Hersteller: Ocean
Vertrieb: Bomico
Wer sich mal herzhaft in einen Ameisenhaufen gesetzt hat, weiß, daß die kleinen Krabbelbiester echte Kämpfernaturen sind. Mit einem eher sympathischen Vertreter dieser Tierart wird der Spieler in Oceans neuem Geschicklichkeitsgame „Push Over" bekannt.
Held ist „G.I. Ant“ eine sehr menschenfreundliche Ameise. Sie hift dem verzweifelten - und etwas dösigen - Colin. Seine Quaver-Kornflakes sind dummerweise in einen Ameisenhügel gepurzelt. Über den Geschmack des Flockenfutters ließe sich sicher streiten - aber einerlei, G.I.Ant macht sich sofort auf die Suche nach den gräßlichen Quavers. Zur allgemeinen Überraschung muß er sich bei der Flockensuche mit den phantasievollsten Dominovarianten herumärgern - oder amüsieren, wie man’s nimmt. Vor prächtigen Hintergrundillustrationen erstrecken sich etliche Plattformen auf dem Screen Recht unordentlich stehen überall große Dominosteine herum. G.I.Ant muß die Spielklötze nun herumschleppen und in einer bestimmten Weise aufbauen. Bekanntlich können Ameisen ja ein Vielfaches ihres Körpergewichtes tragen -kein Problem also für Super-Ant. Der arme Spieler denkt für das starke Tier und dirigiert es mit Joystick oder Tasten 100 Levels lang Alle 10 Levels verwöhnt das Programm seinen Fan mit einer Zwischengrafik: Colin bekommt darin seine Quavers Jeweils daran anschließend, werkelt die tolle Ameise vor einem neuen Hintergrund Mal qualmen Fabriken hinten im Screen, später versetzen die Bilder in die Antike, ins Reich der Azteken und in eine Weltraumstation. Fünf Ameisenleben liegen auf der digitalen Reservebank. Die kann man brauchen, denn wenn G.I.Ant mal von einer hohen Plattform klatscht, ist das Tierchen hinüber Manchmal muß man dieses Risiko eingehen, da alles sehr, sehr schnell gehen muß. In der Eile klettert G.I. Ant dann nicht betulich die Leitern runter, sondern macht einen kühnen Satz. Wenn er dabei ein klein bißchen auf die Nase fällt, fühlt er sich allenfalls etwas duselig, kann aber weitermachen. Level für Level werden die neun Dominovarianten kniffeliger. In leichteren Spielstufen geht es zunächst nur darum, die schwarzweißen Steine so aufzureihen, daß der gestreifte Endklotz auch ganz bestimmt umfällt, wenn das erste Steinchen angestupst worden ist. Oceans Spielemacher haben sich dazu die verrücktesten Sachen ausgedacht Zum Beispiel werden die Dominosteine auch dazu benutzt, von einer Plattform zur anderen zu gelangen. Einmal haut der Endstein ein Loch in die Plattform, so daß G.I. Ant eine Etage tiefer springen kann. Klaft zwischen zwei Ebenen eine tiefe Schlucht, hat auch da das Dominoverfahren eine Lösung: der letzte Stein muß so umfallen, daß er wie eine Zugbrücke über die Kluft fällt. Und dann wird es kompliziert. Es gibt nämlich eine Art Anstoßsteine, die erst einmal ins Rollen gebracht werden, an einem roten Stopper abprallen und dann plangemäß die nächste Reihe Dominos umhauen. Ei freilich gibt es auch fliegende Dominosteine, die einander schwebend anditschen Glücklichen Absolventen vorheriger Levels gibt ein Ameisenheer die Zugangsnummer zum nächsten Teil des Vergnügen heraus und legt noch einen Gutschein bei. Mit einem solchen sogenannten Token darf man das verhunzte Level erneut angehen. Ein Glück -denn manchmal sind die Kombinationsmöglichkeiten so groß, daß man selbst mit heißgelaufenem Grips nicht so leicht auf die Lösung kommt. Wie schön wäre es in diesem Fall, zu zweit an dem Problem zu arbeiten. Aber einen Zwei-Spieler-Modus hat Ocean uns denn doch nicht gegönnt. Dabei ist das Spiel mit den labberigen Kornflakes und dem freundlichen Piekstier ansonsten ein echter Knaller.
Die Bilder sind sehr schön, der heiße Jazz im Hintergrund klasse. Auch die Steuerung ist akkurat und schnell. Ein besonderes Lob noch für die Bildermaler: die Figur von G.I. Ant ist so süß wie seinerzeit die schnuckeligen kleinen Lemminge. Mit der Sprache gibt es keine Schwierigkeiten: zuvorkommend wird das Game in vier Sprachen ausgeliefert. Jaja, auch in Deutsch Englandreisende werden eine Werbung für dieses Spiel übrigens auch auf den Quavers-Packungen finden. Ocean und der Flockenhersteller haben nämlich einen Deal gemacht: Quavers kommen im Spiel vor, andersrum wird das Spiel auf der Cornflakes-Packung beworben. Nun sollte man daraus aber nicht schließen, daß Spiel und Knusperfutter die gleiche Qualität haben. Quavers haben dem - nicht gerade verwöhnten - Tester so gut geschmeckt wie der Sandkuchen damals in der Buddelkiste.
Carsten Borgmeier
Hersteller: Ocean
Vertrieb: Bomico
Ocean kommt im Tieflug mit einer handfesten Raumkamptsimulation auf uns zu. „Epic" heißt sie und vereint seriöse Technik-Features mit spaßbringendem Feindbeschuß. Peng Peng? Da es ja primitiv ist, einfach nur irgendwelche Objekte zu zerknallen, gibt es eine akzeptable Hintergrund-Story, die die Wut auf die feindlichen Raumgleiter schürt. Ein atemberaubender Vorspann stimmt auf den ungleichen Kampf des Spielers ein.
Eigentlich hat aber die Sonne an allem Schuld: ohne ersichtlichen Grund schickt sie sich an, in absehbarer Zeit auseinanderzuplatzen. Da hätten die Menschen schlechte Karten. Glücklicherweise haben die neugierigen Weltraumerforscher bereits den Planeten Ulysses VII entdeckt, auf dem es sich einigermaßen gut leben läßt. Leider ist die Ersatzwelt ein gutes Stück weit von der Erde entfernt, um genau zu sein: über vier Jahre Flugzeit Während die langsamen Riesenschiffe die Erdbevölkerung durchs All karren, starten die gelangweilten Rexxonen ihre rasanten Kampfgleiter und gehen auf Jagd - wie manche Neureiche, denen noch ein paar Kerben auf der Elefantenbüchse fehlen Ganze Flotten der schießwütigen Aliens schwirren aus der Tiefe des Alls herbei.
Tatenlos müssen die Erdlinge nun Zusehen, wie sich ein paar heldenhafte Piloten den Angreifern entgegenstellen Unter ihnen ist auch der Spieler. Er klemmt im Cockpit des irre schnellen Epic-Fighters, der mit seiner raffinierten Waffentechnik praktisch unschlagbar ist. Aber bei so vielen Feinden...? Es gibt nur drei Exemplare dieser Hightech-Flieger. Immerhin muß der Beschützer ganze neun schwierige Missionen im All und auf den Plantenoberflächen durchstehen. Seinen jeweiligen Auftrag erhält der Tollkühne vom Kommandanten der Verteidigungsflotte. Und dann darf simuliert werden. Sehr gute, flüssige Polygonengrafik oszilliert dreidimensional über den Screen. Selbst Einzelheiten sind noch zu erkennen Ähnlich wie in den üblichen Flugsimulatoren ist das Cockpit des Epic vollgepfropft mit Instrumenten. Anzeigen informieren über Treibstoffvorrat. Tempo und Schäden an Schutzschildern. Feindliche Gleiter werden auf einem Radarschirm als Pünktchen dargestellt. Natürlich kann man auch aus den Fenstern gucken: ein Klick, und man schaut zum Beispiel zur linken Seitenscheibe hinaus. Natürlich kann man nach allen Seiten, auch nach hinten, hinaussehen. Beim Kampf auf direkte Sicht gibt es allerdings ein Problem: die Grafiken der feindlichen Fighter sehen denen der eigenen Kombattanten zum Verwechseln ähnlich. So kommt es zu manchem Eigentor Bei der radargestützten Zielwahl wird dagegen von der Software ein feindlicher Flieger aufs Korn genommen. Dann aktiviert man eins von acht Waffensystemen.
Besonders praktisch sind die Zielsuchraketen, die ihr Opfer hartnäckig verfolgen. Im Cockpit zeigt ein kleines Fenster, was das Suchauge der Raketenkamera gerade „sieht“. Aber auch die unterschiedlichen Laserkanonen heizen den Rexxonen ganz hübsch ein. Anfangs ist es ganz nett, das Zielschießen. Nach einer Weile wünscht man sich Abwechslung und bekommt sie auch! In einer Mission gibt der Epic-Pilot einem irdischen Schiff Geleitschutz, in einer anderen zerbatzt er die rexxonische Radarstation Mittendrin forscht er auch mal nach einem gigantischen Geschütz, das irgendwo auf einer wüsten Planetenoberfläche steht Zu einer Art Geschicklichkeitstest wird der turbulente „Ausflug“ über ein Minenfeld. In diesem Spiel stellt die Maus ausnahmsweise mal nicht das beste Steuerinstrument dar. Viel verläßlicher geht die Lenkung über die Tastatur von der Hand, weil dann der Gleiter auch dahin flitzt, wo er hin soll. Wenn er mal abstürzt - halb so schlimm, schließlich gibt es noch zwei. Nach dem dritten unfreiwilligen Touchdown ist dann unweigerlich Schluß.
Bei „Epic“ handelt es sich um ein feines Spiel mit aufregenden, schwierigen Missionen, mitreißendem Sound und superben Zwischengrafiken. Get it!
CBO
Hersteller: Ocean
Vertrieb: Bomico
Wird man jemals richtig erwachsen? Glaubt man der etwas schmalzigen Leinwandstory von „Hook“, ist dieser Prozeß zumindest umkehrbar. Erwachsen und seriös geworden ist Peter Pan. Im Jackett, mit Intelligenzbrille auf der Nase, führt er das Leben eines erfolgreichen Geschäftsmannes und Familienvaters. Die Abenteuer seiner Kindheit sind fern, fast schon nicht mehr wahr.
Doch plötzlich wird Peters Welt wieder fantastisch, wenn auch zunächst auf höchst unangenehme Art und Weise: der bärbeißige Piratenhäuptling Hook kidnappt Peters Sprößlinge. Und so wie eine Raupe zur Puppe und dann zum Schmetterling wird, verwandelt sich der Aktenkoffer-Peter in den Rächer der sieben Meere. Ocean, Spezialist für brutale Ballerspiele, machte mit „Hook“ eine ebenso erfreuliche Wandlung durch und produzierte ein Adventure, vor dem selbst Lucas Arts' Jünger den Hut ziehen müssen Tropisch bunte Comic-Szenarien mit kuschelweich animierten Sequenzen unterlegen die Handlung Rasant und nahezu hoppelfrei scrollt der Bildschirm. Berückende und bedrückende Soundeffekte peppen die Atmosphäre auf, stimmungsvolle Musikstücke holen Hollywood auf den Schreibtisch. Angenehm auch, daß „Hook“ polyglott ist: auf Klick zu Spielbeginn werden alle Texte in Deutsch. Englisch oder Französisch angezeigt Da der Urtext englisch ist, leiden die beiden anderssprachigen Versionen etwas an der Übersetzung Mancher Witz geht flöten, mancher Satz hakt. Da ließe sich doch wohl was machen - schließlich ist „The Secret of Monkey Island“ auch im Deutschen noch amüsant, verrückt und locker Dabei ist das Erwachsenenmärchen von Peter Pan an sich wirklich sehr gehaltvoll - ein prachtvolles Thema, eine tolle Herausforderung für die Softwareindustrie.
Trotzdem, das Spiel erzählt die Geschichte nicht so klar und lückenlos wie Spielbergs Kinoerfolg. Manchmal muß man den Film kennen, um ohne lästige Probiererei auf die Lösung zu kommen. Aber schnell muß es gehen, denn Hook hat nach der Entführung ein Ultimatum gestellt. Aus der Märchenwelt tritt die freundliche Fee Tinkerbell an die Seite ihres Schützlings von damals, als Peter in Never Neverland abenteuerte. Der gute Geist ist in Gestalt einer Feuerkugel immer in Peters Nähe Gemeinsam treffen sie nun in der Freibeuterstadt ein, in der Peter sich ein wenig „overdressed“ fühlt. Da niemand seinen Anzug gegen eine zünftige Piratenkleidung eintauschen will, muß Peter zum Zahnklempner - Goldzähne raus, Gold verkaufen, vernünftiges Abenteurer-Outfit anschaffen. Die modische Ergänzung, ein keckes Hütchen, klaut der Ex-Yuppie. Nun macht aber die verwegene Klamotte aus dem Bürotarzan noch keinen Fantasy-Helden. Peter erfährt dies schmerzhaft, als er mit dem Rauhbein Hook aneinandergerät. Auf das nächste „Rendezvous“ bereitet er sich besser vor Denn leider kann er nicht mehr fliegen, so wie damals im Neverland. Statt ins städtische Fitness-Center tippelt er durch einen Irrwald zum Trainingslager der Lost Boys. Diese rauhen Brüder möbeln den Schlaffhannes auf, lassen ihn übungshalber pausenlos am Gummiseil aus der Höhe springen. Mit der Zeit erlangt Peter seine alte Form wieder. Seinen Verstand darf er dann an kniffeligen Rätseln wetzen. Quasi zur Belohnung sieht er, wie Hook - als kleines Portrait in der Bildecke dargestellt - sich kopfschüttelnd über jeden Rätselerfolg ärgert. Bei der nächsten Begegnung ergeht es Hook denn auch schlechter als bei der ersten.
Schnell und einfach steuert der Spieler seinen Peterhelden nach Art der Lucas- oder Sierra-Spiele. Mit dem Mauspfeil weist er der Spielfigur den Weg, mit Klicks auf die fünf Aktions-Icons läßt er ihn mit anderen Leuten reden. Dinge nehmen, geben, untersuchen und benutzen. Klickenderweise schnüffelt und forscht man in Gebäuden und packt ins Inventory, was brauchbar erscheint. Auf dem Weg durch die Screens lädt der Computer regelmäßig neue Grafiken nach, natürlich auch dann, wenn Peter in ein Haus hinein oder wieder hinausgeht Da das Ultimatum läuft, ist Eile angesagt. Also, nicht stundenlang mit anderen Computerbewohnern schwatzen, auch wenn es dank Multiple-Choice-Unterhaltung so prima funktioniert. Leider führt das Ultimatum dazu, daß das Spiel recht bald beendet ist: entweder mit einem Abbruch seitens der Software oder mit Friede, Freude, Eierkuchen und befreiten Kindern. Trotzdem: Ocean hat den Sprung vom dämlichen Bäng-bäng und blutigen Haudrauf zum beachtlichen Adventure geschafft Die Umsetzung der Kinogeschichte zum Film ist gut gelungen Schön gelöst: Peter erfährt jeweils von Fee Tinkerbell, was er als nächstes tun muß. Grafik und Musik stehen den Superadventures der amerikanischen Spezialisten in nichts nach Auch der Schwierigkeitsgrad und die Komplexität sind in Ordnung. Lediglich ein wenig umfangreicher und witziger könnte „Hook“ sein. Doch Oceans Debüt ist eine Wucht - trotz allem.
CBO