3 in one: Umschaltbox MultiSync-Monitor an Falcon030

Wenn Sie stolzer Besitzer eines MultiSync-Monitor sein sollten, der sogar in der Lage ist, Zeilenfrequenzen ab 15.5 KHz zu verarbeiten (wie z.B. der NEC-MultiSync 3D), dann können Sie mit Hilfe des hier vorgestellten Umschalter ihrem Falcon die 3 anschließbaren Monitorarten (VGA, RGB, Mono) vorgaukeln und ihren Monitor dazu bewegen, diese auch anzuzeigen.

Die Frage: „Warum 15 KHz, wenn mein Monitor doch 31 KHz und mehr zu leisten vermag?“ ist ganz leicht zu beantworten. Die Computer der ST- und STE-Serie waren bis zum Erscheinen des TT „nur“ für den Anschluß am Fernseher oder besser RGB-Monitor geeignet, was zum damaligen Zeitpunkt auch das technisch sinnvollste war. Da auch nicht mehr als 200 Zeilen (Farbmodi) dargestellt werden konnten, reichten die 15 KHz völlig aus, denn mehr hätte ein normaler Fernseher wohl auch kaum verkraftet. Mit dem legendären SM 124 hingegen wurden durch die Darstellung von 400 Zeilen bei 71 Hz Horizontalfrequenzen von 36 KHz erreicht, die man demzufolge auch keinem Fernseher mehr zumuten konnte. Seit Erscheinen des TT und natürlich auch des Falcon konnte man die in der Zwischenzeit zum Standard gewordenen VGA-Monitore der PC-Welt an seinen heimischen ATARI anschließen. Diese Monitore hatten den Vorteil, daß sie mit Zeilenfrequenzen von mehr als 30 KHz vertraut waren und demzufolge auch mehr als 400 Zeilen in Farbe produzieren konnten. Mit der neuen unteren Schranke von 30 KHz verloren diese Monitore die Fähigkeit, die alten ST-Auflösungen in ihrer Originalfrequenz darzustellen. Um dieses Manko zu umgehen, bediente man sich des Tricks der Zeilenverdopplung. Der VGA-Monitor stellt weiterhin seine 400 Zeilen dar, wobei der Rechner aber jede seiner 200 Quellzeilen einfach doppelt sendet und der Betrachter nun 200 verschiedene Zeilen erkennt, die aber nun aus grobkörnigen Punkten bestehen.

Die Senioren sind die Besten!

Es gibt nun aber noch eine besondere Art von Monitoren, die in der Lage sind, sich der gewünschten Frequenz anzupassen. Diese sogenannten MultiSync-Monitore gibt es auch schon eine Weile, wobei die Modelle neuerer Baureihe aus der Sicht eines Falcon-Users einen entscheidenden Nachteil aufweisen. Durch den allgemeinen Trend: „Immer schneller, immer besser“ haben sich die Leistungsdaten dieser Monitore nach oben hin verschoben, was bedeutet, daß der Horizontalfrequenzbereich sich deutlich nach oben bewegt hat und leider auch erst bei 30 KHz beginnt. Man kann diese Monitore nichtsdestotrotz am Falcon betreiben, wobei sie sich aber dann als bessere VGA-Monitore verhalten. Zum Glück gibt es ja noch einige andere Modelle und vor allen Dingen die älteren, die in dem gewünschten Frequenzbereich werkeln und es somit ermöglichen, alle vom Falcon030 erzeugbaren Videosignale zu verarbeiten. Vor allen Dingen für Programmierer und Anwender, die auf die Overscan-Eigenschaften oder den Truecolor-Modus bei 640 Pixeln Breite nicht verzichten wollen, stellt der hier angegebene Umschalter ein sehr nützliches Werkzeug dar, der das lästige und bestimmt nicht materialfreundliche Umstecken zwischen zwei Monitoren bzw. zwischen Monitor und Fernseher ersetzt.

Die Idee

Damit der Falcon sich orientieren kann, was denn überhaupt für ein Monitor angeschlossen ist, existieren 2 Pins am Monitorausgang (18:M1 und 19:M0), die je nach angeschlossenem Monitor einen anderen Pegel besitzen. Ein Kontakt mit Masse bedeutet dabei logisch Eins und kein Kontakt logisch Null. Wenn also kein Monitoradapter aufgesteckt ist, liegen beide Pins nicht an Masse, und M1, M0 haben beide den Wert Null, woraus der Falcon auf einen Fernsehanschluß schließt. Die anderen Möglichkeiten können Sie der Tabelle entnehmen. Es stellt sich nun die Frage, wie man seinem Falcon beibringen soll, daß er trotz angeschlossenen VGA-Monitors RGB-Signale liefern soll, wenn der Anwender das wünscht. Die eine Möglichkeit besteht darin, sich softwaremäßig in die entsprechenden XBIOS-Aufrufe [ 1 ] einzuhängen und selber dafür zu sorgen, daß die 2 Pins anders interpretiert werden, was aber nicht sehr sauber ist, da das TOS selber diese Aufrufe nicht benutzt und statt dessen direkt auf undokumentierte Variablen zugreift. Auch das Vortäuschen eines SM 124 würde nicht klappen, da dann die Videosignale über einen anderen Pin gesendet würden, der im VGA-Adapter nicht berücksichtigt wird. Die andere Möglichkeit besteht darin, sich einen eigenen Adapter zu löten, der mit Hilfe von Schaltern in Lage ist, die Ml-, M0-Pegel selbst zu ändern und auch das Monochromsignal richtig weiterzuleiten.

Nun zur Sache

Als erstes braucht man ein paar Kleinteile, die man in jedem Elektrogeschäft für ca. 10 DM bekommen sollte.

1 Buchse DB 19 Female 1 Buchse DB 15 Female 1 Vierpunktschalter (12 Kontakte) 1 Einpunktschalter (3 Kontakte) a) Einbau in die Buchse selber: ca. 20cm abgeschirmtes Kabel (10adrig) b) Einbau in ein Gehäuse: 1 kleines Plastik- oder Metallgehäuse (BxHxT 6cm x 3-4cm x 8cm) ca. 20 kleine Drähte

Die Variante a) empfehle ich nur Leuten, die wenig Platz auf ihrem Schreibtisch und Spaß an Feinarbeit mit dem Lötkolben haben, denn beide Schalter müssen dann in dem DB 19-Gehäuse untergebracht und das Kabel durch ein Extraloch herausgeführt werden, wobei eine eigene Zugentlastung vonnöten ist. Der Einbau in ein eigenes Gehäuse gestaltet sich wesentlich problemloser und stabiler, da man die DB 19-Buchse gerade so hoch plazieren kann, daß der Adapter genau auf dem Tisch aufliegt und das Umschalten nicht zu einer mechanischen Belastung führt. Hat man nun alle Kontakte wie in der Skizze angegeben verbunden und durchgetestet, steht einem ersten Probelauf nichts mehr im Wege. Man steckt die eine Seite direkt in den Falcon030, und an der anderen Seite wird der VGA-Stecker des Monitors befestigt, nun wird der Computer eingeschaltet, und man ist gerüstet für alle Anforderungen, die die Software an einen Monitor stellen kann.

Zur Funktion

Der Vierpunktschalter erfüllt zwei Aufgaben. Zum einen sorgt er dafür, daß in den beiden Farbmodi die Rot-, Grün-, Blau-Leitungen des Computers auch mit denen des Monitors verbunden werden. Im Monochrommodus muß das Monochromsignal gleichzeitig an den Rot-, Grün-, Blau-Leitungen des Monitors anliegen. Zum anderen schaltet er vom Farbmodus in den Monochrommodus, indem er an Pin 19 Masse anlegt und zusammen mit Masse an Pin 18 den Status 3 (11. binär) liefert, was dem Falcon signalisiert, daß ein SM 124 angeschlossen wurde. Der Zweipunktschalter dient nur zum wahlweisen Setzen von Masse an Pin 18 oder Pin 19, was einem Umschalten zwischen RGB und VGA entspricht. Wie oben beschrieben, muß man also auf RGB schalten, wenn man in den Monochrommodus will, weil dann gerade an beiden Pins Masse anliegt. Läßt man den Schalter hingegen auf VGA stehen, führt das nur zu einem Massepegel an Pin 19, was dem VGA-Modus entspricht, wobei aber kein Bild dargestellt wird, weil über den Vierpunktschalter nur das Monosignal weitergeleitet wird, welches aber nicht anliegt. Das Umschalten während des Betriebs hat nicht wie in ST-Zeiten einen Reset zur Folge, weil der Status von M0, M1 nur während eines Auflösungswechsels und beim Booten getestet wird. Dies kann man sich hervorragend zunutze machen, denn man kann z.B. im VGA-Modus bei 480 Zeilen programmieren, schaltet den Schalter dann auf RGB und startet nun sein Programm, welches die Auflösung in eine RGB-Auflösung ändern kann, schaltet dann wieder zurück auf VGA, bevor man sein Programm verläßt, und landet wie erwartet wieder im VGA-Modus. Wenn man hingegen den Vierpunktschalter im Betrieb umlegt, führt das zu einem Bildverlust, weil auf das Monosignal umgeschaltet wurde, welches wie oben beschrieben noch nicht anliegt. Man kann aber ohne weiteres wieder zurückschalten, und das Bild ist wieder da. Um also nach Monochrom zu wechseln, z.B. über das Desktop (Kompatibilitätsmodus), sollte man seine Wahl so weit schon abgeschlossen haben, daß man nach dem Umlegen des Schalters nur noch Return betätigen muß. Was nun leider nicht mehr möglich ist, ist das Zurückschalten der Auflösung von Monochrom nach Farbe über das Desktop, weil ATARI an solche Praktiken des Umschaltens nicht gedacht hat. Eigene Programme hingegen können ohne weiteres wieder zurückschalten, wenn der Schalter umgelegt wird. Man kann sich natürlich auch ein kleines residentes Programm schreiben, welches per Tastenkombination (z.B. ALT 1-9) direkt einen Auflösungswechsel durchführt, wie man es vom TT her kennt.

Eine kleine Variante

Wer auf den Monochrommodus verzichten kann, braucht den Vierpunktschalter nicht mit einzubauen, so daß man ohne weiteres den Umschalter doch wieder in das DB 19-Gehäuse verlagern kann, ohne irgendwelche Platzprobleme zu bekommen. Das spart Zeit, Kosten und ein extra Gehäuse. Für die ganz Mutigen noch ein Spartip: Man kann den original ATARI-VGA-Adapter durch Einbau des Schalters so modifizieren, daß er die gewünschte Eigenschaft des Umschaltens zwischen RGB und VGA besitzt. Jetzt aber genug der Erklärungen, auf zum nächsten Elektroshop und die Kleinteile besorgen für das ungewohnt umstöpselungsfreie Erlebnis Falcon030.

[1] ST-Computer 5/93, Im Auge des Falken, Natalie Lübcke


Natalie Lübcke
Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 98

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