Seit dem Erscheinen des Falcon hat eine rege Entwicklung von Musikprogrammen eingesetzt, die verschiedene Anwendungsbereiche abdecken. Allerdings gibt es nicht viele Programme, mit denen man möglichst einfach und preiswert eigene Musikstücke komponieren kann. Zusammen mit MUSiCOM 2 aus dem gleichen Hause erhält man mit TrakCom ein ideales Werkzeug für die Soundverarbeitung.
Im Gegensatz zu praktisch allen anderen Musikprogrammen widmet sich TrakCom in erster Linie der Musikproduktion. Durch eine gelungene Kombination von Sequenzer und Sample-Nachbearbeitung kann man Musik. Jingles. Ansagen oder Tonspuren in hervorragender Qualität erzeugen. Dabei werden alle Instrumente oder Klänge gleichberechtigt als Samples behandelt.
Bevor wir zur eigentlichen Programmbeschreibung kommen, möchten wir einige theoretische Grundlagen ansprechen. TrakCom versetzt den DSP in die Lage, mindestens sechs Spuren mit 16 Bit und 49 kHz Abtastfrequenz in Echtzeit zu mischen und zu transponieren. Verringert man die Abtastfrequenz auf 33 kHz, stehen sieben Spuren zur Verfügung, bei 25 kHz mindestens acht Spuren. TrakCom verwaltet maximal zehn Spuren, wobei man auf eine einzelne Spur beliebig viele verschiedene Instrumente (Samples) legen kann. Zudem läßt sich ein Sample bei Verbrauch von nui einer Spur an eine beliebige Stelle im Stereoraum legen. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß bis zu 100 beliebig lange Samples pro Song verwendet werden können, die lediglich durch den Arbeitsspeicher begrenzt werden. Darüber hinaus unterstützt TrakCom das Digital-Audio-Interface von Compo, indem jeder beliebige Song zwecks digitaler Aufnahme auf DAT, MiniDisk oder DCC ausgegeben wird.
TrakCom lag uns zum Test in der Version 1.32 vor und wird nicht kopiergeschützt auf vier randvollen 3,5“-Disketten mit einem Handbuch in einem weißen DIN-A5-Plastikordner ausgeliefert. Die eigentliche Installation gestaltet sich einfach: Man kopiert sowohl die Dateien TRAKCOM.APP und TRAKCOM.RSC als auch die Demosongordner auf eine beliebige Partition auf der Festplatte und entpackt anschließend die einzelnen Demosongs. Zum Hineinschnuppern kann man vorab das Programm starten und sich einen Demosong anhören, der einen die Leistungsfähigkeit des Programms erahnen läßt. Es sei zum Handbuch festzuhalten, daß es in relativ knapper Form die einzelnen Programmfunktionen beschreibt. Obwohl man merkt, daß das Handbuch unter Zeitdruck entstanden ist, reicht es zum Verständnis vollkommen aus. TrakCom läuft auf einem Falcon030 mit mindestens 4 MByte Arbeitsspeicher, Festplatte und einem Monitor mit mindestens 640*400 Pixeln Auflösung. Der Bildschirmbeschleuniger NVDI und die Auflösungserweiterungen Screenblaster II oder BlowUp werden problemlos unterstützt und sollten auch auf alle Fälle installiert sein. Zum einen wird die Bildschirmausgabe erheblich beschleunigt, zum anderen kann man bei einer erhöhten Auflösung im Song-Editor wesentlich mehr Spuren nebeneinander darstellen lassen.
Als allererstes empfiehlt es sich, den im Falcon030 installierten Lautsprecher auszuschalten. Für die Musikausgabe sollte statt dessen entweder ein Paar Aktivboxen oder eine HiFi-Anlage angeschlossen werden. Leider besitzt TrakCom keinen integrierten Sampler, sondern lediglich einen Sample-Editor zum Nachbearbeiten, so daß man auf einen externen Harddiskrecorder wie beispielsweise MUSiCOM II angewiesen ist. Die beste Qualität erreicht man natürlich durch eine digitale Überspielung von einem CD-Spieler oder DAT-Spieler über das Digital-Audio-Interface von Compo, allerdings reicht eine geringere Abtastfrequenz für ein Sample im allgemeinen auch aus, um einen guten Klang zu erzielen. Klangeffekte mit dem DSP, die man bei der Aufnahme eingemischt hat, werden problemlos abgespielt. TrakCom verarbeitet Samples im 16-Bit-AVR- und 16-Bit-DVS-Format gepackt oder ungepackt. Auch das 16-Bit-Mono-SND-Format wird gelesen. Trotzdem erscheint uns die Anzahl der Import-Formate als zu dürftig, da die Samples anderer Programme nicht verwendet werden können. Auch fiel uns auf. daß einige mit MUSiCOM II oder anderen Samplern erstellte AVR-Samples teilweise nicht eingelesen werden konnten. Hier sollte TrakCom noch verbessert werden.
Um ein Musikstück zu erstellen, benötigt man viele verschiedene Samples, die in der Sample-Liste (Bild 2) verwaltet werden. Mittels Doppelklick auf einen freien Platz wird ein Sample eingeladen und in den Song übertragen. Praktisch ist die Möglichkeit, die ersten zwanzig Samples über die Funktionstasten im Song-Editor auszuwählen. Ein Doppelklick auf ein bestehendes Sample öffnet den Sample-Editor (Bild 3), in dem ein Sample nachbearbeitet werden kann. Betrachten wir uns die Funktionen im einzelnen. Mit der Zoom-Funktion lassen sich bestimmte Bereiche des Samples bequem vergrößern. Somit kann man knackfreie Einstiegspunkte finden, die für die Loop-Funktion sinnvoll sind. Ein Loop-Sample erzeugt lange Liegetöne. Mittels der Reverse-Funktion wird ein Sample rückwärts abgespielt, was bei Sprach-Samples stets zu einem Lacheffekt der Zuhörer führt. Über die Buttons LEISER und LAUTER kann die Ursprungslautstärke des Samples verändert werden. Natürlich kann man auch verschiedene Abschnitte eines Samples mit unterschiedlichen Lautstärken belegen. Selbstverständlich kann ein Sample auch gestimmt werden. Mit dem Grundtonhöhen-Schiebereglern kann man die Tonhöhe des untransponierten Original-Samples festlegen. Hierfür existiert auch als Testton ein Sinuston in der Tonhöhe, die auf der klavierartig belegten Tastatur gedrückt wird. So hat zum Beispiel die Taste Q den Notenwert C2 oder die Taste 2 den Notenwert C#2. Einfache Blockfunktionen runden die Leistungsmerkmale des Sample-Editors ab. Das veränderte Sample kann anschließend in den Formaten DVS Mono, DVS Mono gepackt, AVR Mono und SND Mono abgespeichert werden. Auch hier gilt unsere vorherige Feststellung, daß weitere Sample-Formate sehr nützlich wären.
Bevor nun die eigentliche Komposition eines Songs beginnt, sollte man noch schnell einige songspezifische Parameter (Bild 4) einstellen. Unter anderem definiert man hier die Pattern-Länge, die ausschließlich zur Orientierung dient und eine einheitliche Zeilennumerierung erzeugt. Im allgemeinen bieten sich für Popsongs viervierteltaktfreundliche 16 oder 32 Zeilen an, es sei denn, daß ein Wiener Walzer kreiert werden soll. Ebenfalls für den Eingabekomfort bestimmt ist die Angabe, wie viele Zeilen der Cursor im Song-Editor weiterspringt, wenn die Cursor-Tasten zusammen mit der Shift-Taste betätigt wer den. Für das Komponieren unnütz, für das Copyright jedoch wichtig sind die Informationen über den Autor und den Song in den Songinfozeilen. Sehr bedeutsam hingegen ist die Angabe der Ablaufgeschwindigkeit. So kann es durchaus passieren, daß die Samples nicht mehr korrekt zusammenpassen. da sich deren Ablaufgeschwindigkeit natürlich nicht verändert. Ferner bestimmt man in der Parameterdialogbox die Anzahl der Spuren sowie die Mixerlautstärke, die die Lautstärke vor dem Zusammenmischen der einzelnen Spuren im DSP regelt. In einer weiteren Dialogbox stellt man die Abspielfrequenz des Songs ein, die mindestens der besten Sample-Aufnahme-Frequenz entsprechen sollte.
Nun kommt endlich der große Augenblick: Der erste Song wird im Songeditor (Bild 1) erstellt. Auffallend ist die Tatsache, daß man das Songfenster bis zur Anzahl der im Song verwendeten Spuren aufziehen kann. Ein Großbildschirm sowie die Verwendung von NVDI und Screenblaster II erhöht den Eingabekomfort erheblich. Die einzelnen Noten wer den über die klavierartig belegte Tastatur eingegeben, wobei grundsätzlich die Taste Q mit dem Notenwert C2 der Ausgangspunkt für die nach oben oder unten transponierbaren Samples ist. Der Notenwert wird dann in Klarschrift, nicht in einem Notenblatt, an die Stelle des Cursors eingetragen. Die ersten 20 Samples aus der Sample-Liste können bequem über die Funktionstasten ausgewählt werden, die folgenden Samples nur mit der Maus aus der Sample-Liste. Praktisch ist die Möglichkeit, ein Sample mit der rechten Maustaste zu bestimmen, ohne jedesmal das Fenster toppen zu müssen. Mit den drei Schiebereglern kann man ein Fein-Tuning der Note durchführen, d.h., die Frequenz kann um +/-5 Einheiten verändert werden. Somit entspricht die Frequenz C2 +5 der Frequenz C#2 -5. Auch die Lautstärke kann links und rechts getrennt eingestellt werden, einfacher läßt sich ein Stereoeffekt nicht erzeugen. Zur Arbeitserleichterung lassen sich im Song Marken setzen. Erstens kann man damit die gewünschten Stellen mit dem Cursor schneller erreichen und zweitens den Song lediglich innerhalb der Marken abspielen. Durch Anklicken der Headlines kann man darüber hinaus einzelne Tracks zu- oder abschalten. Gerade für das Austesten eines Songs ist dies sehr sinnvoll: Hält der Schlagzeuger auch den Takt, und klingt das Gitarrensolo himmlisch? Nein? Dann sollte man den entsprechenden Block mit dem Cursor markieren und die Dialogbox für die Blockoperationen (Bild 5) aufrufen. So lassen sich Lautstärke- und Tonhöhenverläufe vom Blockanfang bis zum Blockende linear verändern.
Sobald es ein neues Musikprogramm gibt, wird auch sofort wieder ein neues Songformat eingeführt. TrakCom speichert einen Song mit allen Songparametern als ASCII-Text ab (Listing 1). Das hat den unschätzbaren Vorteil, daß sich Änderungen recht leicht mit einem ASCII-Editor durchführen lassen. Ferner ist das Format durch das Prinzip der Schlüsselwörter für zukünftige Änderungen erweiterbar. Doch sollte man auch den Nachteil nicht verschweigen: Durch den neuen Standard bleibt die Kompatibilität mit anderen Programmen auf der Strecke. Doch Programmierer aufgepaßt: Das Format ist frei verwendbar, darf also auch von anderen Programmen benutzt werden. So bleibt wenigstens ein kleiner Funken Hoffnung, daß die Formatvielfalt sich zukünftig auf Export- und Importfunktionen positiv niederschlägt.
SONG-FORMAT 2.00 : Versionsnummer
INFO : Informationen
Der junge Technotronic (Sohn), : 4 Infozeilen für
trifft seinen Papa (rolling stone) : Hintergrund-Informationen
TANZ DICHSELBST ZUM TOD! (mit nur 90kB : und Autor
Plattenplatz) Bernhard Kirsch :
ENDINFO :
PATTERN-LENGTH 32 : Patternlänge
MIXER-VOLUME 0.800 : Lautstärke vor dem Mischen
CODEC-FREQ 7 : Abspielfrequenz (7=49kHz)
BEATS-PER-SECOND 8.250 : Abspielgeschwindigkeit
SAMPLE 1 C2 CHORD.DVS : Verwendete Samples mit
SAMPLE 2 C2 BASEDRUM.DVS : Samp1enummer,
SAMPLE 3 C2 HAT.DVS : Grundtonhöhe und Name
SAMPLE 4 C2 BASS.DVS :
SAMPLE 5 C2 KLAP.DVS :
LOOPSAMPLE 6 C#2 STRINGS.DVS : Gelooptes Sample
SAMPLE 7 C2 WAHWAH.DVS :
SAMPLE 8 C2 WAHWAH2.DVS :
SONG 5 3584 : Song hat 5 Spuren und
: maximal 3584 Zeilen
101 4C2v9999 :
0 : Songdaten: Pattern, Zeile,
0 : Leerzeichen, dann pro Spur:
104 4C2v8686 : Samp1enummer, Tonhöhe, Tune,
0 : Volume links und rechts.
0 : Leerzeichen
107 4C2v8383 :
0 : Passiert in einer Zeile
0 : nichts, wird eine 0
110 4C2v8080 : gespeichert
0 :
0 :
0 :
END : Ende
Listing 1: Das TrakCom-Song-Format
Fassen wir also noch einmal kurz zusammen: Zum optimalen Einsatz benötigt TrakCom einen Sampler, der die passenden Samples bereitstellt. Hier bietet sich insbesondere das Programm MUSiCOM II aus dem gleichen Hause an. In TrakCom erfolgt nun die entsprechende Nachbearbeitung des Samples. Die Gestaltung eines Songs kann nun einfacher nicht sein: Den Songeditor aufrufen, aus der Sample-Liste die einzelnen Samples auswählen und in die entsprechenden Spuren und Zeilen eintragen. Die Tonhöhe ergibt sich aus der Tastenbelegung. Feinheiten lassen sich über die Blockfunktionen, das Fein-Tuning und die Lautstärkeregelung bestimmen. Das Musikstück kann dann anschließend über angeschlossene Aktivboxen oder sogar über die heimische HiFi-Anlage bewundert werden. Einfacher und bequemer lassen sich Songs, Funkspots, Filmvertonungen oder Ansagen nicht realisieren.
In der uns derzeit vorliegenden Version erweist sich TrakCom als ausgereiftes und professionelles Programm. Während des Testes lief TrakCom absolut stabil und zuverlässig. Verbesserungswürdig ist aber trotzdem der Export und Import von Samples sowie das etwas schwachbrüstige Handbuch. Bleibt also die durchaus berechtigte Hoffnung, daß die Entwickler weitere Features einbauen und das Programm damit weiterentwickelt wird. Uns schwebt hier durchaus die Vision vor, die erstellten Songs über eine Schnittstelle in eigene Programme einzubinden. Vielleicht läßt sich das seitens der Entwickler realisieren. Wie mir Bernhard Kirsch, einer der Autoren von TrakCom, mitgeteilt hat, wird in einer der zukünftigen Versionen ein einfacher Sampler ohne Effekte eingebaut werden Zusätzlich soll eine Festplattenspur mit Harddiskrecording zu dem erstellten Song zugemischt und abgespielt werden. Bleibt zum Schluß festzuhalten, daß sich jeder Besitzer eines Falcon030, der bereits MUSiCOM II hat, die Anschaffung von TrakCom nicht großartig überlegen muß. Den mehr als fairen Preis von 199.- DM ist TrakCom allemal wert, um damit die Ausstattung an guter Musik-Software abzurunden.
Bezugsquelle:
Compo Software GmbH Vaatser Sfr. 540 52074 Aachen
TrakCom
Positiv:
einfache Songerstellung
intuitive Bedienbarkeit
leistungsfähige Sample-Nachbearbeitung
Unterstützung von bis zu 10 Spuren
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Negativ:
unterstützt zu wenig Sample-Formate
knappes Handbuch