Leserbriefe

ATARI und Mac?

Von Beginn, war ich und bin engagierter und begeisterter Atari-User. Mittlerweile hat sich das Blatt für uns zum Negativen gewendet. Zuerst stagnierten weitere Hardware-Entwicklungen von Seiten ATARIs, dann brach der Zeitschriftenmarkt zusammen. Nun da es bekannt ist, daß ATARI sich vom Computermarkt verabschiedet, ist Ihnen nichts besseres eingefallen, als den noch bestehenden ATARI-Markt weiter zu verunsichern, indem Sie seit der Januarausgabe groß und ungeniert für ein neues System werben -dem des Apple.

Ich finde, nun reicht es langsam. Anstatt, daß Sie die noch verbleibenden Millionen ATARI-User zu weiterem Zusammenhalt aufrufen, schüren Sie mit Ihrer neuen Kampagne lediglich neue Unsicherheit und zum Teil sogar schon eine gewisse Panik. Selber schreiben Sie in der PD-News, daß dies nicht im Sinne einer Abwendung von ATARI zu sehen sei, ich behaupte aber, daß es das Gegenteil ist. Ihr Verhalten kommt mir einer Zwangsevakuierung gleich. Damit keine Panik aufkommt, wird unter einem Deckmantel für eine Umsiedlung geworben. Obwohl die meisten ihrem ATARI treu bleiben wollen, wird uns nun jeden Monat aufs Neue das „neue gelobte Land“ angepriesen. Hiermit möchte ich nichts Negatives gegen Apple-Rechner gesagt haben, die sehr wohl ihre Berechtigung haben. Allerdings sehe ich die Situation etwas anders. Nicht ein Emulator bestimmt die entsprechende Computerzugehörigkeit, sondern der Basiscomputer selbst. Ein ATARIaner, der mal eben etwas PC-Software mit einem Emulator nutzen wollte, war deswegen noch lange kein PC’ler. Deswegen wurden diese Emulatoren allesamt von Seiten ATARIs angepriesen und auch unterstützt. Auf dem PC-Markt waren sie jedenfalls mehr oder weniger verpönt. Mit dem neuen ST-Emulator soll nun die Situation eine andere sein? Richtig wäre es, wenn dieser von Seiten Apples unterstützt würde, da den Nutzen doch nur jene tragen. Oder sollte es Ihrer Meinung nach so sein, daß ein Apple-Besitzer mit ST-Emulator auf diesem grundsätzlich nur seine alte ST-Software laufen läßt?

Mit diesem Schreiben möchte ich alle engagierten ATARIaner dazu auffordem, ihre eigene Meinung zu dem neuen ST-Computer-Konzept zu äußern. Ich würde gern wissen, ob sie hierdurch eine weitere Gefahr für das Überleben unseres ATARIs sehen.

Burkhardt A. - 78532 Tuttlingen

Red.: Eigentlich wollten wir genau diese Panik, die Sie glauben, kommen zu sehen, vermeiden helfen. Es liegt ganz bestimmt nicht in unserer Absicht, den ATARI-Markt totzureden. Immerhin würden wir damit an dem Ast sägen, auf dem wir selber sitzen. Nein, wir sehen, wie viele andere inzwischen auch, in MagiC Mac eine echte Chance mit TOS-Software (die Betonung liegt hier ganz deutlich auf TOS!) in Zukunft Weiterarbeiten zu können, ohne auf den technischen Fortschritt in der Hardware zu verzichten. Im Gegensatz zu allen anderen Emulatoren, die es auf ATARIs, Amigas, PCs oder sonstwo gab, hat MagiC Mac einen entscheidenden Vorteil: Es ist ein eigenständiges Betriebssystem, das eben nicht von der Mutterfirma (in diesem Fall ATARI) abhängt. MagiC Mac kann unabhängig von den Launen einer kalifornischen Firma weiterentwickelt und verbessert werden, von Leuten, die wirklich damit arbeiten - und hier in Europa, wo über 90% aller aktiven ATARI-User sitzen und mit ihrem System und vor allem mit Ihrer bekannten Software, Weiterarbeiten wollen. Nicht die Hardware ist ausschlaggebend dafür, wie effektiv ein Computersystem einsetzbar ist, sondern einzig und allein das Betriebssystem und die darauf laufende Software. Das war und ist es, was wir Ihnen, liebe Leser, verständlich machen wollten und wollen.

Mailbox-Kritik

Mit Interesse habe ich begonnen, den Artikel über die Mailbox-Szene zu lesen, wurde aber schon nach wenigen Zeilen recht stutzig über die Auffassung des Autors über den Begriff Mailbox. Es wird in dem Artikel nur über mehr oder weniger aktuelle Programme in der jeweiligen Mailbox berichtet - kein Wort über eventuell angebotene Infobretter, Diskussionsrunden etc.! Der Begriff Mailbox erklärt sich eigentlich von selbst: Mailbox bedeutet übersetzt eigentlich Briefkasten; nicht, wie viele glauben, Programmkasten. Es ist offensichtlich, daß der Programmteil in einer jeden Mailbox den Hauptbestandteil bildet, und so soll es auch bleiben. Aber man sollte nicht den Vergleich zwischen Mailboxen nur auf dieser Basis anstellen. Hinzu kommt, was mich erst recht in Verwunderung setzte, die Forderung nach schnelleren Mailbox-Rechnern, höherer Plattenkapazität und schnellerem Modem. Wie sollte denn die Hardware einer Mailbox aussehen? Man muß einem Sysop zugute halten, daß er eine Mailbox, mehr oder weniger, aus reinem Idealismus betreibt. Geld kann man damit sowieso nicht verdienen, und so bleibt es eigentlich jedem Sysop selbst überlassen, seine Mailbox nach seinem Geldbeutel auszustatten. Den normalen User wird es kaum interessieren, ob der Rechner mit 8 oder 64 MHz arbeitet. Ich glaube, damit ist manchem Leser aus der Seele gesprochen, nachdem er diesen, meiner Meinung nach wenig qualifizierten, Artikel gelesen hat.

Sven S - 28832 Achim



Aus: ST-Computer 03 / 1995, Seite 105

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