Mit LineArt, dem Maskenmodul, und zuletzt mit 'Merge' wurde der Calamus SL immer offener für grafische Spezialanwendungen, die direkt im Calamus-Layout genutzt werden können. Gerade mit dem Merge-Modul wurde auch eine umfassendere Manipulation und Bearbeitung von Bildern im Calamus möglich. Der nächste große Schritt in Richtung kreative Bildbearbeitung wird nun mit dem neuen Paint-Modul der Firma 'adequate systems' vollzogen, mit dem der Calamus zum exzellenten Mal- und Retuschewerkzeug wird.
Textsatz, Layout und Montage in der DTP-Software, die Bildbearbeitung im externen EBV-Programm: Diese sicher sinnvolle Aufteilung in dafür spezialisierte Software hat spätestens dort ihre Grenzen, wo nicht nur Bildmaterial fürs Layout, sondern auch Layout-Elemente wie Text und Grafiken direkt in die Bildbearbeitung einbezogen werden müssen. Diese Grenze wird nun, erstmals in einer Layoutsoftware, mit dem Paint-Modul aufgehoben.
Für die Bildbearbeitung werden die wichtigsten Bildformate unterstützt: Graustufenbilder, RGB- sowie CYMK Truecolor Bilder. Alle anderen Bildformate, aber auch alle weiteren Rahmentypen des Calamus können in die genannten Bildformate gewandelt und mit Paint' bearbeitet werden!
Das Modul teilt sich in vier Bearbeitungsfelder auf, die, wie im Calamus üblich, über Icons anwählbar sind. Sowohl die Moduloberfläche als auch die Bedienung von 'Paint' selbst mag anfangs auch für geübte Calamus-Anwender neu und etwas ungewohnt erscheinen. So sind in 'Paint', als ganz neues Bedienungselement des Calamus, Pop-up-Menüs hinzugekommen. Ein Klick auf ein Werkzeugsymbol ruft ein solches Menü auf, in dem aus allen vorhandenen ein Werkzeug ausgewählt werden kann.
Die 6 Werkzeuge, die'Paint' zur Verfügung stellt, scheinen auf den ersten Blick alte Bekannte aus beliebigen Mal-und EBV-Programmen zu sein; Ein 'Stift' ist vorhanden, dazu Wasser, Schmierer, ein Verrauscher. Und dann gibt es auch noch ein Werkzeug namens 'Softprint', auf das wir weiter unten noch ausgiebig zu sprechen kommen. Daß der Stift in Paint dann doch nicht 'Stift', sondern 'Farbauftrag' heißt, verweist schon auf ein wichtiges Prinzip des Moduls. Hier werden keine vordefinierten Werkzeuge angeboten, im Grunde genommen stellt jedes Werkzeug nur eine bestimmte „Grundeigenschaft“ zur Verfügung, über die sich sehr viele unterschiedliche Zeichenwerkzeuge simulieren lassen.
Die jeweils eingestellten Werkzeugparameter eines Werkzeugs bestimmen also, wie es sich im einzelnen verhalten soll bzw. wie der Farbauftrag des Malstiftes wirklich aussieht. Es ist dann einfach möglich, mit dem Malstift über eine Änderung in Intensität und Schärfe eine sehr realistische Sprühdose zu simulieren, die sich auch in der Bildbearbeitung hervorragend einsetzen läßt (Halbtranzparenz), oder auch Kreide, Pinsel und Bleistift. Die auf diese Weise angelegten neuen Werkzeuge lassen sich in einer Werkzeugliste abspeichern, so daß ganze „Besteckkästen“ mit Spezialwerkzeugen angelegt werden können, z.B. mit verfeinerten Instrumenten für die Bildretusche. Eine Datei mit vielen Grundeinstellungen liegt dem Modul bei.
Nehmen wir z.B. das erste Werkzeug, den 'Farbauftrag*. Wird hier eine geringe Intensität eingestellt, die vielleicht einem 20%-Farbauftrag entspricht, und als Schärfe „0" gewählt, so wird der Farbauftrag nur in der Mitte des Werkzeugs den Wert der eingestellten Intensität haben, zum Rand hin tendiert der Auftrag bis null. Durch diese Möglichkeiten des Farbauftrags lassen sich Farben sehr sauber und, je nach eingestellter Intensität, auch halbtransparent auf Bildmaterial auftragen.
Bei CYMK-Bildern läßt sich zusätzlich auch die Farbebene wählen, auf die der Farbauftrag mit Paint erfolgen soll. So können selektiv einzelne Farb-ebenen ausgeschaltet oder Bildveränderungen nur in einer einzigen Farbebene durchgeführt werden. Gerade bei der Vielzahl von Möglichkeiten, über die Regler Einfluß auf die einzelnen Werkzeuge zu nehmen, vermisse ich hier noch ein Feld, in dem die vorgenommenen Einstellungen auch ohne „Ausprobieren“ sofort optisch überprüfbar sind.
Zunächst einmal: Jeder Rahmentyp, der auf einer Calamus-Dokumentenseite Platz findet, kann mit den Paint-Werkzeugen bearbeitet werden! Also auch gewöhnliche Text-, Vektor- oder Rasterflächenrahmen.
Beim Anwählen eines solchen Rahmentyps aus Paint heraus erscheint ein Formular, in dem das gewünschte Bildformat (Graustufen, RGB, CYMK) sowie die Auflösung (dpi), die Anzahl der Pixel oder der Speicherplatzbedarf (Byte) eingegeben werden können. Der Rahmen wird dann in ein entsprechendes Pixel-Format konvertiert. Eine direkte Bearbeitung von monochromen Grafiken ist leider nicht möglich, was beispielsweise für die Nachbearbeitung von Scans sinnvoll wäre. Derartige Arbeiten können jedoch über eine Konvertierung in ein Graustufenbild problemlos erfolgen.
Auf diese einfache Weise können alle Rahmentypen, die vom Calamus verwaltet werden, für die Bildarbeiten genutzt werden. Die Wahl einer Malfarbe ist dabei nicht ausschließlich auf die vorhandene Farbliste begrenzt. Mit der rechten Maustaste kann aus einem Bild eine Farbe (als Bild-Pixel oder Mittelwert beliebig einstellbar) aufgepickt und direkt in die Farbliste übertragen werden. Sie steht damit für alle weiteren Calamus-Objekte (Textfarbe, Flächen usw.) zur Verfügung.
Besonders in der Bildretusche benötigte Werkzeuge wie 'Wasser', 'Schmierer', 'Aufrauher' und ein 'Densitometer' werden durch das Modul zur Verfügung gestellt. Und natürlich das Highlight von 'Paint', das 'Softprint'-Tool.
Wer sich erstmals mit dem Paint-Modul beschäftigt, sollte sich schon einige Zeit nehmen. Nicht deshalb, weil die Bedienung des Moduls viel Übung erfordern würde - denn es ist wirklich sehr leicht zu bedienen. Aber dann wird plötzlich der ganze Calamus zur Spielwiese, wenn in Textrahmen gemalt und retuschiert werden kann oder Vektorgrafiken mit der Sprühdose weiche Übergänge bekommen.
Es kann aber nicht nur in andere Rahmentypen malerisch eingegriffen werden, man kann auch mit ganzen Rahmeninhalten selbst malen! Das wird durch das wohl spektakulärste Paint-Werkzeug ermöglicht, den Softprint.
Durch 'Softprint' können beliebige(!) Rahmeninhalte des Calamus in ein Bild (oder in einen beliebigen anderen Rahmen) einkopiert werden, wobei auch dieses Werkzeug über die Regler vielfältig modifiziert werden kann. Es ist schlichtweg faszinierend zu sehen, mit welcher Leichtigkeit und Präzision sich Bildbereiche butterweich in andere einkopieren lassen. Stellt man hier den Regler „Intensität“ etwas geringer und den Schärferegler auf „0“, kann man mit „Bildern in Bildern“ malen und retuschieren, ohne das auch nur der Hauch eines „Kopierrands“ zu ahnen ist!
Wie funktioniert nun dieses Wunderwerkzeug im einzelnen? Man klickt mit der rechten Maustaste einfach in den Bereich des Bildes, der als Quellposition kopiert werden soll. Dieses „Bild“ kann, wie schon gesagt, ein beliebiger Rahmentyp sein. Wählt man nun mit der linken Maustaste irgendwo im gleichen Bild (oder in einem anderen Rahmen) einen Bereich, kann gleich gemalt werden. Nun läßt sich, je nach gewählter Intensität des Werkzeugs, das Bild von dem gewählten Quellpunkt aus ganz sanft in den neuen Rahmen oder auf ein anderes Bild übertragen. Bei jedem neuen Ansetzen wird dann wieder vom gewählten Quellpunkt aus gemalt. Mit einer festen Zielposition, die sich mit Shift/linke Maustaste wählen läßt, bleibt der gewählte Quellpunkt auch bei jedem Neuansetzen erhalten, so daß auch einzelne Bereiche des Ursprungsbildes an verschiedene Positionen kopiert werden können.
Noch so eine Funktion des Paint-Moduls, die sicher niemand direkt anwendet, ohne sie erst einmal ausgiebig zu testen. Das Undo, womit sich gewöhnlich die letzte Maloperation zurücknehmen läßt, hat in Paint ein eigenes Menü bekommen. Ist es eingeschaltet, werden alle Malaktionen innerhalb eines Werkzeugs aufgezeichnet. Auch neue Werkzeugeinstellungen und Farbwechsel werden dabei berücksichtigt. Erst beim Werkzeugwechsel oder der Anwahl eines anderen Bildes wird der Undo-Puffer gelöscht.
Im Undo-Menü befinden sich Schalter, mit denen dann alle vorgenommenen Mal- oder Retuschevorgänge 'abgespielt' werden können. Wie in einem Film kann dabei bis zum Anfang der Arbeit rückwärts bzw. bis zum Ende der Aufzeichnung vorwärts „gemalt" werden. So lange, bis der neue Ausgangspunkt für die weitere Arbeit gefunden ist! Alternativ dazu ist der speicherplatzsparendere Auto-Modus vorhanden, in dem der Puffer jedesmal gelöscht wird, wenn eine neue Malaktion gestartet wird. Die Malaktion wird hier also nur zwischen Ansetzen des Werkzeuges und Loslassen der Maustaste aufgezeichnet.
Wer viel mit Farben gestaltet und Bilder bearbeitet, kennt natürlich auch die hohen Ansprüche, die dabei an die Rechenleistung gestellt werden. Das gilt auch für die Arbeit mit 'Paint'; wer sauber und in hoher Auflösung mit Text-, Vektor- und Bildrahmen arbeiten will, mag schneller als vermutet die Grenzen des Arbeitsspeicher erreichen. Ausgeliefert wird das Paint-Modul auf einer Diskette mit einer speziellen TT-Version sowie einer weiteren für alle anderen ATARI-Rechner. Handbuch und Help-Text, für die schnell aufrufbare Hilfe im Calamus, vervollständigen das Modulpaket.
Das wirklich Phantastische an Paint ist, daß im Calamus mit Text und Grafiken wie gewohnt (unter Ausnutzung aller Calamus-Funktionen) gesetzt und gestaltet werden kann, und darüberhinaus die Funktionen von 'Paint' damit zu kombinieren, kopieren oder retouchieren. Auch dynamisches Zeichnen mit einem Grafiktablett wird ausgiebig unterstützt. Hierzu lassen sich im Paint-Formular eigens zur Feineinstellung der Andrucksensitivität für jeden der Regler eigene Kennlinien aufrufen.
Nimmt man zu Paint noch das Merge- und Bildfiltermodul hinzu, ist der größte Bereich der kreativen Bildbearbeitung und Retusche abgedeckt. Dinge, die im Paint jetzt noch fehlen mögen, wie beispielsweise eine Einbeziehung von Vektorpfaden in die Paint-EBV oder die direkte Bearbeitung monochromer Bilder, sollen in einer weiteren Version folgen.
Natürlich ist damit eine externe Bildverarbeitung nicht völlig vom Tisch. Wenn eine externe EBV-Software benötigt wird, lassen sich die mit 'Paint' erzeugten Bilder ja problemlos aus Calamus heraus in unterschiedliche Formate exportieren.
In diesem Zusammenhang sind auch die guten Kontakte zwischen den Taint'-Programmierern und der Firma 'Digital Arts' (DA's Picture) für den Anwender inzwischen spürbar von Vorteil: Ein Calamus-Modul, mit dem beliebige Bereiche eines Calamus-Dokuments im DA's-Picture-Stempelformat exportiert werden können, ist auf der neuen Diskette zur DTP-Praxis zu finden. Umgekehrt können mit dem neuen 'Bildfiltermodul' von 'adequate systems' auch alle Filtereinstellungen aus DA's Picture im Calamus für die Bildmanipulation genutzt werden. In der nächsten DTP-Praxis werden wir darüber wohl ausführlicher berichten.
Durch die Anwendbarkeit und Einbeziehung aller Layout-Elemente in den EBV-Bereich geht der 'Paint-Calamus' deutlich über das hinaus, was aktuelle DTP- und EBV-Software als einzelne Software-Lösungen (auch systemübergreifend) bieten können. Ein gelungeneres Zusammenspiel professioneller Layout- und Bildverarbeitungswerkzeuge läßt sich auch auf anderen Rechnersystemen kaum finden. Hervorragend!
Fast hätte ich's vergessen: Mit Paint kann man auch sehr gut ganz einfach nur malen ..
Die neue Disk zu DTP-Praxis ist da! Auf der 3. Diskette finden Sie wie immer Gestaltungen und Grafiken, die in der DTP-Praxis diskutiert werden, Dokumente und Einstellungen, die Ihnen bei der täglichen gestalterischen Arbeit hilfreich zur Seite stehen, sowie ausgewählte Vektorfonts, Utilities und Programme für die grafische und typografische Feinarbeit im ATARI-DTP; viele der hier vorgestellten Dateien und Programme gibt es exklusiv nur auf der DTP-Praxis Disk.
Calamus-Modul:
Ein 'Stempel-Modul' für die Ausgabe im Stempelformat fur DA's Picture. Beliebige Bereiche eines Calamus-Dokuments können mit diesem Modul als Stempel für die Arbeit in DA's Picture exportiert werden. Eine Anleitung liegt als Readme bei.
Calamus goes Mag!X:
Alle Calamus-Versionen seit Juni '93 enthalten einen kleinen Bug, der alle Tastatureingaben unter Multitasking-Umgebungen blockiert. Das Patch-Programm vom Calamus-Programmierer Harald Siegmund behebt diesen Fehler, so daß nun auch Calamus S und SL unter MagiX und MultiTOS problemlos laufen.
Tasten.CKT:
Sinnvolle Tastaturbelegung für Calamus S/SL, mit einer Tastaturbelegungs-Übersicht als CDK-Dokument zum Ausdrucken. Die wichtigen und häufig benötigten Funktionen des Calamus sind mit dieser Datei über die Tastatur erreichbar, und dazu auch einige vielleicht noch unbekannte. Es werden dazu auch viele optional erhältliche Module wie Bridge, Toolbox, LineArt und das Maskenmodul berücksichtigt! Dazu noch eine Beschreibung zum Umgang mit den Tastaturbelegungen mit zusätzlichen Imformationen.
Fraktale:
Mit dem SL-Modul LineArt lassen sich auch fraktale Elemente aus allen Calamus-Objekten erzeugen, wie unser LineArt-Workshop in den letzten Ausgaben der DTP Praxis zeigte. Wem die dort vorgestellten Beispielen trotzdem nur schwer nachvollziehbar blieben, bekommt hier die Original-Abbildungen der Fraktale mit Erläuterungen zur Arbeitsweise in LineArt. Dazu noch weitere Grafiken zum LineArt-Workshop als CDK-Dokumente für Calamus S und SL
Fonts:
Wieder einige ausgewahlte Fonts im CFN-Format.
Textkonverter:
Exklusiv für die DTP-Praxis Disk von Günther Kreidl (Digital Arts). Konvertiert Text aus dem PC-Programm WORD 5.0 nach ASCII, und macht ihn damit für alle textverarbeitenden Programme verfügbar.
DA's Picture Konverter:
Ein nagelneues Konvertierprogramm von Digital Arts. Konvertiert alle wichtigen Grafikformate (mono/grau/TC). DA's Picture-Konverter läuft auf allen Grafikkarten.
Bestellen können Sie die Diskette zum Preis von 49,- DM bei
PSH Medienvertrieb
Georgenstraße 38b. 64297 Darmstadt