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ECTS: European Computer Trade Show

„The winner is...“

So muß es wohl beim ECTS Awards 1993 geklungen haben, als die Gewinnerbekannt-gegeben wurden. Die Preisvergabe auf der ECTS (European Computer Trade Show) in London, der größten Computerspielemesse für den europäische Markt, kommt schon fast einer Oscar-Verleihung gleich. Dieses wurde durch eine Live-Übertragung im britischen Fernsehen noch unterstützt. Die Jury setzte sich aus Redaktionsmitgliedern von 80 führenden Computer- und Videospielemagazinen aus aller Welt zusammen. Auch die ST-Computer hatte sich daran beteiligt. Schade nur, daß einige der Gewinnerspiele nicht für ATARI-Computer erhältlich sind.

Rainer Fröhlich

Bester Soundtrack:
Secret of Monkey Island 2 (US Gold)

beste Grafik:
Alone in the Dark (Infogrames)

bestes Rollenspiel/Adventure:
Secret of Monkey Island 2 (US Gold)

beste Simulation:
Formula One Grand Prix (MicroProse)

bestes Action-/Arcade-Spiel:
Street Fighter II (CAPCOM)

originellstes Spiel:
Alone in the Dark (Infogrames)

bestes Computerspiel:
Indiana Jones and the Fate of Atlantis (US Gold)

bestes deutsches Spiel des Jahres:
Secret of the Monkey Island 2 (US Gold)

bestes italienisches Spiel des Jahres:
Street Fighter II (CAPCOM)

bestes spanisches Spiel des Jahres:
Indiana Jones and the Fate of Atlantis (US Gold)

bestes französisches Spiel Spiel des Jahres:
Alone in the Dark (Infogrames)

Software-Hersteller des Jahres:
Elektronic Arts

No Second Prize

In der Motorradsimulation von „Thalion“ geht es um eine einzigartige Rennsaison. Der Gewinner dieser Saison erhält als Preis selbstverständlich auch ein einzigartiges Motorrad. Der Erbauer dieses Einzelstückes hat nur das Beste vom Bestem verwendet, und das Ergebnis werden wohl nur Motorradfreaks zu schätzen wissen. „Stilvoll schwingt sich die Verkleidung über Motor und Gabel. Harmonisch läuft die Linie in die Sitzbank über.“ So wird der „Traum des Rennsports“ im Handbuch beschrieben. Diese Maschine ist der einzige Preis. Der Zweitplazierte erhält nichts, also „No Second Prize“. Das Teilnehmerfeld besteht aus zwei Fahrerinnen und vier Fahrern. Sie sind die Besten auf der Welt und haben das in den vorangegangen Ausscheidungsrennen immer wieder unter Beweis gestellt. Die Saison geht über 26 Rennen und ist in zwei Durchgänge unterteilt. Im ersten Durchgang müssen die Teilnehmer fünf Runden aus einer Auswahl von insgesamt zwanzig Rennstrecken durchhalten. Im zweiten Durchgang geht’s dann schon härter zu Sache: zehn Runden auf allen zwanzig Meisterschaftsstrecken müssen sicher und erfolgreich gefahren werden. So klingt, in groben Zügen, das Storygerüst, das diese rasante Simulation umgibt. Nach dem Starten des Programms gelangt man in das Startmenü. Von hier aus können unter anderem ein bereits gespeicherter Spielstand geladen, die Rennsaison gestartet oder in den Trainingsmodus geschaltet werden. Es empfiehlt sich, vor dem Beginn der Saison auf allen Strecken ausgiebig zu trainieren. Um das Training abwechslungsreicher und realistischer zu gestalten, ist die Möglichkeit vorgesehen, die Anzahl der teilnehmenden Konkurrenten zu verändern. So kann man sich langsam an die Rennbedingungen heranarbeiten. Vor dem Einstieg in Training oder Saison kann der Spieler zwischen sechs unterschiedlichen Fahrern inklusive Maschinen wählen. Die „Bikes“ und ihre „Driver“ besitzen unterschiedliche Leistungsschwerpunkte. Fahrer und Maschine werden als eine Einheit betrachtet und zeichnen sich durch unterschiedliche Daten bei Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Kurvenlage aus. Weitere Kenndaten sind die „Hitpoints“ (Belastbarkeit oder auch Lebensdauer) von Fahrer und Motor. Selbstverständlich kann bei der Maschinenausstattung zwischen Automatik- und Schaltgetriebe gewählt werden. Während des Rennens werden am oberen Rand des Bildschirmes die aktuelle Position, die Runde, in der man sich befindet und die gefahrenen Rundenzeiten angezeigt. Am unteren Rand des Bildschirmes befinden sich Anzeigen für Geschwindigkeit, Drehzahl, eingelegten Gang und eine Warnleuchte, die auf das Überdrehen des Motors hinweist. Jedes Rennen wird anschließend durch ein ausgeklügeltes Punktesystem bewertet. Ein tolles Detail sollte auch nicht verschwiegen werden: Jedes Rennen wird mit vier Kameras aufgezeichnet. und ein kleines Replay-Studio ermöglicht das Vor- und Zurückspulen des Filmes.

„No Second Prize“ ist eine tolle Rennsimulation mit schneller Grafik und exakter Steuerung. Sie wird durch die abwechslungsreichen Randgrafiken und die umfangreichen Replay-Möglichkeiten zum absoluten Renner.

RF

No Second Prize

Hersteller: Thalion
Genre: Simulation Rechnertyp: ^ST J^STE □ TT □ Falcon030
Sonstiges: Minimum 1 MB Speicher, keine Festplatte möglich, 1 Diskette.
Preis: ca. 66 - DM

Bezugsquelle: Thalion Software GmbH, Auf dem Moor 50, 4835 Rietberg 2

TRANSARCTICA

Nein, es geht ausnahmsweise nicht um Reinhold Messner. Es geht auch nicht um den Weltraum, sondern einfach um unsere Mutter Erde. Dort passiert Bedenkliches. Durch die Zerstörung der Ozonschicht wird es übermäßig heiß, das Eis der Polarkappen schmilzt. Keine guten Aussichten für die Erdenkinder. Dies alles geschieht Anfang des nächsten Jahrtausends. Wie nicht anders zu erwarten, finden pfiffige Wissenschaftler natürlich einen Weg aus dem drohenden Desaster. Wie ein Sonnenschirm wird ein Schutzschild um den Planeten gelegt, um ihn wieder abzukühlen. Wie Wissenschaftler so sind, wird es eine sehr gründliche, um nicht zu sagen eine perfekte, Fiebersenkung. Denn nach erfolgter Aktion gibt es wieder einen Eispanzer, aber diesmal rund um den Globus. Tja, dies die traurige Vorgeschichte, und hier beginnt das Spiel. Man nehme folgende erprobte Zutaten: zwei feindliche Parteien, dazu nur ein gemeinsames Objekt der Begierde und fertige daraus eine Handelssimulation. Die eine Partei ist die weltbeherrschende Eisenbahngesellschaft Viking Union. Ihre Macht beruht auf dem Kühlhausklima. Irgendwo in besagtem Kühlmantel um die Erde versteckt liegt unser Objekt, eine heiße Laserkanone. Die könnte das Eis zum Schmelzen und damit die bestehende Herrschaft ins Wanken bringen. Es gilt also die Laserkanone zu finden, um dies zu bewerkstelligen. Zur Lösung der Spielaufgabe steht als Fahrzeug natürlich eine Eisenbahn zur Verfügung, die gigantische Transarctica.

Mit kargem Startkapital können bis zu zwanzig Waggons erstanden und an die Lok angehängt werden. Sie dienen zum Transport der Güter, die unterwegs erstanden und wieder verkauft werden. Nahrungsmittel oder Rohstoffe kommen beispielsweise in Frage. Die Reise will natürlich zuerst geplant sein, wozu zwei Karten benutzt werden können. Eine ist in einem großen Maßstab gezeichnet und zeigt nur die Metropolen. Die andere ist sehr detailliert, so daß auch kleine Bahnhöfe und die Weichen der Schienenstränge sichtbar sind. Diese Weichen müssen erst auf freie Fahrt gestellt werden, dann können die Heizer mit Kohlen das Feuer schüren, die Fahrt beginnt. Es ist niemals vorher klar, welche Waren in einer Stadt aufgenommen werden können. Oft bringen dafür die miesen Versorgungsverhältnissen guten Ertrag für die mitgeführten Waren. Und wird man sie nicht los, besteht noch die Möglichkeit, sich bei den Einwohnern nach einem gewissen Laser zu erkundigen, oder in Kaffeehäusern in Zeitungen nach deren Verbleib zu suchen, oder einen Spion mit der Schnüffelarbeit zu beauftragen. Diese Gefährdung ihrer Macht schmeckt der Viking Union natürlich nicht. Sie greift zu geeigneten Gegenmaßnahmen. Armeen von Fußsoldaten oder aber Züge der Gesellschaft eröffnen unterwegs das Feuer auf die Transarctica, und es gibt auf Wunsch einige actionreiche Gefechte im Gleisdreieck. In diesen Sequenzen erinnert Transarctica zu sehr an das Vorgängerspiel Storm Master. Deutlich die Handschrift der französischen Silmarils-Programmierer, die aber auch für bemerkenswerte 32-Farbengrafiken verantwortlich zeichnen. Es gibt zauberhafte Ansichten von Mammutherden oder auch vom verschneiten London. Erstaunlich starkabfallend gestalten sich dagegen die grauen und ruckelnden Landkarten, ebenso negativ ist die äußerst magere Soundausstattung einzustufen. Eine Titelmelodie, ein paar schlecht digitalisierte Soundeffekte, das war’s dann auch schon. Action und Sound sind also nicht allererste Sahne. Auch der Bereich Handel leidet - gelinde gesagt - darunter, daß man eben nie weiß, welche Güter in der nächsten Stadt zu haben sind oder gebraucht werden. So bestimmt eher Glück als Geschick den Erfolg; dafür gibt es den Reiz des Unbekannten. Die Routenplanung ist nichts für schwache Nerven oder komfortverwöhnte First-class-traveller. Zwei Karten sind zwar theoretisch besser als eine, aber nicht, wenn man dauernd mit der Maus von einer zur anderen hin- und herklicken muß. Zum Schwierigkeitsgrad: für gnadenlos Abgehärtete wird ein Wochenendausflug mit dem Dampfroß reichen, und der Laser und damit die Macht ist sein. Noch Unverdorbene können schon zu Anfang wegen der arg knapp bemessenen finanziellen Grundausstattung ins Schwitzen kommen.

Fazit: zu den kreativsten oder genial durchgeführten Produkten gehört die Simulation sicherlich nicht. Von der Gesamtgestaltung reicht es wohl kaum an ein Railroad Tycoon heran. Dennoch ist mit Transarctica ein durchaus annehmbares, nettes Spiel gelungen. Ausgestattet mit einer sehr ansprechenden Story und einigen passablen Einfällen, fordert es seitens der Hardware übrigens 1 MB. Eine gute Nachricht: erfreulicherweise ist eine Falcon-Version mit kürzerer Ladezeit und VGA-Qualität der Grafiken schon in ein paar Wochen erhältlich. An diesem kundenfreundlichen Engagement können sich andere Hersteller ruhig ein Beispiel nehmen. ATARIs Falcon hat Unterstützung seitens der Spielefirmen nämlich bitter nötig.

CBO

Transarctica

Hersteller: Silmarils
Genre: Strategie-Adventure
Rechnertyp: j^STE J^TT J^Falcon030
Sonstiges: keine Festplatte
Preis: ca. 100,- DM

Bezugsquelle: Leisuresoft, Robert-Bosch-Straße 1, W-4703 Bohnen



Aus: ST-Computer 06 / 1993, Seite 104

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