Sound Buster 2.11 ... bringt den Soundchip auf Trab

Gerade für Spiele- und Demoprogrammierer stellt sich immer wieder früher oder später die Frage, wie kleine Musikstücke problemlos in das neue Programm integriert werden können. Sofern man nicht über hervorragende Kenntnisse in dieser Materie verfügt, gerät die Musikerstellung schnell zur Sisyphusarbeit. Wie gut, daß es kleine und nützliche Helfer wie SOUND BUSTER 2.11 gibt, die diesen Teil der Arbeit erleichtern helfen.

SOUND BUSTER dient in erster Linie zum Kreieren von Soundeffekten und zum Komponieren von Liedern. Es ist auf allen ATARI-Rechnern (ST, STE, TT, Falcon030) lauffähig, sofern mindestens 300 KB freier Speicher vorhanden ist. Wir hatten die Gelegenheit, SOUND BUSTER auf einem MEGA/STE zu testen. Ohne das Schlußwort vorwegzunehmen, kann man festhalten, daß SOUND BUSTER absolut betriebssicher läuft und die gesetzten Erwartungen zur Zufriedenheit erfüllt.

Grundsätzliches

SOUND BUSTER wird auf einer nicht kopiergeschützten Diskette mit einem ca. 50 Seiten umfassenden Handbuch ausgeliefert, das zwar in knapper, aber verständlicher und ausreichender Form die Programmfunktionen beschreibt. Zum flüssigen Arbeiten sollte das Programm auf die Festplatte kopiert werden. Ein kleines Manko von SOUND BUSTER 2.11 darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden: Es unterstützt nur die Bildschirmauflösung ST-GERING (320 * 200 Pixel, 16 Farben). Daß dies nicht unbedingt zeitgemäß ist, zeigt sich beim umständlichen Umschalten in den Kompatibilitätsmodus beim Falcon030. Allerdings wird die Wahl dieser Auflösung verständlich, wenn man bedenkt, daß Spiele in erster Linie in der mittleren ST Auflösung entwickelt werden. Nach dem erstmaligen Programmstart fällt auf, daß die Oberfläche nicht GEM-konform programmiert wurde, sondern sich an gängigen Sound-Editoren orientiert. Damit scheidet ein Betrieb unter MultiTOS oder die Benutzung von Accessories aus.

Das Notensystem

SOUND BUSTER verwendet zur Noteneingabe nicht das klassische Notenblatt, sondern eine vereinfachte Darstellung aus Ziffern und Buchstaben. Das Notenanzeigefeld in der unteren Hälfte des Bildschirms besteht aus einer Positionsanzeige und drei Spalten, für jede Stimme eine.

Die Notenlänge ergibt sich aus dem Abstand von einer Note zur nächsten, wobei jede Zeile in der Notenliste eine 16tel-Notenlänge darstellt. Durch Variation der Abspielgeschwindigkeit kann man .somit optimal den Beat eines Songs einstellen. Eine einzelne Sequenz umfaßt damit 64 Zeilen, das entspricht vier Takten. Die einzelnen Noten werden in der jeweiligen Spalte über die Tastatur eingegeben, die analog der Tastenbelegung eines Klaviers aufgebaut ist. Die erste Tastenreihe ([Y] -[-]) entspricht den weißen Tasten der ersten Oktave, die zweite Reihe ([S] - [Ö]) entspricht den schwarzen Tasten der ersten Oktave. Die restlichen zwei Reihen darüber sind für die zweite Oktave. Ein Noteneintrag erfolgt in der Reihenfolge Note, Oktave und Nummer des Instruments.

Bild 1: Im Song-Editor wird ein Musikstück aus den einzelnen Stimmen und Sequenzen zusammengebastelt.

Der Ablaufplan

Eine der wichtigsten Funktionen von SOUND BUSTER ist der Ablaufplan, mit dem man wie in einem Baukasten ein Musikstück zusammenbastelt. Er bestimmt, in welcher Reihenfolge die bis zu 64 Sequenzen abgespielt werden. Der Ablaufplan besteht aus maximal 100 Positionen, und für jede Position kann eine Sequenz und deren Wiederholung eingestellt werden. Der Ablaufplan wird indirekt im oberen linken Drittel des Song-Editors angezeigt. Die Variable SONG-POS gibt die aktuelle Position im Ablaufplan an, die Variable PATTERN-NR enthält dann die Nummer der Sequenz, die an dieser Position gespielt werden soll. Zwei waagerechte Striche (—) kennzeichnen das Ende des Ablaufplans. Die Variable PATTERN-REP legt die Wiederholung einer Sequenz fest. SOUND BUSTER bietet drei verschiedene Möglichkeiten zum Abspielen an: Entweder wird nur das gerade bearbeitete Pattern oder der komplette Song gemäß dem Ablaufplan abgespielt. Alternativ kann auch nur ein Teil des Songs angespielt werden. Mit zwei Variablen kann man die Start- und die Endposition festlegen.

Bastelei

Angenehmes und einfaches Bearbeiten wird durch leistungsfähige Edit-Funktionen erreicht. So lassen sich einzelne Positionen im Ablaufplan an der aktuellen Liedposition einfügen und herausnehmen. Ferner lassen sich alle Noten des aktuellen Instruments in der aktuellen Stimme um einen Halbton schritt erhöhen oder erniedrigen. Neben zahlreichen Blockbearbeitungsfunktionen stehen Funktionen zur Verfügung, mit denen ein Instrument auf ein anderes kopiert, eine Stimme auf eine andere Stimme kopiert oder zwei Stimmen der aktuellen Sequenz vertauscht werden können. Zahlreiche Möglichkeiten zum Laden oder Speichern von Sounds oder Patterns erleichtern den Umgang mit SOUND BUSTER ebenfalls erheblich. So können einzelne Sounds oder Kits, eine Mehrzahl von Sounds sowie einzelne Patterns oder ganze Module verwaltet werden. Besonders gelungen ist die Funktion PROGRAM, die für das Einbinden in die jeweiligen Programmiersprachen aus der Abspielroutine und einem Modul eine Programmdatei erstellt.

Der Sound-Editor

Im Sound-Editor, dem zweiten wichtigen Bildschirm von SOUND BUSTER, kann man alle Tonfunktionen, die der Soundchip und SOUND BUSTER bereitstellen, editieren. Mit der Hüllkurve in der linken Mitte des Bildschirms kann man den grundsätzlichen Lautstärke verlauf eines Sounds festlegen, der in einem Rasterfeld angezeigt wird. Die Hüllkurve kann mit der Maus verändert werden und wird beim Abspielen von links nach rechts durchlaufen. Die Maximallänge der Hüllkurve beträgt 40 Positionen und kann ebenfalls verändert werden. Außerdem läßt sich die Geschwindigkeit, mit der die Hüllkurve durchlaufen wird, bestimmen. Mit den Funktionen Ton-Arpeggio und Noise-Arpeggio ist es möglich, mehrere Töne bzw. Rausch-Klänge schnell hintereinander abzuspielen. Die Töne können im einzelnen festgelegt werden. Jeder eingegebene Wert wird als Offset zur eigentlichen Note in Halbtonschritten verstanden. Soll beispielsweise ein Dreiklang (z.B. C, E, G) gespielt werden, müssen die Offsets null, vier und sieben eingestellt werden. Mit der Funktion Pitch-Bending kann man die Tonfrequenz verändern. Einstellen lassen sich die Verzögerung, die Geschwindigkeit und die Stärke, mit der ein Ton verbogen wird. Ferner kann festgelegt werden, in welche Richtung die Frequenz verbogen wird. Last but not least bietet SOUND BUSTER ein Vibrato an, mit dem die Tonfrequenz moduliert werden kann. Hier lassen sich ebenfalls die Verzögerung, die Geschwindigkeit und die Stärke des Vibratos einstellen. Ferner kann man die Art des Vibratos (Sinus- oder Sägezahnschwingung) festlegen.

Bild 2: Der Sound-Editor bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Klangveränderung.

Die Abspielroutine

Wie bereis vorhin erwähnt, erzeugt die Dateienfunktion PROGRAM ein ausführbares Programm mit der Abspielroutine und den Musikdaten. Bindet man die Musikroutine in ein eigenes Programm ein. wird die Musik unter GEM über den Timer A im Hintergrund abgespielt. Das Programm kann hierzu im Gegensatz zu SOUND BUSTER in jeder beliebigen Bildschirmauflösung entwickelt werden. Grundsätzlich läßt sich die erzeugte Musikdatei in jede Programmiersprache, die eine Funktion zum Aufruf von Assembler-Unterprogrammen besitzt, einbinden. Auf der Programmdiskette sind Beispiele für TurboAss, Pure C, Omikron-BASIC und GFA-BASIC beigefügt. Getestet habe ich insbesondere die problemlose Einbindung in GFA-BASIC. Mit INCLUDE bindet man die erzeugte Musikdatei ein. Danach werden die beigefügten Prozeduren zum Quellcode hinzugefügt. Das in dieser Form eingebundene Musikstück harmoniert bestens mit dem jeweiligen Programm.

Fazit

SOUND BUSTER erweist sich in der mir vorliegenden Version als ausgereiftes und nützliches Programm. Zwar zeigen sich auf dem Falcon030 in Verbindung mit NVDI einige kleinere Probleme beim Umschalten der Auflösungen, doch führt das zu keinen ernsthaften Handicaps. Das Programm ist zum Preis von DM 40,- derzeit nur direkt beim Autor erhältlich, doch kann es ohne weiteres empfohlen werden, da es die Möglichkeiten zur Klangerzeugung auf jedem ATARl-Rechner verbessert.

RW

Bezugsquelle:
Jörg Hahne Kelterstraße 28 76227 Karlsruhe

SOUND BUSTER

Positiv:

günstiger Preis
betriebssichere Einbindungsroutinen
einfache Klangerzeugung
zahlreiche Effekte

Negativ:

nicht GEM-konform programmiert
läuft nur in der Auflösung ST-Gering
Inkompatibilitäten mit NVDI



Aus: ST-Computer 11 / 1994, Seite 24

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