PixArt - Der Pixel Künstler

In einer der letzten Ausgaben wurde PixArt schon kurz vorgestellt. Nun soll das pixelorientierte Zeichenprogramm von der Firma Omikron etwas genauer unter die Lupe genommen werden. PixArt läuft auf allen ATARIs (auch Falcon030), in allen Auflösungen, unter allen TOS-Versionen ab 1.2 (auch MultiTOS) es benötigt jedoch mindestens 1 MB Arbeitsspeicher. Um komfortabel und schnell arbeiten zu können, empfehlen sich allerdings ein Mindestarbeitsspeicher von 4 MB und eine Festplatte.

Auch die Anzahl der möglichen Farben wird nur durch die Hardware begrenzt. Zur Entfaltung der vollen Farbenpracht werden, von dem unter GEM arbeitenden Programm, alle gängigen Grafikkarten unterstützt. Die maximal mögliche Bildgröße liegt bei ca. 32000x32000 Pixeln und wird nach oben wiederum nur durch den Speicher limitiert. Alle wichtigen und gängigen Bildformate können verarbeitet werden (siehe Tabelle).

Kleider machen Leute

Die Oberfläche von PixArt erinnert auf dem ersten Blick an die des Calamus. Das wird durch die Modulzeile am oberen Bildschirmrand noch unterstrichen. In der Menüzeile findet man unter dem Menüpunkt „Datei" alles, was zum Anlegen, Laden, Speichern und Drucken benötigt wird. Beim Anlegen eines neuen Bildes müssen die Bildabmessungen und die Anzahl der Farben festgelegt werden. PixArt berechnet und zeigt anschließend den benötigten Speicherbedarf des Bildes. Auf Wunsch kann die Verwendung des Undo-Puffers vorgesehen werden. Dies ist eigentlich immer ratsam, es verdoppelt jedoch den benötigten Speicherplatz. Beim Laden von Bildern werden deren Formate automatisch, unabhängig von ihrer Extension, erkannt. Beim Speichern der Bilder kann der Anwender aus 6 bis 10 (abhängig von der Anzahl der Farben) gängigen Datenformaten auswählen. Von zwei Dateiformaten können einige Parameter im Bedarfsfall umgestellt werden. Die Druckerausgabe ist für alle gängigen Druckertypen vorgesehen (siehe Tabelle). Bei der Ausgabe von Farbbildern, beispielsweise auf dem HP-Deskjet 550C, stehen drei Rasterverfahren zur Verfügung.

Einstellungssache

Mit dem Menüpunkt „Systemparameter" läßt sich der Arbeitsmodus des Programms einstellen. Es stehen insgesamt vier Arbeitsmodi zur Verfügung. Der Modus „einfach absolut" ermöglicht z. B. das Zeichnen einer Linie durch zwei Mausklicks, wobei der erste Mausklick den Anfangspunkt und der zweite, logischerweise, den Endpunkt bestimmt. Zwischen den Mausaktionen werden der Startpunkt der Linie und die momentane Mausposition verbunden. Durch Bewegen der Maus können Länge und Winkel des Objektes solange verändert werden, bis das gewünschte Aussehen erreicht ist. Im Arbeitsmodus „einfach relativ" werden für die gleiche Aktion drei Mausklicks benötigt. Nach dem Festlegen des Linienendpunktes „hängt" die gesamte Linie am Mauspfeil und wird erst durch erneutes Drücken der Maustaste abgelegt. Die beiden restlichen Arbeitsmodi „mehrfach absolut" und „mehrfach relativ" unterscheiden sich nur durch die Möglichkeit, die aufgezogenen Objekte mehrfach auf einem Bild zu positionieren. Diese Modi eignen sich sehr gut zum Zeichnen von Objektfeldern oder parallelen Linien. Eine weitere Einstellungsmöglichkeit ist die Positionierung der Dialogboxen. Man kann auswählen, ob die Boxen an der alten Position, an der aktuellen Mausposition oder zentriert auf dem Bildschirm erscheinen sollen. Weiterhin ist es möglich zwischen vier verschiedenen Maßeinheiten des Systems auszuwählen. Die Koordinaten der aktuellen Mausposition werden in der eingestellten Einheit an der rechten Seite der Menüzeile angezeigt. Diese Infozeile ist auf Wunsch auch abschaltbar.

Unter der Funktion „Dateiformat" lassen sich Formate von XIMG- und TIFF-Bildern beeinflussen. Diese sollen gewährleisten, daß möglichst alle vorhandenen „Unterformate" (Motorola- und Intel-TIFF) verarbeitet werden können. Als Seitenabmessungen stehen dem PixArt-Anwender die DIN-Formate A6 bis A4 und eine frei definierbare Blattgröße (jeweils als Hoch- oder Querformat) zur Verfügung. Dabei kann die jeweilige Auflösung des Bildes frei gewählt werden. Um zügig arbeiten zu können, ist es natürlich nicht sinnvoll, die Genauigkeit höher zu wählen als die gewünschte Ausgabequalität, denn das würde unnötige Rechenzeit in Anspruch nehmen. Alle aufgezählten Punkte zeigen die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten des Programmes. Das wird durch die freie Definition von Tastaturbelegung und Pop-Up-Menü noch unterstrichen. Ach ja, das Pop-Up-Menü! Mit einem Druck auf die Escape-Taste schaltet PixArt in den Full-Screen-Modus um. Die Icon-Leiste verschwindet, und der ge-sammte Bildschirm steht zum Zeichnen zur Verfügung. Um nun die Zeichen-, Block- oder Textfunktionen erreichen zu können, tippt man einfach auf die rechte Maustaste, und das besagte Pop-Up-Menü erscheint. Auf diesem Menü befinden sich 39 Befehls-Icons, die aus allen vorhandenen Befehlen zusammengestellt werden können. Mit den Tasten „+" und „-" kann man den Zoomfaktor des Bildes verändern. Ist der dargestellte Zoombereich kleiner als das Bild, so wird beim Erreichen des Bildschirmrandes mit dem Mauspfeil der dargestellte Bereich selbständig in die jeweilige Richtung verschoben.

Punkt, Punkt, Komma, Strich

Es stehen folgende Zeichenfunktionen zur Verfügung:

Folgende Objekte können als Kontur oder mit Füllmuster erzeugt werden:

Diese Zerchenfunktionen, bei denen Linienform, Stiftform und Füllmuster verändert und gespeichert werden können, bedürfen wohl keiner näheren Erklärung. Durch geschickten Einsatz der Stift- und Linienformen lassen sich tolle Effekte (Kreide-, Zeichenfeder- oder Bleistiftstrich) mit der Freihandlinie erzielen. Ähnliches gilt auch für die Sprühdose, deren Aktionsradius und Intensität verstellbar sind. Die Füllmuster sind auch beim Einsatz der Sprühdose aktiv und sorgen für umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Die Funktion „logische Verknüpfung" bewirkt eine wahlweise transparente oder deckende Darstellung der gezeichneten Elemente. Diese Funktion hat auch u.a. auf die ...

Blockoperationen...

... einen sehr großen Einfluß. Die Blockoperationen in PixArt machen es möglich, Teile aus Bildern herauszuschneiden, sie zu verändern und anschließend wieder einzufügen. Zum Ausschneiden stehen ein rechteckiger Block und ein „Lasso" (Polygonlinie) zur Verfügung. Der ausgeschnittene Block kann dann nach Herzenslust verzerrt, gespiegelt, gedreht, gekippt, invertiert und sogar räumlich verzerrt werden. Als Bonuszugabe kann der Block auf eine der 16, zum Teil dreidimensionalen, Gitterstrukturen projiziert werden. Der Startschuß für die Blockberechnung fällt durch einen Druck auf die Leertaste. Sämtliche Blockoperationen erfolgen dann mit einer fast atemberaubenden Geschwindigkeit. Danach braucht der Block nur noch eingefügt zu werden. Mit ein wenig Übung lassen sich auf diese Art und Weise die gleichen Ergebnisse erzielen, die sonst nur mit professionellen Bildverarbeitungen realisiert werden können.

Textfunktionen

Unter der Funktionsgruppe „Textfunktionen" befinden sich der Texteditor, der Farbeffekteditor und die Font-Verwaltung. Der Texteditor hätte eher den Namen „Editörchen" verdient, denn er kann maximal 22 Zeilen zuje 256 Zeichen schreiben. Wird ein ASCII-Text importiert, der diese Grenzen überschreitet, wird die Mehrinformation abgeschnitten. Der kleine Editor kommt mit 9 Befehls-Icons aus, von denen 6 für die Veränderung der Schriftattribute zuständig sind. Bei Textblockoperationen, die im PixArt nicht möglich, sind empfielt sich der Umweg über einen Vollwerteditor, z.B. Harlekin oder Mortimer und der anschließende Textimport. Bei Textattributen hat man die Auswahl aus: normal, fett, outlined, unterstrichen, hell, kursiv und einer Kombination der einzelnen Attribute. Als Schriften werden Si-gnum-Fonts verwendet. Die Buchstabengröße legt man durch die Wahl der Fonts fest. Die Größenabstufung beginnt bei den E24-Schriften (klein) und geht über P9 und L30 bis zu den P24-Schriften (groß).

Wem diese Unterteilung nicht ausreicht, der wird vom 126 Seiten starken Handbuch daraufhingewiesen, daß PixArt keine Konkurrenz zu irgendeinem DTP-Programm darstellen soll, weshalb auf selbige verwiesen. Eine bunte Sache ist der „Farbeffekteditor". Hier können Texte, die mit dem Attribut outlined erzeugt wurden, mit vertikalen Farbverläufen versehen werden. Die Wahl, ob man einen harten oder weichen Farbübergang erhält, wird durch das Setzen von Farbmarkierungen getroffen. Ein Farverlauf von „Rot" über „Blau" nach „Gelb" ist vielleicht nicht schön, aber ohne Probleme möglich.

Sonstige Funktionen

Hier hat der Anwender die Möglichkeit, GDPS-Scanner-Treiber nachzuladen und entsprechende Scanner anzusteuern. Bei vorhandener Hardware ist die Unterstützung von druckempfindlichen Grafiktabletts (z.B.: Wacom) möglich. Dieses hat Einfluß auf den Scroll-Bereich und bewirkt, daß sich die Stiftposition immer in der Bildschirmmitte befindet. Eine Beeinflussung von Stiftform und Sprühdose ist ebenfalls möglich. Das Icon zum Ansteuern eines Videodigitizers ist zwar schon vorhanden, jedoch noch nicht anwählbar.
Diese Funktion ist erst für spätere Versionen vorgesehen.

Zusammenfassung

Mit seinen umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten ist PixArt für fast jeden Anwender ein interessantes Programm. Es unterstützt vom Low-Cost-ST bis zum True-Color-Grafikkarten-TT alles, wo ATARI draufsteht. Positiv macht sich die hohe Arbeitsgeschwindigkeit bei den Blockoperationen und im Full-Sreen-Modus bemerkbar. Negativ erwähnt werden muß der etwas sparsam ausgestattete Editor.

RF

PixArt

Positiv:

läuft unter allen TOS-Versionen
läuft in allen Auflösungen
schnelle Blockfunktionen
viele Bildformate werden unterstützt
unterstützt Grafiktabletts

Negativ:

keine Konvertierung von Bildern mit höherer Farbanzahl
Probleme bei TIFF-Bildern
sparsamer Texteditor
nur Signum!-Fonts einsetzbar

Datentabelle PixArt

Bildformate: IMG, TIF, IFF, ESM, PCX, XIMG, PIX, PCX
Druckertyp: div. Nadeldrucker, HP-LaserJet, HP-Deskjet 500C/550C,
Atari SLM Druckerauflösungen (druckerabhängig, in dpi): 72 bis 360
Rasterverfahren (nur bei Farbausgabe): Floyd-Steinberg, 4x4, 8x8
Maßeinheiten: Pixel, cm, mm, inch
Blattabmessungen (jeweils Hoch- und Querformat): A4, A5, A6,
frei definiertbar Auflösungen im Zeichenmodus (in dpi): 120,240,300,360,
frei definierbar Linienstil: 10 Stück, speicherbar
Stiftformen: 24 Stück, speicherbar
Füllmuster: 24 Stück, speicherbar
Farben (hardwareabhängig): 2 bis 16.7 Millionen
verwendbare Fonttypen: E24, P9, L30, P24 (Signuml-Fonts)
Preis: 298 DM



Aus: ST-Computer 08 / 1993, Seite 42

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