Janus, ATARI-Emulator für PCs - TOS in DOSen

Die Römer verehrten Janus als Gott der Stadttore, der mit seinen zwei Gesichtern über das Herein und Heraus wachte und so die Bewohner der Stadt schützte. Später avancierte er zum Gott des Anfangs, der sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit blickt. Nun trägt ein neues Produkt seinen Namen, das PC-Computer mit einem zweiten Gesicht ausstattet. Janus stellt sich als „der ATARI in Ihrem PC" vor und eröffnet damit eine neue Perspektive für die Zukunft des ATARI-Markts.

Die Idee, ein Computersystem auf einem anderen zu emulieren und damit die Funktionalität beider zu vereinen, ist bereits vielfach umgesetzt worden. Durch die gemeinsam genutzten Peripheriegeräte kann die Anschaffung eines Emulators erheblich preisgünstiger sein als der Kauf eines weiteren Computers. Ist das Arbeiten mit einem so ausgestatteten Gerät aber auch komfortabel, und wie kompatibel kann eine solche Lösung im Vergleich zu den Originalen sein?

Janus von der VHF Computer GmbH stellt in der vorliegenden Version 1.0 ein vollständiges Rechnersubsystem dar - mit einem mit 16 MHz getakteten 68000-Prozessor, RAM und Betriebssystem-EPROMs. Diese umfangreiche Hardware-Unterstützung macht eine aufwendige Software-Emulation durch das Wirtsystem überflüssig. Der PC muß sich nur um die Peripheriezugriffe des Janus kümmern. Damit entlastet er wiederum das Subsystem, das beispielsweise dem Wirtsystem die Übertragung der Bilddaten zur Grafikkarte überlassen kann. So verspricht der Hersteller denn auch in seiner Werbung, daß sich der parallele Einsatz beider Prozessoren nachhaltig auswirkt: Selbst ein Standard-PC mit Janus-Karte sei in vielen Fällen schneller als ein ATARI TT. Daher beziehen sich die Vergleichstests im folgenden auf das Flaggschiff der ATARI-Serie.

Der hohe Aufwand hat seinen Preis: Die Janus-Karte kostet knapp 900 - DM. Sie muß noch mit einem TOS-2.06-Betriebssystem und mindestens 2 SIMM-Modulen à 1 MByte bestückt werden, es können bis zu 32 MByte eingesetzt werden (siehe Kasten „Technische Daten“). Damit sind, je nach dem aktuellen Preis der RAM-Bausteine, ungefähr 1200- DM für die Minimalkonfiguration fällig. Mit der Karte bekommt man eine 3,5"-Diskette mit Treiber-Software und ein 44seitiges Handbuch geliefert. Die Anleitungen gehen ausführlich auf die notwendigen Schritte zur Installation des Emulators und zur Inbetriebnahme ein. In dringenden Fällen kann man werktags unter einer angegebenen Telefonnummer direkt beim Hersteller um Rat nachsuchen.

Installation

Die Hardware ist für einen 16-Bit-ISA-Steckplatz ausgelegt, wie er in den meisten handelsüblichen PC-Computern zu finden ist. Ein 386SX-Prozessor ist Mindestvoraussetzung für den gastgebenden PC (siehe auch Kasten „Technische Daten“). Die Janus-Karte belegt den Adreßraum D0000 bis DFFFF. also 64 KB im sogenannten „hohen Speicherbereich“ des PC, und außerdem die Port-Adressen 300 bis 301. Sie ist auch für die Verwendung der Interrupts 10 bzw. 11 vorbereitet, diese werden aber in der jetzigen Version nicht benutzt. Die Parameter lassen sich nicht, wie sonst bei PC-Erweiterungskarten üblich, umkonfigurieren, was zu Konflikten mit bereits vorhandenen Komponenten führen kann. Somit entfaltet der Janus eine ausgesprochene Selbstbedienungsmentalität, die das Arbeiten unter DOS unter Umständen erheblich erschwert. Der hohe Speicherbereich gehört in einer DOS-Umgebung zu den besonders wertvollen Ressourcen, und 64 KB weniger davon können speicherintensive DOS-Anwendungen behindern. Port-Adressen und Interrupts werden von vielen PC-Komponenten benötigt. Schon vor dem Kauf eines weiteren Gerätes muß darum geprüft werden, ob sich alle Teile miteinander vertragen. Den Janus trifft an diesem Umstand keine Schuld, das ist der Preis für die offene Architektur des PC. Die kompetente Beratung durch einen Fachhändler oder der Kauf eines fertig konfigurierten Systems schützt vor Fehlkäufen.

Klein - aber ATARI-kompatibel. Rechts ist der 68000-Prozessor zu sehen, am oberen Rand die TOS-ROMs und links die SIMM-Module. Zwischen CPU und RAM befindet sich noch ein Timer-Baustein.

Die Software

Die Installation der Emulations-Software gestaltet sich unproblematisch. Der Janus braucht keine besonderen ATARI-spezifischen Festplattenpartitionen, sondern ist auf Koexistenz mit dem DOS-Betriebssystem auf dessen Partitionen ausgelegt. Das 90 KB große Programm JANUS.EXE wird auf Laufwerk C: in das Wurzelverzeichnis kopiert. Das BIOS und die Speichermanager müssen noch so umkonfiguriert werden, daß der Speicherbereich von D0000 bis DFFFF weder „umgemappt“ oder „gecacht“ noch durch andere Programme belegt wird.

Nun ist der ATARI im PC startbereit. Mit dem Befehl JANUS wird das Subsystem gebootet. Als Option kann man einen Modus und die Bildschirmauflösung wählen. Der „Local Mode“ wird auch als Kompatibilitätsmodus bezeichnet. Der Bildschirmspeicher liegt dabei ST-konform im Janus-eigenen RAM, damit ein direktes Hineinschreiben möglich ist. Auf dem Monitor werden die Daten aber erst dargestellt, wenn sie in den Speicher der Grafikkarte übertragen worden sind. Die Emulations-Software liest also immer wieder den gesamten Bildschirmspeicher aus dem RAM der Janus-Karte und transferiert ihn in das Video-RAM, was spürbare Leistungsverluste zur Folge hat. Die Auflösung beträgt für den Local Mode 640 * 400 Pixel in Schwarzweiß, was ST-hoch entspricht. Andere ATARI-spezifische Auflösungen stehen nicht zur Verfügung.

Im Dual Mode werden die Grafikoperationen auf die PC-Hardware übertragen. Sie wird wie eine Beschleunigergrafikkarte benutzt, Auflösungen von 640400 bis 12801024 Pixeln in jeweils 16 Farben stehen zur Verfügung. Für die kleinen Auflösungen reicht eine Standard-VGA-Karte, ab 800*600 Pixeln muß ein VESA-Treiber installiert sein. Ob ein solcher verfügbar ist, hängt von der verwendeten Grafikkarte ab. Das Handbuch dazu oder ein Fachhändler können die Frage danach sicher beantworten. Es werden alle wichtigen Auflösungen der PC-Grafikkarten unterstützt, nur fehlt noch ein wenig Farbenpracht. Modi mit 256 Farben würden das Spektrum sinnvoll ergänzen, Direct-und True-Colour sind für einige Anwendungen ebenfalls wünschenswert.

Die wenigen Parameter, mit denen man die Treiber-Software konfigurieren kann, teilt man ihr per Kommandozeile mit, was sich besonders komfortabel mit Hilfe kleiner Batch-Dateien für die verschiedenen Modi erledigen läßt. Wenn die Software in Zukunft um weitere Bildschirmmodi und Peripherietreiber erweitert wird, kann eine Oberfläche hilfreich sein, um den Benutzer bei der Konfiguration der Emulationsumgebung zu unterstützen.

Das Booten der ATARI-Emulation beginnt wie gewohnt mit dem ATARI-Logo des TOS 2.06. Autoordner, INF-Datei und Accessories werden auf Partition C: gesucht, eine Boot Diskette in Laufwerk A: findet keine Beachtung. Dann erscheint das Desktop in der gewünschten Auflösung. Die unter DOS angemeldeten Laufwerke, also Floppies, Festplattenpartitionen, CD-ROMs und sogar Netzwerklaufwerke sind bereits beim TOS angemeldet, ohne daß eine spezielle Treiber-Software installiert werden muß. Sofort kann mit der Einrichtung der ATARI-Umgebung und dem Installieren von TOS- und GEM-Programmen begonnen werden.

Die Tastatur des PC wird elegant an die vom ATARI gewohnte Belegung angepaßt. Einige Tasten der ATARI-Keyboards sucht man auf PC-Tastaturen vergeblich. Diese werden auf andere Tasten gelegt. Die sich daraus ergebende Belegung ist intuitiv und ermöglicht nach kurzer Eingewöhnungszeit ein flüssiges Arbeiten.

Multitasking

Echtes Multitasking mit dem Janus ermöglicht MultiTOS. Besonders die hohen Auflösungen des Dual Modes bieten genug Platz für viele GEM-Fenster parallel laufender Anwendungen. Eine Anpassung des MagiC-Betriebssystems ist nach Angaben von VHF zwar geplant, aber ob und wann diese Version zu haben sein wird, steht noch nicht fest. Für den Betrieb unter Windows findet man auf der Treiberdiskette eine PIF-Datei. Darin werden die notwendigen Voreinstellungen gespeichert, um JANUS.EXE unter Windows parallel in einer DOS-Gesamtbildschirmsitzung ablaufen zu lassen. Mit Hilfe der Task-Umschaltung kann dann zwischen Windows- und GEM-Oberfläche hin- und hergeschaltet werden. Leider beherrschen nicht alle Grafikkartentreiber das Wechseln der Auflösung beim Umschalten, so daß mit mit einer solchen Konfiguration der Janus zwar aus Windows heraus benutzt werden kann, aber eine parallele Nutzung nicht möglich ist. Janus läßt sich unter OS/2 2.11 booten, das Desktop erscheint und läßt sich benutzen. Die Grafikumschaltung funktioniert ebenfalls perfekt. Leider hat der Emulator massive Probleme mit dem Zugriff auf die Massenspeicher aus der DOS-Box heraus. Ein Einsatz des Emulators ist also unter OS/2 derzeit gar nicht möglich. Wer seinen Janus parallel zu DOS-Anwendungen nutzen will, ist auf Windows und eine Grafikkarte mit geeignetem Treiber angewiesen.

Kompatibilität

Über die Interna der Emulation schweigt sich die Dokumentation aus. Wie dem ausschließlich mit unmodifizierten Original-TOS-EPROMs ausgestatteten Janus die Kommunikation mit der PC-Peripherie beigebracht wird, bleibt dem interessierten Anwender verborgen. Das Resultat ist abhängig von den Anwendungsprogrammen, die auf dem Janus eingesetzt werden sollen. Unsauber programmierter ST-Software hilft möglicherweise der Local Mode auf die Sprünge, der direkte Schreibzugriffe in den Bildschirmspeicher abfängt. Für Calamus S und SL wird ein Autoordnerprogramm mitgeliefert, daß wie ein Grafikkartentreiber den Bildaufbau im Dual Mode steuert. Das funktioniert bis zur maximalen Auflösung von 1280 * 1024. Durch die zusätzliche Aufbereitung der Daten wird der 68000 mehr beschäftigt, weshalb Calamus nicht so stark von der Grafik-Performance im Dual Mode profitieren kann wie andere Anwendungen. Die parallele Schnittstelle wird in der aktuellen Version nun korrekt von der Treiber-Software unterstützt, die seriellen Ports sind aber immer noch nicht fehlerfrei ansprechbar. Sound-Unterstützung, MIDI-Schnittstellen und einen ROM-Port sucht man vergebens. Die verbreiteten Soundblaster-Karten könnten in die Emulation mit einbezogen werden, da sie Sound und MIDI bieten. Manche Hardwarefeatures werden vom Janus gar nicht emuliert. Wenn ein Programm auf so ein Feature angewiesen ist, wird es auf dem Emulator nicht laufen. Der Wunsch nach möglichst viel Hardware und vielen Schnittstellen auf der Janus-Karte selbst ist zwar angesichts der Probleme mit der PC -Hardware verständlich, wäre aber ein Schritt in die falsche Richtung. Der Janus würde aufwendiger und teurer, die Handhabung aber zugleich unkomfortabler. Wer will schon ständig seinen Drucker oder das Modem vom PC- in den Janus-Port stecken und umgekehrt? Hier sind die Entwickler der Janus-Software gefragt. Es genügt nämlich, die Software zu erneuern, um Fehler in der Emulation zu beseitigen oder neue Funktionen zur Verfügung zu stellen. Die Hardware muß weder umkonfiguriert noch ausgetauscht werden. Die häufigen Updates in den letzten Wochen unseres Tests brachten schon spürbare Verbesserungen - das läßt hoffen. Nach Angaben von VHF wurden sie kostenlos an alle registrierten Anwender verschickt.

GEM-Applikationen, die alle Ein- und Ausgaben über Betriebssystemfunktionen abwickeln, laufen auf dem Janus in der Regel und können im schnellen Dual Mode eingesetzt werden. Bei direkten Hardware-Zugriffen wie beispielsweise beim Disk-Utility Diskus sind Probleme vorprogrammiert, hier hilft dann auch der Local Mode nicht weiter. Immerhin fängt das Programm Fehler ab, da es sauber programmiert ist. Die Software-Emulation bildet offensichtlich nicht alle Hardware-Komponenten eines ATARI ST exakt nach, die auf dem Subsystem fehlen. Ein Cookie oder eine vergleichbare dokumentierte Schnittstelle könnte die Anpassung hardwarenaher Software erheblich erleichtern. Einige der Systemvariablen sind mit Default-Werten belegt, die nicht exakt der Realität entsprechen. Mit TOS-Programmen hat der Janus unter TOS 2.06 Schwierigkeiten beim Bildschirmaufbau, die sich aber durch die Verwendung einer Shell umgehen lassen, wie sie auch bei Multi-TOS Verwendung findet.

Die Firma VHF führt eine Liste getesteter Software, die auf ihren eigenen und den Erfahrungen ihrer Kunden beruht. Sie wird ständig aktualisiert und kann bei VHF angefordert werden. Die Angaben sind allerdings ohne Gewähr. Immerhin sind auch Programme enthalten, die nicht laufen, und die Entwickler sammeln so Hinweise für mögliche Verbesserungen ihres Produkts.

System: Janus V1.0 ATARI TT ATARI ST
Testkonfiguration 1 2 3 4 1 2 3 4 5 1
Quick Index 2.1,Referenz: TT, Mono (%)
CPU memory 103 119 119 118 496 496 433 484 450 61
CPU register 85 96 96 95 410 410 402 402 374 50
CPU divide 40 45 45 45 228 228 224 226 215 22
CPU shifts 12 13 13 13 228 228 228 228 206 6
TOS text 130 299 299 85 195 113 393 194 91 79
TOS String 193 5820 6063 333 159 114 2049 391 220 72
TOS scroll 95 58 37 33 161 36 171 36 36 54
GEMdialog 159 347 349 231 145 110 835 580 253 58
NVDI GEM-Test V1.02. Referenz: TT-TOS (%)
Testkonfiguration 1 2 3 4 1 2 3 4 5 1
Textausgabe 61 627 627 626 98 50 1290 763 782 31
Linien 53 201 201 200 74 50 287 171 188 28
Rechtecke 41 175 178 177 99 46 293 130 139 21
Polygone 55 473 477 477 90 68 321 193 192 28
Kreise / Ellipsen 45 508 510 510 97 84 423 304 309 23
Raster 45 142 225 23
Attributfunkt. 86 145 145 143 97 99 563 521 906 50
Auskunftsfunkt. 86 253 253 251 99 101 468 425 736 50
Escapes 71 572 561 561 104 44 269 49 48 36
BIOS-Ausgabe 79 98 94 32 109 56 165 61 34 43
GEMDOS-Ausgabe 134 1785 1765 122 102 64 760 138 88 44
AES-Objekt-Ausgabe 76 221 221 196 % 73 638 415 285 39
Praxistest *
Testkonfiguration 1 2 3 4 1 2 3 4 5 1
Info einer Partition mit 40 MB 3 2 2 3 2 2 2 2 3
40 MB Daten von Platte lesen 220 135 135 147 251 251 245 245 253 ...
Calamus S Laden 20 14 14 15 5 6 6 8 8 ...
TEST.CDK Laden 40 52 55 56 10 20 11 21 22
TEST.CDK in ZIP-Datei packen 74 46 46 48 18 18 20 20 21

* (Angaben in Sekunden)

Testkonfigurationen:

Janus V1.0 (486DX2-66, ASUS 486SP3 PCI-Mainboard, SPEA V7 Mirage P-64 PCI Graphikkarte, MSDOS 5.0

1: Local Mode, TOS 2.06, 640 * 400 * 2 Farben
2: Dual Mode, TOS 2.06, 640 * 480 * 16 Farben
3: Dual Mode, TOS 2.06,800 * 600 * 16 Farben
4: Dual Mode, MultiTOS 1.08, 800 * 600 * 16 Farben

ATARI TT 030

1: TOS 3.06,640 * 400 * 2 Farben (ST-Hoch)
2: TOS 3.06,640 * 480 * 16 Farben (TT-Mittel)
3: MagiC 2.00pi, Outside 3.20, NVDI 2.11.640 * 400 * 2 Farben (ST-Hoch)
4: MagiC 2.00pi. Outside 3.20, NVDI 2.11,640 * 480 * 16 Farben (TT-Mittel)
5: MultiTOS 1.08, NVDI 2.11 640 * 480 * 16 Farben (TT-Mittel

ATARI 260ST

1: TOS 1.04,640 * 400 * 2 Farben (ST-Hoch)

Benchmarks

Die von Quick Index und GEM-Test ermittelten Werte ergeben ein uneinheitliches Bild. Ohne Betriebssystemzusätze ist die Grafik-Performance des Janus im Dual Mode besser als die des TT. Im Praxistest erweist sich der Janus als flinker Festplattenverwalter, während der TT Berechnungen deutlich schneller durchführt. Beim Laden von Calamus und beim Packen von Dateien mit STZIP 2.6 wird das Dateisystem beansprucht, das Laden des Calamus-Dokuments löst umfangreiche Berechnungen aus. Die erste Seite enthielt eine komplexe Vektor- und eine Farbrastergrafik, gemessen wurde bis zur Darstellung der Seite auf dem Bildschirm. Je höher die Auflösung, desto umfangreicher sind die Berechnungen

Technische Daten Janus V1.0
Prozessor: Motorola 68000
Taktfrequenz: 16 MHz
RAM: 2 SIMM-Module 70 ns, 8 oder 9 Bit mögliche Bestückung: 2 * 256 KByte, 2 * 1 MByte, 2 * 4 MByte, 2 * 16 MByte (maximal 14 MByte adressierbar)
ROM: TOS 2 06 (2 ROMS)
Schnittstelle: 16-Bit ISA-Bus
Local Mode: 640 * 400, schwarzweiß
Dual Mode: 640 * 400, 640 * 480, 800 * 600,1024 * 768, 1280 * 800,1280 * 1024, 16 Farben

Mindestanforderungan an das PC-System

Prozessor: 386SX
RAM: 1 MByte
Graphikkarte: Standard-VGA (16 Bit) VESA-Treiber für Auflösungen ab 800 * 600
Festplatte ca. 100 KByte für Treibersoftware
Diskettenlaufwerk : 3,5"
Tastatur: MF-II
Maus: Microsoft-kompatibel
Betriebssystem: MS-DOS 4.0

Performance

Im Dual Mode kann die Arbeitsgeschwindigkeit des Janus überzeugen. Die Aufgaben werden mit einer Geschwindigkeit erledigt, die einem mit 16 MHz getakteten 68000-Prozessor angemessen ist. Durch die Unterstützung der PC-Hardware bleibt mehr Rechenleistung für die jeweiligen Anwendungen übrig. Grafikoperationen und Zugriffe auf das Dateisystem laufen schneller ab, als man es vom ATARI gewohnt ist. Rechenaufwendige Anwendungen erreichen dementsprechend durchschnittliche Ausführungszeiten, grafik- und festplattenintensive Programme profitieren spürbar von der Unterstützung durch den PC.

Mit TOS 2.06 und MultiTOS stehen zwei Standardbetriebssysteme vom ATARI für die Janus-Umgebung zur Verfügung. NVDI läßt sich nur im Local Mode einsetzen, und MagiC läuft derzeit noch nicht. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit des Janus noch nicht voll ausgenutzt. Die Benchmarks des TT zeigen, welche signifikanten Steigerungen durch solche Zusatzprogramme noch erzielt werden können (siehe Kasten „Benchmarks“).

Die Performance des emulierten ATARIs hängt vom Bussystem des Wirt-PC und der Grafikkarte ab. Im Rahmen dieses Tests fand ein ASUS-486SP3-PCI-Mainboard mit SPEA V7 Mirage P-64 PCI-Grafikkarte Verwendung. Der PCI-Bus ist mit 32 Bit Breite und Übertragungsraten von rechnerisch bis zu 66 MByte/s das zur Zeit schnellste Bussystem für PC-Computer. Der Austausch der Grafikkarte gegen eine langsame 16-Bit-ISA-Karte der Marke Trident führte zu einer Verminderung der Grafik-Performance auf weniger als die Hälfte.

Der Local Mode ist deutlich langsamer. Er ist vor allem als Notnagel geeignet für alte, unsaubere Programme, denen man die unzulässigerweise in den Bildschirmspeicher geschriebenen Daten quasi hinterhertragen muß. Das ständige Auslesen des Speichers auf der Emulatorkarte und die Übertragung zur Grafikkarte belasten den Bus des PC so stark, daß es bei langsamen Systemen zu Wartezeiten kommen kann. Das Lesen der Laufwerksinfo einer 40-MByte-Partition dauert im Dual Mode zwei Sekunden, im Local Mode schon drei. Mit der langsamen 16-Bit-Grafikkarte wurden im Dual Mode ebenfalls zwei, aber im Local Mode volle 47 Sekunden gemessen. Entsprechende PC-Hardware ermöglicht aber auch in diesem Modus ein flüssiges Arbeiten, wie vom ATARI gewohnt.

Zurück in die Zukunft

Das Konzept des Janus V1.0 überzeugt. Dieser Emulator eröffnet dem ATARI-Anwender eine interessante Perspektive, der vor der Wahl zwischen dem Aufrüsten seines ATARI-Modells und dem Umstieg auf einen PC-Kompatiblen steht. Geräte wie Monitor, Grafikkarte, Tastatur, SCSI-Controller, Netzwerkkarte usw. müssen nur einmal beschafft werden, wenn sie der ATARI-Emulator mit nutzt. Außerdem sind die Komponenten für den PC zum Teil deutlich preisgünstiger. Lediglich die RAM-Bausteine können sich der Janus und sein Wirt-PC nicht teilen, aber das ist Teil des auf Leistung ausgelegten Konzepts.

Mit den im Test gezeigten Leistungen nimmt der Janus einen hohen Platz im Feld der ATARI-Rechner ein. Durch Weiterentwicklung der Software und Unterstützung von Betriebssystemerweiterungen wie NVDI und MagiC sind noch weit bessere Ergebnisse möglich. Höhere Prozessorgenerationen und moderne Bussysteme können zukünftigen Versionen der Hardware ein Leistungspotential erschließen, das auf „echten“ ATARI-Rechnern seinesgleichen sucht.

Wie beim Umstieg vom ST auf einen TT oder Falcon ist es nicht selbstverständlich, daß die bereits vorhandene Software auf dem Janus weiterbenutzt werden kann. Ob der Emulator in dieser Beziehung empfohlen werden kann, ist abhängig von den Programmen, die ein Anwender einsetzen möchte. Dies klärt man am besten mit Hilfe der schon erwähnten Software-Liste. Generell ist dieses Gerät für Programme geeignet, die im Dual Mode laufen und mit einem 68000-Prozessor und 16 MHz befriedigend schnell arbeiten. Anwendungen wie Datenbanken, die intensiv mit Dateien operieren, profitieren zusätzlich von der Beschleunigung des Dateisystems.

Auf der Wunschliste stehen neben noch umfassenderer Kompatibilität vor allem weitere Bildschirmmodi, die Unterstützung weiterer Schnittstellen der PC-Computer und eine bessere Konfigurierbarkeit des Systems. Das Problem mit den fest eingestellten Hardware-Adressen wurde zu Beginn bereits angesprochen, eine Janus-Hardware mit jumperbarer Belegung ist in der Entwicklung. Sie soll dann auch nur noch 32 KB Adreßraum im hohen Speicherbereich beanspruchen.

So hat dieses Produkt sowohl die traditionsreiche Vergangenheit des ATARI-Sektors im Blick wie auch eine zukunftsträchtige ökologische Nische und macht seinem Namen damit alle Ehre. Und wir werden den Janus im Auge behalten.

Hersteller:
VHF Computer GmbH
Daimlerstraße 13
71101 Schönaich

Bezugsquelle: ATARI-Fachhändler

Getestete Programme

Mit Programmen, die nur über Betriebssystemaufrufe mit ihrer Umgebung kommunizieren, gibt's auf dem Janus wenig Schwierigkeiten. Die folgende Liste geht darum etwas mehr auf die Probleme ein, die mit Software auftreten können, die direkt auf die Hardware zugreift oder unsauber programmiert ist.

Einen Gesamtüberblick über die auf dem Janus lauffähigen Programme vermittelt die „Liste getesteter Software“ von VHF. Danach laufen über 70 % aller Programme ohne Einschränkungen im

Softwaretest

Name Version Local Dual Bemerkung
TOS 2.06 + +
MultiTOS 1.08 + +
Calamus S 07.0993 + + Dual Mode nur mit ServerPRG im Autoordner
Connect 2.46 - - es werden keine Daten über die serielle Schnittstelle ausgegeben
Diskus 3.126 o o direkte Hardware-Zugriffe nicht möglich, Probleme mit Partitionen > 32 MByte
GEM-View 3.06 + +
LHARC 2.31 o o entpackte Dateien fehlerhaft
LHARC-Shell 3.10 o o entpackte Dateien fehlerhaft
MACCEL 3.3 o o schont nicht
Maxidat 5.06 + +
STZIP 2.6 + +
SYSINFO 2.13 + +
Thats Write 3.0c + +
VTDECODE 1.20 - - Treiber V01.11 findet Decoderhardware an der seriellen Schnittstelle nicht
XCONTROL 1.2 + +

Noten: + funktioniert, o funktioniert mit Einschränkungen, - funktioniert nicht, -- beeinträchtigt die Systemintegrität


Gabriel Schmidt
Aus: ST-Computer 11 / 1994, Seite 48

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite