Über zuwenig Sequenzer-Programme können sich die MIDI-User sicherlich nicht beklagen. Es soll allerdings einige Anwender geben, die immer noch nicht das Richtige gefunden haben. Dem einen ist die Bedieneroberfläche nicht übersichtlich genug, dem anderen fehlen die kreativen Aspekte. Jedem liegt nunmal nicht jedes Programm. Es soll sogar Leute geben, die seit einem halben Jahr stolze Besitzer eines tollen Sequenzer-Programmes sind, aber bis heute die Betriebsanleitung nicht bis zum Ende gelesen haben und somit nicht hinter alle Geheimnisse kommen werden. Wer will schon immer gleich ein ganzes Buch lesen, bevor er ans Arbeiten geht? Dennoch sollte man es tun, um die Ideen der Programmautoren in die Tat umsetzen zu können.
Was die Kreativität angeht, birgt jedes Programm seine eigenen Überraschungen, die sich ein echter Freak gerne zum Nutzen macht. Diesmal soll ein Software-Sequenzer der Firma LASERWARE ENCOM aus Düsseldorf zeigen, was in ihm steckt. X-ESS, so der Name des Kandidaten ,zeigt ein paar interessante Features, die ein näheres Hinsehen verdienen. Aber immer der Reihe nach.
X-ESS wird auf einer doppelseitigen Diskette geliefert. Eine Sicherheitskopie mit der Aufschrift „Backup“ liegt gleich bei. Die Disketten sind nicht kopiergeschützt und können ohne Bedenken auf die Festplatte transferiert werden. Bedingung für die einwandfreie Funktion ist die Benutzung des mitgelieferten ROM-Port-Keys. Dieser Hardware-Kopierschutz muß sich vor Einschalten des ATARI im ROM-Port befinden. Des weiteren gehört ein DIN-A5-Ringbuchordner zum Lieferumfang. Dieser enthält eine klar gegliederte deutsche Bedienungsanleitung. X-ESS läuft nach Angaben von „Laserware Encom“ auf allen ATARI mit ROM-TOS und mindestens 1 Megabyte Arbeitsspeicher. X-ESS läuft auch zusammen mit anderen Programmen, sofern ein Multitasking-Betriebssystem installiert ist, was aber leider nicht zum Lieferumfang gehört. Die Benutzung von Accessories ist durch die Menüleiste gewährleistetet. Hier gilt grundsätzlich, Vorsicht walten zu lassen, da nicht alle Accessories einwandfrei programmiert sind und den Programmablauf auf übelste Art und Weise beeinflussen können.
Alte Hasen können diesen Absatz getrost überspringen, da sie eine MIDI-Anlage schon im Schlaf anschließen können. Wir sollten aber auch an den Nachwuchs denken und diese Hinweise immer wieder geben. Verkabelt wird grundsätzlich immer bei ausgeschalteten Geräten. Das Umstöpseln unter Spannung birgt immer Gefahren, die ausgeschlossen werden sollten, daher sollte vor Beginn klar sein, welche Geräte in Verbindung treten sollen.
Wer nur ein einziges (multitimbrales) Keyboard benutzt, verbindet dessen M1DI-Out mit dem MIDI-In des ATARI und den MIDI-Out des ATARI mit dem MIDI-In des Keyboards. Hat das Gerät eine Local-Off-Schaltung, sollte sie genutzt werden, um die Tonerzeugung von der Tastatur zu trennen. Das Keyboard gibt nun nur noch MIDI-Daten aus und aktiviert lediglich noch über den Computer die Klänge. Bei eingeschalteter Thru-Funktion von X-ESS erzeugt man die Klänge wie gewohnt, und es ist von der Local-Off-Funktion nichts zu merken. Mit Ausnahmen. Einige Funktionen unterliegen der Beeinflussungsmöglichkeit durch Filter. Aber dazu später mehr. Wer Besitzer eines Masterkeybords und eines Expanders ist, verfährt wie folgt. Masterkeyboard MIDI-Out nach ATARI MIDI-In, ATARI-MIDI-Out nach Expander MIDI-In. Die MIDI-Einstellungen des Expanders sind zu beachten und gegebenenfalls zu korrigieren.
Besitzer mehrerer Expander können die Thru-Buchse jedes einzelnen Expanders zum Durchschleifen benutzen. Sollten dabei zu große Verzögerungen auftreten, so ist die Benutzung einer MIDI-Thru-Box zu empfehlen. In einer der letzten ST-Computerausgaben ist ein für Jedermann erschwinglicher Bausatz vorgestellt worden.
Die komplette Bedienung geschieht mit der Maus, bis auf die Einträge bei Namensgebungen etc. Die linke und rechte Maustaste erhöhen bzw. verringern die einzustellenden Werte. Einige Kommandos lassen sich auch direkt über Tastaturbefehle aufrufen, die leider nicht in den entsprechenden Buttons als Buchstabe erkennbar gemacht worden sind. Hier muß man in der Betriebsanleitung nachschlagen, um die treffende Taste ausfindig zu machen. Die gängigsten Befehle lernt man ohnehin schnell auswendig, so daß dies nicht unbedingt als Nachteil zu sehen ist. In Kapitel 20 „Anhang-Tastaturreferenz“ soll eine komplette Übersicht vorhanden sein, was bei dem mir zur Verfügung gestellten Ordner leider nicht der Fall ist. Zum Trost wird aber in den einzelnen Kapiteln auch auf die Tastaturkommandos eingegangen. Das Hauptmenü teilt sich in drei einzelne Bereiche auf. Zum ersten ist dies die Part/Track-Übersicht mit den darüber anwählbaren Abspielparametern, die für jede einzelne Spur sichtbar gemacht werden können. Die Werte stellt man mit den beiden Maustasten ein. Bereit stehen hier; QNT-Quantize, CHA-MIDI-Kanal, TRP-Transpose , VEL-Velocity und Del- für Delay. Der zweite Bereich ist das „Multi-User-Panel“. Hier befinden sich die wichtigsten Bearbeitungsmöglichkeiten, die einen direkten Zugriff auf bestimmte Operationen erlauben, ohne umständlich in der Menüleiste nach den Einträgen schauen zu müssen. Eine gute und schnelle Übersicht ist so jederzeit gewährleistet. Es ist sogar noch genügend Platz für ein übergroßes Logo gewesen, dessen Schönheit zwar nicht in Abrede gestellt werden soll, das aber doch Platz für noch mehr „Direktzugriffe“ machen sollte. Auf die einzelnen Funktionen gehe ich weiter unten noch einmal ein.
Der dritte Bereich ist für Datenfluß und Aufnahme-/Wiedergabesteuerung verantwortlich. Hier sind folgende Optionen zu finden; Click ON/OFF - schaltet den Zähler an oder aus. Thru ON/OFF - gibt die eintreffenden Daten zusammen mit den Abspieldaten an den MIDI-Out des ATARI. In OFF-Stellung steuert das Einspielkeyboard nur X-ESS. Local-Control trennt die Tonerzeugung von der Tastatur. Für diese Funktion muß das Keyboard(MIDI-IN) mit dem ATARI-MIDI-Out verbunden werden. Der MIDI-Kanal ist separat einstellbar. Sync-Delay stellt die Möglichkeit dar, Timing-Probleme auszugleichen. Mit SOLO-ON/OFF ist nur noch der angewählte Track aktiv, bis wieder auf „OFF“ geschaltet wird. Die Sync-Modi (Intern/Extern/Correct) dienen der Synchronisation mit anderen MIDI-Geräten. X-ESS wird hierdurch zum Master oder zum Slave und kann dann ferngesteuert werden. Über den Sync-Mode findet auch der SMPTE-Code Anwendung, der z.Z. noch die sicherste Art der MIDI-Synchronisierung darstellt. Des weiteren finden wir im dritten Bereich noch Aufschluß über die Taktart, das Tempo und die Auflösung, die maximal 1/768tel beträgt. Ganz unten befinden sich die drei MIDI-Daten-anzeigen. Zum ersten werden die eintreffenden Daten durch einen MIDI-Indikator angezeigt, zum zweiten wird durch MIDI-Overrun gemeldet, ob unzulässig viele Daten eintreffen. Über „System“ wird das Berechnen von Sequenzerdaten signalisiert. In der rechten Hälfte des dritten Bereiches finden wir das übliche Transportfeld, das an die Bedienelemente einer Tonbandmaschine angepaßt und in einem modernen Design gehalten ist. Das sollte Schule machen. Hier sind auch der Cycle sowie der Aufnahmemodus einstellbar. Im Cyclemode läuft ein Loop zwischen den Locator-Positionen, die gleich daneben einstellbar sind. Direkt unter dem Cycle-button wählt man zwischen Overdub und Replace aus, also einem Hinzufügen der einzuspielenden Noten zur schon vorhandenen Aufnahme oder einem Austauschen der neuen Events gegen die alten. In diesem Fall schließt die eine Funktion die andere aus. Als letztes Hilfsmittel beinhaltet der dritte Bereich noch eine Takt- und Zeitpositionsanzeige, die jeweils in Takten bzw. realen Zeit mit Stunden, Minuten, Sekunden und Millisekunden angezeigt werden. Die Takte sind auch mit den Maustasten einstellbar, so daß beim Loslassen der Song genau an dieser Stelle weiterläuft.
Alle Einträge der Menüleiste sind in Abbildung 2 zu sehen und öffnen teilweise Windows, die weitere Eingaben verlangen. Unter „FILE“ finden wir „NEW“ -zum Löschen des Songs im Speicher. Die Systemeinstellungen, falls verändert, werden hierdurch auf den ursprünglichen Zustand gebracht, der auch nach dem Neustart von X-ESS vorhanden war. „Load“ -und „SAVE SELECTOR“ öffnen eine Dialogbox, die ein umfangreiches LOAD/ SAVE-Tool darstellt.
Wer nur seine Songs sichern und wieder laden will, benutzt einfach nur Load/Save .ALL, um alle Einspielungen und Einstellungen in Betracht zu ziehen. Die Option „PART“ bezieht sich lediglich auf 32 Tracks und deren MIDI-Events. Ein sehr hilfreiches Hilfsmittel ist das Laden einer Song-Struktur aus einem beliebigen Song, der mit X-ESS erstellt wurde. Song-Tüftler, die immer wieder denselben Aufbau benutzen, haben hier das richtige Werkzeug an der Hand. Der MIDI-Standard„0“ und „1“ (einspurig und mehrspurig) ist ebenfalls in die Speicherroutinen eingebunden worden, und öffnet somit die Schnittstelle zu anderen Sequenzerprogrammen. Als positiv ist auch zu sehen, daß die Systemparameter separat geladen und gespeichert werden können. Durch diese Möglichkeit muß die Anpassung an jedes MIDl-Equipment nur einmal durchgeführt werden. Das Note Pad erleichtert die Arbeit noch ein wenig mehr, da es nicht nur automatisch mit dem Song (.ALL) zur Ablage auf den Datenträger kommt, sondern noch zusätzlich aus einem bereits abgelegten Stück „herausgeladen“ werden kann. Das eben noch existente Note Pad hat dann allerdings keinen Platz mehr im Arbeitsspeicher und wird einfach überschrieben. Also vorher den Song sichern, falls das Note Pad nochmal benötigt wird. „New Folder“ erlaubt das Anlagen eines neuen Ordners, was bei Sequenzerprogrammen bisher leider keine Selbstverständlichkeit war. Das Ein-und zweiseitige Formatieren sowie das Löschen von Files sind ebenfalls vorgesehen. Was die Diskettenoperationen angeht, bleiben eigentlich keine Wünsche offen.
Hierunter verbergen sich die Quantisierungs-, MIDI-Filter- und MIDI-Device-Paramater. X-ESS quantisiert bis zu einem Wert von l/768tel und „verfälscht“ die Einspielung nicht. „Real Quantize“ korrigiert dagegen in leichtem Maße. Für einen elektronischen, monotonen Computergroove ist „Static Quantize“ vorgesehen. Für diese Einstellung sind allerdings nur perkussive Sounds geeignet, da alle MIDI-Events in ein bestimmtes Raster „gezwungen“ werden. Ein Klang mit etwas zu langer Attack-Phase könnte unter Umständen verschlungen werden, da eine eigene Umrechnung der Notenlängen stattfindet. Wird die Notenzeit kleiner als das Anschwellen eines Sounds benötigt, um einen Ton zu erzeugen, kommt es zu keinem sauberen Klangergebnis.
Das automatische Anlegen einer Kopie an einem dafür vorgesehenen Speicherplatz erlaubt das Neutralisieren der Quantisierung. Die Originaleinspielung bleibt also immer vorhanden, so daß die gewagtesten Quantisierungen niemals zu einer ungewollten Zerstörung der Arbeit führen. Durch „HUMAN QUANTIZE/HUMANIZE FACTOR“ stellt X-ESS ein Werkzeug bereit, das den HUMAN TOUCH aus dem Computer holt. Die MIDI-Events werden hierdurch in einem einstellbaren Wert von der ursprünglichen Position vesetzt und beleben somit den manchmal bei Computermusik monotonen Groove. Sogar ein Swing-Groove ist einstellbar.
Der „GLOBAL OUT FILTER“ hat die höchste Priorität und schließt die angeklickten Felder (Kanäle) von der MIDI-Ausgabe aus. Der „Track-Filter“ wirkt auf die momentan angeklickte Spur und bietet die in der Einstellung zu sehenden Parameter. Hier erarbeitet man sich zudem noch den letzten Feinschliff für seine Sounds. Der „INPUT/THRU“-Filter nimmt, wie der Name schon sagt, nur Einfluß auf die eintreffenden Daten und wirkt somit gleichzeitig au f die Thru-Schaltung.
Hierunter verbergen sich vielfältige Editier-Parameter, die das Zerschneiden, Einfügen oder „RÜCKWÄRTS ABSPIELEN“ eines Tracks/Parts erlauben. Stummgeschaltete LAYERS (geschichtete Aufnahmen), sowie gemutete Tracks/Parts können direkt gelöscht werden. Der „Frame Operator“ stellt ein mächtiges Werkzeug zur Nachbearbeitung dar. Will man zum Beispiel die Aufnahme an ein Patch des Expanders anpassen, bei dem die Sounds nicht auf verschiedenen MIDI-Kanälen, sondern alle nebeneinander auf nur einem Kanal reagieren, so besteht die Möglichkeit, mehrere MIDI-Kanäle zu einem einzigen umzuschiften und Tastaturbereiche festzulegen. Die Lautstärke bleibt weiterhin unabhängig einstellbar, da die Beeinflussung vor der Verschmelzung geschieht. Der „Frame Operator“ macht’s möglich. Auch die notwendigen Transponierungen führt dieses äußerst nützliche Tool aus. Näheres ist aus der Abb. 6 zu ersehen.
Da sich einige Begriffe von alleine erklären, vermeide ich, auf jedes Detail langwierig einzugehen und verweise auf das ausgezeichnet aufgebaute Handbuch.
„Suppress Transposed CHANNEL“ unterdrückt für bestimmte voreinstellbare Kanäle die Transponierung, die bei einer kompletten Part-Transponierung vorgenommen wurde. Es ist nicht immer sinnvoll, alle, aber auch nicht immer nur eine Spur zu erhöhen oder zu erniedrigen, da einige Tonerzeugungssysteme nicht alle Noten mit einem guten Klangergebnis wiedergeben können. Unter „Options“ ist auch das oben schon erwähnte „Note Pad“ zu finden, das zusammen mit dem kompletten Song abgespeichert wird und aus einem Song heraus (von Diskette), wieder zurück in den aktuellen Song geholt werden kann. X-ESS ist in der Lage, eine fehlerhafte Synchronisationsspur anzuzeigen, sofern der Menüeintrag abgehakt ist. „Ignore First“ erlaubt ab dem Zeitpunkt des Umschaltens auf den „Autocorrection-Mode“ das Korrigieren der ersten bzw. Ignorieren der unregelmäßig eintreffenden Sync-Informationen. Dies ist sehr wichtig bei der Kommunikation zweier MIDI-Geräte, die synchron zueinander arbeiten sollen. Da kein Computer von Abstürzen frei ist, sollte in regelmäßigen Abständen ein Sichern stattfinden, was sich ganz bestimmt jeder vornimmt, aber manchmal leider vergessen wird und erst wieder zur Erinnerung kommt, wenn ein Absturz erfolgt. Hier hat der Anwender die Möglichkeit, sich in regelmäßigen Abständen daran erinnern zu lassen, daß es mal wieder Zeit ist, sein Werk zu sichern. Das Intervall hat einen Einstellbereich von 1 Minute bis 3 Stunden. Da ist bestimmt für jeden der richtige Zeitabstand dabei. Als Tip möchte ich hinzufügen, daß nach der Erstellung eines sehr komplizierten Parts das Sichern in eigener Initiative erfolgen sollte, ohne auf die „Save Automation“ zu warten. Ein Computerabsturz ist in der Regel für den Anwender unberechenbar. Lieber zu oft als zu wenig sichern. Es könnte ja sein, daß der Arbeitsspeicher mal überläuft. In so einem Fall weiß man nie so genau was passiert. Damit nichts dem Zufall überlassen bleibt, bietet uns X-ESS eine „SYSTEM ANALYSE“, die Aufschluß über freien Arbeitsplatz in KBYTE, BYTE, Events und Parts gibt. „Switch-Over Button“ vertauscht die linke mit der rechten Maustaste. „Double Click Sens“ stellt die Zeit zwischen zwei Mausklicks ein, um einen Double Click als solchen erkennen zu lassen. Auch für Neueinsteiger ist der Doppelklick nun kein Hindernis mehr. Bei abgehaktem Eintrag „Key Contact Sensor“ wird die auf der Tastatur gedrückte Taste so lange ausgeführt, bis sie wieder losgelassen wird. Normalerweise wird eine Funktion nur einmal ausgelöst und verlangt einen neuen Tastendruck.
„Part Power“ stellt bis zu 239 Parts zur Verfügung. Wenn die voreingestellten 62 Parts nicht ausreichen sollten, ist diese Funktion aufzurufen, die gleichzeitig die zurZeit möglichen und gewünschten Parts in einer Dialogbox darstellt. Je weniger Parts erlaubt (eingestellt) werden, desto mehr Speicher wird für MIDI-Informatio-nen frei. Aber VORSICHT: Part-Nummern, die über dem eingestellten Bereich liegen, müssen vorher geändert werden. Schwierigkeiten beim Laden eines Songs mit zu hohen Part-Nummern sind nicht zu befürchten, da automatisch eine Anpassung erfolgt. „Part zu Part“ optimiert den Übergang zwischen Parts, wenn die Notenlängen bei eingestellter Quantisierung über den Part hinaus klingen. Eine sehr nützliche Funktion beim Aneinanderketten von Parts! Läuft ein Refrain nahezu übergangslos in eine Bridge, kann ein Überlappen beider Parts vorteilhaft klingen. Nehmen wir mal an, die Bridge sei etwas ruhiger, und der darauffolgende Part solle break-artig beginnen. Hier ist ein sauberer Übergang notwendig und verlangt eine Optimierung mit der „Part zu Part“-Funktion, die für den Songmode konzipiert ist.
In der mir vorliegenden Version 1.5 sind noch nicht alle Menüeinträge mit Funktionen belegt. Das läßt auf noch mehr nützliche Programmiermöglichkeiten hoffen.
Das eingangs schon beschriebene, sich in drei Bereiche teilende Arbeitsfeld läßt das Aufrufen einiger Editoren, Lösch-, Copy-Funktionen und vieles mehr zu. Das alles, ohne mit der Maus zuerst in die Menüleiste fahren zu müssen, um einen Menüeintrag auszuwählen. Die Abbildung 7 zeigt ein paar Darstellungsmöglichkeiten, die auch in anderen Programmen auf ähnliche Art und Weise Anwendung gefunden haben. Eine komplizierte Umgewöhnung ist also nicht zu befürchten.
Wird die Vector-Edit-Darstellung gewählt, erscheinen die Events als Balken. Der Bildschirmausschnitt ist in weiten Bereichen zoombar. Die Events sind auf reine MIDI-Noteninformationen beschränkt. Soll an einer Stelle ein Wert verändert werden, der nicht in diesem Editor vorgesehen ist, wechselt man einfach den Editor und setzt seine Editier-Session genau an diesem Punkt zeitgerecht fort. Im Impact-Editor stehen dann alle Event-Typen am oberen Bildschirmrand für die Anwahl bereit.
X-ESS ist ein ausgetüftelter Software-Sequenzer, der viele Wege zur Bearbeitung und Erstellung von Songs offenbart. Die einzelnen Editoren, die direkt aufrufbar sind, beinhalten alle Parameter, die zu einer komfortablen Arbeit notwenig sind. Das Programm lief während der gesamten Testphase ohne Abstürze oder Datenverluste. Auf alle Parameter einzugehen, wäre für einen Testbericht sicherlich zuviel gewesen. Darum habe ich versucht einen Überblick zu schaffen, an dem zu erkennen ist, was X-ESS zu leisten vermag. Die Abbildungen zeigen schon, daß das Programm von keinem Anfänger ins Leben gerufen wurde. Der Preis von ca. 400,-DM ist meiner Meinung nach nicht zu hoch, obwohl ich mir zusätzlich einen Noteneditor gewünscht hätte, der aber wiederum den Preis in die Höhe getrieben hätte. „ART 32“ ist eine Hardware-Erweiterung, die X-ESS auf 48 MIDI-Kanäle erweitert. Der „TC 80“ ist eine Hardware, die für die SMPTE-EBU-Synchronisation vorgesehen ist. Der TC 80 befindet sich noch in der Vorbereitungsphase, kann aber bei Bestellung in 4-6 Wochen geliefert werden. Der positive Eindruck wird noch durch das „Layern“, was soviel bedeutet wie: auf einer Spur mehrmals aufnehmen und anschließend das beste Ergebnis auswählen, auf einer Spur verstärkt. Die nicht gewählten Proben bleiben trotzdem resident und gestalten das System modular. Diese Funktion ist ein perfekter Notizblock. Mal eben eine andere Melodie zu aktivieren oder eine andere Baßlinie zu wählen, ist keine Zukunftsmusik mehr.
Wer nur mal in X-ESS hineinschnuppern möchte, bestellt einfach für 20,- DM ein Demo-Paket, das einen Prospekt, eine Demo-Diskette/Demo-Song und eine Kurzanleitung enthält.
Wolfgang Weniger
Bezugsquelle:
LASERWARE ENCOM SOFTWARECREATION Roßstraße 16 W-4000 Düsseldorf 30