Weihnachten naht unausweichlich und damit auch das Interesse für die vielen sinnvollen Kleinigkeiten, die dann als Geschenk verpackt verteilt werden. Wie wäre es da mal mit einem guten Fachbuch fürs DTP, um endlich mal den richtigen Satz hinzukriegen oder auch dem nächsten Druckauftrag etwas gelassener entgegensehen zu können?
Inzwischen wird es wohl in jeder größeren Buchhandlung eine eigene Abteilung für „Computerliteratur" geben. Inwieweit man bei vielen der dort zu findenden Werke auch von „Fachliteratur" sprechen kann, sei einmal dahingestellt; deutlich wird hier jedoch das Interesse vieler Menschen, sich auch weitergehend mit dem Rechner und seinen Werkzeugen auseinanderzusetzen.
Fachliteratur zu den speziellen Problemen des DTP und seinem Umfeld wird man da schon weit weniger finden, sieht man einmal von einigen schnell geschriebenen „DTP leichtgemacht"-Erzeugnissen ab, die nur zu oft mit schlechten Beispielen lediglich auf Absatzmärkte schielen. Gleichwohl erscheinen auch in diesem eher kleinen Bereich der Fachliteratur jeden Monat interessante und mit Fachkenntnis verfaßte Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, die jedoch, da diese Bücher meistens nur in sehr geringer Auflage verlegt werden, für viele interessierte DTPler weitgehend im Verborgenen bleiben.
In unserer neuen DTP-Bücherecke wollen wir uns also der Fachliteratur zum Desktop Publishing annehmen. Und da im DTP jede Menge an Kenntnissen und Erfahrungen aus dem traditionellen Handwerk (Typografie, Satz und Druck) Anwendung findet, werden wir auch aus diesen Bereichen das gedruckte Grundlagenwissen vorstellen, das normalerweise erst gar nicht in den Regalen der Buchhandlungen erscheint.
Die Literatur, die fürs DTP im weitesten Sinne wichtig und interessant ist, kann grob in vier Bereiche unterteilt werden, die sich an unterschiedlichen Anwenderinteressen orientiert. Da ist zum einen die Literatur, die zu einer ersten Orientierung über das digitale Publizieren dient. Hier wird das Arbeiten im DTP mehr oder weniger grob vorgestellt, werden die Arbeitsweisen in den verschiedenen Bereichen des Desktop Publishing kurz angeschnitten und meistens auch eine grobe Übersicht über die notwendige Hard-und Software gegeben.
Bedeutend wichtiger ist der Bereich, der sich den Grundlagen widmet. Hier werden die wichtigsten Themen des DTP umfassend abgehandelt. Grundlegendes Know-how zu Typografie und Satz, zu Grafik und Illustration und Bildarbeit soll hier vermittelt werden. Und da DTP für viele immer noch eine neue Technologie darstellt, die noch längst nicht die Mehrheit aller Druckereien, Werbebüros und Grafiker erreicht hat, sind unter diesem Punkt sicher die derzeit meisten Neuerscheinungen zum DTP zu finden.
Es ist dabei eigentlich egal, welche Rechnerplattform sich der jeweilige Buchautor für seine Beispiele ausgesucht hat: die Typo-, Satz- und Gestaltungsregeln müssen in jeder Software und auf jedem Rechner gleichermaßen berücksichtigt werden können. Auch wenn sich die Maschinen ändern, das Handwerk bleibt! Und wenn in der DTP-Literatur aufgrund seiner Verbreitung fast ausschließlich der Mac erwähnt wird, dürfte das gerade fürs ATARI-DTP, aufgrund sehr ähnlicher Arbeitsweisen, kaum Probleme darstellen.
Zwei weitere Bereiche betreffen Literatur zu speziellen Bereichen, die sich mit konkreten Fragestellungen beschäftigt, sowie die Gattung der Nachschlagewerke, Ratgeber, Lexika usw. Letztgenannte sind sicher nicht nur für den Einsteiger von Bedeutung. Gerade dann, wenn man sich in einigen Bereichen genügend Wissen angeeignet hat, werden die Lücken in den vernachlässigten Arbeitsgebieten um so deutlicher. Fast alle hier vorgestellten Bücher können übrigens auch direkt über den „Vera Kopp Fachbuchversand" bezogen werden.
Desktop Design
Gabriele Günder Publishing Partner, Düsseldorf
164 Seiten;
DM 98,80
Sehr schnellebig ist all das, was rund um den Rechner entwickelt wird. Von dem, was vor 5 Jahren noch innovativ, spektakulär und teuer war, findet sich heute vieles nur noch als billiger Ladenhüter wieder. Gleiches trifft in weit höherem Maße auf die Computerfachliteratur zu. Eine „Einführung ins DTP", die bereits vor 5 Jahren veröffentlicht wurde und immer noch in der ersten, und somit nichtaktualisierten Auflage erhältlich ist, muß damit für das heutige DTP nicht mehr viel zu sagen haben und kann somit wertlos sein. „Desktop Design" zeigt, daß dem nicht so sein muß.
Auch heute gibt es noch sehr viele Agenturen und Verlage, in denen die Vorteile der Rechner lediglich für organisatorische Abläufe genutzt werden; vor noch fünf Jahren waren DTP-Anlagen sogar die absolute Ausnahme. Das Buch erschien zu einem Zeitpunkt, in dem es gerade erstmals denkbar wurde, daß das rechnergestützte Publizieren für die konventionellen Techniken eine ernstzunehmende Alternative darstellen könnte. Auf diesem zeitlichen Hintergrund beschreibt und illustriert Gabriele Günder ihren Kollegen aus der grafischen Zunft die neuen technischen Möglichkeiten.
Immer wieder müssen die konventionellen Arbeitstechniken mit Schere, Messer, Stift und Klebstoff herhalten, um nachvollziehbar analoge Arbeitsweisen im Rechner zu vermitteln. Ein Grafiker der klassischen Schule gewinnt so über seine vertrauten Werkzeuge einen guten Einblick ins digitale Arbeiten, und all diejenigen, die bei der Arbeit mit Zeichenstift und Satzfahnen bisher nur die Maus in Fingern hielten, also das grafische Gewerbe nur über Rechner und DTP-Software erlernten (heutzutage eine ständig wachsende Zahl), gewinnen einen wichtigen Einblick in die Techniken, die den Arbeitsweisen am Rechner eigentlich zugrunde liegen.
Aus diesem Reibungsfeld, bestehend aus den Techniken traditionellen Gestaltens und Layoutens und den jeweils besseren Möglichkeiten, die einem der Rechner bietet, lebt das Buch. Da mag es für den ATARI-Grafiker schon zu verschmerzen sein, daß nicht nur anhand dem DTP auf dem Mac vorgegangen wird, sondern in seinen gesamten Beispielen auch für diese Rechnerplattform konzipiert ist (was aber auch ab und zu zum Schmunzeln reizt...). Die Übertragbarkeit aufs ATARI-DTP ist dabei aber immer gewährleistet, geht es doch vorrangig nicht um bestimmte Rechner und Software, sondern um die praktische Umsetzung grafischer Gestaltung ins Digitale. „Desktop Design" gehört zu den Büchern, die ihren guten Inhalt auch in einer ebensolchen Verpackung präsentieren. Ein frisches Layout in einem schlanken Format, reich illustriert mit Beispielen und auch mal eine dazwischengeschobene Pergamentseite, um die Übertragung vom Handscribble über den Scan zur fertigen Vektorgrafik ansprechend „begreifbar" zu machen, machen das Buch auch zu einem ästhetischen Genuß.
DTP-Lexikon für die Praxis Peter Vogel Falken-Verlag, Niedernhausen/Ts. 133 Seiten; DM 24,80
Aus dem Falken-Verlag kommt als Neuerscheinung das „DTP-Lexikon für die Praxis" von Peter Vogel. Wie schon der Buchtitel verrät, sind hier die Begriffe und Fachwörter, denen man im Desktop-Publishing immer wieder begegnet, alphabetisch geordnet zusammengefaßt und mit Erläuterungen versehen. DasTaschen-buch beschränkt sich in der Auswahl seiner Beispiele dabei lediglich auf die Windows-Konfigurationen (mit Bildbeispielen erwähnt werden Ventura, Pagemaker und Word für Windows), womit auch schon die Zielgruppe angedeutet ist, an die sich das „DTP-Lexikon" wendet: Rechnerplattform PC, Anwender eigentlich alle, die eher gelegentlich und nicht unbedingt im professionellen Gelderwerb mit DTP-Arbeiten in Berührung kommen.
Auf gut 130 Seiten werden dann auch oft etwas zu knappe Übersetzungen der jeweiligen Fachbegriffe formuliert, was der Präzision eher abträglich ist. Daß „Pantone ein in den USA weitverbreitetes Farbsystem der amerikanischen Firma Pantone ist, und zunehmend auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt", erklärt ja noch gar nichts über dieses Farbsystem (unter dem Stichwort „HKS" wird dann auf das Stichwort „Pantone" verwiesen...). Derartige kurze Einordnungen finden sich jedoch häufig. Lediglich einige Bereiche, die dann aber wieder nur den DOS-Normal-Anwender auf Büromaschinen anzusprechen scheinen, werden auch mit ausführlicheren und durchaus praktischen Beispielen bedacht.
Für ein gut und oft zu nutzendes Nachschlagewerk bietet das „DTP-Lexikon für die Praxis" leider zu wenig Information, da ist man wohl mit dem Index eines guten DTP-Grundlagenbuchs ausführlicher bedient. Interessant wird dieses Taschenbuch dann auch wohl nur für diejenigen sein, die DTP zeitweise betreiben und sich schnell und nicht umfassend über einige Begrifflichkeiten informieren müssen.
Druck-Planer
Ralf Plenz Design und Typografie, Hamburg,
ca. 170 Seiten;
DM 148.-
Manch ein Fachbuch wird gekauft, durchgeblättert, einige Kapitel werden angelesen - deretwegen man das Buch vielleicht nur erworben hat -, und dann verschwindet es irgendwo im Bücherregal. Ein Bücherschicksal, das dem „Druck-Planer" von Ralf Plenz sicher erspart bleiben wird. Selten ist mir ein „Ratgeber" auf den Tisch gekommen, der so fundiert und praxisnah die gesamten Abläufe im Umfeld einer Drucksache zu vermitteln versteht.
Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Druck-Planer lediglich um Kopiervorlagen, um Checklisten für die Abläufe von Druckvorhaben und solche aus seinem Umfeld zu handeln. Doch schon nach kurzer Lektüre erweist er sich als kompetentes Nachschlagewerk bezüglich der Durchführung aller Werbedrucksachen und Buchproduktionen. In seinen jeder Checkliste vorgeschobenen Kapiteln wird grundlegendes Know-how in allen Bereichen der Druckvorbereitung vermittelt. Neben einer korrekten organisatorischen Planung von Druckvorhaben aller Art werden also auch die weiteren Arbeitsabläufe aus den Bereichen der Werbung und Gestaltung ausführlich und vor allem sehr praxisnah beschrieben.
Da die Listen, wie das gesamte Buch, sehr ansprechend gestaltet sind, können einige davon auch bedenkenlos direkt beim Kunden durchgegangen werden. Diese Listen, die für alle 24 Kapitel des Druck-Planers zu finden sind, sind aber nicht nur als Kontrollinstrument zu verwenden, sondern auch als wirkungsvolle persönliche Gedächtnisstütze, die warnt, bevor es brennt.
In den einzelnen Kapiteln werden die organisatorischen und auch kaufmännisch relevanten Abläufe fundiert und lehrreich beschrieben. Die Konzeption, Präsentation und Finanzplanung von Aufträgen werden dabei ebenso angesprochen wie die Kontrolle und Schaltung von Werbemaßnahmen (Anzeigen, Mailings), der Umgang mit Lieferanten, die Entwicklung von Layout und Scibble und deren Präsentation beim Kunden usw. Dazu gibt es jede Menge Tips für eine reibungslose Kommunikation mit Ansprechpartnern aus den Bereichen der Druckindustrie und ihrer Lieferanten. Auch Copyright-Fragen und Nutzungsrechte, für Grafiker ein leidiges Thema, werden auf den Punkt gebracht und als Beispielformulare zur Auftragserteilung gleich mitgeliefert.
Dem Druck-Planer liegt ein kluges und durchdachtes Konzept zugrunde, das in 24 Kapiteln nicht nur kompetentes fachliches Wissen vermittelt, sondern es auch gleich in die praktische Nutzung umzusetzen vermag. Das ganze Werk fordert dabei immer wieder zum Nachschlagen auf, um sich in konkreten Bereichen noch einmal klug zu machen, was durch ein kleines Fachwörterlexikon und typografische Tabellen sowie einen ausführlichen Index im Anhang noch unterstützt wird.
Geliefert wird der Druck-Planer in einem gut 170 Seiten umfassenden Ringbuch, was den Umgang mit den unterschiedlichen Kapiteln und den Checklisten als Kopiervorlagen erleichtert. Sehr empfehlenswert.