In den vergangenen Modemtests haben wir uns hin und wieder auf die Modems der Fa. ZyXEL bezogen. An dieser Stelle wollen wir nun einen Test des neuen E-Plus-Modells nachreichen und Ihnen diese „eierlegende Wollmilchsau” vorstellen.
Der ein oder andere wird sicherlich schon von den ZyXEL-Modems und deren Leistungsmerkmalen gehört haben - tatsächlich erfreuen sich diese Geräte größter Beliebtheit. ZyXEL bietet, von internen PC-Steckkarten einmal abgesehen, drei Modelle in unterschiedlicher Ausführung an: das 1496E, das 1496E+ mit leistungsfähigerer Hardware und das 1496LCD, ein E+ mit LC-Display.
Wir sind, wie immer, den güldenen Mittelweg gegangen und haben uns das Plus-Modell für eine nähere Begutachtung ausgesucht. Alle unsere Beobachtungen gelten jedoch genauso für das günstigere E-Modell, soweit auf nichts anderes hingewiesen wird.
Das ZyXEL 1496E+ wird mit dem wichtigsten Zubehör ausgeliefert: Da wären das obligatorische Netzteil und Westernkabel, FAX-Software für Windows (da freute sich der ATARI-User...), eine ,Quick Reference Card‘ und natürlich das Handbuch, das erfreulicherweise in deutscher Sprache gehalten ist. Zusätzlich dazu legt der Vertrieb (DTP Service Julian Riedlbauer) auch ein serielles Anschlußkabel bei.
Auf der Vorderseite sind zwölf LEDs angebracht, die Auskunft über den aktuellen Status des Modems geben. An der rechten Seite befinden sich zwei Schalter. Einer wechselt zwischen Answer- und Originate-Modus, mit dem anderen kann man zwischen Datenübertragung und formaler4 Verständigung über Telefon wählen - eine Gesprächsübernahme nach erfolgter Datenübertragung ist also problemlos möglich.
An der Rückseite des Gerätes werden Computer, Telefonleitung (evtl, auch das Telefon) und Netzgerät angeschlossen -bis hier also nichts Ungewöhnliches.
Das Handbuch ist recht umfangreich ausgefallen und geht in Ansätzen auch auf unterschiedliche Computer ein. Des weiteren wird Neulingen eine verständliche Einführung in die Thematik geboten, und auch die Spezialisten finden im Handbuch alle Angaben, die zur Konfiguration benötigt werden. Zwar haben wir auch einige kleine Fehler entdeckt (z.B. könne über Modem2 des MSTEs nur mit 19200 Baud gearbeitet werden), die jedoch angesichts der ansonsten guten Qualität nicht weiter ins Gewicht fallen.
Die Konfiguration des Modems ist für einige User vielleicht nicht ganz so einfach wie bei anderen Geräten, da die ZyXELs doch erheblich mehr Einstellungsmöglichkeiten aufweisen. Allerdings gibt es in recht vielen Mailboxen Konfigurationsprogramme, die Neulingen (und nicht nur denen) die entsprechende Arbeit recht gut abnehmen. In der Abbildung sehen Sie übrigens die aktive Konfiguration, die mit AT&V abgerufen werden kann. Sollten Sie öfter unterschiedliche Einstellungen benötigen (z.B. für BTX), können Sie diese in einem der vier(!) Konfigurationsspeicher ablegen.
Zieht man andere günstige High-Speed-Modems zum Vergleich heran, läßt sich ganz schnell feststellen: Das E+ kann alles, was andere Modems auch können - und noch mehr.
So ist im Datenbetrieb eine Übertragung mit 14400bps gemäß der CCITT-Richtlinie V.32bis problemlos möglich. Sollte jedoch auf der Gegenseite ebenfalls ein ZyXEL-Modem seinen Dienst verrichten, sind aufgrund eines firmeneigenen Protokolls auch Verbindungen mit 16800 oder gar 19200bps möglich - letzteres allerdings nur mit dem E+-Modell. Diese Geschwindigkeiten lassen sich jedoch nur voll ausnutzen, wenn man das Modem an einer seriellen Schnittstelle mit mindestens 38400 Baud betreibt. Für herkömmliche STs gibt es mittlerweile kostengünstige Einbausätze, die dies ermöglichen. Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Bezugsadresse.
Wie zu erwarten, hatten wir während der Testphase keine größeren Probleme, wenn man von den üblichen Anlaufschwierigkeiten einmal absieht. Bei der Übertragung von bereits komprimierten Text-Files mit 16800bps erreichten wir zirka 1800cps, was sich unserer Ansicht nach durchaus sehen lassen kann. Auch der FAX-Versand und -Empfang funktionierte tadellos, wobei wir allerdings nur selten in den Genuß von der hier maximalen Geschwindigkeit von 14400bps (V.17) kamen - ein Großteil der handelsüblichen FAX-Geräte unterstützt diesen Modus noch nicht.
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß sowohl der FAX- als auch der Datenbetrieb nebst den firmenspezifischen Protokollen recht stabil und zufriedenstellend arbeiten.
Ein besonderes Leistungsmerkmal des ZyXELs ist die sogenannte Voice-Option. Damit ist gemeint, daß der Anwender das Modem auch als Anrufbeantworter benutzen kann. Dazu ist natürlich computerseitig eine spezielle Software notwendig, wie zum Beispiel das Produkt „Tell It“ von Matthias Stürmer. Zuvor jedoch ein paar grundsätzliche Erläuterungen zur Funktionsweise.
Der im ZyXEL-Modem eingebaute digitale Signalprozessor (DSP) ermöglicht es, ein ankommendes Signal (von der Telefonleitung) zu digitalisieren und über die serielle Schnittstelle zum ATARI zu schicken (Aufnahme einer Nachricht) und umgekehrt (Abspielen einer Ansage bzw. einer zuvor aufgezeichneten Nachricht). Der Computer übernimmt die komplette Steuerung dieses Vorgangs und die Speicherung der Daten. Jedoch sollte auch hier die serielle Schnittstelle schneller als 19200 Baud sein.
Tell It ist ein Programm, das diese Aufgaben übernimmt. In der Abbildung sehen Sie den zentralen Dialog von Tell It, über den alle Einstellungen erfolgen. Grundsätzlich benötigt Tell It mindestens eine Ansagedatei. Sind mehrere vorhanden, kann in der Konfigurationsdatei angegeben werden, ab welcher Uhrzeit welche Ansage benutzt werden soll. Auch ist es möglich, die entsprechende Ansage zufällig auswählen zu lassen.
Aktiviert man nun das Programm, geht Tell It in Wartestellung. Bei einem Anruf hebt das Modem ab und spielt die ausgewählte Ansage ab. Sollte die Aufnahme von Nachrichten abgestellt sein, legt das Modem nach der Ansage sofort wieder auf. Der andere Fall wäre der eines normalen und altbekannten Anrufbeantworters: Es ertönt nach der Ansage ein kurzer Pfeifton, und der Anrufer kann eine Nachricht hinterlassen. Tell It zeigt immer an, ob -und wenn ja wieviele - Nachrichten eingegangen sind, die natürlich auch sofort abgespielt werden können.
Allerdings werden dem Anwender noch sehr viel mehr Möglichkeiten an die Hand gegeben. So sind die letzten 50 Ansagen für die Benutzerführung bei Femabfrage reserviert. Über die Wahltasten des Telefons können so verschiedene Funktionen aktiviert werden.
An Tell It wird weiterhin viel gearbeitet. So wird auch das Abspielen der Nachrichten über den Monitorlautsprecher des STs möglich sein, was das Handling vereinfacht. Die erste Version des Handbuchs beschreibt alle Funktionen und Konfigurationsmöglichkeiten recht genau und läßt den Anwender auf keinen Fall im Regen stehen. Mit ein bißchen Ironie ausgestattet, besitzt das Handbuch auch Unterhaltungswert und läßt sich angenehm lesen.
Tell It unterstützt die Voice-Funktionen des ZyXEL-Modems recht gut und kann allen empfohlen werden, die noch keinen Anrufbeantworter, aber ein ZyXEL-Modem besitzen.
Die derzeit aktuelle Firmware V6.00 weißt wohl keine gravierenden Fehler mehr auf. Auch ist man bei der Firma ZyXEL stetig bemüht, Fehler zu beseitigen und neue Features einzubauen. Der einzige Unterschied zwischen dem E- und dem E+-Modell ist die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit, die beim 1496E bei 16800bps endet. Das 1496E+ hingegen unterstützt, auch 19200 bps (und ein effektiveres Komprimierungsverfahren bei Sprachaufzeichnung). Falls Ihre Haus-Mailbox 19200bps unterstützt, sollten Sie sich wirklich überlegen, ob nicht das Plus-Modell das richtige für Sie wäre. Dem Normal-User (wenn es ihn denn gibt) werden 16800 bps mit Sicherheit reichen.
Nichtsdestotrotz: Die ZyXELs bieten derzeit ein wirklich ausgewogenes Preis-/Leistungsverhältnis. Das 1496E liegt preislich bei etwa 800,- bis 900,- DM, das 1496E+ bei 1000,- DM. Betrachtet man das Umfeld, lassen sich nur wenige Modems finden, die schneller als 14400bps sind. Da wären lediglich das HST-Protokoll von US Robotics und das PEP- bzw. TurboPEP-Verfahren von Telebit. Zwar arbeitet letzteres auch mit zirka 28000bps und ist derzeit das schnellste Übertragungsprotokoll, jedoch kostet das Gerät auch weit über 2000,- DM.
Bei all dem Positiven darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, daß das ZyXEL-Modem in Deutschland (noch) keine Postzulassung hat. Der Anschluß an das öffentliche Telefonnetz der Telekom ist also untersagt.
Bezugsquellen:
DTP Service Julian Riedlbauer Tannenweg 12 40670 Meerbusch 1 (ab 1.7.1993 neue PLZ: 40670)
Mailbox: (02159) 80389 (dort ist immer die aktuelle Firmware zu finden)
Nähere Informationen zum Aufbohren der seriellen Schnittstelle normaler STs sind bei Harun Scheutzow @ B im MausNet zu bekommen.
TELL IT: Richter Distributor Hagener Straße 65 58285 Gevelsberg (ab 1.7.1993 neue PLZ: 58285)
Preis: 69,- DM
Positiv:
schnelle Datenübertragung (bis 19200bps)
nützlicher Voice-Modus
günstiger Preis
gutes Handbuch
Negativ:
keine Postzulassung