Magnetooptische Wechselplatte von Fujitsu - Es werde Licht

Wechselplatten steigen seit einiger Zeit unaufhaltsam in der Käufergunst. Waren vor zwei Jahren die Geräte nahezu unerschwinglich teuer, so ist heute eine 44- oder gar 88-MB-Wechselplatte auch für den Hobbyanwender erschwinglich. Für den Profi dagegen reicht die auf diesen Platten verfügbare Speicherkapazität heute nicht mehr aus: Im Bereich der Bildverarbeitung beispielsweise können Daten so groß werden, daß sie nicht mehr auf ein Medium passen.

Außerdem sind die Medien im 5,25 Zoll-Format doch recht unhandlich und für einen Postversand eigentlich zu empfindlich. Abhilfe schaffen seit einiger Zeit magnetooptische Wechselplatten, die mit einer Kapazität von 128 MB auf einem Medium mit der Größe einer normalen 3,5-Zoll-Diskette und einer hohen Stoßunempfindlichkeit nahezu ideale Daten für den Profianwender haben.

Magnetooptisch bedeutet, daß Schreib/ Leseoperationen durch eine Laseroptik in Kombination mit einem Magnetfeld durchgeführt werden. Ein Laserstrahl erhitzt eine spezielle Beschichtung an den Stellen, an denen eine Änderung der Bits (0 oder 1) erfolgen soll, bis auf den Curie-Punkt (ca. 200 Grad). Anschließend sorgt ein Magnetfeld dafür, daß die so erhitzten Bits ihr optisches Verhalten ändern. Das Lesen geht dann vollständig optisch vonstatten: Ein Laserstrahl tastet die einzelnen Bits ab. Das reflektierte Licht wird je nach Zustand der Bits auf der MO-Schicht in der Polarisationsebene gedreht. Eine Optik überprüft dies, und kann so die vorher gespeicherten Daten zurückgewinnen.

Nackte Tatsachen

Gab es bisher nur von Sony derartige Laufwerke, so hat mit Beginn des Jahres Fujitsu mit dem M2511A nachgezogen. Aber statt nur eine Kopie des bekannten Laufwerks auf den Markt zu werfen, hat man sich in den Labors der Firma einige Gedanken gemacht und ein völlig anderes, aber dennoch vollständig kompatibles Laufwerk entworfen. Besonders sticht dabei die Größe ins Auge: Mit nur gut 2,5 cm Höhe und der Fläche eines normalen Slimline-Diskettenlaufwerks ist hier wohl bereits das Minimum an Platzverbrauch für ein derartiges Gerät erreicht. Aber auch die anderen technischen Daten sind beeindruckend: So verfügt das Laufwerk über eine SCSI-2 Schnittstelle, einen Cache von 256 KB(!) und ist mit einer Stromaufnahme von 10 Watt derart genügsam, daß es selbst bei Dauerbetrieb kaum mehr als handwarm wird. Die technischen Daten schlagen sich auch in der erreichbaren Übertragungsrate nieder: Je nach logischer Sektorgröße lassen sich bis zu 540 KB pro Sekunde (gemessen mit SCSI-Tool) Daten in den Rechner befördern. Bei kleinen Blöcken, also zum Beispiel beim Zugriff auf eine Datenbank, ist die Übertragungsrate dank des großen Cache-Speichers mit bis zu 182 KB pro Sekunde noch beachtlicher und schlägt sogar einige Festplatten, z.B. die serienmäßig eingebaute Seagate ST -157N, um den Faktor 3-4! Außerdem ist das Laufwerk durch eine neuartige Antriebstechnik bereits 5 Sekunden nach Einlegen eines Mediums vollständig betriebsbereit und übertrifft damit in dieser Hinsicht selbst schnelle Festplatten.

Wir müssen leider draußen bleiben

Da ATARI derartige Laufwerke nicht für den internen Einbau vorgesehen hat, muß man zum Anschluß dieses Geräts auf ein externes Subsystem zurückgreifen. War man hier bei Sony noch auf die Lösungen diverser Fremdanbieter angewiesen, so liefert Fujitsu als Hersteller selbst derartige Geräte, so daß man alle Komponenten in einem optimal aufeinander abgestimmten Gehäuse vorfindet. Der Anschluß an den TT geht dabei völlig komplikationslos vonstatten: Es müssen lediglich ein Kabel vom SCSI-Port des Rechners zum Eingang des Subsystems und ein Terminator, wenn das MO-Laufwerk das letzte Gerät des SCSI-Busses ist, an den SCSI-Ausgang des Laufwerks angeschlossen werden. Leider gelang es uns nicht, das Laufwerk mit dem ICD-Host-Adapter „The Link“ am ACSI-Port eines STs zu betreiben. Die Terminierungsspannung, die für den Hostadapter notwendig ist, wird lediglich laufwerksseitig erzeugt und gelangt nicht auf den SCSI-Bus nach außen. Eine Nachfrage bei Fujitsu ergab, daß das Problem bekannt sei und in Kürze durch eine Board-Änderung behoben werde. Mit anderen Host-Adaptern (ICD-Advantage, Hard&Soft, GE-Soft) gab es allerdings keine Schwierigkeiten, da diese über eine separate Versorgungsspannung an geschlossen werden.

Das erste Mal

Beim ersten Einschalten wird man an die Tage der guten, alten Megafile erinnert: Ein kleiner, aber dennoch nervtötend lauter Lüfter setzt sich in Bewegung. Zwar wird dieser anschließend wieder vom Lüftergeräusch des TT übertönt, trägt so aber gehörig zum Lautstärkepegel am Arbeitsplatz bei. Das Laufwerk selbst dagegen ist kaum zu hören, lediglich intensive Kopfbewegungen werden durch ein ein leises Surren wahrgenommen. Ca.5 Minuten nachdem das Laufwerk zum letzten Mal angesprochen wurde, schaltet es sich ab, fährt aber selbständig in kürzester Zeit wieder hoch, wenn es gebraucht wird. Am ATARI verhält sich das Gerät auch softwareseitig völlig gutmütig: SCSI-Tool erkennt das M2511A als Wechselplattenlaufwerk und kann auch problemlos die mitgelieferte Cartridge partitionieren. Ein Formatieren ist nicht nötig, da die Medien bereits ab Werk vorformatiert ausgeliefert werden. Dennoch lassen sich die Medien einwandfrei formatieren, was laut Fujitsu durchaus sinnvoll ist, besonders, wenn die Medien längere Zeit ungenutzt gelagert wurden. Hat man die Partionierung einmal durchgeführt, stehen dem Benutzer 128 MB Festplattenkapazität zur Verfügung. Der Zugriff auf das Laufwerk erfolgt dabei wie bei einer ganz normalen Festplatte, lediglich das Schreiben geht aufgrund der MO-Technik etwas zähflüssiger vonstatten. Dies liegt daran, daß der Schreibvorgang in drei Schritten durchgeführt wird: Löschen, Schreiben und Verifizieren. Da die Datenspur spiralförmig angelegt ist, muß zwischen diesen Vorgängen jeweils neu positioniert werden, was zusätzliche Zeit benötigt.

Während der gesamten Testphase erwies sich das Laufwerk als extrem gutmütig und verkraftete sogar ein Bewegen während des Zugriffs ohne irgendwelche Probleme!

Andere Testprogramme

SCSI-Tool:

4 KB 1 KB Sektorgröße
534 KB 534 KB große Blöcke
182 KB 55 KB kleine Blöcke
48 ms 36 ms durchschn. Zugriffszeit
Rate-HD: 598 KB

MO oder nicht MO

Mit dem Laufwerk M2511A hat Fujitsu ein äußerst leistungsfähiges MO-Wechselplattenlaufwerk auf den Markt gebracht. Im Vergleich zu Geräten anderer Hersteller verfügt es über wesentlich bessere technische Daten und zu alledem noch über einen günstigeren Preis, so daß hier sicherlich ein Klassiker heran wächst. Besonders interessant dürfte außerdem sein, daß Fujitsu darüber nachdenkt, dieses Gerät auch anschlußfertig für ST und TT mit den entsprechenden Treibern (SCSI-Tool) und Host-Adaptern anzubieten. Dies dürfte die Attraktivität für ATARI-Anwender noch einmal erheblich steigern, wenn auch der Preis von knapp 3200,- DM für den Hobbyanwender noch eine recht hohe Schranke darstellt.

Dirk Johannwerner

Bezugsquelle:
Fujitsu Deutschland GmbH Frankfurter Ring 211 W-8000 München 40

Unser How-Fast-Test beweist: Das Fujitsu-Laufwerk kann sich durchaus sehen lassen. Deutlich erkennt man allerdings die systembedingte geringe Schreibtransferrate von unter 200 KB/s.

M2511A

Positiv:

geringe Baugröße des Laufwerks
unempfindliche Medien
hohe Kapazität
schneller Datenzugriff

Negativ:

hoher Preis
langsamer Datentransfer beim Schreiben



Aus: ST-Computer 05 / 1993, Seite 102

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite