Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Terminalprogramm nur ein paar Zeilen Programmcode benötigte. Auch ein Hauptspeicher von 512 KB gehört der Vergangenheit an. Heutzutage kommen Festplatten mit ebensoviel Cache-Speicher in den Rechner. In den Zeiten der RAM-Gigantomanie ist es dem Anwender egal, wenn ein Bildschirmschoner 200 KB RAM klaut und die Hauptapplikation im Singletasking-Betrieb nur 2,8 MB benötigt. Man hat ja schließlich 4, 8, 16 oder mehr RAM im Rechner. Heutzutage sind aber auch noch viele 1040er im Umlauf, und so werden gerade diese User daran interessiert sein, hier und da ein wenig RAM einzusparen.
QUANTOS, eine Betriebssystemerweiterung für alle ATARI-Rechner mit TOS-Betriebssystem, verbraucht nur schlappe 20 KB - und das bei diversen Funktionen. Die aktuelle Version ist nunmehr bei Nummer 2.5 angelangt und hat in der letzten Zeit diverse Falcon-Anpassungen erhalten. Im wesentlichen gibt es drei verschiedene Programmversionen von QUANTOS. Es gibt ein "Laserjet-QUANTOS", ein "24-Nadeldrucker-QUANTOS" und ein "9-Nadeldrucker-QUANTOS".
Grund für diese drei verschiedenen Programmversionen sind die aufwendigen Druckerroutinen. Eine der vielen Funktionen von QUANTOS ist nämlich die Hardcopy-Funktion, für die eine Unterscheidung der Drucker notwendig ist. QUANTOS wurde komplett in Assembler geschrieben, was mit ein Grund für die nur geringe Speicheranforderung ist. QUANTOS wird in den AUTO-Ordner kopiert und sollte dort hinter einer Grafikerweiterung, wie z.B. OVERSCAN, installiert werden. Dadurch wird QUANTOS nun automatisch bei jedem Booten installiert und steht somit dem Anwender jederzeit zur Verfügung. Bevor QUANTOS seinen täglichen Dienst tun soll, sollte es mit dem mitgelieferten QUANTSET konfiguriert werden.
QUANTSET präsentiert sich als kleines GEM-Programm. Dort bekommt man auch schon einen ersten Eindruck, was QUANTOS alles kann (Bilder 1, 2 + 3). Über die zwei Dialoge werden alle Grundeinstellungen getätigt. Was nun QUANTOS alles kann und wo man Abstriche machen muß, wird im folgenden beschrieben.
Wie eingangs schon erwähnt, gibt es drei verschiedene QUANTOS-Versionen für die verschiedenen Druckersequenzen. Diese werden besonders bei der HARDCOPY-Funktion benötigt. Nach dem altbekannten Alt/Help läßt sich mit der Maus ein belieber Ausschnitt markieren. Dabei werden die Koordinaten links oben auf dem Bildschirm angezeigt. Wird nun die RETURN-Taste benutzt, so wird die Hardcopy auf den Drucker geleitet. Wird statt dessen die ENTER-Taste gedrückt, so wird das Bild als GEM-Image gesichert. Mit zusätzlich gedrückter SHIFT-Taste wird der ganze Bildschirm im Screen-Format gesichert. Warum nun ein anderes Format als GEM-Image genommen wird, leuchtet allerdings nicht ein. Beim Speichern darf auch ruhig ein farbiger Bildschirm vorhanden sein. Durch das GEM-Image-Format ist aber eine Farbanzahl von maximal 256 Farben möglich. Beim Thema Drucker sollten die Druckersequenzen nicht unerwähnt bleiben. Diese können mit QUANTSET definiert (max. 10 Stück) und bei Bedarf von QUANTOS aus an den Drucker gesendet werden, um z.B. den Zeilenabstand zu ändern oder ein Linefeed oder Formfeed zu forcieren. Des weiteren kann bei Druckaufträgen eine ßWandlung vorgenommen werden. Diese Funktion wird ebenfalls in QUANTSET eingestellt. HP-Deskjet-Besitzer kennen das Problem mit der Einschaltreihenfolge, das eines der Schnittstellen zwischen dem ATARI und dem HP-Deskjet ist. QUANTOS weckt bei eingeschaltetem Drucker den DeskJet, wenn dieser erst nach dem ATARI eingeschaltet wurde. Der eben erwähnte Spooler ist nicht nur für alle "normalen" Druckaufträge ausgelegt, sondern spoolt auch für SIGNUM!. Die Konfiguration des Spoolers (Größe, Drucker-Timeout, SIGNUM! 2 oder 3) findet auch wieder in QUANTSET statt. Auf Wunsch kann der Spooler sich auch im TT-RAM breitmachen.
Ein zweites großes Anwendungsgebiet dreht sich rundum die Speichermedien. Die langsamsten Datenträger, die Disketten, werden beim Zugriff auf BootSektorviren gecheckt, sofern dies in QUANTSET eingeschaltet wurde. Es können fünf bekannte Boot-Sektoren eingelesen werden, bei denen QUANTOS dann nicht mehr warnt. Auch ein zeitliches OK kann für die Dauer einer "Sitzung" gegeben werden. Für das TOS vom 6.2.1986 kann der Diskettenzugriff durch die Fast-Disk-Routine beschleunigt werden. Für die ST-Anwender von HD-Laufwerken oder 5 1/4"-Laufwerken ist die Step-Raten-Einstellung ein Muß. Für den Diskettenbetrieb ist auch die VERIFY-Funktion in QUANTOS gedacht. Durch ein ausgeschaltetes Verify lassen sich die Schreibzeiten fast halbieren. Allerdings ist dies nur bei guten Disketten eine Überlegung wert (Die Red. empfiehlt: Lieber ein paar Sekunden für das Verify opfern, als sich später tagelang über verlorene Daten ärgern). QUANTOS schützt Ihre Laufwerke durch einen Schreibschutz, der gezielt für jedes Laufwerk in QUANTSET gesetzt werden kann. Beim Schreibversuch auf ein geschütztes Laufwerk kommt bei den meisten Anwendungen die Frage, ob abgebrochen werden oder ein erneuter Schreibversuch stattfinden soll. Wirdbeim Wiederholungsversuch die ALTERNATE-Taste gedrückt, wird der Schreibschutz einmalig aufgehoben, mit zusätzlich gedrückter linker SHIFT-Taste wird der Schreibschutz ganz aufgehoben. Schreibund Lesevorgänge werden auf Wunsch durch den Laufwerksbuchstaben rechts oben auf dem Bildschirm angezeigt. Grafikkartenbesitzer sehen allerdings nur ein paar kleine bunte Streifen. Angeschlossene ACSI-Festplatten können per Tastendruck geparkt werden. Jeder Plattenbesitzer kennt den Lärm einer laufenden Festplatte; gerade die alten MFM- und RLL-Platten waren richtige Nervtöter. Natürlich darf in einer solchen Utility Sammlung eine RAM-Disk nicht fehlen. Wählbar ist hier ein Laufwerk zwischen C und P. Ein automatisches Kopieren von Dateien in die RAM-Disk geschieht beim Vorfinden einer Inhaltsdatei. Durch Drücken der rechten SHIFT-Taste können während des Bootens sogar der AUTO-Ordner und Accessories von der RAM-Disk geladen werden. Auffallend ist bei allen Massenspeichereinstellungen, daß grundsätzlich nur bis Laufwerk P gedacht wurde. Durch alternative Betriebssysteme (MagiX!, MultiTOS) sind aber durchaus mehr Laufwerke vorhanden, oder zumindest Laufwerke mit Kennungen jenseits von P.
Wer noch keinen High-End-Monitor besitzt, der sich nach gewisser Zeit selbst dunkel schaltet, freut sich über den einbauten Bildschirmschoner. Der Schirm wird hierbei auch wirklich dunkel geschaltet (wahlweise kann er aber auch invertiert werden). Viele Bildschirmschoner bieten heutzutage soviele Animationen an, daß von einer Schonung oder einem Strom sparen nicht die Rede sein kann. Die einzige Schonung ist und bleibt die komplette Dunkelschaltung! Der Bildschirm kann von QUANTOS auch direkt mit der ESCAPE-Taste dunkel geschaltet werden. Zusätzlich kann ein Paßwort aktiviert werden, auf das der böse Freund während der Pinkelpause auch nicht am Rechner rumdamelt. OVERSCAN-Besitzer der ersten Stunde kennen das Problem, daß der rechte Bildschirmrand auf einmal links mit auftaucht. QUANTOS kann durch Tastendruck die Synchronisation wieder hinbiegen, ohne den Rechner zu resetten. Hardware-Uhrenbesitzer haben (fast) immer eine korrekte Zeiteinstellung. QUANTOS liest in diesem Fall diese Zeit ein. Falls eine solche Uhr nicht vorhanden ist, kann der User beim Booten zur Zeiteingabe aufgefordert werden. Eine Konfiguration findet wie immer in QUANTSET statt. Die Zeit mit dem Datum und dem Wochentag wird auf -Wunsch rechts oben auf dem Bildschirm angezeigt. Ist die Darstellung aktiviert, wird die aktivierte CAPSLOCK-Taste durch den invertierten Wochentag angezeigt. Wo eine Uhr ist, ist ein Wecker nicht weit. In QUANTOS können für die nächsten 24 Stunden sechs verschiedene Alarmzeiten mit entsprechendem Text eingestellt werden. Bei einem Alarm steht der Rechner still und wartet auf den Druck der ESCAPE-Taste. Warum eine Begrenzung auf die nächsten 24 Stunden existiert, ist an dieser Stelle noch unklar, da viele Computer tagelang durch irgendwelche Aktionen (Mailbox, Raytraycing) in Betrieb sind.
Die progressive Quickmaus in QUANTOS läßt sich in zehn verschiedenen Stufen aktivieren. Die schnellste Stufe ist aber selbst auf einem großen Monitor [20 Zoll (50,8 cm) oder noch mehr] kaum zu gebrauchen, da die Maus fast nicht mehr zu bändigen ist. Wer an die Bildschirmgrenzen stößt, kann mit aktivierter WRAP-Maus auf der gegenüberliegenden Seite wieder in den Standard-Orbit (Bildschirm) einfahren. Anwender, die sich mit dem linken Doppelklick öfters abmühen, können diesen über die rechte Maustaste simulieren. Einstellung wie gehabt in QUANTSET. Neben CACHE und BLITTER ein- und ausschalten können BIT 6 und 7 umgeschaltet werden. Auch die Taktfrequenz des MEGA STE kann mit Hilfe von QUANTOS umgeschaltet werden. Wer jetzt sagt, er brauche diese oder jene Funktion gar nicht, sollte sich immer noch vor Augen halten, daß QUANTOS nur 20 KB vom RAM des Rechners abzwackt; ohne RAMDisk und ohne Spooler. Dafür bleiben einige ACC-Slots frei und/oder einige Hundert KB RAM. Natürlich hat QUANTOS noch einige Macken, die dem einen oder andern nicht passen. So paßt sich die Größe der RAM-Disk nicht automatisch an ihren Inhalt an, und alle Bildschirmoperationen gehen von einem ST-/TT-kompatiblen Bildschirmaufbau aus. Karten-Besitzer gucken in die altbekannte Röhre. GEM-Fanatiker werden bei den Menüs sicherlich zu schreien anfangen, aber andererseits ist dadurch erst die kleine Größe machbar. Durch den geringen Preis von 69 DM und den hohen Funktionsumfang kann QUANTOS überzeugen.
JH
Positiv:
resetfest
geringer RAM-Bedarf
hoher Funktionsumfang
einfache Bedienung
Negativ:
keine dynamische RAM-Disk
Probleme mit Bildschirmausgaben bei Grafikkarten