CyPress, papyrus & Script3 - Drei handliche Schreiber

Die Schreibmaschine ist out, der Computer ist in! So oder ähnlich könnte man es auf den Punkt bringen. Oder denken Sie, wenn es ums Texteschreiben geht, noch an ein Gerät mit Hebeln oder Kugelkopf? Das Angebot an Software ist grob, gerade auf dem ATARI. Da gibt es Textprogramme für Autoren, für Grafiker, für Anfänger, für Programmierer ... Drei davon, die sich sehr um handliche Bedienung kümmern, haben wir uns näher angesehen. Ist auch eine für Sie dabei? Lesen Sie unseren Bericht.

CyPress, papyrus und das lang ersehnte Script3 stehen heute zur Debatte, weil sie einiges gemein haben. Zum einen ist das der relativ niedrige Preis von ca. 300 bis 400 DM. Zum anderen handelt es sich bei allen um Programme, die sich sehr durch ihre Freundlichkeit dem Benutzer gegenüber auszeichnen. Wie weit das reicht und ob es für alle gleich gilt, soll unser Test klären.

Für alle...

... gilt gleichermaßen noch einiges mehr. Wie funktioniert z.B. solch ein Programm? Muß man sich erst langsam einarbeiten oder kann es sofort losgehen? Die GEM-konforme Programmierung steht mittlerweile obenan, denn eigene Oberflächen sind nicht mehr angesagt. Alles läuft in Fenstern, Dialoge lassen sich verschieben, sind tastenbedienbar und z.T. sogar unmodal. Das heißt für den GEM-Gewohnten eine minimale Gewöhnungsdauer. Sogar die Tastenfunktionen sind fast einheitlich, so daß selbst der Wechsel von einer Textverarbeitung in die nächste wenig Umdenken erfordert.

In der Welt des ATARI heißt es heute, miteinander zu leben. Dazu gehört auch, parallel zu anderen Programmen unter Multitasking Bedingungen zu arbeiten. Die Unabhängigkeit von Bildschirmauflösung und Farbenanzahl ist eine Bedingung. die von allen hier erfüllt wird.

Und sonst? Alle arbeiten mit grafischen Zeichensätzen, wie es heute „State of the Art“ ist. Selbstverständlich können davon mehrere gleichzeitig verwendet werden, und natürlich werden eine ganze Reihe stilistischer Variationen geboten, mit denen man den Schriften weiter zu Leibe rücken kann. Genauso können auch mehrere Dokumente zur gleichen Zeit geladen sein, kann zwischen diesen Text getauscht werden. Grafikeinbindung? Kein Problem, ledes der Programme hier kann IMG-Bilder laden, auch wenn sie größer sind als der Bildschirm. Wie steht es um die Druckausgabe auf Nadel-, Tinten-, Laserdrucker? Dafür liegen Treiber bei, die alles ansteuern können. Und für die Kontrolle der Seitenaufteilung braucht's keinen Ausdruck mehr - die Seitenvorschau ermöglicht einen verkleinerten Blick auf das Dokument.

Natürlich haben soviele Funktionen auch ihren Preis. Der drückt sich vor allem im Speicherplatzbedarf aus. Keines der Programme kann (sinnvoll) mit nur 1 MB Speicher betrieben werden. CyPress und Script3 nehmen ihren Dienst damit gar nicht erst auf. Ähnliches gilt für die Festplatte. Wer Fonts und Bilder zu handlen hat. wird um einen Massenspeicher von größerer Kapazität und Geschwindigkeit, als eine Floppy sie bietet, nicht herumkommen. Bleibt zuletzt noch der Drucker. 24 Nadeln sind okay. Aber sie sind laut und langsam. Wer ein feineres Druckbild braucht, schielt zum Tintenstrahler hin. Tja, wer noch mehr Geld (oder weniger Zeit) hat, legt sich gleich einen Laser zu. Und die Schriften sind oft mit so viel Liebe gestaltet, daß es sich sogar lohnt, einen solchen zu benutzen.

Anforderungen

Jeder, der einen Text zu verfassen hat, hat andere Aufgaben zu erledigen. Wer zweimal in der Woche seinen Rechner einschaltet, wird anderes verlangen als der Medizin-Student bei der Doktorarbeit. Und der Ingenieur, der das technische Problem auf dem Papier darlegen muß, wird auf Dinge Wert legen, die der Designerin ziemlich schnurz sind.

Die Oberfläche eines Programmes sollte einleuchtend sein, sie sollte vieles von allein erledigen und Mißverständnisse vermeiden. Der Gelegenheitsschreiber wird durch überladene Dialoge verschreckt. Hier ist weniger mehr. Es gibt aber auch einfach sehr viele Funktionen (man denke an Formatierungsmöglichkeiten für Fußnoten), von denen man die Einstellmöglichkeit erwartet. Die Kunst liegt darin, sie zu ermöglichen, den Unerfahrenen jedoch trotzdem nicht zu schrecken.

Dazu vielleicht ein Beispiel: keines der drei Programme bietet ein wirklich überzeugendes Konzept zur Behandlung der Ränder auf einem Stück Papier. Das Problem liegt darin, daß jeder Drucker einen technisch bedingten Rand läßt, der auch von der Papierart (Einzelblatt/ endlos) abhängt. Den Text möchte man in einer definierten Lage auf dem Papier haben, gleiches gilt auch für Kopf- und Fußzeilen. Soll das auf allen Seiten gleich sein, oder nur innerhalb eines bestimmten Bereiches des gesamten Dokumentes? Soll es zwischen linken und rechten Seiten variieren? Das sind Dinge, die eine Unmenge an Bedienung erfordern. Nicht nur das, sie überfordern manchmal auch. Gleichwohl ist die korrekte Angabe natürlich notwendig, sonst landet der Text irgendwo. Wie gesagt, für eine anschauliche Bedienerführung besteht da noch Handlungsbedarf.

Das Wichtigste

Wir haben die Features der Programme in einer großen Tabelle auf den folgenden Seiten zusammengetragen. Sie haben so die Möglichkeit, selbst zu sehen, welches Programm Ihnen das bietet, was Sie brauchen. Doch Vorsicht ist geboten. Der Appetit kommt beim Essen, und mit so mancher Funktion, die bei der Kaufentscheidung überflüssig schien, freundet man sich später an. Sprechen wir kurz die wichtigsten Punkte an.

Der Editor meint die Funktionen eines Programms, die zur Eingabe des Textes dienen. Neben dem reinen Tippen müssen Sätze umgebaut, Wörter korrigiert und ganze Textleile verschoben werden. Dazu dienen Blockoperationen, die heute mit einer intelligenten Leerzeichenkorrektur ausgestattet sind. (Nach Versetzen eines Blockes werden überzählige Leerzeichen vor (Hier hinter dem Block automatisch gelöscht, fehlende werden ergänzt). Für wiederkehrende Wörter lassen sich Funktionstasten definieren. Formulierungen längerer Art, wie sie im geschäftlichen Bereich häufig Vorkommen, sind gut mit Textbausteinen (die sind in Dateien abgelegt) zu handhaben. Wer sich etwas eingearbeitet hat, wird gern auf Tastaturkommandos zurückgreifen, um bei der reinen Tipperei nicht zur Maus greifen zu müssen.

Zur Gestaltung der Texte tragen die Schriften bei, deren Anzahl in einem Text groß sein kann (aus optischen Gründen aber nicht sein sollte). Hier ist die ATARI-Welt ohne ein einigendes Konzept: Signum!2-Schriften sind der kleinste gemeinsame Nenner, doch Script3 kann auch die Signum!3-Schriften mit Kerning-Informationen verarbeiten, papyrus hingegen benutzt auch die GDOS-Schriften. Speedo heißt der Silberstreif am Horizont, mit dem heute schon CyPress und papyrus umgehen können. Sie sind in der Lage, die Vektorschriften in den benötigten Größen anzufordern, zu zeigen und zu drucken. Allerdings kosten Vektorschriften neben Speicher auch Rechenzeit.

Absatzformate sind die Zusammenfassung der Randinformationen, Tabulatorstellungen und Zeilenabstände, oft auch der Schrift und der Stile, die gemeinsam für einen Absatz gelten. Sie werden auch Lineale genannt. Mit ihnen kann einem oder vielen Dokumenten schnell ein einheitliches Bild gegeben werden. Den Spaltensatz, eher eine Domäne des DTP, verlangen viele auch vom Textprogramm. Bilder einzubinden, ist hingegen heute Standard. Mit Vektorgrafik (GEM-Metafiles) kommt allerdings noch keiner der drei Kandidaten zurecht.

Saubere Ware: Drei Textverarbeitungen laufen nebeneinander auf einem Desktop.

Für die Nutzung im geschäftlichen Sektor sind Formulare nicht unwichtig. CyPress und papyrus bieten da ausgefeilte Möglichkeiten. Vorlagen sind im Prinzip nur Texte mit einem besonderen Status, der es verbietet, sie unter dem gleichen Namen zu speichern. Der Tabellensatz ist mittlerweile auch auf dem ATARI en vogue, alle drei Programme beherrschen ihn mühelos. Korrektur und Wörterbücher sind ein zweischneidiges Schwert. Die einen schwören darauf, weil ihnen so kein Tippfehler mehr unterläuft. Die anderen fühlen sich durch die ewige Mahnerei der Korrektursysteme in Denk- und Schreibfluß gestört. Die Komplexität der deutschen Sprache und die daraus resultierende Größe und Rechenintensität der Korrektursysteme tun ihr übriges. Eine sichere Silbentrennung hingegen ist bei allen Kandidaten im Lieferumfang enthalten.

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, daß auf der Welt noch andere Rechnerwelten existieren, und da heißt das Stichwort ‚Datentausch‘. Wer an der Uni mit Kommilitonen oder im Job mit Kollegen oder auch nur auf dem ATARI von einem Programm zum anderen einen Text austauschen möchte, hat ein Problem. Meist wird es auf ASCII, ‚die Krücke zum Datentausch‘, hinauslaufen. Und da geht jedwede Formatinformation verloren. Es bleibt einem auf der Gegenseite nichts erspart - nur das Tippen. Ein wirklich rechner- und systemübergreifendes Format ist Microsofts ‚Rich Text Format‘, das auf DOS, Windows, Mac und NeXT verbreitet ist. Damit lassen sich sehr viele Informationen übertragen, gleichwohl ist es aufwendig. Momentan unterstützt auch nur papyrus dieses Format. Wer Texte aus älteren Textsystemen auf das neue übertragen möchte, hat auch mit CyPress gute Karten.

Texttausch via FAX steht auf der Wunschliste sehr vieler Kunden. Und demzufolge sind Anpassungen an die beiden FAXer QFAX und TeleOffice keine Rarität mehr. Wie eingangs bereits erwähnt, verhalten sich alle Programme offen gegenüber dem Rest der ATARI-Welt, indem sie Multitasking-Umgebungen und Accessories nicht aussperren. Das Clipboard allerdings unterstützt lediglich Script3. Dort legt es die kopierten Blöcke auch als ASCII ab und liest sie ebenso. So braucht man lediglich CTRL-V zu drücken, um eine zuvor im Harlekin-Manager markierte Notiz in einen Brief einzufügen. Bei den Druckmöglichkeiten ist auch die Querausgabe kein Tabu mehr. Das läßt besonders die Freunde großer Tabellen aufhorchen. Der Grafikdruck dient im Bereich der Ausgabe als Schlüsseltechnik für weitere Optionen: Verkleinerte Ausgabe oder das Druckbild im Image-Format auf der Festplatte wären solche, in den Druckertreibern von CyPress und papyrus wird angegeben, welchen Rand ein Drucker läßt. Dadurch kann bereits am Monitor auf den Millimeter genau festgelegt werden, wo welcher Text auf dem Papier sein wird. Gerade bei der Gestaltung von Formularen ist das eine riesige Hilfe. Welchen großen Pferdefuß die Pixelfonts haben, zeigt sich demjenigen, der über den neuen LaserJet 4 von Hewlett-Packard verfügt. Das Gerät beherrscht eine Auflösung von 600 DPI, doch nimmt die ATARI-Welt die - bisher übliche - halb so große als Maß der Dinge. Demzufolge gelang nur mit papyrus und CyPress ein Druck auf dieses Gerät, wobei natürlich Speedo-Vektorschriften benutzt werden müssen. Denn woher sollen sonst Schriften in dieser Auflösung kommen? Einen ausführlichen Test des neuen HP lesen Sie übrigens in der nächsten ST-Computer.

Zwei Seiten hat auch ein Hilfesystem, über das z.B. CyPress verfügt. Einerseits erspart es gerade dem Gelegenheitsbenutzer den immer wieder nötigen Griff zum Handbuch. Es hilft jedoch gleichermaßen allen nicht rechtmäßigen Besitzern einer gravitationsfreien Kopie des Programms. Was also tun? Als Anwender kann ich darauf bestehen, daß mich das Programm unterstützt, so gut es geht. Aber hat nicht auch der Hersteller ein Recht, seine Einnahmen wenigstens ein wenig zu sichern? papyrus geht da einen Mittelweg. Sinnlose Aktionen werden akustisch gemahnt, und auf Wunsch gibt das Programm eine Erklärung, warum eben diese Tat nutzlos war. Ein Verfahren, das selbst Power-User überzeugt.

Schließlich und endlich...

... gelangen wir zu einem Rundblick über unsere Kandidaten. Da sage noch einer, Textverarbeitung auf dem ATARI sei tot! Genau das Gegenteil ist der Fall. Konkurrenz belebt das Geschäft - den Beweis haben wir hier. Sowohl CyPress als auch papyrus genau wie Script3 bieten Textverarbeitung auf einem außerordentlich hohen Niveau. Die Benutzerführung ist klar, am einfachsten überschaubar bei Script3. Allerdings bietet genau das Programm auch die meisten Einschränkungen in Bezug auf die Funktionsvielfalt. CyPress hingegen hat wirklich alles, was man von einem Textprogramm dieser Klasse erwarten kann. Von Absatzformaten bis Wörterbüchern - es ist komplett. Darunter leidet jedoch die Geschwindigkeit, und es steigt der Speicherbedarf. papyrus geht bei vielen Dingen neue Wege. An der Wiege des jüngsten Textprogramms für den ATARI standen neben Vorbildern auf Macintosh- und NeXT-Rechnern vor allem DTP-Programme. Die freie Gestaltbarkeit der Texte, wie sie damit möglich ist, hat als Nebenwirkung allerdings eine nicht immer klare Oberfläche.

Was uns bei den einzelnen Programmen besonders auffiel, welche Stärken und Schwächen sie haben, entnehmen Sie den folgenden drei Einzelbesprechungen.

IB

[1] Schreibmaschinen - Textverarbeitung auf dem ATARI, Vergleichstest ST-Computer 4/92, S.39ff

[2] Grenzgänger - papyrus an der Schwelle zum DTP, ST-Computer 11/92, S. 24ff.

CyPress

Nach der Installation von CyPress fällt auf, daß das Programm selbst über 600 KB groß ist. Daher ist es kein Wunder, daß mit weniger als 1,5 MB Speicherausbau nichts auszurichten ist. Doch CyPress belohnt uns mit einem reichen Funktionsumfang. Der reicht von Tabellensatz über Formelbereiche, wo Textteile wie einzelne Objekte gehandhabt werden, bis zur automatischen Korrektur. Diese basiert auf dem Langenscheidt, bietet allerdings für meinen Geschmack zu wenig Eigenintelligenz. Wörter mit einfachen Buchstabendrehern sollte das System selbständig korrigieren. Die Handhabung des Korrektursystems selbst ist allerdings vorbildlich.

Lob verdienen die einfache Bedienung, das klare und knappe Handbuch sowie die Hilfefunktion, die in jeder Dialogbox zur Verfügung steht. CyPress verfügt auch über einen eigenen Desktop. Das ist unter MultiGEM und ähnlichen Umgebungen von Vorteil, weil man die Textfenster auf Symbolgröße verkleinern kann. So stören Sie nicht dadurch, daß sie in parallelen Anwendungen im Hintergrund liegen. Ein Schließen des Fensters führt also nicht automatisch dazu, daß der Text aus dem Speicher verschwindet, wie es bei der Konkurrenz der Fall ist. Ein Relikt aus den Zeiten, als die Zypresse noch ein zartes Pflänzlein war, ist der Editor. Ein normaler ASCII-Editor ist in das heutige CyPress integriert, von dem aus sich ASCII-Texte ins normale Programm übernehmen lassen. In der anderen Richtung verliert man allerdings fast alle Formatinformationen. Ob unter diesen Umständen die Zweigesichtigkeit notwendig oder nützlich ist, sei dahingestellt. Ohne Zweifel vom Allerfeinsten ist die Formulargenerierung. Eingabefeld aufziehen und fertig. Die Anzeige der aktuellen Cursor-Position auf dem Papier hilft dabei. Ebenso einfach funktioniert der Tabellensatz. Ein Block wird markiert, die Funktion aufgerufen, einige Einstellungen gemacht und fertig ist die Tabelle. Gefällt sie nicht, kann man sie ebenso einfach wieder zurückwandeln. Eine gute Idee sind die Benutzersymbole, die so ähnlich funktionieren wie ein Serienbrief. Allerdings stammen die Daten dabei nicht aus einer Datenbank, sondern können auf Wunsch vor dem Druck per Hand eingegeben werden. Textbausteine und Tastaturmakros, mit denen sich auch die Dialoge bedienen lassen, runden CyPress’ Angebot, Texterstellung zu automatisieren, ab.

CyPress zeigt sich offen zu den 1st-Word- und Calamus-Text-Formaten, die sowohl gelesen als auch geschrieben werden können. Ein in den Calamus übernommener Text wird dabei mit den Langenscheidt-Silbentrennungen versehen, so daß der Calamus dabei keine Fehler machen kann.

Ein problematischer Punkt an CyPress ist seine Geschwindigkeit. Seit die Oberfläche der Herrschaft von GEM unterstellt wurde und somit ACCs und andere Genossen jetzt mit an Bord des CyPress-Dampfers sind, ist er behäbig geworden. Der Cursor läuft bereits bei flinkem Tippen nicht mehr ganz so flüssig hinterher, was durch das Einschalten der Korrektur noch verstärkt wird. Aber auch andere Aktionen, wie das Umformatieren größerer Textteile, nehmen auffällig viel Zeit in Anspruch. Schade, denn das ist eigentlich der einzige Punkt, der an CyPress richtige Kritik verdient. Ansonsten fällt auf, daß der Seitenumbruch vom Programm nicht automatisch, sondern jeweils manuell ausgelöst werden muß. Ein Konzept, das gerade Anfängern nicht immer einleuchten will. Funktionen wie Index- und Inhaltserstellung, die für die Erstellung größerer Projekte hilfreich sind, fehlen. CyPress arbeitet außer mit Signum!2-Fonts auch mit Speedo-Schriften, und beinahe wäre uns ein Ausdruck mit 600 DPI gelungen. Aber das wird bei Erscheinen dieses Textes bereits funktionieren. Fazit: CyPress, ein Programm für alle Tage und für viele Fälle.

Cypress: Alles griffbereit auf dem eigenen Desktop

Bezugsquelle:
Shift
Kompagnie Straße 13
W-2390 Flensburg
Preis: DM 348, -

papyrus mit Office modul

Über papyrus haben wir in [2| ausführlich berichtet, heute allerdings liegt uns die Büroversion vor. Das Konzept der Berliner R.O.M Software sieht vor, der reinen Textverarbeitung papyrus weitere Module zur Seite zu stellen. Das sind zwar keine einzelnen Dateien wie beim Calamus SL, sondern jeweils komplette Programme, der Kern ist aber jeweils identisch.

papyrus ist die jüngste der ATARI Textverarbeitungen und hat insofern einen Vorteil: denn wer später kommt, braucht die Fehler seiner Vorgänger nicht zu wiederholen. Und tatsächlich sind im Konzept von papyrus einige Dinge enthalten, die viele interessante Funktionen auf den Weg bringen. Neben den nicht modalen Dialogen, die eine permanente Anzeige von Schrift und Stilen ermöglichen, sind vor allem die nicht zusammenhängenden oder „diskontinuierlichen“ Blöcke eine solche Funktion. Textteile können mit der Maus regelrecht eingesammelt und anderswo eingefügt werden. Dabei werden Leerstellen automatisch angepaßt. Oder die Suchen-Funktion: Sie markiert auf Wunsch alle gefundenen Wörter. Auf diese Weise können bestimmte Stile gesetzt (allerdings nicht gefunden) werden. Ein weiterer und sehr auffälliger Punkt ist die Nähe zum DTP. Nicht nur, daß man in den verschiedenen Zoomstufen auch arbeiten kann (da freut sich der Besitzer eines 640 x 400 Pixel-Schirmes). Wohl keine andere Textverarbeitung verarbeitet scheinbar so selbstverständlich Bilder, grafische Objekte wie z.B. gemusterte Flächen oder Linien. Oder eben Text selbst, der auch in frei plazierbaren Rahmen getippt werden kann. Und genau das führt uns zum ersten Highlight der Office-Version: dem Tabellensatz. Ein Absatz wird markiert, ein Knopfdruck und die Tabelle ist fertig. An jedem zuvor im Text eingefügten Tabulator wird eine Spalte erzeugt. Und jetzt kann darin geschrieben, können die Spaltenbreiten mit der Maus variiert werden. Ist ein Text zu lang für die Spalte? Dann paßt papyrus automatisch an und erzeugt eine neue Zeile. Das geht so weit, daß Zellen sogar fusionieren können. Das heißt, die Spaltenlinie wird unterbrochen, und ein Text geht über mehrere Spalten hinweg. Ist der Platz gar zu knapp? Dann können die Texte auch gedreht werden.

papyrus verarbeitet Text- und Grafikobjekte, Tabellen, verschiedene Zoomstufen.

Auch das Konzept zur Erstellung des Stichwortverzeichnisses kann überzeugen. Es ist vor allem flexibel, weil man ein Wort nicht in der Schreibweise in den Index übernehmen muß, wie es im Text steht. Außerdem ist die Bildung von Oberbegriffen möglich. Die Automatik für Inhaltsverzeichnisse hingegen ist recht simpel geraten. Das liegt vor allem daran, daß papyrus keine Hierarchiestufen kennt (Hauptkapitel, Zwischenüberschriften) und daher auch nicht selbständig Kapitelnummern vergeben kann. Für Formulare werden einfach Dokumente mit einem besonderem Status gespeichert. Lädt man sie im Formularmodus oder mit dem papyrus ohne den Office-Zusatz, lassen sich nur die darin definierten Textrahmen bearbeiten. In unserer Testversion war der Formularmodus noch recht unsicher, doch Besserung ist bereits angekündigt.

Im Absatzformat von papyrus sind leider weder Stil noch Zeichensatz verankert noch ein Absatzabstand (der fehlt vollständig). Das läßt sich zwar manuell über die diskontinuierlichen Blöcke formatieren, aber eine Automatik wäre hier angebracht. Als einziges der drei Programme zeigt sich papyrus offen für andere Rechnerwelten, indem es das RTF-Format lesen und schreiben kann. Allerdings, und das liegt an der unterschiedlichen Behandlung von RTF, muß man immer damit rechnen, daß bei der Übertragung auf andere Systeme nicht alle Informationen übernommen werden.

Das Konzept der Schriften bei papyrus arbeitet mit Familien. Das ist keine schlechte Idee, denn auf diese Weise steht ein Schriftschnitt in verschiedenen Höhen zur Verfügung. Neben Signum!-Fonts werden auch die installierten GDOS-Schriften verarbeitet. Da passen die Speedo-Fonts hervorragend ins Konzept, sie stellen ja jede Punkthöhe zur Verfügung, papyrus kommt mit ihnen problemlos zurecht. Durch Anpassung des Druckertreibers gelang es uns sogar, in 600 DPI zu drucken. Apropos Drucker: Auch papyrus berücksichtigt die Ränder des Druckers, es stellt zur Orientierung sogar ein senkrechtes Lineal zur Verfügung.

Problematisch ist die Instabilität von papyrus. Zumindest auf dem Test-TT zeigten sich zu häufig Bomben oder Fehlermeldungen. Die führen zwar nicht zu Datenverlust, weil sie sauber abgefangen werden, aber sie geben zu denken. Schwierig ist auch der Betrieb mit einigen Farbgrafikkarten, wo mitunter der Druck nicht funktioniert. Lob allerdings verdient die Tatsache, daß papyrus als einziges der Programme einen Betrieb auf 1-Megabyte-Rechnern erlaubt. Ausgedehnte Tabellen oder große Bilder sind dann allerdings nicht mehr zu bearbeiten, so daß auch hier zwei bis vier Megabyte dringend empfohlen sind.

papyrus office ist zum Testzeitpunkt noch nicht fertig, Funktionen wie das Wörterbuch oder Rechnen im Text fehlen noch. Hoffen wir, daß die Probleme in der endgültigen Version behoben sein werden, papyrus ist gut geeignet für alle diejenigen, die nicht nur auf flüssige Texterfassung, sondern auch deren Optik Wert legen. Für den Gelegenheitsschreiber mag die Oberfläche hier und da überladen sein, aber hier hat er ja auch ein Mini-DTP-Programm vor sich.

Bezugsquelle:
Computersysteme Schlichting
Katzbachstr. 8
W-1000 Berlin 61

Preise:
papyrus: DM 299 -
Office-Modul mit Zusatzhandbuch: DM 99,-

Script3

Auf Script3 haben nicht wenige gewartet. Und viele werden jetzt fragen, was neu daran ist. Nun, vieles ist beim alten geblieben, und das ist gut so. Anderes wiederum ist ergänzt und verfeinert worden. Entwicklungsarbeit kann dem Autor Volker Christen bescheinigt werden. Aber ob der Schritt von Script2 auf Script3 eine Revolution ist, wie es das Handbuch behauptet? Auffällig ist die neue Oberfläche, mit der sich der Klassiker Script im neuen Gewände präsentiert. Unmodale Dialoge heißt auch hier das Stichwort. Gerade Benutzer größerer Bildschirmauflösungen haben echten Nutzen von dieser Eingabemethode, bei der die Dialogbox offen stehen bleibt, während die Einstellungen mit OK im Text vorgenommen werden. Dem Prinzip der einfach erfaßbaren Benutzerführung, die sich ganz besonders auch für Gelegenheitstexter und Anfänger eignet, ist Script3 treu geblieben. Schon fast sprichwörtlich ist die Laufruhe und -Sicherheit unter allen Bedingungen. Die hat sich auch bei Script3 bewahrheitet. Allerdings heißt es für Script3: Speicher ausbauen. Mit einem MegaByte läuft nichts, zwei sind OK, vier besser. Vor allem, wer ATARI-Laser oder den Querdruck nutzt, kommt darum nicht herum.

Mit von der Partie ist jetzt auch ein Wörterbuch (übrigens das gleiche wie bei Tempus Word), das gut in das bestehende Programm integriert wurde. Allerdings mit einem Haken: Script prüft die Tastenfolge beim Schreiben, nicht die Zeichen auf dem Schirm. Haben Sie also ‚Tä<Backspace>ext‘ geschrieben, wird das Wort ‚Text‘ nicht erkannt. Eine automatische Korrektur eindeutiger Fehler gibt es nicht.

Neu sind die Absatzformate, mit denen einem Absatz nicht nur ein bestimmtes Lineal, sondern auch Font-, Stil - und Trenninformationen zugewiesen werden können. Außerdem ist eine Umrahmung des Absatzes möglich. Die Festlegung von Absatzvor- und Absatzabstand ermöglicht die feine Gestaltung eines Dokumentes. Diese Kombinationen von Attributen wird auf Funktionstasten gelegt. Wenn sie allerdings noch Namen tragen könnten, wäre an Übersichtlichkeit gewonnen. Ebenfalls richtig toll gelungen ist die Tabellenfunktion, mit der ansprechende Darstellungen schnell gelingen. Ein Abfallprodukt dieser Funktion ist der Linientabulator, an dessen Stelle tatsächlich eine senkrechte Linie gezeichnet wird.

Script3 ist das einzige Programm außer Signum! selbst, das mit den gekernten Signum!3-Fonts umgehen kann. Außer diesem gibt es bei Purix noch Schriften, deren Format noch weiter optimierte Kerning-Informationen trägt. So muß man Script3 das beste Druckbild zugestehen, allerdings sind diese Fonts nicht im Lieferumfang enthalten. Mit auf den Disketten finden sich verschiedene Schriften im Signum2!-Format, die allesamt wunderschön sind, allerdings nur Punkthöhen zwischen 11 und 13 Punkt abdecken. Script3 ist aber auch das einzige Programm, das mit entsprechenden Treibern in der Lage ist, die im Drucker eingebauten Proportional-Fonts in Blocksatz zu setzen. Um Übereinstimmung von Schirm und Drucker zu erzielen, muß man einen Font für den Bildschirm benutzen, der ähnliche Zeichenweiten hat. Mit Speedo-Schriften kann Script3 (noch) nichts anfangen, der Autor hat aber eine rasche Anpassung angekündigt.

Versprochen für die 3. Version waren ja auch die Rechenfunktion und die Indexerstellung. Beides ist nicht rechtzeitig fertig geworden, allerdings wird Purix das erste Upgrade kostenlos ausliefern. Script3 ist ein rundum gelungenes Programm, das dem Grundsatz der einfachen Bedienung treu geblieben ist. Es bietet nicht so viel wie andere, erfordert aber auch nur kurze Einarbeitungszeit.

Herausragend bei Script3: klare Benutzerführung, unmodale Dialoge

Bezugsquelle:
Purix
Karlstr. 45
W-3300 Braunschweig

Preis: DM 299.-
Update von Script2 auf Script3: DM 99,-
Update von Script 1 auf Script3: DM 199,-

CyPress

Positiv:

große Funktionsvielfalt
gute Benutzerführung

Negativ:

langsam

papyrus

Positiv:

freie Gestaltbarkeit der Dokumente
ausgefeilter Tabellensatz

Negativ:

fehleranfällig

Script3

Positiv:

sehr gute Benutzerführung
sehr gutes Druckbild durch Kerning-Fonts

Negativ:

nur Fonts in 10-13 Pt. Größe mitgeliefert

CyPress papyrus mit Office Modul Script3
DER EDITOR
Menüs per Tastatur ja ja
Dialoge per Tastatur ja ja
Tastaturbefehle für
- wortweise springen ja ja
- Zeilenenden springen la ja
- Block markieren nein ja
- Wort löschen nur mit Tastenfolge nur mit.Tastenfolge
- Klein/GroB tauschen ja ja
Cursor-Positionen speichern/Marke setzen nur im Editor-Modus ja
OnLine-Formatierung ja ja
Undo ja ja
vertikale Blocke nein nein, aber diskontinuierliche Blöcke
Blockoparationan mit Leerzeichenanpassung ja ja
Floskeln auf Tasten ja nein
Tastaturmakros (Kommandos) ja nein
variable Tastaturbelegung nein nein
Platzhalter (Datum, Dateiname, Seitennr. etc) ja Nur Seitennummer
mehrere Texte gleichzeitig ja ja
Edit=ASCII-Modus ja, aber mit eingeschränkten Funktionen nein
versteckter Text (nicht druckbare Anmerkungen) nein (Text)-Objekte lassen sich verstecken
Formelgenerator nein nein
DIE FORMATE
Tabulatoren li/re/zentr/dezi ja/ja/ja/ja ja/ ja/ ja/ ja
Dokumente als Vorlage speicherbar nein ja
Absatzformate= Lineale »a ja
- kopierbar ja ja
- speicherbar ; ja nein (nur mit Text gemeinsam)
(INF-Datei)
freier Zeilenabstand ja ja
Formelbereiche ja nein, Microspacing ist automatisch geschützt
Schutz vor Seitenumbruch (Klammern) ja ja
Seitenformate speicherbar nein - - i nein 1
Kopfzeilerv’Fußzeilen ja
* für linke und rechte Seiten getrennt ja ja
Fußnoten ja ja
Endnoten ja nein
Spaltensatz nein ja
Seitenvorschau ja ja. in mehreren Vergrößerungen
mehrere Zeichensatze ja ja
Signum2’-Fonts benutzen ja ja
Signum3!-Fonts benutzen nein nein
GDOS-Fonts direkt nutzen nur Speedo-Fonts ja
Zeichensatz-Kerning nein nein
Formatierung mit Drucker-Proportional-Fonts nein nein
Pixel-Bilder im IMG-Format ja ja
Vektorgrafik nein nein
farbige Grafiken nein nein. Objekte können eingefärbt werden
farbiger Text nein ja
senkrechtes Lineal entsprechend Druckausgabe nein, aber Anzeige der Cursor-Position ja
Suchen und Ersetzen mit Stilen ja nur Ersetzen (über diskontinuierliche Blöcke)
DIE SONDERFUNKTIONEN
Rechnen im Text ja nein, in Vorbereitung
Formularmodus ja ja
Tabellensatz ja ja
Serienbriefe ja ja ja
Übernahme der Daten direkt aus 1ST-Base ja nein
DIE KORREKTUR
Wörterbuchfunktion ja nein, in Vorbereitung
OnLine-Prüfung/-Korrektur ja nein
Benutzer-Wörterbuch ja nein
Korrekturvorschläge ja nein
Synonymlexikon (Thesaurus) nein nein
Silbentrennfunktion ja ja
- mit Ausnahmen ja ja
DIE VERARBEITUNG DER TEXTE
Inhaltsverzeichnis nein ja
Index (^Stichwortregister) nein ja
Gliederung nein nein
Dokumentverwaltung (Kommentare. Autor) ja nein
- danach suchen / Komment anzeigen ja nein
Textbausteine ja nein
Textaufteilung auf mehrere Dateien nein ja
DER DATENTRANSFER
ASCII-Import zu Fließtext ja ja
ASCII-Export ja ja
- parametrierbar ja ja
Calamus CTX-Format lesen/schreiben ja / ja nein / nein
Ist Word-Format lesen/schreiben ja /Ja ja / nein
Signum!2-Format lesen nein ja
RTF-Format lesen/schreiben nein / nein ja / ja
Text als Image sichern Nur mit Zusatzprogramm nein
Text faxen ja. mit TeleOffice ja. mit QFax und TeleOffice
Sichern mit Backup ja ja
automatisches Sichern nach best. Zeit ja nein
Paßwortsperre / Verschlüsselung nein nein
Job (Arbeitsumgebung) sichern ja ja
verschiedene INFs laden ja nein
DAS PRG IN OER ATARI-WELT
Accessories direkt zugänglich ja ja
Parallelverarbeitung unter MultiGEM ja ja, aber fehleranfällig
GEM-Clipboard lesen/schreiben nein nein
läuft im Farbmodus (über 640 x 400) ja ja, aber Einschränkungen bei Grafikkarten
DER DRUCK
Drucken direkt auf par. Schnittstelle ja ja
Drucken über BIOS (Spooler. Netzwerk) ja, mit geändertem Treiber ja
Warteschlange mit Hintergrunddruck nein ja
Drucken in Druckerdatei ja nein
Drucken it Drucker-Fonts (Entwurfsmodus) ja nein
Drucken im Querformat ja, über Zwischendatei ja
Verkleinert drucken nein ja
Drucken von Aufklebern (nebeneinander) nein ja
Direktausgabe auf Atari-Laser ja ja
Druckertreiber editierbar ja fa
Treiber für 9-/24-Nadler/HP-Laser ja ja
komprimiertes Senden auf HP-Kompatible ja ja
HANDBUCH UND ANDERE HELFER
Hilfefunktion im Programm ja nein, aber Bedienfehler-Erklärung
Installationsprogramm ja ja
Font-Editor nein nein
Handbuch mit Stichwortverzeichnis ja ja


Aus: ST-Computer 04 / 1993, Seite 34

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