Buchbesprechung

Christian Braut
"Das MIDI Buch"
SYBEX-Verlag, Düsseldorf ISBN 3-8155-7023-9

Der Autor ist Chefredakteur der französischen Fachzeitschrift „Keyboards, Homerecording und Computer", Programmierer, Musiker und Komponist.

Das 537 (!) Seiten dicke und 89,DM teuere Buch ist konzipiert als ein Standardnachschlagewerk für MIDI-Anwender aller Stufen, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Auf zwei Disketten mitgeliefert Werden ein MS-DOS-Sequenzer und ein ATARI-Bankloader, ein Programm zum Speichern von Synthesizerklängen.

Selbst wenn der Verlag ein Kapitel mit Kaufempfehlungen für Anfänger beigefügt hat, die Zielgruppen des Buches sind unverkennbar anspruchsvolle MIDI-Anwender und Programmierer. Es wird dem Anfänger sicher nicht leichtfallen, sich von den ersten Kapiteln nicht entmutigen zu lassen.

Hier werden zuerst die Grundlagen des binären und hexadezimalen Systems sowie die physikalischen Grundlagen von Tonhöhe, Amplitude und Klang erklärt. Wer sich ernsthaft mit der Materie MIDI-Programmierung auseinandersetzen will, bekommt ausgezeichnete und für die Schwere der Materie auch sehr verständlich geschriebene Informationen.

Das Kapitel zur MIDI-Hardware bietet eine ausführliche Beschreibung der MIDI-Schnittstelle bis hin zu den einzelnen, gesendeten Bits. Es folgt eine kurze Beschreibung der üblichen MIDI-Hardware, wie MIDI-Merger, MIDI Thru-Box und MIDI-Patchbay. Genau beschrieben werden die Anschlüsse MIDI-In, -Out und -Thru.

Ein großes Kapitel ist der MIDI-Spezifikation gewidmet. In Ihm werden die einzelnen MIDI-Befehle einzeln ausführlich erklärt. Berücksichtigt werden dabei auch Befehle, die erst jetzt Eingang in die Synthesizer finden, wie der Bank-Select-Befehl.

Das Kapitel MIDI-Instrumente beschreibt die einzelnen Synthesizer und deren Tonerzeugung, es folgen Kapitel zur Aufzeichnung und Synchronisation. Beschrieben werden dabei die Verbindungen der Geräte untereinander, die Editierung im Sequenzer, die verschiedenen Quantisierungsarten, wie man Effekte wie Echo, Delay, Harmonizer, Compressor oder Modulationseffekte erreichen kann. Im Kapitel Synchronisation werden alle üblichen Arten der Synchronisation, nicht nur die MIDI-Timeclock, detailliert beschrieben.

Das nächste große Kapitel ist der Verwaltung und Editierung von Klängen gewidmet. Darin wird auf die Besonderheiten einzelner Firmen wie Yamaha, Roland, Korg und sogar einiger weit verbreiteter Geräte, wie Korg M1, eingegangen.

Auf 70 Seiten werden dann die letzten Erweiterungen der MIDI-Norm dokumentiert, ein Glossar, Tabellen und ein Stichwortverzeichnis beschließen das Buch.

Zusammenfassend bleibt nach dem Lesen des Buches ein etwas ambivalenter Eindruck. Eigentlich könnte „Das MIDI Buch" von Christian Braut ein ausführliches und sehr anschauliches Nachschlagewerk für den Profi sein, der sich der MIDI-Programmierung widmen, oder bestimmte Informationen über MIDI, Klang ... nachschlagen will. Ob die Zielsetzung des Verlages, das Buch durch das Hinzufügen von Kapiteln auch für Anfänger interessant zu machen, aufgeht, ist zweifelhaft. Kaum ein Anfänger wird sich durch Kapitel über das binäre und hexadezimale System oder das Fouriersche Gesetz durcharbeiten, bis er zu den Kaufempfehlungen vordringt. Der sicher wertvollen Information, die in dem ausführlichen Werk enthalten ist, sollte der Verlag bei der nächsten Ausgabe durch eine logischere Gliederung (zum Beispiel vom Einfachen zum Komplizierten) gerecht werden. Dann könnte dieses Buch ein Standardlehr- und nachschlagewerk für jeden MIDI-Anwender werden.


Juraj Galan
Aus: ST-Computer 08 / 1993, Seite 125

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