Es wurde viel Werbung im Vorfeld der „Messe für ATARI-Anwender“, der „ProTOS“ in Ulm, gemacht. Zu Recht, denn was sich vom 22. bis 24. April in der Halle 1 des Ulmer Messegeländes abspielte, übertraf sämtliche Erwartungen aller Beteiligten. Deutlicher als auf dieser Messe konnte man den Aufwärtstrend im ATARI-Markt nicht zu spüren bekommen. Natürlich haben wir uns auf der ProTOS genauer umgesehen und Sensationen, Neuigkeiten und Stimmungen für Sie festgehalten.
Das Ulmer Messegelände ist etwas außerhalb von Neu-Ulm sehr hübsch im Grünen gelegen. In der geräumigen Messehalle 1 hatte alles, was im deutschen ATARI-Markt Rang und Namen hat, seine Stände aufgebaut. Erwartungsgemäß spielte sich am ersten Messetag, dem Freitag, nicht besonders viel ab, da dieser Tag den Fachhändlern vorbehalten war. Diese waren aber fast alle mit einem eigenen Stand in der Halle vertreten, so daß man den Freitag ausgiebig nutzte, um sich gegenseitig zu besuchen und Erfahrungen und Neuigkeiten auszutauschen. Als aber am darauffolgenden Tag pünktlich um zehn Uhr die Tore für die Öffentlichkeit geöffnet wurden, brach ein nicht endenwollender Strom von Besuchern über die verdutzten Aussteller herein, die sich von da an bis in den späten Nachmittag mit Gesprächen, Tips und konkreten Hilfeleistungen den ATARI-Anwendern stellten. Heiße Disskussionsforen (Näheres dazu in der DTP-Praxis), lautstarke Karaoke-Shows und beeindruckende Videovorführungen sorgten ununterbrochen dafür, daß bei den Besuchern keine Langeweile aufkommen konnte. Doch es gab auch eine Menge an neuer Soft- und Hardware an den Messeständen zu bestaunen und zu kaufen, denn die ProTOS sollte in erster Linie eine Verkaufsmesse sein, ähnlich wie es die ATARI-Messe in Düsseldorf immer war. Und tatsächlich konnte man auf der Messe alles kaufen, was der ATARI-Markt derzeit zu bieten hat. Vom einfachen Maus-Pad bis zum originalverpackten Falcon030 mit großen Software-Bundles konnte der geneigte ATARI-Anwender alles direkt einpacken und mit nach Hause nehmen.
Unter diesem Namen haben sich die ehemaligen Calamus-Programmierer zusammengefunden, um neue Produkte für den Calamus zu entwickeln. Gleich drei neue Module wurden für die Bildverarbeitung direkt im Calamus-Layout vorgestellt: „Merge“. ein Modul, das wir bereits in der letzten ST Computer ausführlicher vorgestellt haben, „Paint“ und ein Bildfiltermodul. Einen ersten Blick konnte man auch auf eine Vorversion des neuen Moduls zur automatischen Tabellenerzeugung werfen.
Was die drei „EBV-Module“ im Zusammenspiel leisten, darüber konnten die Messebesucher oft nur staunen. Ständig wurden die Vorführungen von vielen Menschen umlagert, und manch einer fragte sich wohl, warum er überhaupt noch ein externes EBV Programm nutzen soll, wenn die Arbeiten, die er zur Bildbearbeitung benötigt, sich direkt im Calamus zum Teil noch besser durchführen lassen.
„Paint“ ist das Mal- und Retouchierwerkzeug für die Calamus-EBV. Es war wohl für alle Anwesenden verblüffend, mit welch großer Präzision auch Text- oder Vektorgrafiken in Bilder sanft hineinkopiert wurden oder auch umgekehrt
Das „Bildfiltermodul“ stellt Funktionen wie Schärfen, Aufweichen, Dithern usw. zur Verfügung. Wie auch in „Merge“, ist der eigentlichen Bildumrechnung ein Preview vorgeschaltet, in dem das Ursprungsbild und das zu erwartende Ergebnis beurteilt und korrigiert werden können. In Verbindung mit „Merge“ sind mit dem Bildfiltermodul nun auch weiche Maskierungen möglich, freigestellte Bildobjekte passen sich dann „wie gewachsen“ in einen neuen Hintergrund ein. Auch die Funktion „Dithern“ hat es in sich, da hiermit eine schnelle FM-Rasterung von Bildern im Calamus erzeugt werden kann!
Gleich doppelten Heimvorteil genoß „AkzenteComputer“ aus Ulm, der Veranstalter der ProTOS. Für den DTP-Anwender wurden ARTWORKS 1+2 vorgeführt, die umfangreichen Gestaltungspakete für den Calamus, die vor allem Neueinsteigern in den Calamus 1.09N zur professionellen Arbeit mit den Druckvorlagen im Calamus verhelfen, sowie die ARTWORKS-Font-Pakete.
In direkter Nachbarschaft zu Adequate Systems zeigte Artline den Calamus SL mit den neuesten Modulentwicklungen von DMC sowie eine Plotter-Ansteuerung direkt aus Calamus. An diesem Stand konnten auch viele Fachgespräche mit Jürgen Funcke stattfinden, dem Autor der DTP-Praxis, was von den Anwesenden dann auch ausgiebig genutzt wurde. Da Artline neben allen Calamus-Produkten auch Schulungen und Seminare für den grafischen Bereich anbot, nahm man sich hier viel Zeit, um den Interessenten auch verzwickte Probleme bei der Gestaltung ihrer Druckvorlagen, der korrekten Kalibrierung von Monitor und Scanner und auch der Zusammenstellung der individuell benötigten Hard- und Software zu erläutern.
Die Münchner Hardware-Entwickler von der Firma Blow Up, bekannt durch die gleichnamige Auflösungserweiterung für den Falcon030, konnten ein weiteres Hardware-Produkt für den Falcon030 vorstellen. PSI heißt es und stellt einen S/PDIF-Adapter im Pocket-Format dar, der es ermöglicht, direkt von DAT- bzw. Audio-CD Daten zu übernehmen bzw. auszugeben. Besonders günstig ist auch der Preis. 448,- DM wird PSI kosten.
T.A.s.s nennt sich ein automatischer Anrufbeantworter für den Falcon030. Die Handhabung ist denkbar einfach: Die Telefonleitung wird über ein Interface mit dem Falcon030 verbunden und die Software gestartet. Ein automatischer Einschalter fährt den Falcon030 hoch, sobald ein Anruf eingeht. So kann der Anrufbeantworter auch dann arbeiten, wenn der Falcon ausgeschaltet ist. Die Ansagen sowie die eingehenden Nachrichten werden digital auf der Festplatte des Falcon gespeichert. T.A.s.s wird voraussichtlich im Sommer ausgeliefert.
Eine neue Textverarbeitung konnte man ebenfalls bei Blow Up sehen. „Gutenberg“ nennt sich das Programm und arbeitet voll unter GEM, wobei auf Speedo-Schriften zurückgegriffen werden kann. Die erste verkaufsfertige Version wird im Sommer erwartet.
DynaCAD konnte man bei CRP begutachten. Besonders in Verbindung mit der Medusa-T40 kann dieses CAD-Paket seine vollen professionellen Qualitäten ausspielen. Daneben wurden auch neue Digitalisier-Tabletts für DynaCAD gezeigt.
Die Verbindung der Firmen Overscan und Compo hatte einen sehr geräumigen Stand auf der ProTOS hervorgebracht. Neben den bekannten Produkten aus beiden Häusern wie Screenblaster, Overlay, MUSiCOM 2, Studio Photo u.a. gab es als Neuheit ein Falcon-Programm namens „Trakcom“. Dieser Soundtracker ist in der Lage, bis zu zehn digitale Spuren zu mischen und zu schneiden. Das Besondere dabei ist, daß jedes verwendete Sample in Echzeit transponiert werden kann, so daß man mit recht wenigen Sample-Resourcen bereits komplette Musikstücke erzeugen kann. Das hat zudem den Vorteil, daß nur sehr wenig Festplattenspeicher für die fertigen Songs benötigt wird. Trakcom wird bereits ausgeliefert.
Ebenfalls am Overscan/Compo-Stand konnte man die neue Version des Resource-Construction-Sets „Interface“ begutachten. Das Programm befindet sich nun im Vertrieb der Firma no-Software und wird weiterhin gepflegt und verbessert.
Comtex konnte den ersten funktionsfähigen Skunk36 zeigen. Dabei handelt es sich um einen Falcon-Hardware-Beschleuniger, der den Bustakt des Falcon030 von 16 MHz auf 18 MHz und den CPU Takt von 16 auf 36 MHz erhöht. Zusätzlich kann der DSP mit 50 MHz statt 32 MHz getaktet werden. Dadurch wir der Falcon in vielen Anwendungen schneller als ein TT.
Ebenfalls bei Comtex konnte man Tabby, ein kleines Digitalisiertablett sehen, das als Mausersatz funktioniert. Damit lassen sich recht einfach kleinere Zeichnungen in den Rechner übertragen.
Die Sensation der ProTOS war sicherlich der Thermosublimationsdrucker. den man am Stand von Crazy-Bits in Aktion sehen konnte. Für weit unter 3000.- DM erhält man mit diesem Gerat die Möglichkeit, Farbausdrucke in Fotoqualität zu erzeugen.
Besonders mit dem Malprogramm Pixart, das von der Firma Omikron vertrieben wird, harmoniert der Drucker gut. Treiber für die gängigste Software sind bereits in Arbeit.
Die Firma „Danner regier“ aus Berlin stellte einen neuentwickelten Densimeter vor. Mit diesem äußerst preisgünstigen Gerät können DTP-Amateure und Profis korrekte Rasierprozentwerte von gedruckten Schwarzweißvorlagen messen und zur Kalibrierung von Druckern Für alle Papier- und Foliensorten einsetzen. Unkorrekte Grauwerte auf z.B. Laserdruckern gehören damit der Vergangenheit an. Der Preis von etwas über 300. -- DM macht eine professionelle Ausgabekalibrierung nun auch Für Semiprofis möglich, da derartige Geräte bisher locker einige tausend Mark kosten. Auch G. Kreidel, Geschäftsführer von Digital Arts, beschäftigte sich auffällig ausgiebig mit dem Densimeter. Hier scheint sich wohl eine baldige Anpassung für DA’s Repro anzukündigen. wie er uns auch in einem Gespräch bestätigte.
Auch Digital Arts konnte mit mehreren Neuerscheinungen aufwarten. Erstmals wurde DA’s Layout TC vorgestellt, das seit der Pro-TOS ausgeliefert wird. Gezeigt wurde der Publisher auf der neuen Medusa in beeindruckender Geschwindigkeit. Wir werden in der nächsten ST Computer ausführlicher über das neue DA’s Layout TC berichten.
Die Qualität von DA’S PHOTOSCREENING, einer neuen Software zur Frequenzrasterung, wurde gleich mit mehreren Proofs und Andrucken belegt. Bei dieser Software handelt es sich um eine Prozeßbildverarbeitung, die Farbseparation. Farbkorrektur und Gradationskorrektur mit einer superschnellen Methode der frequenzmodulierten Rasterung verbindet. Sämtliche Funktionen können dabei auch einzeln bzw. in jeder beliebigen Kombination genutzt werden. Der Batch-Betrieb erlaubt auch komplexeste Berechnungen (z. B. Farbkorrektur) bei großen Jobs (jede Menge Bilder) ohne Anwesenheit des Anwenders - also z. B. über Nacht. Das Programm verarbeitet Bilder im TIF-Format und liefert als Output TIFF, EPS, DCS und andere Formate, mit denen die Bilder in praktisch allen relevanten DTP-Programmen weiterverarbeitet werden können. Für die Arbeit mit DA’s Layout ist zudem bei der Ausgabe anwählbar, ob für einzelne Bilder FM- oder autotypische Rasterung durchgeführt werden soll.
DA’S PICTURE wurde im Einsatz mit Kodak-PHOTO-CD-Bildern gezeigt, wobei das neue PHOTO-CD-Modul erstmals vorgestellt wurde. DA’S VEKTOR PRO war bereits in der Version 2.1 zu sehen, bei der u. a. weitere Filtertypen im Animationseditor zur Verfügung stehen. Auch die neuen Outline- und Joining-Funktionen von DA’S LAYOUT sind in dieser Version enthalten.
Galactic konnte sein Produkt Digit II in einer überarbeiteten Version vorstellen. Das digitale Schnittstudio wurde bereits in der ST-Computer ausführlich getestet.
Günstige Messepreise auf nahezu alle Produkte gab es am Gemeinschaftsstand von H3, ASH und Eickmann-Computer. Die Firma Eickmann konnte darüber hinaus noch eine echte Neuheit präsentieren. der Festplattentreiber HD-Plus war rechtzeitig zur Messe in der Version 6.0 fertig geworden.
Herausragendes Feature ist der aktive Read/Write-Cache, der für immensen Geschwindigkeitszuwachs bei allen Festplattenopera-tionen sorgt.
Noch druckfrisch war die Mai-Ausgabe der ST-Computer am Stand des Heim-Verlags zu erhalten. Daneben gab es viele Messe-Sonderangebote und die bekannten Dongleware-Produkte Oxyd und Spacola.
Preiswerte und vorformatierte Disketten gab es am Stand von „Huy-Disketten“ zu kaufen. Sowohl DD als auch HD-Disketen bietet diese Firma bereits formatiert an, so daß sie direkt auch auf ATARI-Computern einsetzbar sind.
InShape zeigte das bekannte Raytracing-Programm für den Falcon030 und den TT. Die preiswerte Einsteigerversion „InShape Intro“ konnte man sich dort ebenfalls live vorführen lassen.
Der bekannte Tower-Hersteller Lighthouse zeigte auf der Messe eine ganz besondere Neuheit. Ein Desktop-Gehäuse für den Falcon030. Das Aufsatzgehäuse wird einfach auf das Unterteil des Falcon030 aufgeschraubt. Die Tastatur findet dabei in einem separaten Gehäuse Platz. Durch eine Metallabdeckung im Inneren ist auch die Abschirmung weiterhin gewährleistet. Zudem bietet das Gehäuse Platz für zwei 5.25“-Festplatteneinschübe.
Brandheiß ist die zweite tigerstarke Shareware-CD von Bernd Lohrum. Gerade rechtzeitig zur Messe wurden die ersten Exemplare fertig und konnten gekauft werden. Wir werden demnächst genauer über diese CD berichten.
MGL-Soft hat die Video- und CD-Verwaltung erheblich überarbeitet und in GEM eingebunden. Dadurch gibt es nun keine Probleme mehr beim Einsatz von Falcon-Farbauflösungen oder Grafikkarten.
Die Beschleunigerkarte PAK68/3 konnte man als Fertiggerät oder Teilesatz direkt am Stand von MW-Elektronik erwerben. Zudem wurden die bekannten Programme Ecopy und Ebackup vorgeführt, und das sogar auf einer superschnellen Medusa T40.
Hardware, Software, Ebbelwoi, so lautete das Motto am Stand von MAXON-Computer. Letzteres wurde bei den hohen Temperaturen in der Halle besonders von den Ausstellern gern in Anspruch genommen. Daneben konnte man sich natürlich ausführlich über die neuen MAXON-Produkte Twist II und CrazySounds II informieren. Beide Programme wurden eindrucksvoll und lautstark demonstriert.
Während CrazySounds II bereits auf der Messe gekauft werden konnte, wird die neue Version von Twist wohl bis zur Drucklegung dieser Ausgabe im Handel sein. Einen Bericht über Twist II und dessen neue Features finden Sie in unserem Datenbankschwerpunkt in diesem Heft.
Die Firmen Omikron und R.O.M .-Logicware zeigten an einem Gemeinschaftsstand ihre bekannten Produkte Pixart und papyrus. Zudem konnte man sich bei R.O.M. von den neuen Leistungsmerkmalen des Speedo 4.2 überzeugen lassen und direkt mitnehmen.
Ebenfalls einen Gemeinschaftsstand teilten sich die Firmen Jobis und PAM. Auf den mit PAM’s-Net vernetzten Falcon-Towern von Jobis wurden professionelle Anwendungen aus dem Bereich Finanzbuchhaltung, Warenwirtschaft und Fakturierung gezeigt. PAM-Software konnte darüber hinaus auch ein neues Hardware-Produkt zeigen.
Der „Mini-Video-Grabber“ ist eine Videodigitalisier-Hardware, die über den Drucker-Port an jeden ATARI-Computer angeschlossen werden kann. Das Gerät digitalisiert ein Bild aus einem laufenden Videosignal in bis zu 872 mal 572 Punkten bei voller 24-Bit-Farbtiefe.
Einen sehr großen Gemeinschaftsstand teilten sich Softwareservice Seidel, Heyer & Neumann und Kontrast. Schier unübersehbar war dort die Vielzahl an Soft- und Hardware-Produkten. Herausragend sind wohl die bekannten Beschleuniger-Boards von Heyer & Neumann HBS 640 in der 28-und 36-MHz-Version. Man konnte sich von der eindrucksvollen Leistungsfähigkeit dieser Boards überzeugen.
Der Kölner ATARI-Händler Team-Computer hatte mitten in der Halle professionelles Video-Equipment aufgefahren, um die Fähigkeiten des Falcon030 auf diesem Gebiet zu demonstrieren.
Man nutzte dabei die Gelegenheit, um auf den hauseigenen Falcon030-Tower aufmerksam zu machen, der sich durch konsequent hochwertige Verarbeitung auszeichnet.
Trifolium konnte eine kleine Sensation zeigen. Das Programm „Trilanguage“ ist eine Art Wörterbuch mit digitalisierter Sprachausgabe. So kann man sich viele fremdsprachige Wörter direkt in sehr gut verständlicher Sprache vom Falcon030 vorsprechen lassen.
Daneben konnte man sich auch die Drumcomputer-Software „Fdrum“ ansehen und -hören. Dabei handelt es sich um ein digitales Rhythmusgerät, das sich frei programmieren läßt. Bis zu 16 digitalisierte Instrumente kann das Programm gleichzeitig benutzen. Zudem ist man in der Lage, eigene Klänge zu digitalisieren.
Bereits auf der CeBIT geisterte ein Zauberwort durch die Reigen der ATARI Anwender. „Janus“ heißt es. Es handelt sich dabei um einen ATARI Emulator für handelsübliche MS-DOS-PCs. Das ganze System besteht lediglich aus einer Steckkarte für den Erweiterungs-Bus des PC und einer Software. Dadurch wird jeder PC (ab 386) ATARI-kompatibel. Auf dem ständig dicht umlagerten Messestand der Firma VHF-Computer konnte man gleich mehrere mit der Janus-Karte ausgestattete PCs in Arbeit sehen. Durch die hohe Geschwindigkeit der heutigen PCs übertrifft besonders bei der Grafikausgabe ein PC mit Januskarte sogar die Leistungsfähigkeit des TT.
Die Firma Werbedesign Schütz hatte einen Heimvorteil. Ständig Betrieb war bei der Firma aus dem Ulmer Raum, die mit DTP-Utilities, Scotch-Print-Demonstrationen und Plot-Vorführungen auf der Messe mit einer großen Ausstellungsfläche präsent war. Auch die neue Syquest-Wechselplatte mit 270MB Speicherkapazität konnte gezeigt werden.
Die ProTOS in Ulm hat es eindeutig gezeigt: Der ATARI-Markt lebt wie eh’ und je und kann sogar ein spürbares Wachstum verzeichnen. ATARI kann Falcons liefern, und die Soft- und Hardware-Entwickler werfen ununterbrochen neue Produkte für ATARI-Computer auf den Markt. Sicherlich wird sich dieser Trend in der Zukunft noch verstärken. Wegen des deutlichen Erfolgs der ProTOS erwägt man, im Herbst (ca. Oktober) eine Fortsetzungsmesse in Ulm zu veranstalten. Zudem gibt es inzwischen Gespräche zwischen dem Veranstalter der ProTOS (Akzente-Computer) und ATARI, daß sich ATARI evtl, selbst an dieser Veranstaltung mit einem eigenen Messestand beteiligen will. Auf jeden Fall hat die ProTOS in Ulm einiges in Bewegung versetzt, von dem man hoffen kann, daß es eine stetige Fortsetzung erfahren wird.
CM/Jürgen Funcke
Podiumsdiskussion zum ATARI-DTP auf der ProTOS in Ulm
Über die zukünftige Entwicklung des ATARI-DTP sollte diskutiert werden, und so war auch trotz des warmen Frühlingswetters in Ulm die Podiumsdiskussion im großen Foyer der Messehallen gut besucht. An beiden Tagen fanden sich ca. 300 interessierte Besucher ein, um Fragen zum ATARI-DTP und seiner Software direkt an die Entwickler stellen zu können. Ein wichtiges Thema an beiden Tagen war die Weiterentwicklung der DTP-Software auf ATARI-Basis und natürlich die Basis selbst: inwieweit neue, leistungsfähigere Rechner für die Druckvorstufe und das grafische Gewerbe in Zukunft zur Verfügung stehen werden.
Alle, die da auf dem Podium saßen, und sicher die meisten im Publikum arbeiten mit ATARI-DTP-Werkzeugen, verdienen als Anwender oder Software-Hersteller damit ihr Geld. Die allgemeine Krise in der Computerindustrie ist da natürlich besonders interessant für die Firmen, die, wie Adequate Systems, gerade erst angefangen haben, eigenständig Produkte für den ATARI-DTP-Markt zu entwickeln und zu vertreiben. Klaus Garms: Vielen mag das ungewöhnlich Vorkommen, wenn man überall hört, daß der Markt am Zusammenbrechen ist. Es ist schwieriger geworden, klar, wir haben ja auch eine Rezession. So einfach ist das aber offensichtlich nicht. Die Reaktionen, die wir auf der ProTOS bekommen haben, deuten da in eine ganz andere Richtung.“
Die Teilnehmer auf dem DTP-Podium:
Jürgen Wassermann, Akzente-Computer in Ulm und Veranstalter der ProTOS, Andreas Ihlmann, DTP-Dienstleister aus Freiburg, Günther KreideL, Geschäftsführer Digital Arts, Sylvie Detloff, Rheimund Thiel, Geschäftsführer adequate Systems, Matthias Bracke, Schriftsetzer und DTP-Anwender aus Nürnberg. Moderiert wurde die Talkrunde von Jürgen Funcke, ST Computer (v.Ln.r.).
Auch auf der Hardware-Seite sei nicht abzusehen, so Klaus Garms weiter daß die ATARI/TOS-Schiene ernsthaft in Gefahr sei. Mit der Medusa und dem GE-Soft „Eagle“ sind neue Maschinen in Aussicht, die für alle, die im ATARI-DTP tätig sind, sicher noch interessanter werden als die ATARI TTs selber. „Es kann genauso sein, daß in 2, 3 Jahren niemand mehr von den Power PCs redet, obwohl das jetzt in puncto Marketing der absolute Hit ist. Marketingausagen von Firmen sind aber immer von Eigeninteressen gesteuert, auch bei uns, keine Frage. Die Frage ist, wie ich wirklich mit Soft- und Hardware arbeiten kann.“
Die DTP-Produkte anderer Rechnerplattformen mit hoher Marktpräsenz, wie Quark oder Photo-Shop, sind ja zuerst einmal für den amerikanischen Markt entwickelt worden, im Gegensatz zum ATARI-DTP, das in erster Linie als deutsche Software-Entwicklung sehr auf den hiesigen Markt zugeschnitten ist. Günther Kreidl erwähnte in diesem Zusammenhang auch, daß es in Amerika keinen einzigen Lehrberuf in der Druckvorstufe gibt, im Gegensatz zu etwa 14 in Deutschland. Das Know-how auf der Anwenderseite ist also schon grundsätzlich ganz unterschiedlich.
Wenn Digital Arts jetzt einfach eine Portation auf den Mac oder unter Windows machen würden, dann „würden sich die Leute doch sehr wundern,“ so Kreidl. „Die Leistungsfähigkeit, die wir auf den ATARI-Rechnern haben, kommt nicht zuletzt durch ein sehr einfaches und elegantes Betriebssystem zustande. Auf anderen Rechnersystemen würde dann die gleiche Software, wenn sie systemkonform ist, eine wesentlich höhere Rechnerleistung erfordern und weniger effektiv sein. Von dem, was an Leistung im Rechner vorhanden ist, bekomme ich beim TOS so gut wie alles. Das BS bremst nur sehr, sehr wenig. Das ist ein ganz zentraler Gesichtspunkt, unter dem man sich dann auch die Konkurrenz real ansehen muß. Wir sind mit dem TOS oder Magix eigentlich ganz zufrieden.“
In den anschließenden Gesprächen über die Vorteile des TOS gegenüber Windows oder System 7.x von Apple als Plattform für eine Layout-Software nahm natürlich auch die Frage einen großen Raum ein, wie es denn grundsätzlich um die DTP-Arbeit auf der Hardware-Plattform ATARI zwischen den scheinbar immer dominanter werdenden PCs und Macs bestellt ist. Letztlich war ja auch genau dies das Thema des Forums.
Hier konnte Andreas Uhlmann, Dienstleister im grafischen Gewerbe, aus dem Nähkästchen plaudern. Gleich mehrere Systeme befinden sich in seiner Agentur: ATARI, Mac, PCs und eine Next-Workstation. Wir haben alle Rechner in ein Novell-Netz eingebunden, intern arbeiten wir aber ausschließlich auf ATARI. Wenn ein Kunde reinkommt und fragt ‚Habt ihr Macintosh?‘, dann sag ich: ‚Ja, da steht er!‘ Arbeiten tut aber keiner damit, wir benutzen ihn meistens zum Konvertieren der Kundendaten für die Weiterverarbeitung auf dem ATARI. Wir haben Quark, Page Maker, Ventura usw. Aus diesem direkten Vergleich kann ich persönlich sagen, daß es im Moment keine leistungsfähigere DTP-Software auf anderen Rechnern gibt. Selbst wenn keine neuen Rechner von ATARI kommen sollten, ist man im High-End mit Medusa oder Eagle für die nächsten Jahre gut versorgt. Solche Worte hörte man in Ulm natürlich gern, besonders wenn sie nicht als bloße Schönrederei daherkommen, sondern die Erfahrung aus dem täglichen Umgang mit unterschiedlichen Rechnersystemen sind Da hielt es dann auch Günter Kreidl nicht mehr länger in Sachen „Nähkästchen-Plaudereien“: „Ich kenne eine recht große Agentur in Hamburg, die hatte mal 10 ATARIS und 10 Macs. Inzwischen ist nur noch 1 Mac da, der steht vorne im Empfangsbereich. Das Verhältnis zwischen Kosten/Produktivität stimmte einfach nicht mehr. Die eigentliche Arbeit leisten weiter die ATARIs! Es gibt viele Beispiele wie diese. Ich brauche da erst gar nicht die Anzeigenserie zu einem bekannten Konkurrenzprodukt vom Mac zu erwähnen, die bekannterweise mit Calamus auf dem ATARI gemacht wurde!“ In dem anschließenden Gelächter und Beifall ist sicher neben der Schadenfreude auch ein wenig Verbitterung darüber zu spüren, daß ein leistungsfähiges System wie das ATARI-DTP inzwischen scheinbar sehr viele Unsicherheiten bieten kann. Das Publikum hatte den Schuldigen dann auch schnell ausgemacht: ATARI! Mit seiner nicht vorhandenen Präsenz im Markt, und ohne neue Produkte für den Profi.
Zu diesem Thema hatten auch die beiden DTP-Anwender auf dem Podium einiges aus ihrer täglichen Arbeitserfahrung beizutragen.
Matthias Ficht: „Aus Anwendersicht bin ich eigentlich sehr zufrieden mit dem, was für das DTP auf dem ATARI an Software geboten wird. Man muß sich sicher auch in andere Richtungen orientieren. Ich habe mit verschiedenen anderen DTP-Programmen auf Mac und DOS gearbeitet und bin dann halt beim ATARI hängengeblieben. Ich habe für mich bisher keine Alternative entdecken können. Wenn ich mir Medusa und Eagle ansehe, sehe ich nichts, was auf anderen Systemen an das Preis-Leistungs-Verhältnis herankommt. Wenn ich des öfteren Kollegen über die Schulter schaue, die mit Corel oder Quark arbeiten müssen, bin ich froh, daß ich mit der ATARI Software arbeiten darf und in vielen Belangen flexibler und effektiver Geld verdienen kann, als es auf anderen Plattformen möglich ist.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Matthias Bracke, gelernter Schriftsetzer aus Nürnberg, gemacht: „Ich habe selber mit PostScript arbeiten müssen und möchte so ein Fontformat wie Type 1 nicht in meinem DTP-Programm nutzen müssen. Das CFN-Format ist da viel unproblematischer bei Ausgaben, z.B. bei Belichtungen. Beim True-Type-Format muß man schauen, ob das überhaupt mit dem entsprechenden Treiber ausgegeben werden kann. Da können dann schöne Postscript-Effekte passieren, z.B. daß Schriften fehlen, daß die eine geht, die andere aber nicht, usw.“
Diese Probleme der Postscript-Ausgabe waren dann auch der Grund, so Raimund Thiel von Adequate Systems, der neuen Firma der ehemaligen Calamus-Programmierer, warum das bei Calamus von Anfang an nicht so gemacht worden ist: „Die DAs-Produkte und Calamus haben von Anfang die Ausgabe komplett vom Programm kontrollieren lassen, das Programm erzeugt also die Ausgabe selbst. Bei PostScript wird die Ausgabe von Treibern übernommen, bzw. vom RIP, der alles selbst zusammensetzt. Da ist also noch etwas zwischen Programm und Drucker oder Belichter, wodurch dann auch die Probleme bei der Ausgabe entstehen können.“
Natürlich kam da schnell die Frage aus dem Publikum, inwieweit zukünftig auch gemeinsame Datenformate in beiden Layout-Programmen zur Verfügung stehen würden. Gunter Kreidel dachte laut und schmunzelnd über ein mögliches „Zwischenformat“ nach, über das dann sowohl Calamus- wie auch DA’s Layout-User ihre Dokumente vollständig in die jeweils andere Software übernehmen können. Das ist aber noch eine schöne Utopie. „Der ATARI wäre dann wohl die erste Plattform, wo die wichtigen Publisher Daten austauschen könnten, das wird auf allen Plattformen systematisch verhindert. Auf dem ATARI war es bisher so, daß oft Formate geheimgehalten wurden, aber ich denke, das wird sich in Zukunft ändern können.“
Dokumentenformate lassen sich schon allein aus lizenzrechtlichen Gründen nicht in anderen Programmen laden. Eine Software. die beispielsweise Calamus-Dokumente laden und weiterbearbeiten kann, wäre dann ja automatisch ein „Calamus“.
Man scheint aber gelernt zu haben, so die Stimmung zwischen den ehemals konkurrierenden Programmierern auf dem Podium, daß Konkurrenz zwischen Firmen letztlich immer auf dem Rücken der Anwender ausgetragen wird und am Ende nicht nur dem Anwender schadet...
Wichtig war da auch die Frage, wie es mit den beiden Layout-Programmen Calamus SL und DA’s Layout in Zukunft weitergehen wird. Wer sich heute Software kauft, ist ja darauf angewiesen, daß diese Investition von Geld und Know-how auch in den nächsten Jahren weitergepflegt und neuen Entwicklungen angepaßt wird. Raimund Thiel hierzu: „Wer Calamus kennt, der weiß auch ungefähr, in welche Richtung wir weiterentwickeln werden. Für uns stellt es sich so dar, daß die ATARI-Plattform so solide ist, wie die Anwender ein Interesse daran haben, daß das Werkzeug, mit dem sie alle ihre Arbeiten erledigen können, immer noch mehr an Leistung bringt als alle Alternativen, die es derzeit gibt “
Wie es mit dem Calamus SL weitergeht. dazu konnte Raimund Thiel leider nichts Konkretes sagen. „Wir verhandeln derzeit mit DMC und werden in den nächsten Wochen eine Entscheidung finden. Egal wie die aussieht, wir werden auf jeden Fall den Calamus durch neue Module weiterentwickeln. Für den Calamus-Anwender sehe ich, was die Weiterentwicklung betrifft, gar keine Probleme.“
Auch von Digital Arts werden in den nächsten Monaten noch neue Versionen von DA’s Vektor Pro und DAs Picture kommen. „Was wir Ende des Jahres machen, weiß ich noch nicht“, so Günther Kreidl. „Wir brauchen aber das Neukundengeschäft, und dafür auch neue Rechner. Für die Firmen, die viele rechenintensive Arbeiten durchführen müssen, sind die Medusa oder der Eagle hervorragend geeignet. Ein Schweizer Kunde von uns hat interessante Tests gemacht, bei denen die gleichen Dateien bei einer Farbseparation mit 2400dpi aus der Medusa im Vergleich zum TT siebenmal so schnell aus dem Belichter herauskamen. Ich denke auch, daß ATARI als Firma inzwischen wieder recht gesund ist, gut und viel besser situiert dasteht als viele viel größere Firmen im Computermarkt. Das wird sich in Zukunft auch wieder auf die Computerproduktion auswirken.“