gar nicht. Und er will uns auch nicht unsere Ideologie stehlen. Die Möglichkeiten, die sich hier, sowohl für die Endkunden, als auch für Händler und Softwarehäuser, auftun, sind enorm. Apple ist eine Plattform, mit einem funktionierenden Servicenetz und netten, hilfbereiten Leuten am Telefon.

Für die Händler bedeutet dies einen der wenigen Momente, in der ATARI-Ge-schichte zu erleben, in der alle Händler die gleiche Chance bekommen. Alle dürfen das gleiche verkaufen. Es wird keine Einschränkung im Informationsfluß und keine persönliche Selektion und Belieferung geben. Jeder Händler ist berechtigt, wenn er sich dazu in der Lage fühlt, den „Apple-Point-Händlerstatus“ zu erlangen. Für die lieben Endkunden bedeutet dies, daß sie weiterbei ihrem Lieblingshändler bleiben können. Legen Sie Wert auf ATARI-Betreuung, können die sie diese weiter in altgewohnter Manier bekommen. Brauchen die lieben Endkunden ein Beratungsgespräch für ihre neuen Hardwarewünsche, können sie diese auch ohne Händlerwechsel bei ihrem ATARI-Händler führen.

Der Lieblingshändler hat auf jeden Fall für beide Systeme ein offenes Ohr und wird für den Kunden das beste Angebot herausarbeiten. Damit der Händler nicht alleine ist, hat ihm die europäische Apple-Zentrale den Marketing-Manager Peter Gebhardt an die Hand gegeben. Ich bin davon überzeugt, daß es sowohl für Apple als auch für die ATARIaner ein guter Griff ist und wünsche dem schwarzen Mann einen guten Start!

Was bedeutet dieser frische Wind auf keinen Fall?

Es ist nicht der Alptraum jedes ATARIa-ners, nämlich der endgültige Abgesang auf die gewohnte, liebgewordene und zweifellos leistungsfähige Software, mit der wir seit Jahren umgehen. Es ist ebenfalls nicht der ultimative Sturm auf die letzten Bastionen, die noch das Wappen derer von Tramiel tragen. Und es ist vor allem nicht das trojanische Pferd, mit dem das letzte Häuflein Getreuer verführt werden soll, sich bedingungslos in die Hände von Apple, MS oder Big Blue zu ergeben. Dagegen eröffnen sich viele neue Möglichkeiten, die angesichts der seit Jahren sich vollziehenden Misere der Firma ATARI kaum noch jemand für realistisch gehalten hat. Zunächst kann der treue ATARI-Anwender, der in der letzten Zeit seine Hardware-Felle immer mehr hat davon schwimmen sehen, nun hoffen, auch in Zukunft seine gewohnte Softwareumgebung auf einer zeitgemäßen, leistungsfähigen Hardware in neuen Höhenflügen zu erleben. Nicht einmal auf die vertrauten Abstürze von unsauber programmierter Software muß verzichtet werden. Kein Grund, in panisches Lamentieren zu verfallen.

Schließlich finden wir mit MagiC Mac, neben Eagle, Medusa, Janus-Karte und anderen wohlmeinenden Ansätzen, eine Perspektive, um unser System weiter zu benutzen. Und schließlich haben wir endlich - worauf wir seit Aladin und Spectre vergeblich gewartet haben—einen vernünftigen Mac-Emulator. Na, wenn das keine guten Aussichten sind!

Was läuft denn so?

Kompatibilität unter MagiC Mac ist unter anderem bei folgenden Programmen getestet. Adimens ST Plus, Calamus, Harlekin, Papyrus, Phönix, Signum!, Twist. Tele Office, Tempus Word, Xboot III, Zeig’s mir... Für die vollständige Lauffähigkeit einzelner Programme übernehme ich natürlich keine Garantie.



Aus: ST-Computer 03 / 1995, Seite 107

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