DTP-Bücher

Dieses Mal wollen wir 3 Grundlagenbücher vorstellen, die sich besonders gut für den Einstieg ins DTP eignen. Aber auch für „die Jahre danach" sollten diese Bücher sicher noch genügend Stoff zum Nachschlagen bieten. Systemübergreifend nehmen sich dabei alle im besonderen Maße der Möglichkeiten und Probleme von Gestaltung und Textsatz im DTP an und bieten damit einen guten Überblick über die vielschichtigen Arbeitsweisen und Betätigungsfelder, mit denen man beim digitalen Publizieren in Berührung kommen kann.

Desktop Knigge

Philipp Luidl,
te-wi Verlag München
200 Seiten,
DM 79,-

Fast täglich wird man in der Druckvorlagenherstellung mit Regeln, Richtlinien und Formaten konfrontiert, die man nicht nur kennen sollte, sondern größtenteils auch einhalten muß, wenn man keine kostspielige Überraschungen erleben will.

Auf 200 Seiten stellt der Autor Philipp Luidl Regeln, Normen und auch Arbeitsverfahren des Druckereigewerbes in kurzer und übersichtlicher Form zusammen. Der Anspruch von Luidl ist es, gerade den Desktop Publishern das „traditionsreiche und gewachsene Wissen von Schriftfachleuten darzustellen". Beim Nachschlagen hilft dabei ein klares Konzept: auf der linken Buchseite sind jeweils die Beispiele abgebildet, für die es auf der gegenüberliegenden Seite kurze Erklärungen gibt.

Der Autor beschränkt sich durchgehend auf die „nackte" Darstellung von Regeln, Maßeinheiten und knappen Erläuterungen zu den Abbildungen. Das mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, ermöglicht abereinenschnellen Überblick über eine Vielzahl von Beispielen. So finden sich die Formate, Maße und Falzarten des Druckereigewerbes neben typografischen Regeln und Satzbeispielen. Die Anlage von Verpackungen wird ebenso behandelt wie alle möglichen Arten von Gestaltungen. Formulare und das, was bei deren Satz zu beachten gilt, Formeln für den Textsatz, grafische Elemente wie Rasterflächen und Linien in verschiedenen Werten - alles wird in Bild und kurzen Texterläuterungen vorgestellt. Wäre der „Desktop Knigge" nicht so übersichtlich knapp gehalten, böte er sich als DTP-Kompendium geradezu an.

Daß dann auch noch einiges an Know how aus Typograf ie und Setzerwissen mit ins Buch einfließt, mag dieses Nachschlagewerk als Ratgeber gerade für Einsteiger um so interessanter machen. Man muß also kein Grafiker oder Schriftsetzer sein, um den „Desktop Knigge" mit Gewinn zu nutzen.

Aber auch für die Profis bietet sich der „Desktop Knigge" als kleines Nachschlagewerk neben anderer Fachliteratur immer dann an, wenn in manchen Bereichen das Wissen um Formate, Maße oder Satzregeln gerade mal nicht präsent ist. Wer zu grundlegenden Fragen und Arbeitsweisen aus dem Umfeld des Druckgewerbes kurze und präzise Informationen schnell zur Hand haben möchte, ohne auf umfassende Informationen angewiesen zu sein oder über den Index anderer Fachliteratur von Stichwort zu Stichwort zu blättern, sollte sich den „Desktop Knigge" einmal anschauen.

Looking good in Print

Roger C. Parker,
Midas Verlag
St. Gallen
325 Seiten,
DM 69,-

Das Buch wendet sich in erster Linie an all diejenigen, die als Neu-oder Quereinsteiger im DTP gute Ergebnisse erzielen wollen. Aber auch Grafikern und Schriftsetzern, die sich erstmals mit den besonderen Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten des digitalen Gestaltens befassen, kann dieses Buch manch nützliche Information bieten. „Looking good in Print" vermittelt ein thematisch breitgef ächertes Spektrum all dessen, was zum handwerklichen Background des Gestaltens mit Schriften und Grafiken gehört. All das, was einem gewöhnlich auf den DTP-Ar-beitsplatz flattern kann, wird angesprochen und mit vielen Beispielen illustriert.

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil werden die grafischen Elemente vorgestellt, die zur gestalterischen Arbeit zur Verfügung stehen. Aber auch die immer wieder auftretenden Fehler kommen zur Sprache, denen sogar ein sehr informatives eigenes Kapitel gewidmet ist („Die häufigsten DTR-Sünden"). Gerade DTP-Neulinge, denen zwar eine Layout-Software, aber noch zu wenig eigene Erfahrung zur Verfügung steht, weil vielleicht der Aufgabenschwerpunkt im Betrieb sonst in ganz anderen Bereichen liegt, werden hier Fehler vermeiden lernen, wie sie immer noch gnadenlos in Anzeigen, Handzetteln und anderen DTR-Erzeugnissen gemacht werden.

Eine große Hilfe für die Schulung des „kritischen Blickwinkels" leisten auch die vielen Gegenüberstellungen schlechter und gut gestalteter Beispiele, die im zweiten Teil zu finden sind. Hier wird auch optisch erfahrbar gemacht, mit welch einfachen Mitteln man die Wirkung einer Gestaltung schon verbessern kann.

Der dritte Teil schließlich befaßt sich mit der praktischen Anwendung desbisherGelernten. Hier steckt eine Fülle an Anwendungsbeispielen, Tips und Tricks für viele Gestaltungsvorhaben. Ein ausgiebiges Glossar im Anhang rundet den guten Gesamteindruck ab. „Looking good in Print" ist ein Arbeitsbuch, in dem auch die einzelnen Abläufe einer Gestaltung detailiert vermittelt werden, wobei es aus dem Anwender aberexplizitkeinen Satz-Profi machen will. Durch reichhaltige Informationen zur DTP-Arbeit, Tips und gut vermitteltes Grundlagenwissen hilft es, die wichtigsten Fehler zu vermeiden und die Qualität der eigenen Arbeit

zu verbessern. Als sehr positivistauch zu bezeichnen, daß sich „Lookinggood in Print" zwar selbst als „Einsteiger-Buch" empfielt, aber durchweg solides und grundlegendes Know-how vermittelt, ohne auf die manchmal naive Oberflächlichkeit einzusteigen, die manch andere Einsteigerliteratur nur schwer verdaulich sein läßt Für den Einstieg ins DTP empfehlenswert.

Typografisches Gestalten

Manfred Simoneit,
Polygraf Verlag
Frankfurt
255 Seiten,
DM 134,-

„Typografie ist die Umwandlung eines geschriebenen Textes in einen gedruckten Text." Über die Erfahrungen und Regeln im Umgang mitTypo-grafie entwickelt sich nicht selten das gesamte Layout einer Drucksache. „Regeln und Tips für die richtige Gestaltung von Drucksachen", so der Untertitel, werden somit weitgehend vom korrekten Umgang mit typogra-fischen Elementen bestimmt. Der Autor Manfred Simoneit befaßtsich dann auch auf jeder Seite des Buches mit der Vermittlung der korrekten Typograf ie, die immer auch das Gesamtergebnis im Auge haben muß.

„Typografisches Gestalten" bezieht sich nicht vorrangig auf die Arbeit an DTP-Systemen, sondern auf das dieser Arbeit zugrunde liegende Handwerk, das über das Werkzeug Software seine Realität in Druckerzeugnissen finden soll. Systemneutrale Gestaltungsregeln und Tips für vielerlei Drucksachen werden dabei mit Sachkenntnis vermittelt und Schriftarten und Schriftschnitte in ihren Gestaltungsmöglichkeiten vorgestellt.

Das Versprechen, die „fachlichen Kenntnisse aus den Lehrberufen Schriftsetzer und Reprophotograf" zu vermitteln, so der Einleitungstext, kann natürlich auf den folgenden 255 Seiten allein schon aus Platzgründen nicht eingehalten werden. Sehr umfassend wird im folgenden aber die Arbeit mit Schrift, Satzarten und deren Gestaltung im Layout abgehandelt, was dann auch mehr als zwei Drittel des Buches ausmacht. Viel Wissenswertes über Schrift und deren Satz ist dort zu finden sowie jede Menge Anregungen für die eigene Arbeit. Hilfreich für Neueinsteiger ins digitale Gestalten sind auch die Kapitel zur Gestaltung mit Bildern und Tonflächen. Die Wirkung unterschiedlich gerasterter Flächen mittypograf ischen Elementen kommt ebenso zur Sprache wie der Einsatz von Bildmaterial in der gestalterischen Arbeit. Hier beschränkt sich der Autor allerdings auf einige der wichtigsten Probleme.

Die reichhaltigen Gestaltungsbeispiele machen es leicht. Regeln und Normen direkt in eigene Arbeitsprozesse zu übernehmen oderauch Ideen für eigene Gestaltungen zu entwickeln. Daß die Abbildungen von Visitenkarten, Buchtiteln usw. eher konservativ und manchmal auch ähnlich „trocken" wie der Schreibstil des Autors angelegt sind, muß dabei nicht unbedingt ein Nachteil sein, lassen sich doch gerade dadurch die theoretischen Informationen des Textes gut in den Abbildungen nachvollziehen. „Typografisches Gestalten" ist ein Lehrbuch, das umfassend Setzerwissen vermitteln will. Viele Problemfälle, mit denen nicht nur Anfänger im DTP-Textsatz zu kämpfen haben, werden angesprochen und mit Bildvergleichen belegt. Der korrekte Einsatz von Sonderzeichen in unterschiedlichen Sprachräumen, Ziffern- und Tabellensatz oder die ansprechende Gestaltung von Formularen, alles wird mit vielen Beispielen belegt und regt zum Nacharbeiten an. Wer sich im DTP vorwiegend mit Textsatz befaßt, findet mit „Typografisches Gestalten" ein hilfreiches Lehrbuch für die Problemfälle und Regeln des Setzeralltags an DTP-Systemen.

Von Jürgen Funcke



Aus: ST-Computer 01 / 1994, Seite 74

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