Low-Cost-Software bis 100 DM

Low-Cost-Software erfreut sich in letzter Zeit immer mehr der Beliebtheit der Anwender. Viele ATARI-Besitzer haben erkannt, daß gute Software nicht unbedingt teuer sein muß. Wir haben uns einige der preiswerten Software-Pakete aus den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen angesehen, und neben eingeschränkten Appetithäppchen (mit denen sich trotzdem durchaus arbeiten läßt) sind einige sehr interessante Schmankerln darunter.

Maxidat IV - Große Datenbank für kleines Geld?

Ein klassischer Bereich für Low-Cost-Software sind Datenbanken. Hier gibt es, meist als Spezialanwendung wie Adreßverwaltung oder CD-Katalog, die meiste Software im Preisbereich unterhalb von 100,-DM. Aber auch zwei vollwertige Allrounder tummeln sich in dem Bereich. Zum einen gibt es für 97,- DM die Datenbank-Software „Maxidat“, die über einige interessante Funktionen verfügt, die auch manche wesentlich teureren Programme vermissen lassen. Neben dem automatischen Berechnen von Formeln nach Eingabe des Feldwertes kann Maxidat auch Minima und Maxima einzelner Datenfelder berechnen, Dubletten aus dem Datenbestand automatisch entfernen, Telefonnummern mit einem Modem direkt anwählen und Daten nach beliebigen Kriterien selektieren lassen. Maxidat verfügt außerdem über einen integrierten Texteditor, der sich besonders für die Herstellung von Serienbriefen eignet. Natürlich kann aber auch jede andere Textverarbeitung an dessen Stelle eingebunden werden. Die Daten verwaltet Maxidat, mit Ausnahme der als „externe Dateien“ gekennzeichneten Felder, komplett im Hauptspeicher, so daß die Zahl der möglichen Datensätze immer vom Hauptspeicher abhängig ist. Bereits ab 2 MB Speicher wird die Datensatzzahl aber schon so groß, daß sie ein Heimanwender wohl kaum erreichen wird. Maxidat läuft in allen Auflösungen, sofern mindestens 640*200 Bildschirmpunkte zur Verfügung stehen. In Sachen Speicher benötigt Maxidat 1 MB Hauptspeicher, und im Notfall läßt sich damit auch von Diskette arbeiten. Auch unter MultiTOS und MagiX! traten keine Fehlfunktionen auf, so daß sich dieses Programm als eine Alternative zu wesentlich teureren Datenbanksystemen erweist.

Maxidat stellt die Datensätze auf Wunsch als Liste oder in der Eingabebox dar.

Easybase light - Kalorienarm oder wie?

Der zweite Vertreter der universellen Datenbanken unter 100,-DM ist Easybase light. Das Wörtchen "light" signalisiert, daß es sich hierbei um eine eingeschränkte Version eines "großen" Datenbanksystems handelt, und dem ist in der Tat so. Easybase light wird mit der kompletten Anleitung des großen Bruders geliefert, nur in einem kurzen Vorwort wird erklärt, welche Funktionen der Vollversion hier nicht zur Verfügung stehen. Die wichtigste Einschränkung ist dabei, daß die komplette Formularverwaltung von Easybase nicht zur Verfügung steht. Serienbriefe oder auch Listen mit ausgewählten Bestandteilen sind daher nicht möglich. Dieses Manko betrifft im wesentlichen die Ausgabe der in die Datenbank aufgenommenen Daten auf Papier. Wer also nur Daten zum Abruf speichern will, aber keine Ausdrucke benötigt, ist mit Easybase und seiner besonderen Flexibilität (siehe hierzu auch [1]) bei der Verwaltung der anfallenden Daten sicher gut bedient. Besonders flexibel bedeutet, daß Easybase jeden Datensatz als blanke Karteikarte anlegen kann, auf der Vermerke in nahezu beliebiger Länge angebracht werden können, ohne daß dazu erst umständlich neue Felder eingerichtet oder die Datenbank reorganisiert werden müssen. So läßt sich mit Easybase light auch eine völlig unstrukturierte Textsammlung verwalten, doch birgt dieses Konzept auch Gefahren: Der Benutzer ist für die Struktur der Datenbank selbst verantwortlich, so daß sicher mancher Ansatz, mit Easybase light zu arbeiten im absoluten Chaos endet. Richtig angewandt hingegen ist dieses Feature eine echte Erleichterung im Alltag, zumal die eingebauten Suchfunktionen trotz der wenig strengen Gestaltung der Datenbank hinreichend schnell sind. Ärgerlich ist indes, daß Easybase immer noch nicht auf Grafikkarten funktioniert und unter MagiX! beim Beenden des Programms das komplette System in die ewigen Datengründe befördert. Hier ist dringend Nachbesserung angesagt. Da inzwischen aber bereits der Nachfolger Freeway verkauft wird, darf man wohl keine gravierenden Verbesserungen an Easybase light mehr erwarten, so daß das Programm nur für ATARI-Besitzer mit konventioneller Ausstattung (also ohne fremde Systemerweiterungen wie Grafikkarten oder Multitasking-Betriebssysteme) noch lohnenswert erscheint.

Der Hauptdialog von Easybase stellt die Datensätze der aktuellen Datenbank in einer Liste dar.
Der Klassiker unter den Textverarbeitungen : Signum!2

Signum!2 - Zeichen setzen...

Die für Heimanwender wohl wichtigste Anwendung ist die Textverarbeitung, und hier sieht es auf dem Low-Cost-Sektor nicht gerade rosig aus: Lediglich der Klassiker Signum!2 ist zu einem Preis von unter 100,-DM zu bekommen. Dafür muß man dann aber auch einige Einschränkungen in Kauf nehmen: Das Programm läuft nur, wenn ein monochromer Bildschirm mit einer Auflösung von 640*400 Pixeln angeschlossen ist, und Multitasking-Betrieb ist für Signum!2 ein Fremdwort; selbst die Accessories sind nicht zugänglich. Dafür glänzt dieses zu Recht als Klassiker zu bezeichnende Programm mit einigen anderen Vorzügen: Signum!2 läuft bereits ab einem Megabyte Hauptspeicher und kommt zur Not sogar ohne Festplatte aus. Mit diesen Voraussetzungen dürfte wohl jeder noch in Betrieb befindliche ATARI-Computer zurechtkommen. Außerdem ist Signum!2 Geburtshelfer einer ganzen Generation von (mehr oder minder gut gemachten) Pixelfonts. Die Zahl der Schriftarten, die in dem nach dem Programm benannten Format vorliegen (Signum!2-Format), dürfte inzwischen wohl astronomische Höhen erreicht haben. Die Bedienung des Programms lehnt sich zwar stark an GEM an, ist aber komplett nachprogrammiert. Das Bedienkonzept ist durchgängig, jedoch höchst gewöhnungsbedürftig; wer von einer anderen Textverarbeitung kommt, wird sicher einige Zeit damit verbringen, die Bedienung zu erlernen. Hat man aber diese Schwelle überwunden, soll man mit dem Programm gut und flüssig arbeiten können. Das fast 200seitige Handbuch gibt dem Anwender dabei einige Hilfestellungen. Programmwartung dagegen darf man vergessen: Der Nachfolger von Signum!2 ist bereits seit Dezember 1991 auf dem Markt, so daß die Entwicklung von Signum!2 zum Stillstand gekommen ist. Wer mit diesem Programm aber auf den Geschmack gekommen ist, kann zum Preis von 298,-DM auf die neuste Signum!3-Version updaten.

Mit Everest lassen sich auch mehrere Texte gleichzeitig bearbeiten.
Eine einfache Haushaltstabelle ist schnell erstellt. Änderungen in dieser Tabelle werden sofort bei der Berechnung der Summen berücksichtigt.

Everest - Textprofi

Wer nur hin und wieder einen Text tippen will und auf optische Gestaltung desselben verzichten kann, ist mit einem Texteditor sicher besser als mit einer komplexen Textverarbeitung bedient. Gute Ansätze gibt es dabei einige, die sowohl kommerziell wie auch im Shareware- oder PD-Bereich vertrieben werden. Für einen Shareware-Betrag von 20,-DM ist man z.B. beim Programm "Everest" dabei. Everest ist ein GEM-konformer Texteditor, der die wichtigsten Funktionen für Gelegenheitstipper und auch Programmierer, die eine komfortable Entwicklungsumgebung suchen, zur Verfügung stellt. Neben der Möglichkeit, bis zu zehn Textfenster gleichzeitig zu öffnen, kann man für bestimmte Textarten, die anhand der Datenextension erkannt werden, eigene Voreinstellungen angeben. So werden bei C-Quelltexten (Endung: *.C) beim Drücken der Tabulatortaste nur zwei Zeichen übersprungen, während bei Textdokumenten (Endung: * .DOC) ein Tabulatorsprung acht Zeichen weit ist und nach 70 Zeichen ein automatischer Zeilenumbruch stattfindet. Diese Endungen sind natürlich frei editierbar, und insgesamt stehen 11 verschiedene Einstellungen gleichzeitig zur Verfügung. Interessant ist auch das Feature, sogenannte Textlisten erstellen zu können. So kann man alle verschiedenen Quelltexte eines Projekts gleichzeitig in den Speicher holen und entsprechend editieren. Auf Wunsch speichert Everest dann beim Beenden des Programms alle veränderten Dateien ab und aktualisiert die Textliste, falls neue Dateien hinzugekommen sind. Diese Funktion stellt eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung beim Programmieren dar, kann man doch einfach eine entsprechende Datei auf das Icon von Everest ziehen, und alle benötigten Texte stehen im Speicher zur Verfügung.

Witzig und nützlich zugleich ist die Kürzelverwaltung von Everest. In einer Datei werden in einem bestimmten Format Floskeln angelegt, die das Programm dann automatisch ergänzen kann. Das bedeutet, daß man das "Sehr geehrte Damen und Herren," in der Kürzeldatei ablegt, im Text dann nur noch "Se" tippt, den Cursor vor das Wort setzt und die Escape-Taste drückt. Everest schaut dann in seiner Kürzeldatei nach und ersetzt die beiden Buchstaben durch die entsprechende Floskel. Hiermit läßt sich eine Menge Tipparbeit einsparen. Da Everest in allen Auflösungen und sowohl unter MagiX! als auch unter MultiTOS problemlos funktioniert und bis zu 120 offene Textfenster gleichzeitig unterstützt, kann man das Programm, besonders angesichts des sehr moderaten Preises, nur empfehlen. Wer es sich ansehen will, findet dieses Programm auf der aktuellen Mega-Disk, die Shareware-Gebühr muß aber bei regelmäßiger Anwendung trotzdem entrichtet werden.

Lima-Fakt verfügt über drei Datenbanken, in denen Adressen, Artikel und die Rechnungen verwaltet werden. Eine Übernahme der Datensätze ist dabei problemlos möglich.

KSpread light - Kleiner Großrechner

Wer mit seinem ATARI sein täglich Brot verdient, benötigt natürlich einiges an Werkzeug, das ihm die Routinearbeiten abnimmt. Neben der Textverarbeitung muß dabei vor allem viel gerechnet werden, damit am Ende des Monats auch der Gewinn da ist. Für 99,-DM bekommt man als Helfer das Programm KSpread light, welches eine um den GDOS-Druck und Makros verminderte Version des Tabellenkalkulationsprofis KSpread ist. KSpread light nimmt dem Anwender eine Menge Routinerechnereien ab. So lassen sich komplette Kalkulationen mit "Was wäre wenn"-Analysen in wenigen Sekunden realisieren, Statistiken erstellen oder einfach nur die Ausgaben der letzten Wochen übersichtlich zusammenstellen. KSpread light hilft immer dann, wenn mehrere Zahlen miteinander zu einem Ergebnis verknüpft werden müssen. Die Anwendungen für eine Tabellenkalkulation sind dabei auf den ersten Blick nur wenig offensichtlich, doch gibt es auch im privaten Alltag eine Menge Situationen, in denen einem der Rechenkünstler helfend unter die Arme greifen kann: Sei es, um einen Überblick über die aktuelle Ausgabensituation im Haushalt zu haben (wer führt nicht neben seinem Computer noch das gute alte Haushaltsbuch auf Papier?) oder den Kauf und die Finanzierung eines Pkws zu planen: KSpread light rechnet aus, ob der Airbag nicht vielleicht doch den monatlichen Rahmen sprengt (wir meinen: sicher nicht) oder ob der Satz Winterreifen von einem anderen Hersteller nicht auf Dauer doch günstiger kommt.

KSpread light stellt alle üblichen Rechenoperationen zur Verfügung, neben den üblichen arithmetischen Operationen können Feldwerte auch logisch mittels "und", "oder" und "nicht" verknüpft werden. Bis zu sieben Tabellen können dabei gleichzeitig geöffnet und getrennt voneinander bearbeitet werden. Außerdem bietet K-Spread light einige elementare Datenbankfunktionen: So lassen sich Daten sortieren und auch aus dem Datenbestand heraus mittels verschiedener Kriterien finden. Man sollte hierbei aber nicht übersehen, daß dies nur Nebenfunktionen sind, die von Datenbankprogrammen sicher besser gelöst werden. Zur Verwaltung von privaten Adressen aber reichen die Funktionen von KSpread light bereits locker aus. KSpread light läuft problemlos im Multitasking-Betrieb und fühlt sich auch auf Grafikkarten in allen Auflösung heimisch. Die Einschränkungen gegenüber der Vollversion sind wirklich marginal und treten erst dann zutage, wenn man professionell mit diesem Programm arbeiten will. Für den Heimanwender sowie für einfache Büroanwendungen ist es jedenfalls eine gute Wahl.

Lima-Fakt - Der ST-Kaufmann?

Wer es als Kaufmann satt hat, alle Rechnungen mit der Schreibmaschine oder einer Text Verarbeitung zu schreiben, der sieht sich nach einer Fakturierung um. Schaut man sich dabei den Anzeigenteil am, stellt man schnell fest, daß derartige Programme immer ein nicht unerhebliches Loch in den Geldbeutel reißen. Lediglich Lima-Fakt auf der MAXON-Sonderdisk (Nr.99) fällt aus dem Rahmen: Für nur 35.-DM verspricht die Werbung eine vollwertige Auftragsverwaltung. Lima-Fakt kommt auf einer einzigen Diskette, auf der sich neben den Programmdateien auch das Handbuch im ASCII-Text befindet. Die Bezeichnung Handbuch erscheint hier aber doch sehr übertrieben, besteht die gesamte Anleitung ausgedruckt doch nur aus drei DIN A4 Seiten. Darin werden dann im wesentlichen alle Menüpunkte kurz erläutert, den Rest muß man per "Learning by doing", also durch Ausprobieren, herausfinden. Da Lima-Fakt vollständig in GEM eingebunden zu sein scheint, läuft das Programm grundsätzlich auf allen Rechnern der ST-Familie in allen denkbaren Auflösungen, und auch unter Multitasking-Erweiterungen ist ein problemloser Betrieb möglich, den Lima-Fakt auch damit unterstützt, daß nur die allernötigsten Daten im Speicher gehalten werden. Dies hat außerdem den Vorteil, daß auch mit nur 1MB Hauptspeicher ohne Probleme gearbeitet werden kann. Etwas ärgerlich war aber, daß das Programm bei Grafikkarten noch so seine Macken hatte: So wurde trotz korrekter Einstellung in der Dialogbox die Anzahl der Druckkopien falsch ausgelesen (72 statt 2), und im Rechnungsdialog werden dem Datum zwei Sonderzeichen vorangestellt, die so sicher nicht geplant sind. In einer Standardauflösung traten diese Macken daher auch nicht auf. Hier ist also nochmals eine Überarbeitung notwendig, da besonders der Kopienfehler ein vernünftiges Arbeiten mit dem Programm in Farbauflösungen effektiv verhindert. Ein paar nicht nachvollziehbare Abstürze während des Testzeitraums tun in dieser Hinsicht ein übriges. In Sachen Komfort bietet Lima-Fakt auch nur Hausmannskost: Es gibt drei Menüpunkte, mit denen Rechnungen erstellt, Kundenadressen verwaltet und Artikel aufgenommen werden können. Zu jedem Artikel kann man nur eine einzige Textzeile angeben, und diese ist nach einmaliger Definition nur noch global für alle Rechnungen zu ändern. Eine Verwaltung von Seriennummern oder Sondertexten ist dabei nicht möglich. Ebenfalls ist es bei Lima-Fakt nicht möglich, das vorgegebene Formular auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen; der Fairneß halber sollte aber gesagt werden, daß das Standardformular durchaus zweckmäßig ist. Insgesamt bietet Lima-Fakt die wichtigsten Funktionen für kleine Gewerbetreibende und Freiberufler, ist aber in der derzeitigen Version aufgrund der Fehler im Programm nur bedingt zu empfehlen.

Karma zeigt das geladene Bild an, verzichtet aber auf eine Farbdarstellung. Im Kasten unten stehen die Exportformate zur Wahl.
Das geladene TIFF wird dargestellt, alle Veränderungen können direkt am Bildschirm nachvollzogen werden.

Karma 2 - Wie aus dem Bilderbuch

Bildbearbeitung gehört schon seit jeher zu den Stärken des ATARI, besonders dann, wenn auf dem TT genügend RAM zur Verfügung steht. Um aber mit den eigenen Erzeugnissen mit anderen Rechnerwelten in Kontakt treten zu können, müssen die ATARI-eigenen Formate wie GEM oder XIMG zuerst mal in ein für MAC oder PC verständliches Format gebracht werden. Im Gegenzug sollten dafür Dateien dieser Computer in ein ATARI-Format umgerechnet werden, damit die Ladezeiten so gering wie möglich bleiben. KARMA ist dabei ein sehr hilfreiches Programm. Neben den bekannten ATARI-Bildformaten unterstützt Karma nahezu alles, was sich Programmierer auf PCs und MACs in Sachen Dateiformat haben einfallen lassen, sei es nun PCX, TIFF oder das Windows-Bitmap-Format BMP. Lediglich ein in der Bildverarbeitung häufig gebrauchtes Format, nämlich JPEG, wird noch nicht unterstützt. Hier hat der Autor aber bereits Abhilfe versprochen. Da die Umsetzung des Komprimierungsalgorithmus in diesem Format nicht sonderlich einfach ist, das Erscheinen von Karma 2 aber nicht verzögert werden sollte, dauerte es eine Weile. Karma konnte im Test alle ihm zur Konvertierung vorgeworfenen Bilder einlesen und im gewünschten Zielformat abspeichern. Die abgespeicherten Ergebnisse kann dann aber noch lange nicht jedes Programm lesen: Karma benutzt intensiv immer die aktuellsten Standards, so daß alte Programme meist das Nachsehen haben. Dieser Fehler ist aber sicher nicht Karma, sondern den Autoren der anderen Programme zuzurechnen. Besonders der Bilder-Viewer GEM-View hat damit sehr zu kämpfen. Etwas ärgerlich ist, daß sich Karma sehr viel Speicher genehmigt: Ein 4,9 MB großes PCX-Bild (True Color DIN A5 Scan mit 400 dpi) benötigt die Kleinigkeit von fast 10 MB freiem Speicher, damit das Bild konvertiert werden kann. Hier wäre eine etwas dynamischere Speicherverwaltung doch angebracht, können gerade gescannte Bilder doch recht groß werden, und nicht jeder Anwender verfügt über 16 oder 32 MB TT RAM. Insgesamt kann man jedoch sagen, daß Karma sein Geld wert ist. Für 79,-DM bekommt man ein stabil laufendes Programm. das nahezu alle Bildformate dem ATARI zugänglich macht und alle gängigen ATARI-Formate für andere Rechnerwelten mundgerecht aufbereiten kann.

Fotolab 3 - Entwicklungsfähig

Das zweite Programm von einer MAXON Sonderdisk in dieser Übersicht ist eines zur Nachbearbeitung von gescannten Fotos. Diese müssen im TIFF-Format mit Graustufen vorliegen, so daß je nach Ursprungsformat erstmal eine Konvertierung, z.B. mit Karma, stattfinden muß. Hat man aber diese Hürde überwunden, bietet Fotolab eine riesige Auswahl an wirklich professionellen Bildbearbeitungsmitteln. So lassen sich Ausschnitte der gescannten Bilder auswählen, beliebig drehen und mit verschiedenen digitalen Filtern nachbearbeiten. Auch ein Spiegeln um die beiden Bildachsen ist möglich. Obwohl Fotolab eigentlich nur TIFFs im Graustufenformat einladen kann, müht es sich redlich, auch Farb-TIFFs einzuladen und in Graustufen-TIFFs zu konvertieren. Dabei werden dann beachtliche Ergebnisse erzielt - war unser Testbild doch ursprünglich ein auf dem Amiga erstelltes IFF-Bild mit 16 Farben, welches von Karma in das ESM Format mit 24 Bit Farbtiefe und von dort wieder mit Karma schließlich als Farb-TIFF abgespeichert wurde. Fotolab schluckte dieses konvertierte Bild aber klaglos, wenn es auch scheinbar nicht ganz mit den Bilddaten zurechtkam und das Bild doppelt auf den Bildschirm brachte. Insgesamt ist es dennoch erstaunlich, daß das Bild überhaupt korrekt geladen und dargestellt werden konnte. Die Geschwindigkeit, mit der das Programm zu Werke geht, ist auch beachtlich: Zwar kann man deutlich mitverfolgen, wie die einzelnen Zeilen berechnet und auf den Bildschirm gebracht werden, doch ist dies gegenüber manch anderen Programmen geradezu gigantisch schnell. Ein Vergleich mit dem Programm Photo-Shop auf einem Macintosh LC-III mit 16 MB RAM und und ebenfalls einem 68030-Prozessor zeigte, daß das Gespann TT und Photolab 3 zwei bis dreimal so schnell arbeitet. Ein kleiner Fehler soll aber nicht verschwiegen werden: In der ausgelieferten Version benutzt Fotolab weder eventuell vorhandenes TT-RAM, noch wird das Programm selbst darin gestartet, da die entsprechenden Flags im Programm-Header nicht gesetzt sind. Beide Optionen machen dem Programm jedoch überhaupt keine Probleme, so daß man sie ruhigen Gewissens nachträglich setzen sollte, was neben zusätzlichem Speicher auch noch einen nicht unerheblichen Geschwindigkeitszuwachs bringt. Fotolab 3 arbeitet problemlos auf einer Grafikkarte und zusammen mit MagiX! oder Multi-TOS sowie auf jedem Rechner, der mindestens 1 Megabyte Speicher sein eigen nennt. Man sollte aber immer bedenken, daß gerade Bilddaten doch einiges an Speicherplatz verschlingen und so ein Arbeiten mit 1MB wohl nur wenig sinnvoll ist. 4MB Hauptspeicher stellt daher wohl eher eine sinnvolle Untergrenze dar, aber erst mit 16MB TT-RAM läßt sich dann wirklich vorzüglich arbeiten.

Poison! - Giftiger Geselle

Der Hauptdialog von Poison! wirkt eher bescheiden, stellt aber eine Menge mächtiger Funktionen zur Verfügung.

Mit dem Virenkiller Poison! soll dieser kurze Überblick über preiswerte ST-Software schließlich beendet werden. Poison! stammt von dem Wuppertaler Software-Haus "Delta Labs Software" und kostet 79,-DM. Dafür erhält man ein 30seitiges Handbuch, eine Diskette mit dem Programm und eine einjährige Update-Garantie. Das Programm wird ständig weiterentwickelt, und das zeigt sich auch am Versionsdatum: Die getestete Version datiert vom 6.12.1993 und entstand damit nur einige Tage, bevor das Programm erworben wurde. Poison! selbst läuft als Programm und als Accessory und ist von den "äußeren Werten" her eher ein schlichter Geselle: nach dem Programmstart öffnet sich lediglich eine nichtmodale Dialogbox, die dem Anwender die möglichen Funktionen des Programms anbietet. Diese Funktionen jedoch sind mächtiger als das schlichte Äußere vermuten läßt: Mit Poison! läßt sich sowohl ein kompletter Virus-Check auf den angewählten Laufwerken wie auch die selektive Überprüfung einzelner Dateien in Gang setzen. Poison! erkennt hierbei alle derzeit bekannten ST-Viren, verwaltet eine Datenbank mit Checksummen und Dateilängen der Programme und kann auch Boot-Sektoren mit einem speziellen Booter für Virenbefall zumindest weniger anfällig machen (das Wort "schützen" möchte hier aus grundsätzlichen Erwägungen nicht über meine Lippen). Festplattenbesitzer schließlich werden den Menüpunkt "Root-Sektor schützen" schätzen lernen, mit dem dieser lebensnotwendige Bestandteil jeder Festplatte auf einer Diskette gesichert werden kann. Poison! verfügt außerdem über eine On-line-Prüfung, die automatisch jede eingelegt Diskette auf einen Boot-Sektorvirus überprüft. Eine Überprüfung der "gefährdeten" Systemvektoren findet dabei aber auch nicht statt. Link-Viren erkennt Poison! an deren typischen Merkmalen in einem Programm sowie an der Veränderung der Checksumme, wenn das Programm bereits in der Datenbank vorhanden ist. Poison! verfügt bei Auslieferung über keine eigene Datenbank, so daß man nach dem Erwerb des Programms zuerst seinen eigenen Datenbestand aufbauen muß, wenn man diese Programmfunktion sinnvoll nutzen möchte. Das ist jedoch sinnvoll, um die Datenbank nur so groß werden zu lassen wie unbedingt notwendig.

Ein etwas leidigeres Kapitel ist die Tauglichkeit von Poison! unter Multitasking-Betriebssystemen: Zwar läuft das Programm dank seiner GEM-Konformität in allen Auflösungen ab 640*200 Punkten, doch gab es unter MagiX! einige Probleme, die auf eine nicht vollständige Multitasking-Fähigkeit von Poison! schließen lassen. Der Programmablauf unter MagiX! war jedenfalls nicht mehr ohne weiteres möglich, und hin und wieder stürzte das Programm sogar ab. Unter normalem TOS hingegen lief das Programm vollkommen stabil, was die Fehlerquelle auf das Zusammenspiel mit MagiX! reduziert. Insgesamt ist Poison! damit als Virenkiller sicher eine gute Investition, wenn auch der Betrieb unter MagiX! noch nicht möglich ist. Dies ist jedoch allenfalls als Schönheitsfehler zu werten.

DJ

Literatur:

[1] ST-Magazin 8/90, Arndt Bär: "Leichtes Spiel mit Easybase"

Bezugsadressen:

Poison!:
Delta Labs Software Rembrandt Straße 1 42329 Wuppertal

Everest:
Oliver Schmidt Haselredder 23 23701 Eutin

KSpread light und Easybase light:
Omikron. Software Sponheimstraße 12 75177 Pforzheim

Karma:
Kontrast Stumann & Seidel GbR Hafenstraße 16 24226 Heikendorf

Maxidat:
Softwarehaus Alexander Heinrich Postfach 1411 67603 Kaiserslautern

Signum!2:
Application Systems Heidelberg Postfach 10 26 46 69016 Heidelberg

Lima-Fakt und Fotolab3:
MAXON Computer GmbH Postfach 5969 65734 Eschborn



Aus: ST-Computer 02 / 1994, Seite 54

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite