Nicht erst seit der ‘Erfindung’ der digitalen Bildbearbeitung hat das Foto seine Rolle als unbestechliches Bilddokument verloren. In der fotografischen Dunkelkammer konnten Könner immer schon trickreich mogeln. Aber noch nie war die Technik der Farbbildmanipulation, der guten und der bösen, so volksnah und noch nie so bequem und erlernbar.
In der letzten Folge haben wir gesehen: Wo viele Hebel sind, kann man viel falsch machen. Doch wir wissen jetzt, wie wir perfekte Bilder auf unseren Bildschirm bekommen. Dabei ist es unerheblich, ob unsere Bilddaten über einen Flachbett- oder einen Handscanner, einen Video-Digitalisierer oder über die Photo-CD hereingekommen sind. Die Spielregeln sind immer dieselben. Let’s manipulate now!
Angenommen. Sie sind Designer. Sie kreieren chice Bademoden. Sie wollen auf dem Klavier der Farben spielen. Womit? CHAGALL bietet dafür eine interessante Funktion: ‘Farbraum tauschen' . Nicht nur ein äußerst hilfreiches Instrument für die Bildmanipulation. sondern praktischerweise auch gleich ein Hilfsmittel für den Einsteiger, um sich in den Begriff ’Farbräume’ einzudenken und sich mit dem vielleicht weniger vertrauten, aber überaus praxisnahen ‘HSV-Farbmodel’ anzufreunden. Beginnen wir also mit dessen Vorstellung.
Eine Farbe ist eine Farbe, ‘eindeutig’ definiert durch ihre Zusammensetzung im RGB-Farbraum, z.B. 240 Teile ROT + 135 Teile GRÜN + 96 Teile BLAU (von jeweils 256 Abstufungen). Können Sie sich die vorstellen? Welchen Farbton, welche Intensität, welche Helligkeit hat sie? Vielleicht könnte man sie sich ausrechnen: 96 Blau + 96 Grün + 96 Rot ergeben 96 Weiß (von 256), also ist diese Farbe zu 37,5% ’verblaßt’. Von den verbleibenden 144 Rot und 39 Grün addieren sich 39 Grün + 39 Rot zu 39 Gelb, die sich folglich mit den restlichen 144-39 = 105 Rot zu einem 27%igen Orange (nnt 37.5% Weißanteil) mischen. Alles klar?
Diese skurrile Rechnerei können wir aber getrost unserer Software überlassen. Natürlich arbeitet auch unser Computer nach dem RGB-System, weil ja der Monitor aufgrund seiner Farb-Pixel nur RGB versteht (wie übrigens auch das menschliche Auge). Aber um mit uns über Farben zu reden, sollte er sich anschaulicherer Definitionen bedienen und sein RGB-Mischmasch in vorstellbare Parameter umrechnen. Genau das tut er, wenn er im HSV-System definiert. Er bestimmt aus der RGB-Verteilung die Werte für die FARBART ‘H’ (Hue), für die Reinheit, also die SÄTTIGUNG ‘S’ (Saturation) und für die HELLIGKEIT ‘V’ (Value). Das sind natürlich klare Begriffe, mit denen wir sofort etwas anfangen können.
Die FARBART ‘H’ wird in Winkelgraden gemessen. Dazu muß man sich eine Scheibe vorstellen (Bild 12), auf deren Außenumfang die reinen Spektralfarben rundherum angeordnet sind, Rot-Orange-Gelb-Gelbgrün-Grün-Blaugrün-Blau-Blauviolett-Purpur-Rot. Man hat willkürlich festgelegt, bei ROT mit 0° zu beginnen. GELB finden wir dann bei 60°, GRÜN bei 120°, BLAUGRÜN bei 180°, BLAU bei 240°und PURPUR bei 300°. Gegen 360° nähern wir uns von der ‘kalten’ Seite her wieder dem ROT. So läßt sich jede Farbart genau durch eine Winkelangabe definieren.
Auf der Fläche selbst erkennt man die Farbabstufungen, die entstehen, wenn man zwei gegenüberliegende Farben (Komplementärfarben) entsprechend ihrer Plazierung entlang einer radialen Verbindungslinie miteinander mischt. Alle Farben vermindern so ihre Sättigung, also ihre Reinheit, zur Mitte hin (= Mischungsverhältnis 1:1), wo wir naturgemäß nur noch GRAU vorfinden. Demgemäß be-mißt man den Wert der SÄTTIGUNG einer Farbe anhand des Abstandes vom Mittelpunkt zum Scheibenrand in Prozenten. 100% liegt ganz außen für die reine Farbe. 0% gilt für Grau in der Mitte.
Für die räumliche Darstellung der dritten Farbbeschreibungsgröße, der HELLIGKEIT, bedient man sich nun zweier Kegel (Bild 12), die man oben und unten auf die Farbscheibe aufsetzt. Innerhalb des oberen Kegels werden die Farben immer heller und landen an seiner Spitze schließlich bei WEISS, im unteren Kegel immer dunkler, bis sie an der Spitze bei SCHWARZ angelangt sind. Gezählt wird von 0 = SCHWARZ bis 255 = WEISS. Folglich zeigen alle Farben ihre normale volle Intensität bei 128, in Höhe der Farbscheibe. Im Innenraum dieses Doppelkegels läßt sich nun jeder Farbe in jeder Sättigung und jeder Helligkeit ein Platz zuweisen und mit den drei Größen H, S und V eindeutig definieren. Unsere oben genannte Farbe hieße jetzt: Farbart 16,2°, Sättigung 39%, Helligkeit 159. Na, das kann man sich doch wenigstens vorstellen!
Und man kann damit sehr gezielt und anschaulich manipulieren. Zum Beispiel beim ‘Farbraum tauschen’. Nehmen wir die Dame in Bild 14. Wir wollen ihren Badeanzug farblich variieren, indem wir die einzelnen Farbfelder durch neue Farben ersetzen. Dazu müssen wir zunächst festlegen, welche Farbe wir jeweils austauschen wollen. Denn auswechseln können wir immer nur einen mehr oder weniger breiten Fächer aneinander grenzender Farben und Farbnuancen, kleine ‘Farbräume’ also. Aber das macht ja nur einen Sinn, wenn wir für jede Farbart einen individuellen Ersatz realisieren wollen.
In CHAGALL bietet die Dialogbox ‘Farbraum tauschen’ (Bild 13) ein eingebautes Densitometer an: ‘Quelle’ anklicken, dann Button ‘Pick’, der Mauszeiger wird zum Meßquadrat, mit dem wir z.B. das grüne zentrale Farbfeld überstreichen. Im Farbzentrum der Dialogbox bekommen wir numerisch und per von Geisterhand an Farbstreifen entlang bewegter Schieberegler die Farbanalyse in den Werten für die Farbart H, die Sättigung S und die Helligkeit V mitgeteilt.
Gleichzeitig aktualisieren sich die farbigen Referenzstreifen. Nach Umschalten auf ‘Ziel’ bestimmen wir die angestrebte Farbe, entweder durch numerische Eingabe (Standardisierungsmöglichkeit!) oder durch Verschieben der Regler. Alternativ können wir die neue Farbe auch auf der üblichen CHAGALL-Farbauswahlbox herauspicken. Eine entscheidende Rolle für das Funktionieren dieses Features spielen die zusätzlichen Einstellregler für ‘Toleranz’. Hier wird festgelegt, wie breit der Spielraum der Farberfassung angelegt sein soll, und zwar getrennt nach den Parametern Farbart H, Sättigung S und Helligkeit V. Zwar stellen sich auch diese Regler nach der ‘Probennahme’ mit dem Densitometer von selbst ein gemäß den beim Überstreichen erkannten Werten, doch zeigt die Praxis, daß erst zusätzliches Nachkorrigieren zum zuverlässigen Arbeiten der Funktion führt. Was gemeint ist, sieht man sofort beim Ausprobieren.
Nach dem ersten ‘Ausfuhren’ wird man nämlich in aller Regel einen nur teilweisen, also fleckenhaften Ersatz der alten Farbe durch die neue feststellen. Das lag dann daran, daß der Toleranzbereich, also die Mitberücksichtigung hellerer und dunklerer Gebiete, satterer und verdünnterer Farben und von Gebieten mit abweichenden Farbchangierungen nicht breit genug angelegt war. Nach Reset über ‘Undo + Space’ sollte man in der Regel zunächst den Toleranzwert für H (Farbart) auf 5% einstellen, falls er darunter lag. Gleichzeitig sollte man die Toleranzbreite für V (Helligkeit) in etwa verdoppeln. Jeder neue Versuch zeigt die Richtung auf, wo die Fortschritte liegen. Allroundwerte sind 10% für H, 50-100% für S und 15-30% für V.
Sollte sich herausstellen, daß man nicht alle Tönungen eines Austauschfeldes in einem Rutsch erfassen kann, geht man in mehreren Schritten vor. Man bestimmt für die noch nicht ausgetauschten Anteile die HSV-Parameter neu und zwingt so in einem zweiten Durchgang den Rest zur Umwandlung. Das funktioniert wesentlich sicherer als eine zu großzügige Einstellung der Parametertoleranzen.
Schließlich hat man einen die betreffende Fläche vollständig erfassenden Farbentausch (Farben-Rausch?) produziert (Bilder 15 und 16). Das Bestechende daran ist, daß von den Abstufungen, der Textur, nichts verloren gegangen ist, dunkle Gebiete ergeben wieder dunkle, hellere eben hellere, kräftige bleiben kräftig, und blasse bleiben blaß. Rundungen(!) bleiben plastisch und Schatten schattig.
Es leuchtet ein, warum gerade diese Funktion mit dem Komfort der Farbfestlegung nach dem HSV-Verfahren ausgestattet wurde. Wir können dadurch mit alltäglichen Begriffen wie heller oder dunkler, gesättigter oder blasser mit Auftraggebern diskutieren und können z.B. mit konstant gehaltener Farbintensität, die ja vom Zusammenwirken von Sättigung und Helligkeit bestimmt wird, zur Demonstration blitzschnell von Farbe zu Farbe wechseln, rund um den Regenbogen, egal, ob wir nun Automodelle, Inneneinrichtungen, Surfbretter oder Skianzüge kreieren.
Man sollte sich bei soviel rationeller Manipulierbarkeit nicht daran stören, daß man hin und wieder an prinzipbedingte Grenzen stößt, die den einen oder anderen Zusatzaufwand nötig machen. Es kann z.B. passieren, daß Austauschfarben in Felder anderer Couleur ‘hineinlaufen’, selbst wenn sie nicht nebeneinander liegen. Das wird natürlich immer dann ein-treten, wenn die Farbparameter dieser Gebiete sich mit denen der zu bearbeitenden Flächen teilweise überschneiden - vor allem, wenn man gezwungen ist, die Toleranzen großzügig einzustellen, um das eigentliche Arbeitsfeld vollständig zu erfassen. Besonders gern tritt dieser Effekt bei Mischfarben wie Hauttönen auf und bei allen Weiß- und Grautönen, die ja aus nahezu gleichen Anteilen der Grundfarben zusammengesetzt sind. Aber in einem Programm mit solch effektiven Maskierungs-Tools wie CHAGALL sollte die Ausgrenzung von Problemzonen nun wirklich kein Problem sein. Manchmal genügt auch schon die Abgrenzung durch Setzen eines Rahmens.
Aus 2.000.000 Pixeln setzt sich so ein Foto zusammen, das wir für eine Ausgabegröße von 10 x 10 cm bei 360 dpi (Farbdrucker) im Computer haben. 2.000.000 Pixel oder auch nur Teile davon zu bearbeiten für Retusche und Montage könnte natürlich so richtig in Arbeit ausarten: Automation ist angesagt.
Deshalb wollen wir in diesem Abschnitt weniger über die globale Anwendung von Filterfunktionen wie Schärfen und Glätten, Weichzeichnen und Umfärben nachdenken, sondern über die Hilfen, die wir einsetzen können, um Retuschearbeiten nicht nur effektiv zu rationalisieren, sondern sie vor allem von den Unzulänglichkeiten ungelenker und zittriger Handarbeit zu befreien. Denn im Gegensatz zur künstlerischen Gestaltung einer Grafik mit Hilfe eines EBV-Programms, bei der man oftmals das ‘Handgestrickte’ gerade vorzeigen möchte, verlangen Retuschen und Bildmontagen in der Regel nach 120%ig perfekter Ausführung, die jeden Rückschluß auf die Bildmanipulation ausschließt.
Handarbeit heißt hierin der Regel Mausarbeit. Man muß schon viel trainieren, bis man diese Schubkarre so feinfühlig führen kann wie den drucksensitiven Stift eines Grafiktabletts, und selbst dieser hilft niemandem weiter, der nicht sowieso darin geübt ist, Hirnbefehle minutiös in Hand-und Fingermuskelkontraktionen umzusetzen, kurz gesagt, der nicht ohnehin zeichnen und malen kann.
Wer sich hierbei Hilfen wünscht, sollte bei der Kaufentscheidung für eine EBV-Software unbedingt auf zwei wichtige Features achten: 1. Stellt das Bildbearbeitungsprogramm LINEALE zur Verfügung? 2. Arbeitet es mit HALBTON-Masken? In diesem Zusammenhang sind mit ‘Linealen’ nicht die bekannten Maßskalen am Rande der Bildarbeitsfläche gemeint, sondern vielmehr das Pendant zu den klassischen Linealen, mit denen schon unsere computerlosen Väter Geraden, Vielecke, Ellipsen und Kurven gezeichnet haben. Im EBV-Programm moderner Prägung haben sie die Gestalt von Pfadlinien, die man im Bild zieht, und an denen sich unsere Bearbeitungswerkzeuge haargenau entlangarbeiten. Damit ist nicht nur eine 100%ige Spurtreue gewährleistet, sondern gleichzeitig eine absolut gleichmäßige Ausführungsintensität. Denn an diesen ‘Linealen’ können wir nicht nur die farbgebenden Werkzeuge wie Tuschestift, Marker oder Sprühdose entlanglaufen lassen, sondern auch alle verändernden Instrumente wie Aufheller, Abdunkler, Schwamm und Restaurierer (UNDO-Stift). Wichtige Retuschewerkzeuge also, die allerdings ohne Linealführung allzu oft ein UNDO oder ein Neuladen des vorhergehenden Bearbeitungsstadiums nötig machen, weil sie wieder einmal zu auffällig und an der falschen Stelle zugeschlagen haben. Linealführung
Wir werden nachher an einem gemeinsamen Bearbeitungsbeispiel mehrere Varianten dieser Arbeitsweise demonstrieren. Zuvor jedoch die Beschreibung der Linealtechnik, wie sie in CHAGALL ge-handhabt wird: Das einzusetzende Werkzeug muß vor(!) dem Umschalten in den Lineal-Modus ausgewählt und in allen seinen Parametern inklusive der Wirkstärke definiert worden sein. Aus dem Freihandzeichen-Modus gelangt man durch Anwählen eines Quadrat-, Kreis- oder Bézier-Symbols in einen der drei Lineal-Modi, die ein ‘mechanisiertes’ und damit absolut zitterfreis Zeichnen erlauben. Die Bézier-Funktion beinhaltet das Zeichnen von Geraden, Polygonen und natürlich jedes beliebigen gebogenen Verlaufs. Selbstverständlich lassen sich alle Bézier-Punkte vor dem ‘ausführen lassen’ nochmals verschieben, so daß die Führungslinie absolut exakt nachgeformt und angepaßt werden kann. Danach ‘hängt’ die Bézier-Kurven-Gruppe noch am Mauszeiger für die genaue Schlußpositionierung.
Nach dem entscheidenden Mausklick wandert das gewählte Zeichen- oder Bearbeitungswerkzeug eilfertig auf dieser Lineallinie entlang und tut absolut gleichmäßig das, wofür es eingestellt wurde. Ist es schon ein Vergnügen, dabei einem farbgebenden Werkzeug zuzusehen, vor allem der ‘Sprühdose’ (die bei freier Handarbeit so gerne ‘ausdünnt', wenn sie zu schnell bewegt wird), so atmet man förmlich auf, wenn man den ‘Schwamm' oder den ‘Abdunkelstift’ bei der linealgesteuerten Arbeit verfolgt. Sind diese beiden Werkzeuge doch besonders wichtig für die Retuschen, die notwendig werden, wenn man neue Bildelemente in ein Foto eingefügt hat. Je nach Freischneide- und Übertragungsverfahren (über die wir noch ausführlich sprechen werden) steht das eingefügte Bildelement meist hartkantig und mit Treppenrändern versehen wie ein Fremdkörper im neuen Bild. Es fehlen die in der letzten Folge beschriebenen Anti-Aliasing-Randabstufungen, oder sie sind zwar noch vorhanden, laufen aber, noch vom Quellbild her bestimmt, in eine falsche Farbrichtung. Dieses Manko läßt sich z.B. mit dem ausgleichenden ‘Schwamm’, in anderen Programmen ‘Wischfinger’ genannt, oder mit dem transparent geschalteten ‘Restaurierer’ leicht beheben, wobei der Erfolg wesentlich von der guten Lenkung solcher Werkzeuge in bezug auf Lokalisierung und Intensität abhängt.
Auch das zweite Essential, das wir oben als unentbehrlich für die Automatisierung von Retuschearbeiten genannt haben, die HALBTON-Maske, sei nochmal kurz besprochen: Eine über das Bild gelegte Maske begrenzt die Ausführung sämtlicher Aktionen auf die von der Maske freigelassenen Bildflächen, schützt also die von der Maske bedeckten Teile des Bildes. Durch wechselseitiges Invertieren der Maske kann man wahlweise im freien und dann wieder im ursprünglich geschützten Teil arbeiten lassen.
Ließ die bisher bekannte monochrome Maske nur die örtliche Wahl zwischen Bearbeiten und Nichtbearbeiten, so bieten die modernen Halbtonmasken, wie z.B. CHAGALL sie erzeugt, den Komfort, alle Aktionen in 256 Ausführungsstärken fein abgestuft vornehmen zu lassen. Die dadurch möglichen ‘weichen Masken’ und Maskendichte Verläufe eröffnen neue rationelle Wege für die Automatisierung von Retuschearbeiten im Farbbildsektor, von denen ATARI-EBVler (und nicht nur diese) bisher nur träumen konnten.
Schauen wir uns das mal beim Freischneiden und Einfügen an: Das Sofa aus dem Zimmer in Bild 17 soll ausgeschnitten und in das Zimmer in Bild 18 montiert werden. Drei Arbeitsschritte sind nötig:
Dabei gehen wir davon aus, daß 1. der Größenmaßstab des Quellbildes vorher exakt dem Zielbild angepaßt wurde, und 2. daß das Quellbild farblich und kontrastlich in etwa auf die Eigenschaften des Zielbildes abgestimmt wurde. Diesbezügliche Feinanpassungen können wir allerdings auch nach dem Einfügen noch vornehmen.
Falls das Quellbild durch Scannen gewonnen wird, sollten wir die Größenanpassung tunlichst durch Wahl der passenden dpi-Auflösung beim Scannen bewerkstelligen. Nachträgliches Skalieren führt immer zu Qualitätsverlusten (ganz besonders schlimm, wenn vergrößert werden muß), die auch durch Schärfefilter nicht ganz eliminiert werden können. Für das Anlegen einer Freischneide-Maske stehen uns wahlweise drei Verfahren zur Verfügung:
Das erste Verfahren ist natürlich das komfortabelste. Nach dem Umschalten in den ‘Maskenmodus’ befindet man sich mit allen Aktionen in einer zweiten Zeichenebene, so als arbeite man jetzt auf einer über das ganze Bild gelegten durchsichtigen Folie. Anwählen der Funktion ‘Maske über Farbe’ zeigt die gleiche Dialogbox wie die Füllfunktion. Auch hier kann zunächst die Farbe oder besser der ‘Farbraum’, über den die schützende Maske angelegt werden soll, durch Ausmessen definiert werden (‘Definieren’ anklicken und mit Mauskreuz die Farben überstreichen, die maskiert werden sollen). Ein Klick auf Ausführen schüttet dann die Maskenfarbe flächig über das gewählte Objekt. Oder man bedient sich des ‘Zauberstabes’, treffend dargestellt durch einen mit Farbe gefüllten Trichter.
Da man eine Maske ganz einfach invertieren kann, haben wir die Wahl, ob wir mit dieser vollautomatischen Maskierung lieber das Objekt selbst oder besser das Umfeld mit der Maske bedecken wollen. Das hängt einfach davon ab, welcher Teil die homogenere und vor allem die individuellere Farbgebung aufweist. Und damit erkennen wir bereits die Grenzen dieser automatischen Arbeitsweise: Sie funktioniert um so besser, je einheitlicher das Objekt oder aber der Umgrund strukturiert sind, und versagt gänzlich bei vielfarbigen Bildteilen und bei starken Helligkeitsunterschieden. Dieses Problem ist uns bei der Funktion ‘Farbraum tauschen’ schon einmal begegnet. Doch kommt man analog auch hiermit wiederholtem ‘Definieren’ = Ausmessen oder aber mit Zauberstabklicken doch noch zu einer weitgehend geschlossenen Maske (Bild 19). Offen gebliebene Stellen lassen sich am Schluß rasch mit dem Tuschestift ‘auspixeln’.
Wesentlich universeller und vor allem nach eigener Intention frei bestimmbar schneidet man ein Objekt aus, indem man es mit einer konturgetreuen Linie nachzieht. Damit dieser Vorgang bloß nicht in Arbeit ausartet, gibt es auch hier die Bézier-Lineal-Funktion als moderne, vektororientierte Zeichenhilfe. Ganz gleich, welche Umrißformen mit welchen Schikanen (z.B. wehende Haare, Pflanzenteile) unser Objekt aufweist, es gibt kein Detail, das sich nicht ganz schnell in ein Korsett aus geraden und gebogenen Bézier-Linien paßgenau verpacken ließe (Bild 20)! Kritische Bilddetails werden wir über die Zoom-Funktion genügend stark vergrößern und können nun unser Kurvenlineal, das beim Zoomen nicht vergröbert wird und damit seine dünne, genaue Linienstärke beibehält, sehr präzise anlegen und regelrecht über die ‘Ecken’ einzelner Pixel-Quadrate ziehen. Zusätzlich läßt sich danach die Lineallinie mit Hilfe der Ankerpunkte noch feiner anschmiegen, bevor sich dann - klick - die neue Maskenlinie hauteng um unser Opfer windet (Tuschestift Größe 1, Farbe nach Wahl, Intensität 0, entspricht volldeckend!).
Sollten wir vergessen haben, die Zeichenparameter, wie vorgeschrieben, vorher einzustellen, keine Panik bitte. Mausklick rechts, unsere sorgsam gezogene Linealkurve ist verschwunden. Zeichenparameter einstellen, [Ctrl]+[liShift]+linker Mausklick ins Bild, die schöne Bézier-Umrandung ist wieder da. Genau positionieren -klick - die eigentliche Maskenlinie wird gezeichnet - in einer aus 16 wählbaren Farben, die wir uns so aussuchen können, daß sie sich hinreichend von den darunterliegenden Farben des Bildes abhebt. Nur der Einfachheit halber werden wir in diesem Aufsatz immer von schwarzer Maske sprechen.
Wir kontrollieren abschließend in vergrößerter Darstellung, ob die neue Pixel-Linie wirklich überall wunschgemäß gesetzt ist, nehmen vielleicht hier und da ein paar Pixel weg oder setzen noch ein paar dazu - vor allem aber achten wir streng darauf, daß die Umrandung keine Unterbrechung aufweist. In diesem Zustand sollten wir die Rohmaske mal Zwischenspeichern - die Maskenebene besitzt leider keinen UNDO-Puffer.
Der letzte Akt ist das flächige ‘Füllen’ des die Objektmaske umgebenden restlichen Maskenbildfeldes, ebenfalls in 100%-Deckung - schon ist unser Objekt fertig ‘ausmaskiert’ (Bild 21). Abspeichern dieser Maske nicht vergessen.
Die oben als dritte Möglichkeit genannte Freihandmaskierung wird praktisch nur als Korrekturhilfe praktiziert oder vielleicht von Einsteigern, die mit dem Bézier-Zeichnen noch nicht so vertraut sind. Man muß letzteres schon ein wenig üben, um zu lernen, wann und wie oft man Ankerpunkte setzt und wie lang man die Tangenten ziehen darf. Doch es lohnt sich, danach wird Zeichnen und Freischneiden zum Vergnügen und verliert völlig den Beigeschmack von Arbeit.