Transfile ST

Pocketcomputer erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Klein und leistungsstark, , finden sie in vielen Bereichen in Schule, Studium und Beruf ihre Anwendungen. Leider verlangen die Hersteller dieser Geräte für Datenspeicherung auf RAM-Karte oder Drucker recht hohe Preise. Diese lassen sich umgehen, wenn man Daten und Programme zwischen Pocket- und stationärem Computer austauschen kann.

Eine dieser Rechnerkopplungen ist die Transfile ST E-500 von der Firma Yellow Computing. Sie er möglicht die Kopplung des Sharp PC E500 mit dem ATARI ST. Es gibt weiterhin spezielle Programme für fast alle zur Zeit erhältlichen Pocketcomputer und elektronischen Notizbücher. Yellow Computing bietet darüber hinaus noch PD- Disketten mit Programmen für Pocketcomputer an.

Ausgeliefert wird Transfile in einer Plastikbox, welche die Software in der Version 2.08 sowie ein serielles Anschlußkabel enthält. Das 46seitige Handbuch geht ausführlich auf die einzelnen Programmöglichkeiten ein. Zur Installation wird einfach der auf der Diskette befindliche Ordner auf die Festplatte kopiert. Das Gesamtsystem belegt dabei etwa 195 KB. Dazu kommt noch ein recht einfacher, aber in der Funktion ausreichender PD-Editor namens Edimax mit etwa 95 KB. Nach Einstellung der entsprechenden Pfade kann sofort begonnen werden.

Los geht's

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Nach dem Programmstart zeigt sich Transfile wie in Bild 1 zu sehen. Bevor jedoch Programme übertragen werden können, sollte man die Parameter der seriellen Schnittstellen zwischen den beiden Rechnern aneinander anpassen, weil sonst die Übertragung nicht möglich ist. Auf der ST-Seite erfolgt dies über einen Dialog, in dem sämtliche Parameter und auch die Übertragungsrate von 300-9600 Band eingestellt werden können. Für den Sharp kann man einen kleinen Hilfsdialog abrufen, der die benötigten Befehle für den Pocketcomputer enthält. Es empfiehlt sich natürlich, die maximal mögliche Geschwindigkeit von 9600 Band einzustellen. Die Übertagungszeit eines 28 KB lan- gen Programmes auf den Sharp dauert etwa 3 Minuten. Zur Kontrolle kann man sich das übertragene Programm in einem Fenster ansehen und auch ausdrucken lassen.

Plotten

Transfile enthält zusätzlich einen Plotter, welcher auf dem ST eine Emulation des Sharp-Plotters vom Typ CE 515 ermöglicht (siehe Bild 2). Der ST stellt dann die vom Sharp hereinkommenden Daten in einem Fenster dar. Es ist möglich, eine solche Plotterdatei im ASCII-Format zu speichern und auch ohne den Sharp immer wieder im Plotterfenster auszugeben. Die so erhaltenen Dateien sind wesentlich kürzer als die ebenfalls mögliche Abspeiche- rung als IMG-Datei. Wem dies alles noch nicht reicht, kann auch direkt die Daten auf den am ST angeschlossenen Drucker ausgeben lassen.

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Die Plotteremulation

Das Handbuch geht auf die Plotteremulation recht ausführlich ein. Besser und übersichtlicher als im Sharp-Handbuch wird auf relative und absolute Positionierung, Linientypen, Füllmuster, Textrotation usw. eingegangen. Damit dürfte der Ausgabe komplexen Grafiken nichts mehr im Wege stehen.

Sonstiges

Neben diesen Möglichkeiten werden noch zwei Accessories mitgeliefert. Eines davon ist ein Renumber-Utility, welches die Übersichtlichkeit von durch Korrekturen unleserlich gewordenen Listings wieder herstellt. Beachtet werden dabei auch Verzweigungen in Unterprogramme und IFAnweisungen. Das andere ist ein Beispiel, welches sowohl als ST-Pascal- als auch als LatticeC-Listing vorliegt. Es zeigt die Möglichkeiten der Erweiterung von Transfile durch eigene Routinen mittels der AccessoryPipe (Accessory Communication Services). Das Handbuch geht nicht sehr intensiv auf diese Möglichkeit ein, weil für deren Programmierung ein fundiertes Wissen über GEM, die Message Pipes und deren Anwendung in der Programmier- sprache erforderlich ist. Die Listings sind aber sehr gut dokumentiert, und im Handbuch wird auf weiterführende Literatur verwiesen.

Licht und Schatten

Der große Funktionsumfang kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich bei Transfile um ein älteres Programm handelt, welches nicht mehr dem gewohnten Standard der heutigen Zeit entspricht. Die aktuelle Version stammt vom 27.11.1990. Daraus ergeben sich einige Einschränkungen, Fehler und Probleme, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Störend wirkt sich die bei jedem Programmstart erscheinende Copyright-Meldung aus. Weiterhin läßt sich Transfile nur über die Funktionstasten, nicht aber über die gebräuchlichen Tastaturkürzel steuern. Selbst bei der Korrektur von nur einem Fehler in einem BASIC-Listing muß auf einen extemen Editor zurückgegriffen werden. Ist dies schon für Festplattenbesitzer lästig, wird es für die Anwender mit Diskettenstation zur Tortur. Hier würde schon die einfachste Editiermöglichkeit ein verbessertes Arbeiten ermöglichen. In der mittleren ST-Auflösung fehlt bei der Plotteremulation die Einbindung der Farben, welche der Sharp-Drucker ermöglicht. Wird ein anderer Font als in Staudardgröße genommen, überschneiden sich im Listing-Fenster die Buchstaben.
Transfile arbeitet auch mit diversen Grafikkarten und höheren Auflösungen zusammen. Da aber die Speicheranforderung auf 384 KB eingeschränkt ist, stürzt Transfile bei einer Auflösung von 800*608 Punkten und 256 Farben ab. Das Programm läuft zwar auch prinzipiell auf dem Falcon, kann aber auf diesem Rechner nicht über die serielle Schnittstelle ausgeben. Hier ist die Weiterentwicklung der Hard- und Software am Programm vorbei gegangen.

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Ein BASIC-Listing in Transfile

Zusammenfassung

Mit Transfile liegt ein komfortables Programm zum Datenaustausch zwischen ATARI und Pocketcomputern vor. Der Funktionsumfang ist je nach Rechnertyp des Pockets unterschiedlich und dem Gerät angepaßt. Die fortschreitende Entwicklung bei der ATARI-Hard- und Software lassen es aber angeraten sein, diesem Programm ein umfangreiches Update zukommen zu lassen, denn der Preis von 129,DM liegt bereits an der absoluten Grenze des Erträglichen, kosten doch ähnliche Anwendungen für PCs nur die Hälfte. Das von Yellow Computing angebotene PCProgramm, zum gleichen Preis wie die ST-Version, bietet neben einem hochwertigen Editor auch eine Online- Hilfe mit allen Befehlen des PC E-500 nebst Beispielen an.

Eine Anfrage ergab, daß Yellow Computing sich aus dem ATARI-Geschäft zurückziehen und sich in Zukunft auf MSDOS/Windows konzentrieren möchte. Da das Programm auf der Mehrzahl der ATARI-Rechner lauffähig ist, sei kein Update geplant.
Ich empfehle jedoch allen Besitzern von Transfile-Software, sich mit dem Hersteller in Verbindung zu setzen. In dem Schreiben heißt es: "Wir werden, wenn dies von unseren Kunden gewünscht wird und wir damit auch eine ausreichende wirtschaftliche Grundlage sehen, nicht zögern, die Software für den ATARI ST zu aktualisieren." Vielleicht erreicht eine rege Anfragetätikeit ja doch noch ein Update, welches durchaus auch einen finanziellen Gewinn bringen kann.

Bezugsadresse:
Yellow Computing Computersysteme GmbH
Postfach 1136
74173 Bad Friedrichshall
Preis: 129 DM

**Positiv: **
leichte Bedienbarkeit
Plotteremulation
gutes Handbuch

Negativ:
veraltete Oberfläche
läuft nicht auf dem Falcon


Rainer Esser
Aus: ST-Computer 02 / 1995, Seite 16

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