Editorial: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern

Noch vor einem Jahr war es fast undenkbar, das Wort "ATARI" mit einer anderen Hardware als eben einem ATARI- Rechner in Verbindung zu bringen. Zwar hatte man schon andere Rechnerplattformen auf seinem ATARI emuliert, wie es so schön in Computerdeutsch heißt, allerdings einen ATARI auf einem PC oder Macintosh war unvorstellbar. Dabei ist es bei der Entwicklung von Rechnern durchaus üblich, sein Produkt zunächst einmal in der Emulation auszutesten, auch unsere ATARIs wurden auf Fremdrechnern entwickelt.

Doch jetzt heißt es frei nach Bob Dylan "The times are a- changing" - die Zeiten ändern sich. Nachdem das jüngste ATARI-Modell, der Falcon030, schon einige Zeit auf dem Markt ist und noch kein weiteres ATARI-Modell angekündigt ist, legen europäische Entwickler immer häufiger selbst Hand an. Mit den ersten ATARI-kompatiblen Rechner auf dem Markt - die Medusa T40 und demnächst der Eagle - wurden bereits deutliche Trends aufgezeigt. Ebenfalls erhältlich ist Janus, der erste ATARI ST-Emulator für PCs. Diese PC-Einsteckkarte wird in dieser Ausgabe vorgestellt und weiß durchaus zu beeindrucken. Und wer auf der diesjährigen MacWorld in Frankfurt mal über den Zaun seines ATARIs geguckt hat, konnte zu seiner Verwunderung erste Anzeichen von ATARItum auf einem Macintosh finden.

All diese Eindrücke könnten einen zu dem Schluß kommen lassen, daß die Herkunft der Hardware für den "Durchschnittsanwender" gar nicht mehr so eklatant wichtig ist. Die Tendenz geht eindeutig in Richtung austauschbarer Betriebssysteme. Was auf Großrechnern und sogar in gewisser Hinsicht auf PCs (u.a. DOS, OS/2 und NeXT-Step) üblich ist, findet jetzt auch auf anderen (u. a. auch ATARI-)Rechnern statt. So wird man in Zukunft auch seine ATARI-Software immer häufiger auf anderen - entweder kompatiblen oder fremden - Hardware-Plattformen laufen lassen können.


Harald Egel
Aus: ST-Computer 11 / 1994, Seite 3

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