LANs, also lokale Netzwerke lassen sich auf allen bekannten Rechnersystemen im großen und ganzen in 2 Kategorien einteilen: Server- und Peer-to-peer-Netze. Was steckt dahinter?
Ein Server-Netz hat einen Server (Diener), der den Hauptmassenspeicher besitzt und auch die weitere Peripherie dem gesamten Netz zu Verfügung stellt. Dieses System hat den Vorteil, daß man die Hochleistungs-Hardware nur für ein Gerat kaufen muß. So ist z.B. eine 500-MB-Festplatte deutlich billiger als 5mal 100 MB. Außerdem wird so die Kapazität der Festplatte effizienter genutzt, denn wenn auf jeder der kleinen Festplatten jeweils noch 20 MB frei sind, ergibt das noch lange nicht 100 MB als freien Block. Außerdem sind garantiert Programme auf mehreren der kleinen Festplatten gleichzeitig vorhanden, was schon eine Art Speicherverschwendung darstellt. Sie sehen, eine große Festplatte an der richtigen Stelle spart Geld, organisiert den Platz besser, und obendrein sind große Festplatten im allgemeinen deutlich schneller als ihre kleinen Kollegen.
Dann kommt da noch die Sache mit den Druckern: die meiste Zeit stehen sie unbenutzt da. Ein Umstöpseln an den Rechner, der gerade einen Drucker benötigt, ist zwar einfach, aber doch störend, also werden die Drucker am Server angeschlossen (prinzipiell, die Feinheiten will ich hier der Einfachheit halber außen vor lassen).
Jeder Rechner der drucken möchte, be kommt vom Netz vorgegaukelt, daß der Drucker nur für ihn da sei. Das geht sogar so weit, daß der Drucker scheinbar auch dann Daten annimmt, wenn er gerade am Drucken ist, also eigentlich gar nicht zur Verfügung stehen kann. Das liegt daran, daß ein sogenannter Druck-Server aktiv ist.
Prinzipiell ist dies ein Programm, das die Druckdaten erst einmal mit der maximalen Geschwindigkeit der Netzübertragung annimmt und erst dann an den Drucker weiterleitet, wenn dieser wieder frei ist. Auf diese Art kommen sich niemals zwei Rechner in die Quere, jeder hat scheinbar jederzeit Zugriff auf den oder auch die Drucker, und obendrein werden die Daten um vieles schneller als an einem realen Drucker angenommen. Dieses Verfahren kann man mit einem guten Netzwerksbetriebssystem auch für weitere Hardware ausdehnen (Faxgeräte, Plotter, Streamer).
Die Sache hat eben nur den großen Haken, daß man einen extra Rechner benötigt, den Server. Zwar kann man ihn theoretisch zusätzlich noch als normalen Arbeitsrechner nutzen, aber das ist nicht im Sinne der Datensicherheit, und einige der Netzwerkbetriebssysteme erlauben es aus dem Grund auch nicht mehr. Der Server erfordert eine Hardware von hoher Qualität und Geschwindigkeit, so daß auch auf den sonst sehr günstig gewordenen PC-Systemen schnell 5stellige Summen zustande kommen. Wie man leicht sieht, zielt diese Netzwerktechnologie auf den professionellen Markt. Da aber sehr viele Kleinst- und Privatanwender mittlerweile auch schon über mehrere Rechner verfügen und auch den Wunsch haben, diese zwecks „Rescourcen-Sharing“ miteinander zu vernetzen, kamen die Peer-to-peer-Netze verstärkt auf.
Unter Peer-to-peer-Netzen versteht man die Vernetzung von mehreren einzeln lauffähigen Arbeitsplatzrechner zu einem Netz, ohne einen direkten Server zu haben. Jeder Rechner stellt dem Netz Teile seiner Resourcen (Drucker, Plattenspeicher) zur Verfügung, auf die dann die anderen Netzteilnehmer zugreifen können.
Da das Netzwerkprogramm dazu aber im Hintergrund laufen muß, kommt es zu dem Effekt, daß die Netzübertragung langsamer läuft als bei den Server-Netzen, was gerade auf den „ach so professionellen PC-Systemen" zu unangenehmen Speicherplatzproblemen führen kann. Aber ein Kleinanwender hat den entscheidenden Vorteil, daß er viel Geld spart, da er keine Server-Hardware kaufen muß. Er kann auch eher auf höchste Übertragungsgeschwindigkeit verzichten und deshalb zu günstigerer Netzwerk-Hardware greifen.
Übertragen wir diese Netzwerke einmal auf den ATARI, finden wir auch hier wieder beide Varianten: Server- und Peer-to-peer-Netze. Es gibt auch Hardware für die Anbindung an .professionelle' Ethernet-Netze (für Interessierte: Bus-Topologie), aber die liegt pro Rechner gleich bei 1000.-DM bis 1500,- DM. Hier sind wir also gleich wieder im professionellen Bereich, aber auch bei der professionellen Leistung!
Kommen wir wieder zum Kleinanwender: Er ist im Normalfall nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen. Das ist schon frühzeitig erkannt worden, weshalb es schon lange Zeit MIDl-Netzwerke für STs gibt, die sich eigentlich nur durch ihre Leistungsfähigkeit im Bereich der zur Verfügung gestellten Fähigkeiten unterscheiden, die Geschwindigkeit ist annähernd gleich; das Maximum der Datenübertragungsgeschwindigkeit ohne Packalgorithmen liegt bei 3150 Byte/sec. Rechnet man hier noch einen gewissen Prozentsatz für die Verständigung der Rechner untereinander (Token-Passing und Check-Summen), kommt man auf den auch meßbaren Wert von ca. 2500 Byte/sec. Diese MIDI-Netze gab es im Preisbereich von PD bis 250,- DM pro Rechner, bei Anschlußmöglichkeiten von 2 bis 32 Rechnern und unterschiedlichsten Funktionen.
Wie schon gesagt, es gibt viele Kleinanwender. die zwei oder sogar mehr ST/TT-Rechner haben. Es gibt auch recht viele Büros (Anwalts- und Arztpraxen, kleinere Firmen und andere), mit ATARI-Rech-nem arbeiten, da sie ein einfaches und angenehmes Arbeiten bei verhältnismäßig niedrigen Softwarekosten garantieren. Gerade aber diese Anwender haben gewisse Anforderungen an ein Netz, um vorhandene Hardware effektiver nutzen zu können, und diese Forderungen will ich hiereinmal auflisten:
Wie bereits erwähnt, gab es schon mehrere MIDI-Netzwerkprogramme, die aber alle irgendwelche der wichtigen Anforderungen nicht erfüllen konnten. Einige konnten nur zwei Rechner vernetzen, was in vielen Fällen noch zu verschmerzen gewesen wäre. Durch Inkompatibilitäten zu neueren TOS-Versionen einige der alten Programme auf der Strecke geblieben. Schließlich gehört die Druckernutzung über das Netz zu den dringendsten Anforderungen, denn , Umstöpseln4 ist nicht mehr tragbar, aber hier bleiben die meisten dann auf der Strecke.
In neuester Zeit kommen die Anbieter der .großen' ATARI-Netze auch mit MIDI Versionen ihrer Software auf den Markt, da sie diesen Wunsch der Anwender ebenfalls befriedigen wollen. Es sind sogar Server-Netze mit dabei. Hält man sich aber die Geschwindigkeit eines MIDI Netzes vor Augen, ist das weniger sinnvoll, denn als maximale Übertragungsrate sind eben nur ca. 2,5KB/sec möglich; da setzt die MIDI-Schnittstelle ganz klare Grenzen. Ein Starten von Programmen über das Netz ist zwar durchaus möglich, aber ab gewissen Programmgrößen nicht mehr als sinnvoll zu betrachten.
Ein Problem für Peer-to-peer-Verfahren ergibt sich auch aus der Beschränkung des Desktops auf 14 Festplattenpartitionen. Geht man von theoretischen 4 Partitionen pro Rechner aus (bei den meisten Anwendern sind es sogar mehr), könnte man also nur die Partitionen von drei Rechnern einbinden, vom vierten könnten nur noch 2 übernommen werden.
Vor über einem Jahr bin ich auf MIDI-COM aufmerksam geworden. Die Nachfrage beim Autor ergab einen angeblichen Funktionsumfang, der den Wünschen doch sehr nahe kam, also wurde MIDI-COM gekauft und installiert. Das anfängliche System bestand aus einem TT030/8, einem MegaSTE, und bedarfsweise kam noch ein 1040STE mit dazu. Die wichtige Forderung an die TOS-Versionskompatibilität war die erste Prüfung, die erfolgreich absolviert wurde.
Nun zu dem, was MIDI-COM bzgl. der einzelnen Forderungen an das ideale MIDI-Netz' erfüllen sollte und auch konnte:
Sollten Sie das nicht wünschen, gibt es die Erfüllung der Forderung nach Zugriffsschutz. Mit MIDI-COM löst der Anwender die Sache einfach, aber effektiv, indem er eine Datei mit der Bezeichnung M-C-LOCK.PAR und der Länge 0 (nur der Name ist wichtig) in das Root-Directory einer Partition kopiert und schon ist sie für den Netzzugriff gesperrt. Wem das zu radikal ist, der hat noch die Möglichkeit, eine 0-Byte-Datei namens MIDI_COM.-LOC in einen Ordner zu kopieren - und schon ist dieser gegen Zugriff geschützt. Ein Zugriffsschutz für einzelne Dateien ist nicht implementiert.
Zugriff auf die Drucker anderer Rechner: alle Programme, die sauber über das Betriebssystem drucken, merken nichts davon, die Verwaltung übernimmt MIDI-COM (schnelle, aber dafür hardwarenahe Programmierung muß abschaltbar sein, alles andere ist unsauber und sollte vermieden werden). Gute Beispiele sind Signum!3, CyPress, SCOOTER und das Desktop, ein schlechtes Beispiel stellen einige Druckertreiber zu Calamus 1.09N dar, die sich nicht überreden lassen, über das Betriebssystem zu drucken.
Übrigens sind die Zeitunterschiede zwischen lokalem Druck und Druck über das Netz zwar vorhanden, aber akzeptabel: der Grafikdruck eines Layouts vom lokalen Rechner benötigt 3 min, der Druck der gleichen Datei über das Netz 3:30 min. Bei kleineren Dateien ist wieder kein Unterschied spürbar. Beim Drucken sucht sich MIDI-COM einfach den ersten freien Drucker im Netz, egal an welchem Rechner er angeschlossen ist, reserviert ihn sich und nutzt ihn dann für den Druckauftrag. Sollten Sie einen speziellen Drucker wünschen, haben Sie die Möglichkeit, über ein Steuer-Accessory anzugeben, welche Drucker erlaubt sind bzw. welche nicht. Mit diesem Accessory läßt sich außerdem die Uhrzeit stellen, was eigentlich nichts besonderes wäre, aber das ist auch für das gesamte Netz möglich - ein Mausklick genügt.
Maß der Dinge hierfür sind alle Programme, die viele Dateioperationen machen. Der erste Test war das Desktop, für den das Netzlaufwerk aufgrund des Tricks mit den scheinbaren Ordnern sich genau wie eine einzelne Partition verhält. Alle Operationen wurden erfolgreich absolviert. Gleich der zweite Test war ein Kopierversuch mit KOBOLD. Dieses Hochleistungskopierprogramm ist vorbildlich programmiert. Man kann den Zugriff auf einzelne Laufwerke von schnellem sektorweisen Zugriff auf den GEMDOS-Zugriff schalten, und schon gehen die Kopieroperationen auch übers Netz mit dem hervorragenden Komfort des KOBOLD. Nun ging es ans Laden und Speichern von Dateien übers Netz. Mit einfachen (kurzen) ASCII-Dateien merkt man fast keinen Unterschied. Hat man längere Dateien, die grafikorientierte Textprogramme wie CyPress. Signum! und andere gerne erzeugen, merkt man schon einmal die geringe Datenübertragungsrate von nur 2,5KB/sec, aber ich habe die .Verschnaufpausen' ehrlicher weise ab und zu regelrecht genossen.
Die nächste Hürde, bei der es schon eher auf die Geschwindigkeit ankommt, war die Arbeit mit Datenbankprogrammen über das Netz. Für Versuch I mußte das alte, aber gute ADIMENS 3.1 herhalten. Das Programm über das Netz zu starten, dauert etwas (260KB-Programmlänge -> etwas über 100s), aber das Arbeiten mit den Daten ging erstaunlich flott vonstatten. Beim Scrollen in Anzeigefenstern kann man deutlich sehen, wie die Daten nur langsam geholt werden können, aber man konnte die Arbeit absolut als effektiv bewerten. Dafür hat Phoenix leider enttäuscht: zwar ist das Arbeiten übers Netz technisch möglich, aber Phoenix macht so intensiven Gebrauch vom Datenträger, daß man die Wartezeiten nicht mehr akzeptieren kann.
Für das Drucken gilt lediglich die schon genannte Einschränkung, daß die Programme über Betriebssytem-Aufrufe drucken müssen; sonst gibt’s keinerlei Probleme. Nun aber noch zur wichtigsten aller Fragen - der nach der Datensicherheit. Ich arbeite mittlerweile seit über einem Jahr mit MIDI-COM. hatte in der Zwischenzeit 6 oder 7 verschiedene Versionen. Vorschläge, wie z.B. die Auswahl des verwendeten Druckers, wurden schnell und meist besser realisiert als zuerst gewünscht. Mittlerweile hat MIDI-COM einen eingebauten Drucker-Spooler, fängt noch mehr Betriebssystemaufrufe ab, um damit noch effektiver arbeiten zu können und arbeitet in der neusten Version sogar auch mit den meisten in GFA-BASIC geschriebenen Programmen. Gedruckt wird bei mir fast ausschließlich über das Netz, und die Festplatte eines Rechners benutze ich als Backup Medium für Dateien des anderen, es wird also viel kopiert. Während der ganzen Zeit hatte ich nicht ein einziges Mal einen Druckfehler, den das Netz verschuldet hätte (für ein fehlerhaftes Platinen-Layout kann MIDI-COM wirklich nichts), und Kopierfehler sind nicht aufgetreten -> die Datensicherheit ist also gewahrt.
Alter Spruch: Wo gehobelt wird, fallen Späne. So auch hier. Kommen wir also zu den unvermeidlichen Nachteilen: Es sind zwei Accessories nötig, die Sie aber nur bei Bedarf laden müssen (Chamäleon macht’s möglich). Die Geschwindigkeit ist mit nur 2,5KB/sec. nicht besonders hoch, allerdings ist kein MIDI-Netz schneller. Es existieren noch kein Dateizugriffsschutz und kein Konfigurationsprogramm für die .INF-Datei.
Wen diese Fehler stören, der kommt nicht um die großen Netzwerke herum, aber 98% aller Klein- und Privatanwender sind mit MIDI-COM bestens bedient. Für viele Programme gibt es Alternativen, aber MIDI-COM ist eher in die Rubrik „Referenz-Programme“ einzuordnen. Alle MIDI-Netzwerke müssen sich mit MIDI-COM und an seinem Preis-/Leistungsverhältnis messen. Sollte es der Autor schaffen, auch die geplante Einbindung der LAN-Schnittstelle von MegaSTE und TT zu realisieren, werden sich auch die großen, ,echten’ Netzwerke mit MIDI-COM vergleichen lassen müssen. Der Versuch könnte interessant werden!
Als kleine Zugabe liegt dem Netzwerkprogramm ein Accessory bei, das den komfortablen Austausch von Nachrichten zwischen den Rechnern im Netz ermöglicht (Mailing). Für die, die MIDI-COM schon besitzen, ist noch zu erwähnen, daß die aktuelle Version 3.6 gegen Einsendung einer formatierten Diskette und eines frankierten Rückumschlags direkt beim Autor ohne Gebühr erhältlich ist.
D. Lehmann
Bezugsquelle:
Richter Distributor Hafener Straße 65 W-5H20 Gevelsberg
Preis: Vollversion: DM 99,-
Positiv:
sehr günstiger Preis
bis zu 7 Rechner vernetzbar
alle Partitionen aller Rechner ansprechbar
Drucken über das Netz möglich
Negativ:
langsame Datenübertragung (systembedingt)
(noch) kein Filelocking