Bücher - ST-Online

Drews, Kopka, Osiak, Lepkowski ST-Online Btx/Vtx-Manager Heidelberg, 1991 196 Seiten DM 149, ISBN 3928464-12-4

Mit dem Bookware-Produkt ST-Online stellt die Firma Drews BTX neben Multiterm pro die zweite Alternative für BTX-Benutzer vor. Das Programm wird dabei zusammen mit einem rund 200 seitigen Buch geliefert, daß neben der Bedienungsanleitung für den BTX-Decoder auch eine Einführung in das BTX System gibt und somit auch für Einsteiger einige Hilfen bietet.

Die drei Bücher BTX...

Das Handbuch ist demzufolge in drei Teile aufgeteilt. Zuerst wird dem Leser das BTX-System vorgestellt sowie auf die Geschwister in anderen europäischen Ländern eingegangen. Etwas ärgerlich ist, daß man hier dem Buch doch anmerkt, daß es nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist: Die Änderungen des BTX-Systems, die die Telekom zu Beginn dieses Jahres vorgenommen hat, wie zum Beispiel die Einschränkung des Gastzugriffs oder die neue Kostenregelung, finden in der Anleitung leider keinerlei Berücksichtigung. Auch die statistischen Zahlen bezüglich BTX-Anwenderschar sind aufgrund ihres Alters (sie stammen aus dem Jahr 1990 bzw. 1991) nur noch am Rande interessant. Die neuen BTX-Zugangsmöglichkeiten für alle Zugangsgeschwindigkeiten über eine einzige Rufnummer sowie die seit Januar möglich Benutzung des BTX-Systems mit Terminalprogrammen mit VT100Emulation bleiben auch gänzlich unerwähnt. Dafür sind die Bedientips und die Liste einiger Anbieter für den Einsteiger wirklich interessant: Statt erst mal eine Weile im BTX-Verzeichnis verbringen zu müssen, kann man so auf seinem ersten Rundgang direkt ein paar interessante Anbieter anwählen. Auch über die Kosten pro Seite gibt das Buch an dieser Stelle Auskunft.

Harte Fakten ...

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der für den BTX-Betrieb notwendigen Hardware. Um mit dem BTX-Knoten eine Verbindung aufbauen zu können, sind entweder ein Modem oder die BTX-Anschlußbox der Telekom notwendig. Das Handbuch beschreibt hier im wesentlichen alle wichtigen Fakten, die für die Auswahl des passenden Endgeräts notwendig sind. Doch auch hier schlägt wieder das Alter des Buches zu, daß es teilweise schlicht unbrauchbar macht: So werden zugelassene Modems als zu teuer und als in der Regel nur mit dem exotischen V.25bis-Befehlssatz bedienbar bezeichnet ... zwei Punkte, die der Test preiswerter postzugelassener Modems in diesem Heft eindeutig widerlegt. Auch der Tip, auf nicht zugelassene Endgeräte auszuweichen, erscheint unter diesem Gesichtspunkt zumindest fragwürdig, entsprach aber zum Zeitpunkt des Drucks durchaus der Realität. Der dritte Teil des Handbuchs schließlich beschreibt den beiliegenden BTX-Decoder und dessen Funktionen, wobei die Neuerungen zumindest teilweise in einem entsprechenden ReadMe-File auf der Diskette zu finden sind. Jedoch weichen die Bilder und Beschreibungen im Handbuch zum Teil deutlich von der Darstellung im Programm ab. Dies hängt erneut mit dem Alter der Dokumentation zusammen, die wirklich dringend eine Neuauflage oder eine umfassende Ergänzung verdient hätte. Die didaktische Aufarbeitung ist hingegen gelungen: Der Anwender findet in logischer Folge und mit vielen Beispielen einen Einstieg in die Bedienung des Programms und wird dabei gezielt durch die einzelnen Kapitel geschleust, ohne dabei das Ziel vor Augen zu verlieren. Die gewählten Beispiele sind auch praktisch verwendbar, so daß man damit direkt einen brauchbaren Grundstock, z.B. an Makros, bekommt .

... und weiche Tatsachen

Der dem Buch beiliegende BTX-Decoder ist dagegen neueren Datums. Neben der neuen Gebührenstruktur, die der Decoder zur Anzeige der aufgelaufenen Gesprächsgebühren benutzt, wird auch die VT-100-Emulation unterstützt, obwohl dies bei einem BTX-Decoder eher wenig sinnvoll erscheint. Allerdings kann es unter Umständen ein Weilchen dauern, bis man den Decoder zum vernünftigen Arbeiten bewegen kann: Unter MagiX! läuft er trotz des Hinweises in der READ-ME Datei, wie man mit ihm unter MagiX! arbeiten soll, leider nicht, und auch Schnittstellenbeschleuniger wie FastSer und HSModem sind ihm ein Greuel. Erst mit einem "nackten" Rechner konnte das Programm zur Arbeit überredetwerden; der Weg dahin hat aber diverse Telefoneinheiten gekostet. ST-Online bietet den üblichen Komfort, den man von einem BTX-Decoder dieser Preislage erwartet: Man kann Software-Kennung, Mitbenutzernummer und Paßwort eingeben (diese werden übrigens bei nochmaligem Aufruf der entsprechenden Dialogbox nur noch verdeckt angezeigt) und dem Programm die Anmeldung beim BTX-System überlassen. Seiten lassen sich von ST-Online sowohl als Grafik als auch als reine Textseiten abspeichern oder auf einem 9- oder 24-Nadeldrucker oder einem HP-Laserjet ausdrucken. Der Druck über GDOS ist jedoch nicht möglich. Mit ST-Online lassen sich die wichtigsten Funktionen als Makro abspeichern und später mit einem einzigen Tastendruck wieder abrufen. Insgesamt 20 dieser Makros lassen sich dabei auf den Funktionstasten ablegen. Sehr schön ist, daß man damit auch Vorgänge mit wechselnden Eingaben, z.B. eine Überweisung ausfüllen, mittels der Tastaturabfrage in Makros realisieren kann.

Am Ende?

Insgesamt stellt ST-Online vom Konzept her ein sehr interessantes Produkt dar, welches die Vorzüge eines Buchs und eines komfortablen BTXDecoders verbindet. Leider jedoch hat sich seit der Drucklegung des Buches derart viel verändert, daß eine Neuauflage sinnvoll erscheint. Auch die Software hat ihre Macken: Sowohl MagiX! als auch die diversen Schnittstellenbeschleuniger stellen noch unüberwindliche Hindernisse für ST-Online dar. Daher kann man das Programm zur Zeit nur demjenigen empfehlen, der seinen ST/TT nur in einer absoluten Grundausstattung betreibt und auf die Informationen des Buches zum BTX-System angewiesen ist.


Dirk Johannwerner
Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 48

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite