Platinenentwicklung am Bildschirm: PCB-Programme auf dem ATARI

Der Menüplan des Electronic Designs (schönes neudeutsches Wort für Entwicklung von Elektronikschaltungen) wächst auch für den Bereich der ATARI-Computer. Er reicht doch immerhin vom Horsd’oeuvre, den Schaltungssimulationsprogrammen, bis hin zum Dessert der Platinen-Layoutsoftware. Da aber wie bei allem, was gut ist, allzuviel recht ungesund wirkt, beschränken wir uns hier auf eine Auswahl von Schaltplan- und Layout-Programmen. Die Auswahl der Software reicht jedoch vom Hobbybastler- bis zum professionellen Anwendungsbereich. In diesem Rahmen bewegt sich auch das Preisniveau, das von ca. 180,- DM bis hin zu vierstelligen Summen geht.

Die Oberfläche von ConnectiCAD. Spartanisch, aber übersichtlich.

ConnectiCAD

Das von den Kosten und vom Umfang her kleinste Programm der betrachteten Software ist das von Galactic vertriebene ConnectiCAD. So genügsam wie das Layout-Programm vom Preis her ist, so verhält es sich auch beim Anspruch an die Hardware des Rechners. Es läuft auf allen ATARI ST/TT ab 512 KB mit einer monochromen Mindestauflösung von 640*400 Bildpunkten plus einem 720 KB Diskettenlaufwerk. ConnectiCAD arbeitet vollständig vektororientiert mit einer Auflösung von 1/64000".

Auf einer Arbeitsfläche von 300*210 mm können vier Layer dargestellt werden. Der Bildaufbau braucht mit steigender Objektzahl immer länger, was ein Wermutstropfen fast aller gängigen vektororientierten Programme ist. Mit einer Auswahl an Grundelementen wie zum Beispiel verschiedenen Lötaugen oder Leiterbahnen ist ein interaktives Erstellen von Leiter-platten-Layouts möglich. Durch die sehr feine Auflösung und die ausreichende Anzahl an Grafikobjekten ist auch die Darstellung von Bauteilen mit „krummen“ Pin-Abständen, wie sie z.B. beim ROM-Port der ST/TT Serie zu finden sind, kein Problem.

Das im Hintergrund eingeblendete Raster, dessen Abstandsmaß variabel ist, gibt beim Verlegen der Leiterbahnen zusammen mit der Koordinatenanzeige eine gute Hilfestellung. Als zusätzliches Hilfsmittel existiert ein Mausraster, so daß sich die Mauspositionen nur in den voher selbst definierten Rasterschritten bewegen lassen. Eine quasi stufenlose Rastergöße 0 ist natürlich auch einstellbar. Lötaugen besitzen einen Fangradius, das heißt: ist ein Anfangs- oder Endpunkt einer Leiterbahn in der Nähe eines Lötauges, fängt diese direkt am Auge an. Die Bahn wird sozusagen magnetisch vom Lötpad angezogen. Die vier zur Auswahl stehenden Lötaugen lassen sich in Größe und Form variieren. Mit einer weiteren Option „IC erzeugen“ sind fast beliebige zweireihige Lötpunktraster erzeugbar, die häufig in Platinen (z.B. bei ICs) auftreten.

Blöcke

Die üblichen Block und Korrekturmöglichkeiten fehlen selbstverständlich auch bei diesem Programm nicht. Eine dieser Korrekturmöglichkeiten möchte ich, auch wenn sie vielen CAD-Anwendern als selbstverständlich erscheint, noch einmal gesondert erwähnen. Es handelt sich um die Fähigkeit, Leiterbahnen zu splitten, das heißt: eine zwischen zwei Punkten bestehende Leiterbahn an einer beliebigen Stelle anzuklicken und den Wire (= Draht) um ein eingefügtes Hindernis (z.B neues Pad) herumzuführen oder an ein neues Lötauge anzubinden.

Bei der Programmierung von ConnectiCAD wurde auch an die Beschriftung und den Platinenaufdruck gedacht. Die recht variablen Textgrößen und Positionierungsmöglichkeiten, wie bis auf 360 Grad einstellbare Textwinkel und Spiegelschrift, fällen angenehm auf. Nachdem man eine hiermit gezeichnete Platine auf dem Bildschirm sieht, fragt man sich nur: wie kriege ich alles auf Papier oder Film - als Plot, als Ausdruck, als Gerber-File oder wie sonst? Auch hier gibt es durchaus einige Möglichkeiten. Fangen wir bei dem an, was wohl fast jeder als Ausgabemöglichkeit zu bieten hat: dem Drucker. Bei allen Treibern ist die Ausgabeauflösung variabel und eine Vergrößerung zwischen 0.01 und 2 einstellbar. Für den Bereich der 9-Nadler werden diejenigen unterstützt, die EPSON ESC““-Sequenzen benutzen. Der 24-Nadeltreiber richtet sich nach dem NEC-Standard mit einer maximalen Auflösung von 360360 dpi. Bei der Laserdruckeremulation stehen zwei Druckertypen zur Verfügung, nämlich: ein HP-Laserjet und ein ATARI-SLM804-Treiber. Damit dürfte wohl der größte Teil der User zu dem gewünschten Ergebnis kommen. Aber die Möglichkeiten des Programms, die gezeichneten Daten auszugeben, sind damit noch nicht erschöpft. Als direktes „zu Papier bringen“ steht zusätzlich eine Plotterausgabe über den HPGL-Standard zur Verfügung. Die gezeichneten Layouts sind auch über einige Exportfomate in andere Programme transferierbar. Wer genügend Festspeicherplatz zur Verfügung hat, kann eine Platine als Bitmap-Datei schreiben. Etwas genügsamer ist da schon das IMG-Format, oder, wer die Vektorgrafik direkt exportieren möchte, dem steht der Weg über das von AutoCad bekannte DXF-Format offen.

ConnectiCAD ist im ganzen gesehen eine günstige Einsteigermöglichkeit für die Platinen-Layout-Erstellung im Hobbybereich. Professionellen Asprüchen kann das Programm allerdings nicht ganz gerecht werden.

Karl-Martin Schmidt

PCB-Layout plus

Auf einer anderen Philosophie basierend und andere Möglichkeiten bietend ist ein weiterer Vertreter der PCB-Szene: das von Praefcke vertriebene PCB-Layout plus. Statt wie zuvor beschrieben mit Vektoren zu arbeiten, setzt Praefcke auf eine Segmentorientierung. Die Segmente haben eine quadratische Form von 1/20" Kantenlänge und können in diesem Feld aus dem dafür kreierten Font das geforderte Zeichen abbilden. Beispiele aus diesem Font sind: gerade Leiterbahnen, Kreuzungen, Löt-Pads, Leiterbahnschrägen und eine besondere Leiterbahnstärke.

Aufgrund von Bibliotheken ist PCB zu umfangreich, um sinnvoll ohne Festplatte auszukommen. Als weitere Systemanforderungen sollten 1MB Hauptspeicher und eine monochrome Auflösung zwischen 640400 und 896640 Punkten vorhanden sein. Die normale PCB-layout-plus-Version arbeitet auf ST, STE und TT mit zwei Layern für Leiterbahnen und Lötaugen. Weitere Ausbaustufen des Programms nutzen bis zu 6 Layer und eine größere Bildschirmauflösung. Bei der uns vorliegenden normalen plus-Version ist immerhin eine doppelte Europlatinengröße möglich, was Abmessungen von 320*200 mm entspricht. Die verwendbaren Grundelemente sind aus einer Icon-Leiste am linken Bildschirmrand aus wählbar.

Bauteile lassen sich bei PBC-Layout plus direkt aus einer Bibliothek abrufen.

Mit den zwei Leiterbahnstärken und Löt-Pad-Größen lassen sich die meisten normalen Lavout-Probleme lösen. Für kniffligere Fälle kann man über Symbole aus einem Icon-Feld auch andere Löt-Pads und Leiterbahnen erzeugen. Durch das „Aufziehen“ von Löt-Pad Doppelreihen im 1/10" Format sind IC-Sockel und Pfostenleisten schnell dargestellt. Hilfreich bei dieser Art von Lötaugenplazierung ist der in einer Informationszeile angezeigte Kommentar wie zum Beispiel „DILI 4“. Er gibt an, welcher gebräuchlichen Lötpunktgruppe die momentan sichtbare Löt-Pad-Darstellung entspricht.

Der Router

Das Zeichnen von Leiterbahnen in dem bisher beschriebenen Teil des Programms ist auf verschiedene Art und Weise möglich - etwa komplett interaktiv mit der Maus oder mit der Option „Route“ aus der Icon-Leiste. Durch Anklicken eines Anfangs- und Endpunktes erzeugt der damit aufgerufene Router durch mehrere in der Menüleiste abrufbare Strategien eine Leiterbahn zwischen diesen Punkten. Blockoperationen in der bewährten Cut-und-Paste-Technik sind im normalen Layout-Teil von PCB ebenso vorhanden wie das Beschriften der Platine. In Größe und Attributen sowie der Ausrichtung beim Schreiben läßt sich der Zeichensatz manipulieren.

Uber das unterste Feld der Icon-Leiste erreicht man den plus-Teil der Software. Hier werden Verbindungen und Potentiale von plazierten Bauteilen definiert. Diese können aus einer nicht gerade kleinen Bibliothek ausgewählt werden. Wie Gummifäden hängen die Verbindungen, die auch im Calay-Format aus einer Netzliste entnommen werden können, an den Pins, wenn man selbige nachträglich verschiebt. Mit dem Verschieben ist auf einfache Weise eine Korrektur in der Plazierung und dadurch teilweise auch im Layout möglich. Nun kann der Auto-Router seine Arbeit aufnehmen und mit Hilfe des Lee-Algorithmus und einigen optionalen Einstellungen das Layout erstellen. Obwohl der Router seine Arbeit sehr gut und zügig verrichtet, ist das Ergebnis meist nur ein Vorentwurf, denn alle Probleme einer Leiterplattenentflechtung wie zum Beispiel die Beeinflussung durch benachbarte Signale, lassen sich dadurch auch nicht lösen. So ist wie bei jedem Auto-Router nach dem Routen Handarbeit für Korrekturen und Änderungen gefragt.

SMD-Unterstützung

In der neusten Version sind auch SMD-Bauteile weitgehend möglich. Mit zwei externen Editoren lassen sich die vorhandenen Bibliotheken um neue Gehäuse und neue Bauteile erweitern. Die einzelnen Pins werden mit einer Signalbeschriftung versehen, die nachher beim Arbeiten im Layout in der Informationszeile angezeigt werden können.

Die Ausgabe

Zur Ausgabe des Ergebnisses gibt es diverse Wege. Das in ersten Versuchen am häufigsten benutzte Werkzeug ist auch hier der Drucker. Mit den vorhandenen Treibern dürften sich wohl auch die meisten Papierschwärzer ansteuem lassen. So sind für die Bereiche der 9-, 24-Nadel- und der Laserdrucker gängige Module vorhanden. Für die Plotausgabe ist der HPGL-Code als Standard implementiert, der relativ einfach auch an andere Plottersprachen angepaßt werden kann. Die Ausgabemenüs erlauben die Auswahl der zu druckenden Seite und aus welcher Sichtweise dieselbe mit dem dazugehörigen Schwärzungsgrad und Maßstab gedruckt werden soll. Aber das ist noch nicht alles: Stücklisten, IMG-Bilddatei, Verbindungs- und Potentialdaten sowie Excellon-Bohrdaten sind auch im Standardausgabeumfang enthalten. Wer das professionelle Gerber-Format nutzen will, dem steht auch dieses Modul zur Verfügung.

Im ganzen kann man PCB als sehr sicher laufendes Programm auch für den professionellen Bereich ansehen, sofern man mit einer Auflösung von 1/20" auskommt und keine übermäßig großen Platinen fertigen muß. Der Gesamtaufbau ist so einfach und logisch konzipiert, daß nur eine sehr kurze Einarbeitungszeit notwendig ist.

Karl-Martin Schmidt

RouteIt/CircuIt

RoutIt und CircuIt sind die nächsten Gesellen aus dem PCB-Genre. RouteIt ist der Teil des von Think! vertriebenen Software-Duos, der für den Entwurf der eigentlichen Leiterplatten zuständig ist, während CircuIt sich mit dem Schaltungs- und Bestückungsentwurf befaßt. Zusammenarbeit wird hierbei groß geschrieben, denn sofern CircuIt als ACC im Speicher installiert ist und RouteIt als Applikation läuft, findet eine rege Datenkommunikation zwischen den beiden Programmen statt. Wehmütig ist hierbei einzugestehen, daß ein Hauptspeicher von 1MB und weniger, falls beide Programme gleichzeitig im Speicher genutzt werden, nicht nur Understatement, sondern sogar fehl am Platze ist.

Ob ST, TT oder Falcon030 - die Software läuft auf allen Systemen die mindestens eine Auflösung von 640200 Bildpunkten haben. Der Spruch: „Manche mögen’s bunt“ trifft auf die Think!-Produkte im Gegensatz zu manch anderen Bewerbern tatsächlich zu. Besonders beim Platinen-Layout ist dieses Feature zum schnellen Zurechtfinden ziemlich angenehm. Aber auch in den normalerweise (noch) üblichen monochromen Auflösungen ist das ganze lauffähig. Auffallend ist die sehr konsequente Einbindung in GEM mit GDOS-Unterstützung. Man arbeitet mit drei GEM-Fenstern: einem für den Schaltplan selbst, einem weiteren für Multiobjekte wie zum Beispiel Mehrfach-OPs (TL 084) und als drittem einem Icon-Fenster zum Aus wählen von Werkzeugen. Bei einer Schaltplangröße von bis zu 1 m1m ist fast immer alles in einer Zeichnung unterzubringen.

CircuIt kommuniziert als Accessory ständig mit RouteIt.
Werkzeugfenster erlauben eine schnelle und unkomplizierte Bedienung von RouteIt.

Das vektororientierte CircuIt kann sich aus einem großem Vorrat von GEM-Vektorgrafiken, in dem die Bauteile abgespeichert sind, bedienen. Bei Bauteilen, die aus mehreren gleichen Inhalten bestehen, wie z.B. vier OPs in einem Gehäuse (TL 084 als Beispiel IC), kann man die Verstärker einzeln auf dem Schaltplan verteilen. Die in Bibliotheken abgelegten Bauteile lassen sich mit einem gesonderten Library-Editor erweitern und verändern. Trotzdem werden die Bausteinteile als ein IC im Bestückungsplan zusammengefaßt, und die korrekten Verbindungen können an RouteIt übergeben werden. Nicht nur in einzelnen Vektorlinien, sondern auch in ganzen Bündeln - sogenannten Bussen - lassen sich Bauteile untereinander verbinden. Letzteres ist ein nützliches Instrument zum Erstellen von Schaltungen aus dem Computer-Bereich, denn hier können immerhin bis zu 32 Signale zu einem Strang zusammengefaßt werden, was die Arbeit erleichtert und die Übersicht des Plans verbessert. Das Werkzeugfenster ist per Mausklick auf einen zweiten Icon-Satz umschaltbar, womit vorhandene Objekte nachträglich manipuliert werden können. Im nächsten Schritt werden die Bauteile im Bestückungsplan auf der geplanten Platine positioniert. Man ist aber nach vollendetem Schaltplan samt einem Kurzschlußtest nicht daran gebunden, mit RouteIt das Platinen-Layout zu zeichnen denn es existieren mehrere Exportmöglichkeiten für Netzlisten. Sowohl im Think!-eigenen, als auch in Computervision- und Calay-Format können die zuvor erstellten Netzlisten des Schaltplans ausgegeben werden. Als Bonbon ist seit neuestem eine zusätzliche Schnittstelle zu einem Simulationsprogramm für elektronische Schaltungen und deren Frequenzverhalten implementiert. Das auf DOS-PCs und ATARI gleichermaßen existierende Programm heißt „P-spice“.

Auto-Router

Von der grafischen Ausgabe her arbeitet die Software mit einem ähnlichen Prinzip wie PCB-Layout, nämlich segmentorientiert. Bei diesem Prinzip bietet sich ein Auto-Router, der mit dem Lee-Algorithmus arbeitet, förmlich an. Bei RouteIt findet diese Programmierung Verwendung, wobei der Router in mehreren Durchgängen, die durch verschiedene Strategien gekennzeichnet sind, versucht, aus Bauteilepositionierung und Netzliste die Platine mit Leiterbahnen und Lötaugen zu erstellen. Dies gelingt meist bei einem recht hohen Prozentsatz der zu verlegenden Bahnen. Die noch nicht erledigten Verbindungen lassen sich vom Rechner heraussuchen und interaktiv manuell verlegen. Dafür sind auch hier verschiedene Lötaugengrößen und -arten sowie Leiterbahnbreiten auswählbar. Im Verbindungsmodus kann die Positionierung der Bauteile nachträglich noch editiert werden ebenso wie das Verlegen und Auftrennen von Verbindungen aus dem Schaltplanteil CircuIt. Ein letzter Editiermodus bezieht sich auf das Einbinden, von Text auf den verschiedenen Layern der Platine.

Ausgabe

Die Druckerausgabe erfolgt bei beiden Programmteilen über das GDOS. Somit sind fast alle Drucker ansteuerbar. Bei Route ist dann ein 1:1- und 2:1-Ausdruck möglich, während die Skalierung bei CircuIt verständlicherweise viel variabler gestaltet ist. Auch für PostScript, GEM Metafile und HPGL existieren Ausgabeschnittstellen. Für den professionellen Anwender steht sogar das Gerber-Format zur Verfügung.

Im ganzen ist CircuIt mit RouteIt ein sehr preiswertes und umfangreiches Software-Paket, das die meisten Ansprüche von Anwendern erfüllt, denen eine 1/20" Auflösung ausreicht. Etwas problematisch sind manchmal der Abstand und der Führung von Leiterbahnen in der Nähe von Lötaugen. Insgesamt gesehen ist durch das Ineinandergreifen der beiden Programmteile ein sehr komfortables Arbeiten möglich.

Karl-Martin Schmidt

Scooter-PCB

Scooter-PCB arbeitet vektororientiert mit einer Auflösung von 1/1000 Zoll. Alle Abmessungen wie Leiterbahnbreiten oder Lötaugengrößen können mit dieser Auflösung eingestellt werden. Unterstützt werden 20 Layer, von denen bereits 14 eine feste Aufgabe zugewiesen ist. Die restlichen können beispielsweise für Multilayer-Platinen frei verwendet werden.

Das Programm unterstützt Standard- sowie SMD-Bauteile in ein- und beidseitiger Bestückung. In der mitgelieferten Bibliothek befinden sich bereits über 500 verschiedene Gehäusetypen. Nicht enthaltene Bauteile können leicht selbst erzeugt werden.

Die unter den Bauteilen herzustellenden Verbindungen werden durch Luftlinen symbolisiert, die beim Verschieben der Bauteile wie Gummibänder mitgeführt werden. Zur Erzeugung dieser Netzlisten können Schaltplanprogramme wie z. B. Staned oder auch Texteditoren verwendet werden.

Beim Routen-, dies kann manuell oder automatisch mit dem Autorouter geschehen - werden die Luftlinien in das Leiterbahnbild überführt. Bei der manuellen Methode verlegt der Anwender die Leiterbahnen, wobei ständig überprüft wird, ob mögliche Kurzschlüsse mit anderen Signalen aufgetreten sind. Umfangreiche Funktionen ermöglichen einfaches Erstellen und Editieren des Layouts. Der integrierte Auto-Router ist in vielen Punkten frei konfigurierbar und hat einen Routing-Erfolg von ca. 80-90%.

Eine aufwendige automatische Massenflächengenerierung gibt der Platine den letzten Schliff, verbessert die elektrischen Eigenschaften, spart Ätzmittel und schont nebenbei die Umwelt. Wer Prototypen fräsen will, kann sich mit der neuen Outline-Funktion den Fräsweg berechnen lassen.

Scooter PCB läuft auf allen TOS-ATARIs mit mindestens 1 MB RAM und monochromen Monitoren ab 640*400 Punkten. Der große Funktionsumfang des Programmes wird durch eine Zweiteilung der Menüs übersichtlich und anwenderfreundlich gestaltet. Oft benötigte Funktionen befinden sich direkt zugänglich neben dem Fenster. Sämtliche Menüpunkte sowie Tastencodes sind vom Anwender frei konfigurierbar. Dies wird durch eine Befehlssprache erreicht, die beim Anklicken eines Menüpunktes interpretiert wird.

Die Bildschirmaufbauzeit ist für ein vektororientiertes CAD-Programm sehr schnell. Damit trotzdem nicht bei jedem Scrollen des Fensters ein Neuaufbau nötig wird, wird zusätzlich der freie Speicher als Video-Cache genutzt. Dadurch kann der Anwender mit hoher Geschwindigkeit auf der Platine umherscrollen.

Der mitgelieferte Druckertreiber ist sehr umfangreich und unterstützt alle gängigen Drucker, auch PostScript und Bildformate wie GEM-IMG oder GEM-Metafile. Bestmögliche Druckqualität wird durch vielfältige Einstellungsmöglichkeiten erreicht. Der Plottertreiber unterstützt unter anderem HP-GL und die Industriestandards Gerber-Fotoplotter und Excellon-Bohrautomaten.

Jürgen Piscol

Scooter wird über Klartextmenüs am Fensterrand bedient.
Sauber in GEM eingebunden präsentiert sich Staned, der Schaltplan-Layouter.

Platon

Die aktuelle Version 2.2 von Platon stellt ein in sich abgerundetes System zum Entwurf von Platinen und Schaltungen dar. Platon ist ein Musterbeispiel an GEM-konformer Programmierung, darüber hinaus wird die Bedienung durch logisch aufgebaute Pop-Up-Menüs erleichtert (siehe Foto). An der linken Bildschirmseite sind einige Icons zu erkennen, auf die wir gleich näher eingehen werden. Der Rest der Bildschirmfläche wird von einem Fenster ausgefüllt - dem Arbeitsbereich. Je nachdem, ob eine Platon-Datei die Endung SPL oder PLT bekommt, kann man in diesem Arbeitsbereich einen Schaltplan oder eine Platine bearbeiten.

Platon bietet alle wichtigen Funktionen in einer separaten Werkzeugleiste an.

Schaltplan

Erstellt man einen Schaltplan, werden die Icons, die eigentlich zur Auswahl der Platinenlage benutzt werden, zum Umschalter zwischen mehreren Seiten. Da in der sehr umfangreichen Bauteilebibliothek die gebräuchlichsten Schaltzeichen und ICs vorhanden sind, muß man sich nur vereinzelt Bauteile selbst erstellen (ein TMS34020 ist beispielsweise nicht vorhanden, was aber vielen Anwendern auch gar nicht auffallen wird ...). Die Verbindungen in einem Schaltplan sind dann einfache Leiterbahnen, wobei man auch Signale zu einem Bus zusammenfasssen kann. Der optional erhältliche Netzlistengenerator erstellt aus der SPL-Datei eine standardisierte Netzliste (einfaches ASCII-File), in der alle Verbindungen, Bauteile und Pin-Belegungen festgehalten sind. Diese Netzliste kann nun von einem anderen Layout-Programm oder aber Platon selbst wieder eingelesen werden.

Platinen-Layout

Legt man bei Platon eine PLT-Datei an, befindet man sich automatisch im ,Leiterplatten-Modus‘. Die Icons dienen zur Auswahl der Lagen (über 100 sind möglich, also ist eine Multilayer-Platine mit 20 Lagen in Feinstleitertechnik wirklich problemlos zu realisieren), verschiedener Zeichenoperationen (Linie = Leiterbahn, Kreis-/Ellipsen-Ausschnitt, Rechteck, eine flexible Textfunktion mit einer Ausrichtung in acht verschiedenen Richtungen usw) und natürlich den wichtigsten Arbeitsmodi wie beispielsweise 45°-Ecken.

Man könnte nun einen Schaltplan von Papier wieder in eine entflochtene Platine umsetzen, jedoch birgt dies eine weitere Fehlerquelle. Deshalb sollte man die zuvor erstellte Netzliste wieder einladen und den Online-Check aktivieren. Er prüft nicht alle, aber die wichtigsten Fehler im Ver-geich zur Netzliste während des Layout-Vorgangs. Ein genauer Vergleich wird mittels des Design Rule Checks als nachladbares Programm vorgenommen. Ist also der Schaltplan mit Sicherheit korrekt angefertigt worden, wird das Platinen-Layout auch keinerlei technische Fehler aufweisen (es sein denn, die Masseleitungen sind zu dünn o.ä., wobei eine automatische Generierung der Masseflächen in Arbeit ist). Im Hauptprogramm von Platon ist ein interaktiver Autorouter eingebaut, der aber nur bei vorhandener Netzliste einzusetzen ist. Wiederum optional erhältlich ist ein externer Autorouter, der auf den bekannten Bartels-Algorithmus beruht. Es wird so ein recht hoher Entflechtungsgrad erreicht - was sich allerdings auch im Preis niederschlägt (Lizenzgebühren).

Platon arbeitet vektororientiert mit nahezu frei wählbaren Rasterabständen, die sich jedoch auch abstellen lassen. Somit hat man Zugriff auf jeden x-beliebigen Punkt der Platine oder des Schaltplans (was aber meist gar nicht nötig ist). Zu Weihnachten wünsche ich mir ein Gummipferd. Das Vektorkonzept hat leider auch einen kleinen Haken: Man braucht einen schnellen Rechner. Platon wird bei einer 4lagigen mittelgroßen Platine auf einem MSTE dermaßen langsam, daß ein flüssiges Arbeiten kaum noch möglich ist.

Ausgabe

Wie vielleicht schon ein wenig herauszulesen war, ist Platon im Prinzip ein Software-Paket, d.h. viele Funktionen sind als externe Programme entweder gleich im Lieferumfang enthalten oder müssen separat gekauft werden. So verhält es sich auch bei den Ausgabetreibern, deren man zahlreiche vorfindet: Drucker (auch Laser), Plotter, Metafile. PostScript, Gerber, Bohrdaten, XYZ-Fräsanlage (alle drei auch direkt ansteuerbar, falls man zufällig einen Gerber-Plotter sein eigen nennt ...). Zur Fertigung von Platinen und der u.U. erforderlichen schriftlichen Dokumentation eines Projekts sind ausreichend Möglichkeiten vorhanden. Diese externen Programme können aber, sofern der Arbeitsspeicher ausreicht, auch direkt aus dem Platon-Hauptprogramm nachgeladen werden (im Menü ,Programme‘, im Bild ganz rechts).

Grenzen...

... sind weniger bei Platon als eher beim Rechner zu finden, auf dem das Software-Paket installiert ist. Wie oben schon erwähnt, wird Platon selbst auf einen 16 MHz-Rechner mit N VDI ab einer bestimmten Komplexität des Schaltplans bzw. der Platine recht langsam, was man unseres Erachtens nicht der Software anlasten kann - schließlich fallen eine Menge zu verarbeitende Daten an.

So muß man sich überlegen, was die Zielgruppe von Platon sein kann. Vom Funktionsumfang her kann man das Programm zwischen semiprofessionellem und professionellem Niveau einordnen. Auch die Verkaufspreise machen dies deutlich, obwohl u.E. das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Wer ernsthaft elektronische Schaltungen mit dem ATARI entwickeln will und mit Platon liebäugelt, sollte sich über die benötigte Hardware im klaren sein: Ein TT sollt’s schon sein, um die 4 MB Festplattenspeicher für die Komplettversion und einen 17" Monitor mit einer Farbgrafikkarte (Größe des Monitors hängt natürlich vom subjektiven Belieben ab) bereitstellen zu können, damit sich mehrere Platinenlagen übersichtlich anzeigen lassen (auch während der Entflechtungsarbeit). Allerdings muß hier auch hervorgehoben werden, daß für die Arbeiten anspruchsvoller (nicht nur) Hobbyelektroniker meist ein 16-MHz-ATARI ausreichen dürfte - so oft wird man dann doch wohl keine 81agige Platine entflechten müssen

Fazit

Platon mausert sich immer mehr zu einem professionellen Schaltplan- und Layout-Editor mit einer durchdachten Benutzerführung. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt, jedoch ist das Programm auch nicht für jedermann bezahlbar.

Robert Osten

  ConnectiCad PCB Layout Plus RouteIt/CircuIt Scooter PCB Staned Platon
Version 1.2 1.3 1.4/RouteIt, 1.3/CircuIt 2.02 1.1 2.2
Rechnerkonfiguration ST(E)/TT, großbildschirmfähig, ab 512KB RAM auch Diskette 1 ST(E)/TT/FALCON030, großbildschirmfähig bis 896*640 Pixel, ab 1MB RAM, monochrom ST(E)/TT/FALCON 030, großbildschirmfähig, Farbe ab 640*200 Pixel in beliebig vielen Farben, ab 1MB RAM, 2.5 MB auf Festplatte ST(E)/TT, ab 1MB RAM, großbildschirmfähig, monochrom, Festplatte nicht unbedingt notwendig ST(E)/TT/großbildschirmfähig, auch Farbe, Grafikkarten, MultiTOS, Festplatte erforderlich ST(E)/TT/FALCON030, empfohlen mind. 4MB RAM & Festplatte, großbildschirmfähig, Grafikkarten
Schaltplanerstellung nein nein DIN-Norm-fähig,
große Bibliothek mit teilweise verschiedenen Normdarstellungen,
unterstützt Calay- und Computervision-Formate,
eigenes Format,
1*1m maximale Größe,
vektororientiert
nein hierarchische Multi-Page-Entwurf,
Seitengröße bis DIN A3,
alle gängigen Netzlisten-Formate,
dadurch einfache Schnittstelle z.B. zu Scooter und auch zu Simulationsprogrammen (SPICE),
Bauteilbibliothek leicht erweiterbar
möglich, mit Ausgabe als Netzliste,
viele Symbole bereits in der Bibliothek enthalten.
Etwas merkwürdige Art der Schaltplanerstellung, jedoch keineswegs umständlich
Platinenlayout vektororientiert,
max Auflösung 1/64000",
Cursor bzw. Maus-Raster wählbar,
keine Bauteilebibliothek,
4 Layer
segmentorientiert,
max. Auflösung 1/20',
große Bauteilebibliothek,
Autorouter,
SMD-fähig,
unterstützt Caly-Format,
Zusammenarbeit mit Staned
segmentorientiert,
max. Auflösung 1/20,
Mehrpass-Autorouter,
Bauteilebibliothek von CircuIt und eigene Bibliothek,
Schnittstelle zu CircuIt,
MultiTOSfähig
vektororientiert,
WYSIWYG,
Auflösung 1/1000",
Raster frei wahlbar,
Platinen bis 1.6*1.6m,
Feinleitertechnik,
Flächenfüllfunktion,
6 freie Layer,
beidseitige SMD-Bestückung,
sehr gute Bauteilbibliothek,
absolut problemlose industrielle Fertigung der erzeugten Platinen
nein vektororientiert,
1/2000 Zoll Auflösung,
max. Platinengröße 832*832mm,
nahezu unbegrenzte Anzahl von Elementen,
Cursor-Raster in weiten Grenzen einstellbar,
interaktiver Autorouter vorhanden (z.Zt. nur bei existierender Netzliste),
100%-Bartels-Autorouter separat erhältlich,
intuitive Bedienung
Ausgabemöglicheiten: NEC P6, EPSON FX, ATARI-Laser, HP-Laserjet, HPGL, DXF, Bitmap, IMG-Datei Gerber, Bohrdaten im Excellon-Format, IMG-Datei, diverse Plotter und Drucker, Stücklisten Gerber, GDOS, HPGL, PostScript IMG-Datei, GEM-Metafile, 9- und 24-Nadeldrucker, PostScript, HPGL, Gerber, Excellon-Bohrautomat., alles frei skalierbar GDOS, alle gängigen Drucker vom 9-Nadler bis zum HP-Laser (ATARI-Laser wird nicht unterstützt) Drucker (9-, 24-Nadel- und Laserdrucker), GEM-Metafile, Plotter, PostScript, Gerber, Bohr- und Fräsdaten
Besonderheiten keine sehr klares Bedienungskonzept Automatische Datenübergabe zwischen Schaltplan und Layout-Software Komplettlösung inklusive aller Bibliotheken Drucker- und Plottertreiber beigefügter Library-Compiler ermöglicht einfache Erstellung ganzer Biliotheken; speziell angepaßter Logiksimulator STANLOG in Vorbereitung Modulkonzept: Es müssen nur die Funktionen bezahlt werden, die man wirklich braucht (siehe Preise), Demoversion erhältlich, Online-Hilfe über mitgeliefertes Accessory
Fazit sehr hohe Auflösung,
saubere Vektordarstellung,
gut als Einsteigerprogramm geeignet
sicheres Layout mit SMD-fähigem Autorouter;
bis 1/20“ und 320*200 gut nutzbar für Hobby bis professionelle Anwendung
sehr preiswertes Programm nicht nur für Einsteiger, sondern auch in professionelleren Bereichen brauchbar.
Probleme beim Verlegen von Leiterbahnen in der Nähe von Lötaugen.
CircuIt ist insgesamt gesehen der leistungsfähigere und bessere Programmteil.
Ideales, praxisnahes und benutzerfreundliches Programm mit hervorragendem Preis-/ Leistungsverhältnis. Für minimale Schwächen, wie etwa fehlende UNDO-Funktion, wird der Anwender durch andere Funktionen mehr als entschädigt. Sauberes GEM-Programm in Multi-Fenstertechnik. Leider wird in jedem Fall Festplatte benötigt. Erzielte Ergebnisse sind sehr gut, allerdings erfordert das Programm eine gewisse Einarbeitungszeit. Platon ist ein Zwitter, der sich zwischen professionellen und andererseits anspruchsvollen Hobbyentwicklern bewegt. Wer sich ernsthafter in diesem Bereich betätigen will, kann mit Platon eigentlich nichts falsch machen.
Kosten 99,- DM ca. 398,- DM jedes einzeln 179,- DM
zusammen 349,- DM
279,- DM 249,- DM Platon 1127,- DM
Gerber-Import 322,- DM
PostScript-Ausgabe 149,50 DM
HPGL-Import 207,- DM
Bartels-Autorouter auf 1/40 Zoll beschränkt 2875,- DM
Bartels-Autorouter bis 1/100 Zoll 5750.-DM
Bezugsadresse Galactic
Julienstr. 7
W-4300 Essen
Dipl.-Ing. Thomas Praefcke
Holzvogtkamp 55
W-2302 Flintbek
Think GmbH
Scharnhorststraße 40
W-8500 Nürnberg 20
HK-Datentechnik
Heerstraße 44
W-4047 Dormagen 11
BCP Hard&Soft
Im Dorfe 19
W-2121 Embsen-Oerzer
VHF Computer GbR
Daimlerstraße 13
W-7036 Schönaich


Aus: ST-Computer 03 / 1993, Seite 29

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