Netzwerk flexibel: FlexLink von PAM-Software

Manch einer wird es gar nicht wissen: auch ATARI-Computer lassen sich professionell vernetzen! Zwar ist die Verbreitung solcher Netzwerke nicht so groß wie bei anderen Systemen, aber dennoch stehen Netzwerke auf ATARI-Basis in Sachen Leistungsfähigkeit den „großen“ Systemen in nichts nach.

Vorreiter auf dem professionellen Netzwerksektor für ATARI-Computer war und ist die Firma PAM-Software aus Mainz. Tausende installierter Systeme sprechen eine deutliche Sprache. In jüngster Zeit hat PAM-Software auch wieder eine Neuheit anzubieten. „FlexLink“ nennt sich ein neues System, das aus einer neuartigen Netzwerkknoten-Hardware und dazugehöriger Software besteht. Das Besondere an FlexLink ist aber die Kompatibilität zu anderen Computersystemen, auf die wir im folgenden Bericht näher eingehen werden.

Die Hardware

Die Hardware eines FlexLink-Knotens besteht aus zwei Komponenten: zum einen dem FlexLink-Adapter und zum anderen dem eigentlichen Ethernet-Adapter. Letzterer stammt ursprünglich aus der PC-Weit. Es handelt sich dabei um eine steckbare Hardware, die üblicherweise an den Printer-Port eines PCs angeschlossen wird. Leider kann man diese Adapter nicht direkt an der parallelen Schnittstelle des ATARIs betreiben, weil die ATARI-Hardware ein paar hierfür notwendige Leitungen einfach nicht zur Verfügung stellt. Hier setzt der FlexLink-Adapter an. Er wandelt eine SCSI-Schnittstelle in einen PC-konformen Printer-Port. ATARI-seitig ist also eine SCSI-Schnittstelle notwendig, die der TT und der Falcon030 standardmäßig zur Verfügung stellen. Der FlexLink ist dadurch für diese beiden Systeme bestimmt. Alte ATARIs mit ACSI-Schnittstelle lassen sich noch nicht mit dem FlexLink betreiben. Dafür gibt es eine spezielle Hardware die allerdings teurer ist.

Der Umweg über die SCSI-Schnittstelle hat dafür zwei entscheidende Vorteile: Zum einen ist die SCSI-Schnittstelle ATAR1-seitig DMA-fähig, kann also ohne Zutun der CPU mit Daten versorgt werden, zum anderen kann man die FlexLink-Kombination auch an andere Computersysteme mit SCSI-Schnittstelle anschließen. Als Beispiel dafür sei der Apple-Macintosh erwähnt. Zwar haben alle neueren Macintosh-Modelle bereits serienmäßig eine Ethernet-Schnittstelle eingebaut, ältere Geräte aber, wie z.B. der Mac II, Mac LC oder die PowerBooks, können damit noch nicht dienen. Auch an diesen Geräten läßt sich der FlexLink betreiben. Es ist sogar möglich, ein Netzwerk im Mischbetrieb, also mit ATARIs, Macs und PCs in einem Netz zu fahren, was den Datenaustausch zwischen den Systemen wesentlich komfortabler werden läßt.

Die Software

Das Wichtigste neben der Knoten-Hardware ist natürlich die Treiber-Software. Hier greift PAM-Software auf den bereits bewährten Treiber aus den älteren PAMs-Net-System zurück. Leicht modifiziert und mit neuen Features ausgestattet, verrichtet der Netzwerktreiber auch auf dem Falcon 030 (ab TOS 4.01) problemlos seinen Dienst. Das PAMs-Net ist homogen aufgebaut, das heißt, es kann von jedem Knotenrechner auf jeden anderen zugegriffen werden. Die Laufwerke der jeweiligen Computer erscheinen ganz normal auf dem Desktop und werden wie eigene Festplattenpartitionen behandelt. Jedoch läßt sich exakt konfigurieren, wer auf welches Laufwerk zugreifen darf. Daneben bietet die Software auch die Möglichkeit, über das Netz zu drucken, auch hier kann man per Konfiguration festlegen, auf welchen Drucker im Netz gedruckt werden soll. Dies läßt sich sinnvollerweise auch noch während des Betriebs ändern. Dazu existiert ein Pop-up-Menü, das jederzeit aufrufbar ist und in dem einige wichtige Parameter zur Laufzeit verändert werden können. Daneben verfügt die Netzwerk-Software noch überein einfaches Nachrichtensystem, mit dem man Mitteilungen in Textform an jeden Knoten im Netz verschicken kann.

Unser HOW-FAST-Test zwischen ATARI TT und Falcon030...

Der Netzwerktreiber arbeitet mit einem eigenen Multitasking-Kernel. Beim Zugriff auf einen anderen Rechner merkt der Benutzer dieses Computers in der Regel nicht viel davon. Lediglich die Performance des Systems, insbesondere bei Plattenzugriffen, wird etwas gebremst. Ansonsten arbeitet der Rechner ungestört weiter. Das Netzwerk läuft seit längerer Zeit schon unter MultiTOS. Eine Anpassung an MagiX! ist inzwischen ebenfalls abgeschlossen.

Die Tests

In Sachen Geschwindigkeit kommt der FlexLink auf ganz ansehnliche Werte. Wir haben unser bewährtes Festplattentestprogramm HOW-FAST zu Rate gezogen und diverse Tests gefahren. Ein typisches Ergebnis können Sie der Grafik entnehmen.

Man muß allerdings dazu sagen, daß die Geschwindigkeit von Datentransfers über das Netz stark von der Hardware der Gegenstelle abhängig ist. Ein TT mit schneller SCSI-Platte liefert dabei selbstverständlich wesentlich bessere Ergebnisse als ein 8-MHz-ST mit einer Megafile-30-Festplatte. Bei besten Voraussetzungen liegt die Grenze der Übertragungsrate bei ungefähr 250 KB/s bei Lese- und 100 KB/s bei Schreibzugriffen.

Fremdnetze

Wir haben den FlexLink quasi als Härtetest an die SCSI-Schnittstelle eines Mac II fx und eines Mac LC angeschlossen und per Ethernet-Kabel mit einem ebenfalls mit FlexLink ausgestatteten TT verbunden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (ATARI-seitig benötigt man zusätzlich noch das

MetaDOS mit einem entsprechenden Treiber, der aber im Lieferumfang der Netzwerk-Software enthalten ist) gelang uns tatsächlich der Zugriff auf die Macintosh-Festplatte vom TT aus. Dazu ist eine spezielle Netzwerktreiber-Software für den Mac notwendig und zudem ein Server-Programm, das auf dem Mac in den Ordner „Startprogramme“ kopiert werden sollte. Auch der Mac arbeitet dann wie gewohnt weiter. Alle Netzwerkaktionen finden unbemerkt im Hintergrund statt. Die vom Mac her bekannten langen Dateinamen werden dabei in das ATARI/DOS übliche 8+3-Format konvertiert. Leider ist dies nur eine Notlösung, da dadurch ATARI-seitig doppelt Dateinamen auftreten können. Auf solche Dateien kann man dann natürlich nicht mehr eindeutig zugreifen.

Ein Problem bereitet auch der umgekehrte Datentransfer. Das Macintosh-Betriebssystem speichert zu jeder Datei zusätzliche Informationen über den Typ und das erzeugende Programm (Type und Creator). Diese werden natürlich nicht mit übertragen, woher soll das Netzwerk auch wissen welches Programm beispielsweise eine TIFF-Grafik erzeugt hat, wenn diese vom ATARI kommt? Hier ist allerdings eine clevere Lösung in Sicht. Beim Erzeugen der Datei auf der Mac-Seite wird der Type und Creator anhand der 3 Zeichen langen Extension per Default erzeugt. Eine ATARI-Datei mit dem Extender „.TIF“ bekommt dann auf dem Mac automatisch beispielsweise den Type „TIFF“ und den Creator „8BIM“ (Adobe Photoshop) zu-gewiesen. So kann diese Datei direkt von dem entsprechenden Mac-Programm ein-gelesen werden, ohne vorher Type und Creator von Hand anpassen zu müssen. Dieses Feature funktionierte bei unserer Testkonfiguration allerdings noch nicht. Es befindet sich also noch in Arbeit. Damit kann man mit dem System schon sehr gut arbeiten, einige Sachen sind allerdings noch nicht konsequent zu Ende entwickelt worden. Man kann z.B. noch nicht vom Mac aus auf ATARI-Partitionen zugreifen. Auch der Ausdruck auf Apple-Drucker und vom ATARI aus und das Verschicken von Textnachrichten an Macs funktioniert noch nicht. Positiv ist aber auf jeden Fall, daß Apple-Talk (das Apple-eigene serielle Netzwerk) weiterhin gleichzeitig ein-setzbar ist.

Nicht übersehen sollte man auch, daß die FlexLink-Adapter sich auch an PCs verwenden lassen. Hier ist sogar der Betrieb eines PC-Servers mit eigener Server-Software möglich.

... und zwischen TT und Macintosh II fx (jeweils mit SyQuest SQ3270)

Resümee

Leider reicht der Platz nicht aus, um alle Funktionen und Möglichkeiten des Netzwerks ausführlich zu besprechen. Wir möchten an dieser Stelle bereits auf einen Netzwerkschwerpunkt verweisen, der in einer der nächsten Ausgaben der ST-Computer erscheinen wird. Dort werden verschiedene Netzwerke eingehend besprochen. Doch zurück zum FlexLink; für ca. 900,- DM pro Netzwerkknoten erhält der Anwender eine akzeptable Hardware und eine ausgereifte und bewährte Software.

Zwar ist das FlexLink-System etwas teurer als vergleichbare Netzwerke auf PCs, wer jedoch besonders auf die Vernetzung verschiedener Systeme, insbesondere Macintosh, angewiesen ist, kommt um den FlexLink von PAM-Software nicht herum.

CM

Bezugsquelle:

PAM-Software GmbH Carl-Zuckmayer-Straße 27 55127 Mainz-Drais

FlexLink

Positiv:

Negativ:



Aus: ST-Computer 07 / 1994, Seite 52

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