Nach langer Ankündigung liegt nun endlich das Sampling-Paket DIGIT von GALACTIC aus Essen auch in einer speziell für den ATARI Falcon angepaßten Version vor. Für den Test benutzten wir DIGIT-II in der Version 1.03 vom 11.09.1993. Ungeduldig öffneten wir das Paket und kontrollierten den Lieferumfang; zwei Disketten und ein Handbuch im DIN-A5-Format. Aber wo war die Samplehardware?
Zuerst einmal haben wir im sehr ausführlichen Handbuch nachgesehen. Im zweiten Kapitel steht, daß der Falcon schon alles enthält, was man zum Samplen braucht. Es ist also, anders als noch bei Samplern für die ST/TT-Reihe, keine externe Hardware mehr nötig. Gleichzeitig weist das Handbuch aber auch auf Probleme hin, die im Zusammenhang mit dem AD-Wandler des Falcon030 auftreten können. Es wird darauf hingewiesen. daß der Eingang des Falcon030 sehr empfindlich und daher nur für niederohmige Tonquellen wie z.B. dynamische Mikrofone (stand nicht auch MIC an der Eingangsbuchse?) geeignet ist. Bei anderen Tonquellen wie CD oder Tonband sollte ein Widerstand in Reihe geschaltet werden, bevor man sie an den Falcon anschließt.
Auch sollte beachtet werden, daß der Eingangsverstärker im Falcon dem Eingangssignal bei hohen Pegeln eine Gleichspannung zumischt, so daß sich die Auflösung des Wandlers und damit der Dynamikumfang auf bis zu 12 Bit reduzieren kann. Normalerweise arbeitet der Wandler im Falcon mit 16 Bit! Als Ausweg aus diesem Dilemma sollte man den Eingangsverstärker im Falcon nicht benutzen und die Lautstärkeanpassung lieber mit dem Laustärkeregler des CD-Spielers oder einem Mischpult vornehmen. So bleiben einem die vollen 16 Bit Auflösung und Dynamikumfang erhalten. Auf den nächsten Seiten führt das Handbuch sehr ausführlich in die Grundlagen der Digitalisierung von analogen Signalen ein. So wird neben einigen physikalischen Grundlagen wie dem Shanon-Theorem auch der Unterschied zwischen 8 und 16 Bit Auflösung oder den verschiedenen Sample-Frequenzen erklärt.
Die nächsten Kapitel beschäftigen sich mit dem Abspielen und Aufnehmen von Samples, dem Sample Sequencer und dem Harddiskrecording. Ja, DIGIT-II kann nicht nur RAM-Samples bearbeiten wie bisherige Sampler auf ATARI-Rechnern, sondern dank der besonderen Hardware des ATARI-Falcon auch Samples direkt von der Festplatte abspielen oder darauf aufnehmen.
Mit DIGIT-II führt die Firma Galactic wieder ein neues Sample-Format ein, das sie hiermit auch gleich offiziell als Standard anmelden. Zum Glück ist der Aufbau des neuen Formates ausführlich dokumentiert (siehe Listing 1). In dieser Dokumentation ist einige Male von Sample-Werten die Rede, aber was sind Sample-Werte? Nun. das ist ganz einfach erklärt. Ein Sample-Wert ist immer die Information pro Abtastvorgang. Ein Sample-Wert bei 8 Bit Mono ist genau ein Byte, bei 8 Bit Stereo und 16 Bit Mono zwei Bytes und bei 16 Bit Stereo 4 Bytes. Sehr schön ist auch die Möglichkeit, längere Samples über mehrere Disketten zu verteilen. Trotz allem gibt es aber bei diesem neuen Format zwei Punkte, die noch einiger Veränderungen bedürfen. Zum ersten die starre Festlegung des Dateinamens auf 14 Zeichen. Besonders unter den erweiterten Dateisystemen für MiNT/MultiTOS sollte man diesen Bereich doch etwas größer dimensionieren. Des weiteren fehlt die Möglichkeit, Frequenzen für externe Synchronisation, wie sie zum Beispiel von den S/PDIF-Interfaces bereitgestellt werden (Stichwort CD und DAT), zu unterstützen. Bis auf diese beiden Punkte sieht das Format eigentlich sehr schön aus.
Nun aber zum eigentlichen Programm. Digit-II ist nicht kopiergeschützt. Zur Installation werden lediglich eine Geheimnummer und der Name eingegeben, danach kann das Programm problemlos auf die Festplatte umkopiert werden. Erfreulicherweise läuft es in fast jeder Auflösung des Falcon030. Auch mit Grafikerweiterungen wie Blow-Up oder Screenblaster arbeitet es einwandfrei zusammen. Man sollte allerdings darauf achten, daß der Falcon wenigstens mit TOS 4.02 bestückt ist. Unter TOS 4.01 funktioniert das Programm zwar auch ohne Probleme, allerdings kann wegen der unterschiedlichen Behandlung von 3D-Buttons in TOS 4.01 optisch nicht erkannt werden, welche Blöcke bereits belegt sind. Dazu jedoch an anderer Stelle mehr. Auch Tests mit einer Mighty-Sonic-32MHz Beschleunigerkarte brachten das Programm nicht aus der Ruhe. DIGIT-II kommt beim Harddiskrecording auch problemlos mit langsamen SCSI-Platten und der sonst gerade bei Harddiskrecording etwas problematischen Festplatte Quantum LP240S gut zurecht, wenn man nicht mehr als 25KHz Abtastfrequenz bei 16 Bit Stereo benutzt. Es gab nur ab und zu Probleme, wenn die Partitionen nicht defragmentiert waren. DIGIT-II ist modular aufgebaut. In der derzeit erhältlichen Version gibt es 3 Module.
Über das Desktop (Bild 1) wird DIGIT-II per Pulldown-Menüs konfiguriert. So können hier der Festplattentyp für das Harddiskrecording und der Umfang der Online-Hilfe, die DIGIT-II anbietet, eingestellt werden. Auch die Punkte zur Blockbearbeitung wie Kopieren, Ausschneiden und Einsetzen befinden sich hier. Über das Datei-Menü werden Samples in den unterschiedlichsten Formaten geladen und gesichert bzw. im- und exportiert. Dabei unterstützt DIGIT-II die folgenden Formate:
GSM/GSH DIGIT-II-eigenes Format
SMP Volks-Sampler und Sample Star
BLS Erweitertes Sample-Star- u. und Sample-Star-MIDI-Format
STK Stückformat von Sample Star MIDI und Sample Wizard
SLI Soundliste von Sample Star MIDI und Sample Wizard
AVR Das englische AVR-Format
WAVE Windows-Wave- Format
SAM Rohdaten, es findet keine Konvertierung statt
Falls man doch einmal Samples hat, die als Rohdaten schlecht klingen, sollte man versuchen, sie als SMP- oder BLS-Sample zu laden, da bei diesen Formaten das Sample als vorzeichenloses 8-Bit-Format angesehen wird, das von DIGIT-II konvertiert wird. Bei solch einem Funktionsumfang ist es eigentlich schon selbstverständlich, daß man vom DIGIT-II-Desktop aus Disketten formatieren und auf Accessories zugreifen kann, und daß für die wichtigsten Funktionen Tasten Shortcuts definiert sind. Außerdem werden über das Desktop auch noch die anderen Module von DIGIT-II, zur Zeit der Sampler und der Sequencer, gestartet.
Das Sample-Modul (Bild 2) befindet sich komplett in einem Fenster, so daß es auch unter MultiTOS promblemlos läuft. Alle Funktionen befinden sich als Buttons oder Pop-Up-Menüs in diesem Fenster. Das Programm unterstützt alle vom Falcon030 angebotenen Abtastraten und Auflösungen. Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, direkt beim Samplen die Gesangsstimme zu entfernen. Dieser als Karaoke bezeichnete Effekt ist sowohl bei 8-Bit-Stereo als auch bei 16-Bit-Stereo-Samples möglich. Zusätzlich kann man noch einstellen ob das Sample beim Umschalten auf eine andere Abspielfrequenz oder Auflösung in diese umgerechnet werden soll oder nicht. Bei einem solchen Angebot an Funktionen fällt es leider kaum auf, daß es keine Möglichkeit gibt auf externe Taktzuführung für CD- oder DAT-Samples umzuschalten. Es bleibt zu hoffen, daß Galactic an dieser Stelle noch etwas ändert.
Als nächstes kommen die Bedienelemente zum Abspielen, Aufnehmen, Spulen, Stoppen, Online-Blockmarkieren und Triggerstart. Beim Triggerstart werden drei unterschiedliche Pegel angeboten, ab denen die Aufnahme starten soll. Kommen wir zum nächsten Funktionsblock, dem Abspielmodus. Es ist hier möglich, ein Sample zu loopen (Dauerwiederholung) oder rückwärts abspielen zu lassen. Außerdem kann angegeben werden, ob das gesamte Sample, nur der aktuelle Block oder nur der zur Zeit dargestellte Sample -Ausschnitt abgespielt oder neu aufgenommen werden soll.
Ein weiteres schönes Detail ist die Aussteuerungsanzeige. Dieses Instrument ist mit Schleppzeigern ausgestattet, die den letzten Maximalwert eine Sekunde lang als dünne Linie stehenlassen. So kann man bequem die richtige Eingangslautstärke am Falcon oder oder an der Tonquelle einstellen. Es ist schon fast als selbstverständlich anzusehen, daß sich das Programm auch selber auf die richtige Eingangslautstärke einmessen und einstellen kann.
Als nächstes kommen wir zu den Zoom-Elementen. Hier kann mit drei Buttons sehr schön im Sample gezoomt werden. In der Zoom-Anzeige wird dargestellt, wieviele Sample-Werte in der jeweiligen Zoom-Stufe gezeichnet werden. Mit einem Doppelklick auf die Zoom-Buttons wird sofort auf die maximale oder minimale Zoom-Stufe umgeschaltet. Selbstverständlich kann man auch im dargestellten Sample hin- und herscrollen. Auch hierfür stehen drei Buttons und eine Echtzeitpositionsanzeige zur Verfügung. Wie schon im Zoom-Modus, wird auch hier mit einem Doppelklick sofort an den Sample-Start bzw. an das Sample-Ende gesprungen. Mit dem dritten Scroll-Button kann mit der linken Maustaste zum Blockanfang und mit der rechten Maustaste zum Blockende gesprungen werden. Die Zoom- und Scroll-Funktionen sind auch über einen Slider, der per Pop-Up-Menü konfiguriert werden kann, bedienbar. Hierbei gibt es folgende Einstellungen:
Anzeige der Sample-Länge, freier Speicher und Restzeitanzeige der Position des Fensters im gesamten Sample; per Slider einstellbarer Zoom-Maßstab; Einstellen einer Blockstartmarke per Slider; Einstellen einer Blockendmarke per Slider; Verschieben eines Blockes im Sample per Slider, hierbei wird jedoch nicht der Blockinhalt, sondern nur der Abstand der Start- zur Endmarke verschoben.
Zum genauen Einstellen der Marker-Positionen stehen noch einige Funktionen zur Verfügung, die den Bereich um die Marken im Loop-Modus anspielen. Während die Marken angespielt werden, kann man über die Cursor-Tasten verschieben. Hiermit läßt sich auf sehr schöne Art das Knacken bei loopenden Samples entfernen. Insgesamt können 32 verschiedene Blöcke definiert und auf Tasten gelegt werden. Das dürfte auf jeden Fall ausreichen. Leider gibt es bei den Blöcken zur Zeit nur eine Start- und eine Endmarkierung. Hier wäre eine Loop-Marke im Block nicht schlecht. Diese soll aber in einer der nächsten Versionen den Blöcken zugeführt werden. Die ansonsten sehr schönen Blockfunktionen haben aber auch hier wieder einige Mängel. So fehlt eine automatische Nulldurchgangssuche für die Blockmarken oder eine dauernde Positionsanzeige. Das geht zur Zeit nur über das Anscrollen der Marken. Auch wäre es sehr schön, wenn man den Bereich um die Marken herum mit der Maus vergrößern könnte, ohne dabei die aktuellen Marker-Positionen zu löschen, wie es in der mir vorliegenden Version noch passiert. Durch das Zoomen mit der Maus werden die Blockmarken im Moment noch auf den Anfang und das Ende des gezoomten Bereiches umgestellt. Dies empfinde ich als nicht nötig und wegen der dadurch verlorengegangenen intuitiven Zoom-Möglichkeit eher als störend. Ab Version 2.0 werden diese Features allerdings laut Auskunft von Galactic geändert.
Neben der normalen Fähigkeit in das RAM des Falcon zu samplen kann man selbstverständlich auch auf eine angeschlossene Festplatte aufnehmen. Hier machte das Programm selbst bei langsamen Festplatten oder der Quantum LP240S keine Probleme, solange man die Abtastrate nicht über 25KHz einstellte. Leider hat der HD-Sample-Modus noch einige Fehler. So funktioniert das Setzen von Blockmarken nicht richtig, während das Sample abgespielt wird. Die Marken werden dann wahllos irgendwo in das Sample gesetzt. Wesentlich schwerwiegender ist aber, daß das Sample verloren ist, wenn man aus Versehen die Partition vollsamplet. Es wird dann zwar komplett auf die Partition geschrieben, kann jedoch nicht mehr weiterbearbeitet oder abgespielt werden. Dies ist noch ein sehr schwerwiegender Fehler, der schleunigst behoben werden sollte. Ansonsten macht das Sample-Modul einen sehr guten Eindruck. Eigentlich ist es auch hier unnötig zu erwähnen, daß die wichtigsten Funktionen wie Start, Stop, Aufnahme und Spulen selbstverständlich auch direkt über die Tastatur zu erreichen sind. Jetzt bleibt nur noch ...
Der Sequencer ist ein kleines Modul, mit dem die im Sampler markierten Blöcke zu einer Sequenz zusammengefaßt werden.
So kann man mit einigen kurzen Blöcken ein sehr gutes Lied, oder besser eine Sequenz zusammenstellen, die dann auch nur sehr wenig Speicher verbraucht, obwohl sie durchaus mehrere Minuten lang sein kann. Zur Zeit steht leider nur eine Spur zur Verfügung, aber wie man in Bild 3 sehen kann, sind schon 4 Spuren vorgesehen. Damit kann man dann wie unter den vom Amiga her bekannten MOD-Trackern 4stimmige Sequenzen erstellen. So könnte man auf einer Spur eine Schlagzeug-Baß-Sequenz, einen sogenannten Groove, und auf die anderen drei Spuren Gitarren-, Gesangs- und Effekt-Samples legen und so sehr schöne Musikstücke erstellen.
Die 1.xx-Versionen von DIGIT-II unterstützen zur Zeit weder MIDI- noch DSP-Effekte. Das soll aber mit den nächsten Versionen von DIGIT-II geändert werden. Die DIGIT-II Sample-Bearbeitungs-Software teilt sich dann aber auch in zwei unterschiedliche Programme für unterschiedliche Anwenderschichten. Es wird eine Version ohne MIDI-Unterstützung für all die Leute geben, die nur mit Samplen zu Hause arbeiten möchten, und eine midifähige Version, die für professionelle Musiker gedacht ist, die den Falcon030 zusammen mit DIGIT-II-MIDI als MIDI-und Samplesequencer oder als digitales Schneidegerät verwenden wollen.
In der vorliegenden Version ist DIGIT-II schon ein ausgereiftes Produkt, das den Preis von 149,-DM wert ist. Es gibt noch einige kleinere Unschönheiten wie die fehlende Möglichkeit, externe Takte zu unterstützen, oder den noch etwas fehlerhaften HD-Modus. Auch hatte das Programm teilweise Redraw-Probleme. Betrachtet man aber den immensen Funktionsumfang, den DIGIT-II bietet, sind diese Punkte zwar nicht besonders schwerwiegend, allerdings sollte sich Galactic nochmal darum kümmern. Ansonsten ist DIGIT-II jedem Falcon030- Besitzer durchaus zu empfehlen, zumal man für diesen Preis zur Zeit kaum Vergleichbares für den Falcon030 findet.
Positiv:
Negativ:
Bezugsquelle:
Galactic Julienstraße 7 45130 Essen 1
typadaf struct
{
char magic[12]; /* 12 Bytes, enthält C-String "DIGIT II" */
char name[14]; /* 14 Bytes, enthält Dateinamen */
char ziel[4]; /* 4 Byte, ASCII GSM-"RAM". GSH-"HDSK" */
char nummer; /* 1 Byte. Wenn zerlegtes Sample: Nr. der Disc */
char von; /* 1 Byte. Wenn zerlegtes Samples Anzahl Disc */
int mode; /* 2 Bytes. Sanple-Modus: 0 - 8 Bit Stereo */
/* 1 - 16 Bit Stereo. 2-8 Bit Mono */
/* 3 - 16 Bit Mono. 4-16 Bit Karaoke •/
/* 5 - 8 Bit Karaoke */
int loop; /* 2 Bytes, 0 - Loop aus, 1 - Loop ein •/
int lgain; /* 4 Bytes, Ausgangspegel. Bei Nicht-Falcon- •/
int rgain; /* Samplern auf 0 setzen ! */
int latten; /* 4 Bytes, Bei STE/TT/Falcon Samplern: */
int ratten; /* Wiedergabelautstärke nach F030-Norm */
int frequenz; /* 2 Bytes. Vorteilerwerte nach F030-Norm: */
/* 0-nicht erlaubt, 1-50KHz, 2-33KHz, 3-25KHz */
/* 4-20KHZ. 5-16KHZ. ... */
long bytes; /* 4 Bytes. Länge Sample in Bytes (ohne Header) */
long part; /* 4 Bytes. Zerlegtes Sample: Länge dieses */
/* Teils in Bytes */
long offset; /* 4 Bytes, Position der Sample-Marke in SAMPLBWERTEN */
long where; /* 4 Bytes. Wenn Teil-Sample, wo kommt dieser Teil hin*/
long endmarke; /* 4 Bytes, Position der Endmarke in SAMPLBWERTEN */
long windpos; /* 4 Bytes, Position des Sample-Fensters im Sampla */
/* in SAMPLBWERTEN */
long zoom; /* 4 Bytes, Eingestellter Zoom-Maßstab */
int playmode; /* 2 Bytes, Abspielmodus: 0-alles, 1-Block, 2-Fenater */
char note; /* 1 Byte, Zugeordnete Note in Halbtönen. C-24, C'-36 */
char oktave; /* 1 Byte, Gültigkeitsbereich dar Note in Oktaven */
char reserve[48]; /* 48 reservierte Bytes, Nicht benutzen! */
char comment[100]; /* 100 Bytes für Kommentare ab Version MIDI */
} GSM header;