Kleine und mittlere ATARI-Messen sind zur Zeit in. Das kann man zweifellos behaupten. Sage und schreibe fünf ATARI-spezifische Messen gab es in den letzten Monaten. Der Trend zu Hausmessen, die meist direkt in den Räumlichkeiten von ATARI-Händlern oder Software-Häusern stattfinden, ist dabei nicht zu übersehen. Sie sind auch sehr praktisch, da sie einen regionalen Charakter haben und man sich sowohl als Anwender als auch als Händler bzw. Entwickler in einer eher familiären Atmosphäre besser und intensiver informieren kann.
Über die proTOS und die Hausmesse von Hard& Soft haben wir bereits in der letzten Ausgabe etwas geschrieben. Inzwischen sind die FEZ-A-BIT in Berlin, die CSA-Falcon-Competence-Party in Gelsenkirchen und die CCD-Haus-messe in Kiedrich hinzugekom-men. Da sich die Liste der Aussteller auf allen Messen sehr ähnlich ist, haben wir beschlossen, einen Gesamtbericht zu erstellen, die Highlights für Sie zusammengefaßt und eine Liste der jeweiligen Aussteller erstellt.
War im letzten Jahr die FEZ-A-BIT in Berlin noch ein Geheimtip für ATARI-Besitzer, so wurde in diesem Jahr ganz deutlich, daß sich diese Veranstaltung im Freizeit-und Erholungszentrum Wulheide zu DER ATARI-Veranstaltung im östlichen Deutschland entwickelt hat. Unter den Ausstellern traf man alte Bekannte wieder, die sich 14 Tage zuvor schon in Ulm auf der proTOS ein Stelldichein gaben.
Fast alle namhaften Entwickler, Händler und Vertriebsfirmen waren diesmal auch in Berlin mit dabei. Auch die Reaktion seitens der Besucher war erfreulich positiv. Schließlich konnte man auf der Messe fast alles, was der ATARI-Markt derzeit zu bieten hat, erwerben und direkt mit nach Hause nehmen - einschließlich der brandneuen Spielekonsole „Jaguar“, von der einige Exemplare über die Ladentheke gingen. Auch Falcons konnte man bei einigen Händlern sogar zu besonders günstigen Messepreisen kaufen.
Neben den eigentliche Ausstellerpräsentationen gab es begleitend zur Messe auch Vorträge und Demonstrationen, die in einem Kinosaal abgehalten wurden. Besonders interessant erschien uns die
Vorführung des ATARI-Linux-Betriebssystems. Dieses in der DOS-Welt weit verbreitete Unix-Derivat befindet sich inzwischen auch in der ATARI-Version in einem weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Man kann davon ausgehen, daß die erste voll funktionsfähige Version des ATARI-Linux in einigen Wochen verfügbar ist.
Eindrucksvoll waren auch die Jaguar-Demonstrationen. Alle derzeit verfügbaren Spiele konnte man in Aktion sehen. Gleich nebenan bei WBW gab es den Jaguar (in begrenzten Stückzahlen) auch zu kaufen. Doch auch neue Produkte für die ATARI-Computer-Linie gab es zu sehen.
Das verträumte Städtchen Kiedrich war diesmal der Veranstaltungsort für die CCD-Hausmesse.
Umrahmt von Weinbergen hatte man am 14. Mai den Ansturm der Atarianer auszuhalten. Neben der Firma CCD, die diese Hausmesse initiiert hatte, fanden sich auch noch eine stattliche Anzahl von Fremdausstellern im „Haus des Gastes“ ein. Über mangelnden Anklang konnte man sich sicherlich nicht beschweren, tummelten sich doch nach Angaben des Veranstalters im Laufe des Tages ca. 1400 Besucher in dem Saal.
Am 29. und 30. April 1994 veranstaltete das Gelsenkirchener ATARI-Competence-Center CSA in seinen Geschäftsräumen in der Wilhelminenstraße in Gelsenkirchen die erste Falcon-Competence-Party. Der Andrang von weit über tausend Besuchern spiegelte deutlich das anhaltend starke Interesse der ATARI-Gemeinde an neuen Hard- und Software-Produkten für ihre Rechner wider. Man kann also ohne weiteres behaupten, daß diese Party ein durchschlagender Erfolg war.
Ziel dieser Falcon-Competence-Parties, die von einer Gruppe aktiver und engagierter Händler ins Leben gerufen wurden, ist es, dem interessierten Anwender die Leistungsfähigkeit im ATARI-Hard- und Software-Bereich kompetent aufzuzeigen. Der Termin bei CSA war der erste in einer ganzen Serie von Veranstaltungen; die nächsten finden in Freiburg, Frankfurt, Köln usw. statt. (Die Termine werden rechtzeitig in der ST-Computer bekanntgegeben.) Die Veranstaltungsorte sind so ausgewählt, daß der Anwender möglichst im Umkreis von einer Stunde Fahrtzeit eine kompetente Leistungsshow für seinen Computer geboten bekommt.
Doch nun zu den Ausstellern; wir haben sie in alphabetischer Ordnung aufgeführt. Wie bereits erwähnt, war nicht jede Firma auf allen drei Veranstaltungen vertreten; darauf wurde bei dieser Aufstellung allerdings keine Rücksicht genommen.
Alle Calamus-Fans waren hier richtig aufgehoben. Mit seinen drei neuen Modulen für den Calamus zeigt Adequate Systems, daß die Entwicklung dieses DTP-Systems ständig weitergeht.
Bei dem Heidelberger Software-Haus fand MagiX! reißenden Absatz. Das alternative Betriebssystem soll in Kürze auch in der Falcon-kompatiblen Version erhältlich sein. Ferner wurde die neue Version 3.5 der Datenbank Phoenix vorgestellt.
CCD war nur auf der eigenen Hausmesse vertreten. Tempus Word liegt jetzt in der Version 2.85 vor. Neben vielen kleineren Änderungen wurde u.a. die gesamte Silbentrennung neu überarbeitet, ferner finden Berechnungen in T empus Word nun nach der Punkt-vor-Strich-Rechnung statt. Weiterhin wurden noch die beiden Tempus-Word-Module Write & Flip und Formel Pi und der Disk-Monitor Diskus gezeigt.
Bei Comtex konnte ein Beschleunigermodul für den Falcon begutachtet werden, das den Rechner bis an die Grenzen des Machbaren beschleunigt: 36 MHz CPU- und 18 MHz Bustakt sind hier die Eckwerte, die mehr als eine Verdopplung des bisherigen Leistungsvermögens des Rechners versprechen.
Wem das noch nicht reicht, der muß den Schritt zu einem ganz neuen Rechner, der Medusa, machen. Diesen Rechner konnte man u.a. am Stand von Compo sehen. Er schlägt in Sachen Geschwindigkeit und leider auch in Sachen Preis mit einem 68040-Prozessor mit 33 MHz, der den Arbeitstakt intern nochmals verdoppelt, einem mit CPU-Takt betriebenen Fast-RAM und einer schnellen Grafikkarte bestückt alle bisher verbreiteten Rechner und erweist sich so als ideale Calamus-Workstation.
Neben DA’s Layout TC, das in dieser Ausgabe ausführlicher vorgestellt wird, wurde DA’s Photoscreening gezeigt. Bei dem Programm handelt es sich um eine Prozeßbild Verarbeitung, deren Qualität anhand beeindruckender Andrucke und Proofs belegt wurde. Interessant für alle DTP-und EBV-Spezialisten ist auch der Batch-Betrieb von DA’ s Photoscreening, mit dem man quasi über Nacht auch aufwendige Jobs erledigen lassen kann.
Die Firma Gellermann hat zwei verschiedene Fertiglösungen für den Anschluß von preiswerten CD-ROMs eindrucksvoll demonstriert. Zunächst läßt sich mittels des IDEAL-AT-Bus-Adapters das Mitsumi-Low-Cost-CD-ROM am ATARI betreiben. Die entsprechende Software-Unterstützung ist inzwischen fertiggestellt. Interessant ist allerdings auch die zweite Lösung. Hierbei kann ein CD-ROM-Laufwerk ohne Eingriff in den Rechner über den Drucker-Port am ATARI angeschlossen werden.
Bei MAXON wurde die neueste Version der Datenbank TWIST gezeigt. Sie weiß vor allem durch ihre Geschwindigkeit und ihre leichte Bedienbarkeit - auch bei komplexen Relationen - zu überzeugen. Daneben wurde von eifrigen ATARI-Bastlern freudig registriert, daß das neue GAL-Programmiersystem endlich verkauft wurde.
Auch an den Ständen von MW-Electronic konnte man den Medusa-Rechner sehen, der mit seiner Geschwindigkeit beeindruckte.
Bei No!-Software wurde eine erste Vorabversion von That’s Write 4 gezeigt, die einige neue Schmankerln zu bieten hat: Neben den Erweiterungen, die schon seit langem geplant sind und über die auch schon des öfteren berichtet wurde, wird es aufgrund der hohen Nachfrage der Benutzer eine Tabellensatzfunktion ähnlich der des Windows-Bestsellers WinWord geben, um die Gestaltung von Tabellen noch einfacher möglich zu machen. Außerdem wird That’s Write um einige Importformate erweitert: So wird man mit der Version 4 GEM-Vektorgrafiken, TIFF-, IFF-, PCX-, CRG-, TGA- und STAD-Bilder einlesen und im Text plazieren können. Außerdem steht mit dem RTF-Im-und -Export eine Kommunikationsmöglichkeit mit anderen Rechnerwelten zur Verfügung. Auf Wunsch konnte man dort auch die „Light-Version“ von That’s Write sehen, die unter dem Namen „That's Write Classic“ angeboten wird. Bei ihr wurde das Konzept von That’s Write auf die Bedürfnisse des Gelegenheitsschreibers ausgedünnt, wichtige Elemente wie Speedo-Unterstützung wurden jedoch beibehalten. Die Classic-Version von That’s Write nimmt für sich in Anspruch, die einzige Textverarbeitung zu sein, die bei I MB RAM auch noch skalierbare Speedo-Fonts unterstützt.
Das Vektorzeichenprogramm Arabesque II ist quasi fertig, lediglich das Handbuch fehlt noch; aber bei Erscheinen dieser Ausgabe dürfte auch diese Hürde übersprungen worden und das Programm bereits auslieferungsfertig sein. Es ist nun voll farbfähig geworden, bietet aber ausschließlich Vektorgrafikfunktionen. Der Rastergrafikteil ist komplett noch nicht vorhanden, wird jedoch später mit einem Upgrade zu dem Programm hinzukommen. Obwohl das Programm den Namen des Vorgängers trägt, ist Arabesque II eine Neuentwicklung, lediglich die Icons stammen aus derselben Feder wie die in der Urversion.
Endlich konnte man bei Overscan einen Protoypen des Falcon-Beschleunigers Afterburner sehen. Leider war das Gerät noch nicht funktionsfähig, aber immerhin handelte es sich bereits um eine Platine aus der Serienfertigung. Man kann davon ausgehen, daß zum Zeitpunkt des Erscheinungstermins dieser Ausgabe der ST-Computer die ersten Afterburner ausgeliefert werden. Das Board kann mit enormen Leistungsdaten aufwarten. Ein mit 66 MHz getakteter 68040-Prozessor verrichtet auf dem Afterburner seinen Dienst. Zudem kann man das Gerät mit Fast-RAM aufrüsten. Sobald uns ein funktionsfähiges Exemplar dieser Karte vorliegt, werden wir genauer darüber berichten.
Hier wurde der neue Formeleditor Formula vorgestellt. Mit ihm lassen sich auf einfache Alt und Weise Formeln erstellen und als IMG-Datei exportieren. Dabei hat sich der Autor qualitätsmäßig eng an das TeX-Satzsystem angelehnt.
Natürlich war auch der Initiator der FEZ-A-BIT, die Firma R.O.M.-Logicware, mit eigenen Ständen vertreten und zeigte unter anderem die neueste Version der Textverarbeitung papyrus Gold. So gehört ab sofort eine Rechtschreibkorrektur mit zum Lieferumfang des Programms, wobei hier auf ein fremdes System, welches auch in Tempus Word und Script 3 zu finden ist, zurückgegriffen wurde. Ebenfalls ganz neu ist ein externer Thesaurus, ein Hilfsprogramm, das die in der Schule gefürchteten (und auch von uns Schreiberlingen nie ganz zu vermeidenden) Wiederholungsfehler unterbindet, da es auf Wunsch die in der Datenbank verfügbaren Wörter mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung zum Suchbegriff ausgibt. „Locate“ arbeitet als Modul in papyrus. Außerdem konnte R.O.M. eine kleine, aber durchaus feine Adreßverwaltung unter dem Namen Pegasus ankündigen, die einige sehr interessante Features zu bieten hat. Sie ist hinsichtlich der Serienbriefschnittstelle kompatibel zum Klassiker 1st_Adress, voll in GEM eingebunden und außerdem auch noch netzwerkfähig.
Wer’s gerne rhythmisch mag, war bei Trifolium bestens aufgehoben, denn dort konnte man das Drum-computerprogramm Fdrum auf einem Falcon hören. Fdrum kann bis zu 16 digitalisierte Instrumente gleichzeitig steuern.
Für alle PC-Besitzer bot VHF die Alternative: die PC-Einsteckkarte Janus, die einen ATARI emuliert. Der Einsatz ist allerdings erst ab einem 386er PC sinnvoll.
Auch die Firma Wohlfahrtstätter war auf den Veranstaltungen vertreten und zeigte die bereits in der vorletzten Ausgabe vorgestellte Shareware-CD. Eine zweite CD ist bereits in Vorbereitung und wird inzwischen erhältlich sein.
Insgesamt kann man ganz klar sagen. daß die kleinen und mittleren Messen ein voller Erfolg waren. Sowohl auf Veranstalter- als auch auf Besucherseite waren nur zufriedene Gesichter zu sehen. Man kann davon ausgehen, daß diese .Art der regionalen Präsentationen von ATARI-Produkten Schule machen wird und weitere Veranstaltungen. wie sie ja u.a. im Rahmen derFalcon-Competence-Parties bereits angekündigt sind, zu erwarten sind. Man kann dem nur zustimmen, da der Markt darauf allemal positiv reagiert.
DJ/HE/CM