Modems erlangen in der Computerszene immer mehr Bedeutung. Schon heute kann man mit einem Modem vielfältige Informationen, sowohl aus kommerzieller wie auch aus kostenfreien Quellen, beziehen. Naturgemäß steigen mit dem wachsenden Informationsangehot auch die Datenmengen, die mit dem Modem bewegt werden müssen. Modems mit einer Übertragungsrate von 14.400 Bit pro Sekunde sind heutzutage bereits Standard, Modems mit 2400 Bit pro Sekunde stehen kurz vor dem Eintrag ins Geschichtsbuch. Nun stehen die ersten Modems der neuen Generation ins Haus.
Mit einer Übertragungsrate von 28.800 Bit pro Sekunde sind sie genau doppelt so schnell wie der augenblicklich gängige Standard, und einige andere technische Finessen machen die Modems zusätzlich attraktiv. Die Geräte arbeiten dabei nach dem neuen Standard V.FastClass, der von einem der bekanntesten Chip-Entwickler für Modems, der Firma Rockwell, kommt und eine herstellerunabhängige Kompatibilität zwischen den Geräten verspricht. Wir haben uns ein wenig auf dem Markt umgesehen und einige im Juli verfügbare Geräte einem genaueren Augenschein unterzogen.
Wälzt man die Kataloge der Hersteller, so fällt sofort auf, daß sich das Angebot der V.FastClass-Modems in zwei Lager aufteilen läßt. Zum einen gibt es Geräte, die sich im Preisfeld von 500,- bis 600,--DM bewegen, zum anderen Geräte in der Preislage von 1200, DM aufwärts. Dazwischen klafft eine große Lücke. Das ganze läßt sich aber schnell aufklären: Alle derzeit verfügbaren Modems bedienen sich der Chips des Herstellers Rockwell. Dabei stellt diese amerikanische Firma mit insgesamt acht verschiedenen Chip-Typen dem Modemhersteller ein genügend großes Auswahlfeld zur Verfügung, um den für sein Modem richtigen Chip-Satz auszuwählen. Naturgemäß gibt es hier auch Preis- und Leistungsunterschiede, die sich, wie dieser Test zeigen wird, auch wirklich praktisch auswirken. Gemeinsam ist aber allen Modems: Die hohe Geschwindigkeit fordert der Telefonleitung. über die die Übertragung erfolgen soll, das Letzte an Qualitätsreserven ab. Verschlechtert sich die Leitungsqualität, ist Schluß im Staate Dänemark: Die Übertragungsgeschwindigkeit sinkt rapide, oder, wie in der Werkseinstellung unglücklicherweise bei einigen Modems vorgesehen. die Verbindung bricht gänzlich zusammen.
Eines der ersten Modems, die sich mit dem Prädikat V.FastClass auf dem deutschen Markt schmücken konnten, war das LC288FC von Creatix. Die in Saarbrücken ansässigen Modembauer sind bereits seit einiger Zeit wegen ihrer offensiven Preispolitik in aller Munde. Schon lange bevor andere daran dachten, verkauften sie ein Modem mit 14.400 Bit pro Sekunde und deutscher Postzulassung über die BTX-Agentur der Telekom für unter 300,- DM, und auch das neuste Modell aus dem Hause Creatix stellt wieder das günstigste Modell dieses Testfeldes dar. Für 499,- DM erhält der Computeranwender ein Modem, dem man allerdings schon auf den ersten Blick ansieht, daß daran an allen Ecken und Enden gespart wurde: Es gibt keinen Lautsprecher, das Gehäuse wirkt alles andere als stabil und ist zudem, dank seiner minimalen Ausmaße, auch nur sehr umständlich mit den nötigen Anschlußkabeln zu versehen. Einen Netzschalter sucht man an dem Gerät vergebens: Man muß den Netzadapter aus der Steckdose ziehen, damit das Gerät ausgeschaltet wird. Ärgerlich wird dieser Mißstand aber besonders dann, wenn für offensichtlich sinnloses Zubehör Geld verschwendet wird: Bei den mitgelieferten Anschlußkabeln befindet sich jeweils an der dem Modem zugewandten Seite ein Ferritkern, der Störeinstrahlungen abhalten soll. Die Wirkung dieses Bauteils ist aber allenfalls eine psychologische ...
Besser sieht es hingegen bei den Übertragungswerten des LC288FC aus. Auf ordentlichen Leitungen wird zu herkömmlichen Modems problemlos eine Verbindung mit Datenkompression und Fehlersicherung aufgebaut, dabei sind die Modemtypen der Gegenseite kaum von Interesse. Schwach wird das Bild erst, wenn die Bandbreite der Telefonleitung begrenzt wird, z.B. durch einen automatischen Wechselschalter oder eine Telefonanlage. Hierbei wird deutlich, daß ZyXEL-Modems den kleinen Creatix-Sproß nicht mehr verstehen und nur noch eine sehr störanfällige Verbindung ohne Datenkompression oder Fehlersicherung aufbauen. Ein Telebit Worldblazer oder ein USRobotics hingegen unterhalten sich auch unter solch widrigen Umständen gerne mit dem LC-288FC. Auf der V.FastClass-Seite sieht das ganze dann noch ein wenig schlechter aus: Ein Verbindungsaufbau mit der höchsten Geschwindigkeit war nur möglich, wenn die beiden beteiligten Modems an digitalen Vermittlungsstellen hingen, ansonsten wurde die Verbindung maximal mit 21.600 Bit pro Sekunde aufgebaut, die dann auch stabil gehalten wurden. Das Verhalten des Modems war dabei unabhängig vom Hersteller der Gegenseite, so daß das Problem beim Creatix zu suchen ist. Erschwerend kommt noch hinzu, daß das Modem unter der Extremkonfiguration mit dem Wechselschalter, die für ein handelsübliches Modem mit 14.400 Bit pro Sekunde kein Problem darstellt, auf der Leitung keine V.FastClass-Verbindung aufbauen konnte, sondern daß die Modems nach einem längeren Rauschkonzert die Verbindung wieder auflösten.
Insgesamt ist das LC288FC nur bedingt zu empfehlen. Auf sehr guten Leitungen weiß es mit guten Übertragunswerten zu glänzen, aber sobald die Qualität des Übertragungsweges schlechter wird, fallt das Modem um Klassen zurück. Es läßt sich aber sicher noch einiges durch geschickte Programmierung der Modem-Firmware verbessern. Hier ist dringend Nachbesserung durch den Hersteller Creatix angesagt.
Bezugsquelle:
Actebis
Lange Wende 43
59494 Soest
Frisch aus den Vereinigten Staaten und demzufolge auch ohne den Segen der Oberen im Bundesamt für Zulassungen im Telekommunikationswesen (kurz BZT) kommt der nächste Testteilnehmer. Das Gerät hört auf den Namen Bocamodem 28.800 und stammt von einem in Amerika recht bekannten Modemanbieter, der hier in Deutschland bisher noch nicht so recht Fuß fassen konnte. Woher diese Beliebtheit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommt, stellt man schnell nach dem Auspacken des Kartons fest. Der Lieferumfang des Geräts ist absolut komplett, vom Kabel für die serielle Schnittstelle übereine besondere Schnittstellenkarte für PCs bis hin zu kostenlosen Schnuppergut-scheinen für die bekanntesten Online-Systeme wie CompuServe und Genie fehlt nichts im Paket. Auch das Modem macht optisch einen vernünftigen Eindruck: Das Gehäuse ist aus Metall und sieht hinreichend stabil aus, und bei der Gestaltung des Gehäuses haben die Entwickler das klassische Modell dem modernen Design vorgezogen.
Schaltet man das Modem ein, wird dem Benutzer schnell klar, daß das Gerät aus dem Land der Ton wähl stammt: Während das Abheben nahezu lautlos vonstatten geht, ist das für die in diesen Gefilden leider immer noch weit verbreitete Pulswahl notwendige Wählrelais schlichtweg zu laut. Auf die Dauer kann dieses Geräusch bei der Anwahl jedenfalls ziemlich nervtötend sein.
In Sachen Chip-Satz gleicht das Modem dem Creatix LC288FC wie ein Ei dem anderen; sogar die interne Revisionsnummer des Herstellers Rockwell stimmt überein. Jetzt aber davon auszugehen, daß das Modem dieselben Probleme hat wie sein Konkurrent aus Saarbrücken, wäre verkehrt. Zwar läßt sich auch hier erkennen, daß die Leitungsgüte die maßgebliche Grundlage für den sicheren Verbindungsaufbau ist, doch ist das Bocamodem 28.800 bei weitem nicht so störrisch, was den Betrieb an Nebenstellenanlagen oder automatischen Wechselschaltern angeht. Es aber in dieser Hinsicht als unproblematisch zu bezeichnen, wäre sicher auch verkehrt. Das Modem ist nur ein wenig treffsicherer, und ZyXEL-Modems gehören auch hier leider nicht zu den optimalen Gegenstellen für das Bocamodem 28.800.
Insgesamt ist das Bocamodem nur wenig besser als das Creatix, was die Übertragungswerte angeht. Jedoch verfügt es über einen internen Lautsprecher (wenn man den kleinen Quäker so nennen will, aber er tut seine Pflicht), ein wesentlich stabileres Gehäuse und eine sinnvollere Stelle, an der die Status-LEDs angebracht sind. Die deutsche Postzulassung fehlt derzeit noch, ist aber laut Auskunft des deutschen Vertriebs bereits beantragt. Für einen Preis von 599,- DM erhält man ein rundum komplett ausgestattetes Modem, welches aber in Sachen Übertragungsqualität noch immer seine Macken hat.
Bezugsquelle:
Computer 2000
Baierbrunner Straße 31
81379 München
Das Siegel „Made in Germany“, einst als Malussymbol für deutsche Produkte von englischen Lords eingeführt, hat sich längst in fast allen Bereichen des Handels als Qualitätskriterium für „Produkte aus deutschen Landen“ durchgesetzt. Lediglich im Computerbereich ist dieser Schriftzug nur ungerne gesehen, man denke hier nur an die extrem teuren und wenig leistungsfähigen Produkte bekannter deutscher Hersteller. Es geht aber auch anders, wie die Firma CPV mit dem CPV Delta 1128 beweist.
Wie schon beim Vorgänger, dem Delta 1114, wird auch in diesem Fall der größte Teil des Modems in Südostasien beim Modemspezialisten GVC eingekauft und dann hier in deutschen Landen mit der Firmware von deutschen Entwicklern gepaart. Zudem werden Modifikationen am Modem vorgenommen, die dieses Gerät von der Heerschar der GVC-Kompatiblen abheben. Das Modem wird dabei im typischen schwarzen Metallgehäuse geliefert, ist aber deutlich kleiner als sein Vorgänger. Da derzeit für beide noch dieselbe Verpackung benutzt wird, wackelt das Modem auf dem Transport bedenklich im Karton, da der verfügbar gewordene Freiraum nicht weiter ausgefüllt wurde. Das Modem zeigt auch deutlich, daß es für den deutschen Markt entwickelt wurde: Leise Wählrelais und das BZT-Siegel sorgen für Pluspunkte auf diesem Gebiet.
Auch in Sachen Übertragungsqualität fällt das Modem angenehm auf. Da es erst seit wenigen Wochen verfügbar ist, hat es eine relativ neue Chip-Satz-Kombination eingebaut, die sich den beiden bisherigen Konkurrenten als überlegen erweist. Auch bei schlechteren Leitungen baut das Modem erst einmal eine Verbindung mit 28.800 Bit pro Sekunde auf, die dann sehr schnell sowohl herauf- wie auch heruntergeschaltet werden kann, und diese Funktion ist in der Werkseinstellung auch entsprechend vorbelegt. Manchmal kommt das Modem bei all dem Umschalten zwischen den einzelnen Geschwindigkeiten ein wenig ins Schleudern und trennt die Verbindung, hier scheint noch einer von recht vielen Fehlern in der Firmware des Modems zu liegen, die aber dank der bekannt rührigen Entwicklungsabteilung bei CPV schon bald der Vergangenheit angehören dürften. Im Bereich der Standardgeschwindigkeiten bis 14.400 Bits pro Sekunde verhält sich das CPV Delta 1128 kurioserweise aber wie seine Geschwister: Bei guter Leitung versteht sich das Modem mit allen anderen Geräten blendend, aber bei der verringerten Bandbreite des automatischen Wechselschalters ist auch hier keine stabile Verbindung zu ZyXEL Modems möglich, was der kleine Bruder CPV Delta 1114 noch problemlos schaffte.
Erwähnenswert an dieser Stelle ist noch das deutsche Handbuch, das dem Modem beiliegt. Neben allen Informationen, die der Benutzer benötigt, um das Modem für den Betrieb vorzubereiten, findet sich hier auch ein kleiner Exkurs in die Welt der Datennetze, so daß der aufmerksame Leser gleich wenigstens ein bißchen vorbereitet in die Weiten des Datenozeans entlassen wird. Eine Mailbox-Liste nachdem Motto „klein aber fein“ erleichtert zudem den Einstieg. Insgesamt stellt das CPV Delta 1128 eine echte Alternative zu den gängigen Modems dar, da es recht problemlos funktioniert und vor allem bereits in der Werkskonfiguration vorzüglich eingestellt ist. Der Preis für das Gerät steht noch nicht endgültig fest, wird aber ungefähr bei 600,- DM liegen.
Bezugsquelle:
CPV-Stollmann
Gasstraße 18
22761 Hamburg
Wem die Volkswagen unter den V.-FastClass-Modems nicht genügen, der sollte sich für das Quicktel X V2814 interessieren. Das Modem war eines der ersten Geräte in Deutschland, die den neuen Standard von Rockwell unterstützen, und kann derzeit wohl die meiste Erfahrung mit dem Netz der DBP-Telekom aufweisen. Ausgeliefert wird das Gerät in einem etwas instabilen Designer-Gehäuse, über dessen Formen man vortrefflich streiten kann, zusammen mit einem guten, aber leider englischen Handbuch. Dafür ist das Handbuch explizit für dieses Modem geschrieben worden und nicht nur eine um ein durch Zusatzblätter ergänztes Exemplar des Vorgängermodells mit 14.400 Bits pro Sekunde.
Dies alleine rechtfertigt aber noch nicht einen Verkaufspreis von ungefähr 1300,-DM: Der Hersteller hat für das Gerät nur die erlesensten Bausteine ausgewählt, und diese Auswahl macht sich auch stark bemerkbar: Kein anderes Modem in diesem Test konnte mit den Leitungen und Verhältnissen umgehen, die dem Quicktel nur ein müdes Lächeln und eine stabile Verbindung abringen konnten. Sowohl im Bereich bis 14.400 Bit pro Sekunde als auch in den höheren Geschwindigkeiten erwies sich das Modem als wahrer Meister und schätzte die Leitung auch immer so ein, daß ein häufiges Hin- und Herschalten zwischen den einzelnen Übertragungsgeschwindigkeiten nicht nötig war. Das Modem funktionierte, bis auf ein zu schwaches Netzteil, welches inzwischen vom Importeur durch ein stärkeres ersetzt wurde, den ganzen Testzeitraum über einwandfrei, und auch im Dauerbelastungstest traten keine Mängel auf, allerdings wurde das Modem insgesamt recht warm. Weniger schön sind die Statusanzeigen des Geräts: Hier hat der Hersteller statt wie üblich beschrifteter Leuchtdioden kleine Piktogramme benutzt, deren Sinn jedoch nicht auf Anhieb zu erkennen ist, und aus einer größeren Entfernung kann man die Anzeige gar nicht mehr ablesen.
Insgesamt erhält man für 1300,- DM ein zweifellos gutes Modem. Die Frage, ob dieser Preis jedoch angesichts der geringen Verbreitung der V .FastClass-Modems an Mailboxen lohnt, muß jeder für sich beantworten. Für den Geschäftsmann, der mit diesem Gerät große Datenmengen per Telefon übermitteln muß, ist dieses Modem aber auf jeden Fall empfehlenswert.
Bezugsquelle:
Dinologics
Wilhelm Ruppert Straße 38/c66
51147 Köln
Die bisher verfügbaren V.FastClass-Modems hinterlassen insgesamt einen eher durchwachsenen Eindruck. Man fühlt sich unvermittelt in die Zeit zurückversetzt, als die ersten 14.400er-Modems mit Chips von Rockwell zu günstigen Preisen den Weltmarkt überspülten, jedoch teilweise in Deutschland erhebliche Probleme mit den Telefonleitungen hatten. Zwar gibt es auch hier Ausreißer nach oben, doch die Preiskategorie dürfte für den Hobbyanwender einfach zu hoch liegen. Gut im Preis und mit erstaunlichen Leistungwerten liegt das CPV Delta 1128, das sicher in die Fußstapfen seines Vaters, des Delta 1114, treten wird. Das Zeug dazu hat es jedenfalls...
DJ
Positiv:
sehr preisgünstig
Negativ:
starke Probleme bei schlechten Leitungen
schlechte Verarbeitungsqualität
kein Netzschalter
Positiv:
komplette Ausstattung
Negativ:
Probleme mit schlechten Leitungen
keine Postzulassung
Positiv:
sauber verarbeitet
brauchbares deutsches Handbuch
stabile Verbindungen mit 28.800 bps
gute Werksvoreinstellung
Negativ:
leichte Probleme mit 14.400 bps
Positiv:
gute Verbindungen auch bei schlechten Leitungen
nur hochwertige Bauteile
Negativ:
hoher Preis