In den vergangenen ST-Computer-Ausgaben haben wir bislang nur Sequenzer-Programme vorgestellt, die eine Ausgabe von 3 und sogar 4stelligen Summen erforderten. Dali dies nicht immer so sein muß, soll dieser Bericht über „Sweet 16“ zeigen, einen Low-Cost-Sequenzer, der nicht mal „nen Hunni“ kostet und dennoch die wichtigsten Eigenschaften für das Sequenzing bietet.
Sweet 16 läuft auf allen ATARIs (nebst Falcon030) in der mittleren und hohen Auflösung. Für einen Fernseher oder Farbmonitor ist die mittlere Auflösung zu wählen. Bei 1 MB Arbeitsspeicher befinden sich maximal 125000 Events im Rechner. Die Auflösung beträgt 192 PPQ( Parts Per Quarter Note). Die Bedienung geschieht über die ATARI-Tastatur oder per linker und rechter Maustaste. Durch Drücken beider Tasten beschleunigt sich eine Wertänderung. Sweet 16 arbeitet im Song-Pattern- und Edit-Mode. Ein echtes Highlight ist die Ausgabe auf einen zweiten MIDI-Port. Sweet 16 beschränkt sich also nicht auf den „normalen“ ATARI-Output. Auf dieses Thema komme ich weiter unten noch einmal zu sprechen.
Über das File-Menü ist es möglich, Songs, Patterns, Tracks und MIDI-Files zu laden und zu speichen. Wer vergessen hat, einen neuen Ordner für seine Songs anzulegen, muß nicht erst mit Quit das Programm verlassen, sondern benutzt die Funktion „Create Folder“. Sogar einzelne Files löschen und das Formatieren von Disketten ist aus Sweet 16 heraus möglich. Die Funktion „Clear All“ löscht keinen Datenträger, sondern eliminiert lediglich den im Arbeitsspeicher befindlichen Song. Letztere Funktion sollte benutzt werden, wenn ein neuer Song geladen werden soll. Ansonsten entsteht automatisch ein „Append“, das den neuen Song an den im Arbeitsspeicher befindlichen Song anhängt.
Sweet 16 arbeitet pattern-orientiert und verwaltet 16 Patterns auf 16 Spuren. Komplette Tracks und Patterns lassen sich frei kopieren oder mit der Funktion „Push Track“ auf der Zeitachse verschieben. Für jede Spur lassen sich für bestimmte Abschnitte verschiedene Parameter einstellen. Links neben dem Song/Pattern-Fenster sind die Parameter für Songposition, Taktart, Groove, linken und rechten Locator, Cycle on/off, Solo, Tempo, MIDI Port, Lautstärke und MIDI-Thru zu finden. Durch Einstellen des Del-Parameters in der Track-Liste lassen sich das Vorziehen oder das Verzögern einer Spur einstellen. Am unteren Bildschirmrand befinden sich das Transportfeld und die beiden Buttons für den Edit-Mode und die Undo-Funktion. Mit dem Cont-Button läßt sich der Song stoppen und starten, ohne die aktuelle Songposition an den Anfang zu setzen. Der Edit-Button schaltet in den Edit-Mode, der aus 2 Editoren besteht, um. Hier sind ein Event- und ein grafischer Editor plaziert. Im letzteren lassen sich die Events als Balkengrafik darstellen und bearbeiten. Ein virtuelles Keyboard erleichtert die Eingabe von neuen Ereignissen.
Alle 16 Tracks lassen sich mit Mixdown auf eine Spur heruntermischen und mit Remix wieder auspacken. Diese Funktion kann unter Umständen bei Verwendung von MIDI-Files eine bedeutende Rolle spielen.
Unter den „Overall Settings“ lassen sich globale Funktionen für den gesamten Sequenzer einstellen. Per Input-Filter lassen sich Notes-, P-press-, C-press-, Programchange-, Pitch Wheel- und SYS-EX-Daten ausfiltern, „Disable Transpose“ nimmt einzelne MIDI-Kanäle aus einer Transponierung heraus, so daß der Kanal weiterhin seine Dienste leistet. Dies gilt für Port A und B. Diese Einstellung ist für Drum-Spuren sehr wichtig. Der MIDI-Klick läßt sich durch Kanal, Note und Anschlagdynamik definieren. Verschiedene Controller-Daten können auf andere Controller gerootet werden. So wird zum Beispiel aus der Modulation ein Breathcontrol. Um diese Einstellungen zu machen, ist es nicht erforderlich, den Sequenzer zu stoppen. Alles läuft ohne Verzögerungen weiter. Die Veränderungen sind sofort aktuell.
Abb. 1: Auf dem Hauptbildschirm laßt sich im Pattern- und Song mode arbeiten.
Abb. 2: Der Event-Editor erlaubt den Zugriff auf jedes MIDI-Ereignis.
Mit dieser kleinen Hardware-Erweiterung - nicht viel größer als eine Streichholzschachtel - läßt sich Sweet 16 um einen kompletten MIDI-Strang mit 16 Kanälen erweitern. Dies kann nützlich sein, um zum Beispiel innerhalb eines Songs auf ein zweites Equipment umzuschalten. Mit MIDI 16 + stehen insgesamt 32 MIDI-Kanäle bereit, von denen maximal 16 gleichzeitig aktiv sein können. Diese Begrenzung liegt in der Anzahl der zur Verfügung stehenden Spuren. Die kleine Hardware wird einfach in den Modem-Port des ATARI gesteckt und in MIDI 16 + das MIDI-Kabel. Dieser kleinen Hardware ist in letzter Zeit etwas Böses nachgesagt worden, was aber nicht zutrifft. Es wurde behauptet, daß es Probleme damit gäbe. Dies kann ich nicht bestätigen, da ich die TTL-Pegel nachgemessen und die Erweiterung mit 16 Kanälen gestreßt habe. Es kann sich bei den Problemteilen also nur um schlechte Clones handeln, bei denen nicht genug Wert auf Qualität gelegt wurde. Also Finger weg von Nachbauten. Der ohnehin schon günstige Preis wird durch ein Kombinationsangebot (Bundle) von Sweet 16 und MIDI 16 + noch einmal interessanter.
Sweet 16 ist kein PD- oder Shareware-Produkt. Das Copyright liegt bei der Firma MCS aus Dortmund. Das Programm ist software-geschützt und läßt sich nur von der Festplatte starten, wenn sich das Original im Floppy-Laufwerk befindet. Registrierte User bekommen gegen Einsendung der Originaldiskette und von 10-DM die aktuellste Version frei Haus.
Die von mir in der ST-Computer 1/93 vorgestellte Thru-Box wird nun ebenfalls von der Firma MCS angeboten. Sie ist um einen Ausgang erweitert worden. Eventuell könnte diese Thru-Box auch in ein Bündle einbezogen werden.
Sweet 16 ist in dieser Preisklasse einer der wenigen Sequenzer, die überhaupt den Falcon030 unterstützen. Für den alltäglichen Gebrauch von Songs ist nichts dagegen einzuwenden. Einen Drum- oder Score-Editor sollte man allerdings nicht verlangen. Der Grundstock, der in jedem Sequenzer enthalten sein sollte, wird von Sweet 16 jedenfalls geboten. Songs erstellen, bearbeiten, MIDI-Files im- und exportieren stellen keine Probleme dar. In Zusammenarbeit mit MIDI 16 + erfährt Sweet 16 sogar eine Port-Erweiterung, die zum Beispiel mit Cubase und Notator zusammenarbeitet. An dieser Stelle wünscht man sich schon ein paar Spuren mehr; aber durch geschicktes Programmieren innerhalb eines Songs lassen sich trotzdem alle 32 Kanäle nutzen.
Ww
Preise:
Sweet 16 99. DM
MIDI 16+ 69-DM
MTB 1/5 79.- DM
Bezugsquelle:
MCS
Mike Sexion
Baroper Bahnhofstraße 53
44225 Dortmund
Sweet 16
Positiv:
Negativ: