BlowUP030 intern und Screenblaster inside - Zwergenpower

Grafikerweiterungen für den Falcon sind schon einige Zeit verfügbar. Bisher waren sie meist als externe Module ausgeführt. Als solche beanspruchten sie Platz genau dort, wo sowieso schon Kabelsalat war - auf der Rückseite des Computers. Zwei neue Produkte von BlowUP und Overscan räumen damit auf.

So ist das, wenn ein Computer neu auf den Markt kommt: Sind die Features auch noch so toll, es gibt immer Tüftler, die es mit List und Tücke schaffen, noch mehr Leistung aus der Maschine herauskitzeln. Bei ATARIs Wunderküken Falcon030 war dies nicht anders. Durch dezente Andeutungen seitens des Chefentwicklers von ATARI, Richard Miller, inspiriert, daß eine Hardware-Erweiterung die Grafikfähigkeiten noch erheblich verbessern könne, machten sich die Entwickler der Firma Overscan an die Arbeit und stellten schon bald ihren „Screenblaster“ vor. Dieses kleine Modul wird direkt an den Monitorausgang des Falcon, vor den Monitoradapter, gesteckt. Zusammen mit einer kompakten Treiber-Software bewerkstelligt es, je nach Art des angeschlossenen Monitors, erheblich höhere Auflösungen bei augenfreundlicheren Bildwiederholfrequenzen.

Andere Anbieter, wie BlowUP, gesellten sich schnell diesem Markt hinzu und sorgten für fruchtbare Konkurrenz. Die für die Verbesserung der Falcon-Grafik benötigte Hardware ist eher trivial. Im wesentlichen hat sie nur für die Einspeisung einer anderen Taktfrequenz in das Videosystem des Computers zu sorgen.

So kommt es vor allem auf die Ausführung der Software an, welches Produkt das Rennen bei den Konsumenten macht.

Miniaturisierung ist im Trend

Neu auf dem Markt sind zwei zum Einbau in den Falcon bestimmte Grafikerweiterungen. Der „Screenblaster inside“ von der Firma Overscan und „BlowUP030 Hard I intern“ von der Firma BlowUP. Beide haben gegenüber ihren externen Vettern den Vorteil, daß Sie als Anwender etwas weniger Kabel Wirrwarr an der Rückseite Ihres Rechners haben.

Die beiden Erweiterungen gleichen sich fast wie ein Haar dem anderen. Kein Wunder, sie sind ja, hardwaretechnisch gesehen, wie oben erklärt, fast identisch. Der einzige Unterschied besteht in einem Schalter am BlowUP-intern-Modul, der beim Overscan-Produkt nicht vorhanden ist. Er dient zum Abschalten der Erweiterung, wenn beispielsweise ein Genlock-Modul zur Anwendung kommt. Beim Screenblaster läuft diese Abschaltung per Software.

Einbau

Der Einbau des Screenblasters ist auch von „Nicht-Bastelexperten“ zu schaffen. Er beläuft sich im großen und ganzen auf das Öffnen des Rechners, das Anlöten der vier Screenblaster-Drähte auf der Platine und das Einkleben des kleinen Moduls an geeigneter Stelle im Computer. Das BlowUP030-Modul hingegen erfordert schon etwas mehr Aufwand. Da hier auch auf der Unterseite der Falcon-Platine gelötet und ein Widerstand entfernt werden muß, ist der Einbau nur geübten Bastlern zu empfehlen. Zu guter Letzt muß noch ein kleines Loch in das Falcon-Gehäuse zum Anbringen des Umschalters gebohrt werden.

Eine der leichtesten Übungen für beide Grafikerweiterungen ist das Erhöhen der Bildwiederholfrequenzen in den Standardgrafikmodi des Falcon auf bis zu 76 Hz. Richtig gefordert werden die mitgelieferten VMGs, was für „Video Mode Generator“ steht, erst, wenn Sie mit ihnen eigens auf Ihren Monitor abgestimmte Videomodi erzeugen. Dann sind, je nach Bildschirm, Auflösungen bis zu 1280*960 Punkten und flimmerfreie Bildwiederholfrequenzen über 100 Hz kein Problem.

BlowUP Config

BlowUP030-Konfiguration: Alle Optionen innerhalb einer Diatogbox im Griff

Fangen wir mit der BlowUP-Software „BLOWCONF“ an. Mittels der Ladefunktion können Sie aus der Palette mitgelieferter Videomodi für verschiedene Monitortypen einen passenden für Ihren Monitor auswählen. Möchten Sie diese modifizieren oder ganz neue erstellen, ist es für Ihren Monitor lebenswichtig, daß Sie über die maximalen Videofrequenzen Bescheid wissen, die dieser verkraftet. Andernfalls kann ein einziger unbedachter Mausklick das sprichwörtliche „Abrauchen“ des guten Stückes zur Folge haben. Natürlich sind sich die Entwickler dieser Problematik bewußt und haben Sicherheitsmechanismen in ihr Konfigurationsprogramm eingebaut. So können Sie bei Betrieb des Monitors am VGA-Adapter zwischen drei prinzipiellen Monitorvarianten wählen: VGA, SVGA und MS 1/2. In den beiden erstgenannten Modi werden von Ihnen ausgeführte Veränderungen an den Frequenzen erst nach dem nächsten Booten wirksam. Darüber hinaus ist der Frequenzbereich hier sicherheitsbedingt eingeschränkt. Das heißt, daß der Versuch, einen außerhalb der VGA-Spezifikatio-nen befindlichen Bildschirmmodus zu sichern, mit einer Warnung abgeblockt wird. Wenn Sie den Multisync-Modus einschalten, werden Frequenz- und Bildlageveränderungen direkt aktiv. Sollte Ihr Monitor kein Multifrequenzmonitor sein, müssen Sie aufpassen, ihn nicht zu überlasten.

Die Einstellung der Bildschirmwerte läuft komplett über Schieberegler. Der Pixel-Takt ist per Mausklick aus wählbar. Gehen Sie das Risiko ein, in den Direktmodus „MS“ zu schalten, ist die Anpassung an Ihren Monitor komfortabel. Sollten Sie einmal eine unverträgliche Auflösung eingestellt haben, wird nach einem Druck auf die Undo-Taste sofort wiederauf den ursprünglichen Bildschirmmodus zurückgeschaltet.

Das Accessory zur Auflösungsauswahl mit BlowUP030

Die BlowUP-Software erlaubt auch einen virtuellen Modus, in dem Sie die Auflösung frei einstellen können, sogar bis zu 5000 * 5000 Pixeln. Wird dieser Modus nach dem Booten aktiv, verschiebt sich der sichtbare Bildschirmausschnitt beim Bewegen der Maus in Richtung des Bildschirmrands. Die Zeit der Inaktivität, die der in die BlowUP-Treiber-Software integrierte Bildschirmschoner ab wartet, bis er schont, kann im Videomode-Generator ebenfalls konfiguriert werden.

Screenblaster-Videomode-Generator

Die Screenblaster-Software verfährt nach einer anderen Methode, um die Unversehrtheit Ihres Monitors zu sichern. Ganz zu Anfang stellen Sie mit einem Programm die maximalen und minimalen Frequenzen, die Ihr Monitor verträgt, ein. Wenn Sie nun den Overscan-Videomodegenerator aufrufen, achtet dieser automatisch darauf, daß Sie nur zulässige Frequenzen einstellen. Per Tastendruck oder Mausklick schalten Sie während der Erstellung von Videomodi auf einen Testbildschirm um, der mit den eingestellten Parametern angezeigt wird. So haben Sie ständig die direkte Kontrolle über das Ergebnis der Konfiguration. In diesem Testmodus können Sie die Bildlage und die Austastlücken per Tastatur verändern. Zur Feineinstellung ist dies äußerst praktisch. Der übliche Weg der Konfiguration wird es daher sein, zuerst die groben Parameter als Zahlenwerte einzugeben und dem neuen Grafikmodus dann im Testbild den endgültigen Schliff zu geben. Hierbei können Sie auf vielen mitgelieferten Grafikmodi aufsetzen, so daß eine völlige Neukonfiguration meist unnötig ist. Wie in der BlowUP-Software können Sie natürlich auch hier zwischen den Pixel-Takten 25, 32 und 50 MHz umschalten. Zur Abschaltung, die beim BlowUP030 per Hardware funktioniert, selektieren Sie beim Screenblaster einen Button namens „Genlock“.

Mit dem Screenblaster-Installationsprogramm geben Sie den Frequenzbereich Ihres Monitors vor.

Die Screenblaster-Software läßt keinen Winkel des Falcon-Grafiksystems unberührt. Zur optimalen Anpassung Ihres Monitors können Sie beispielsweise getrennt einstellen, ob das vertikale und das horizontale Synchronisationssignal negativ oder positiv ausgegeben wird. VGA-Monitore erkennen an der Polarität dieses Signals, in welchen Modus sie schalten müssen. Dies kann in einem Mehr an darstellbaren Bildpunkten resultieren. Damit Sie wissen, mit welchem Speicherbedarf Sie für einen Bildschirmmodus rechnen müssen, zeigt Ihnen der Videomode-Generator dies exakt an. Als Dreingabe können Sie Ihre Videomodi auch im Source abspeichem, und zwar wahlweise als C-oder Assembler-Fragment. Diese Dateien können Sie anschließend direkt in eigene Programme übernehmen und von dort aus die Bildschirmparameter setzen.

Auswahl der Modi

Die Auswahl des aktiven Bildschirmmodus läuft beim BlowUP030 über ein Accessory. Hiermit können Sie für jede einzelne Farbauflösung des Falcon030 die Bildschirmerweiterung aktivieren oder ausschalten. Für jeden Farbmodus sind bis zu zwei Bildschirmmodi voreinzustellen, zwischen denen Sie wählen können. Neu gegenüber älteren BlowUP-Treiberversio-nen ist, daß Sie nun, ohne ein laufendes Programm verlassen zu müssen, den Bildschirmmodus sofort umschalten können. Bedingung hierfür ist, daß die beiden Auflösungen einer Farbtiefe logisch identisch sind. Dies läßt sich durch die Benutzung von virtuellen Auflösungen erreichen.

Übersichtlich angeordnet: Der Hauptdialog des Screenblaster-Videomode-Generators

Screenblaster bietet Ihnen das schon vom Vorgänger her bekannte Auswahlkonzept zur Selektion des Bildschirmmodus. Ein Programm im Autoordner listet Ihnen beim Booten sämtliche abgespeicherte Auflösungen aller Farbstufen auf. Beiden Produkten gemeinsam ist, daß die Bildschirmschoner, wenn sie aktiv sind, den Falcon erheblich beschleunigen. Dies ist darin begründet, daß das Grafiksystem von ATARIs Raubvogel, je nach Komplexität der Bildschirmauflösung, den Datenbus erheblich belastet. Bis zu 70 Prozent Geschwindigkeitsgewinn winken durch die Aktivierung des Bildschirmschoners. Rechenintensive Programme wie Morpher oder Raytracer werden demnach früher mit ihren Aufgaben fertig.

Fazit

Die getesteten Grafikerweiterungen von Overscan und BlowUP sind beide sehr ausgereift. Programmfehlfunktionen traten bei keinem der Produkte auf. Sowohl der Screenblaster inside als auch BlowUP030 Hard I Intern sind jede Mark ihres günstigen Anschaffungspreises wert. Wenn wir dennoch dem Screenblaster einen leichten Vorsprung bescheinigen, geschieht dies aufgrund des unkomplizierteren Einbaus und des noch flexibleren Videomode-Generators. Wir sind gespannt auf weitere Entwicklungen, denn die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht.

Bezugsquellen:

BlowUP, Acker, Eberl & Seibert GbR
Eslarner Str. 34
81549 München

Overscan
Elbestr. 28-29
12045 Berlin

Preise:

BlowUP Hard 1 intern: 79,- DM
Screenblaster inside: 77,- DM

Screenblaster inside

Positiv:

günstiger Preis
sehr flexibler Videomode-Generator

Negativ:

-

BlowUP030 Hard I intern

Positiv:

günstiger Preis
erprobte Konfigurations-Software

Negativ:

nicht ganz perfekt gelöste Auflösungswahl


Patrick G. Dubbrow
Aus: ST-Computer 03 / 1995, Seite 97

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