Speichererweiterung - Klein, aber fein!

In Zeiten virtueller Speichererweiterungen, die den TT-Benutzern Speicherplatz (fast) ohne Ende zur Verfügung stellen, sind 4 MB Arbeitsspeicher heim ST eigentlich zum Standard geworden. Wer nicht gerade der stolze Besitzer eines Mega 4 ist, wird früher oder später auf das Problem treffen, daß komplexe Anwendungen aus Mangel an Speicherplatz nicht installiert werden können. Abhilfe kann in diesem Fall eine der zahlreich angebotenen Speichererweiterungen schaffen.

Zwei Arten von Speichererweiterungen sind auf dem Markt erhältlich. Da sind zum ersten die steckbaren Erweiterungen. Sie zeichnen sich meistens durch einen einfachen und schnellen Einbau aus. Es kann aber, je nach Konstruktion der Steckverbindungen, im Laufe der Jahre zu Kontaktproblemen und somit auch zu Funktionsstörungen kommen. Zudem sind diese Lösungen zur Abhilfe des Speichermangels im allgemeinen etwas teurer als die zweite Art der Erweiterungen. Die zweite Möglichkeit ist der Einbau einer lötbaren Speicher-Expansion, bei weicher es wohl zu keinen Kontaktproblemen kommen wird (einwandfreie Lötstellen vorausgesetzt). Allerdings muß bei diesen Lösungen ein höherer Arbeitsaufwand beim Einbau in Kauf genommen werden.

Der Aufbau

Die „Micro-RAM" Speichererweiterung von Meyer & Jacob wird komplett bestückt und getestet ausgeliefert. Die streichholzschachtelgroße Platine ist wahlweise mit 2 oder 4 MB erhältlich. Selbstverständlich läßt sich die mit 2 MB bestückte Platine nachträglich problemlos auf 4MB erweitern. Mit der Unterbringung der recht klein gehaltenen RAM-Platine wird man, selbst bei wenig Platz, kaum Probleme haben.

Der Hersteller

Die Firma Meyer & Jacob aus Dortmund ist Vertreiber von Hard- und Software für Atari ST und TT. Neben der getesteten 4-MB-Erweiterung werden auch noch diverse Erweiterungen bis hin zu einer 16-MB-Version angeboten. Für alle angebotenen RAM-Expansionen gibt es ein halbes Jahr Garantie und einen Einbauservice zu Festpreisen. Der Rechner kann bei Terminabsprache nach 2-3 Stunden wieder abgeholt werden. Für Probleme oder Fragen, die beim Selbsteinbau auftauchen, ist eine Hotline eingerichtet worden.

Die Anleitung

Aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Atari-Rechnertypen wurde für jedes Modell eine separate Einbauanleitung geschrieben. Deshalb gelang es auch, auf nur 5 Seiten alle notwendigen Informationen kurz und leicht verständlich unterzubringen. Auf den Abbildungen sind alle Lötpunkte eindeutig zu erkennen und Verwechslungen ausgeschlossen. Für die Funktionsprüfung nach dem Einbau wird eine Diskette mit einem Speichertestprogramm mitgeliefert.

Das Werkzeug

Neben einem Kreuzschlitzschraubendreher zum Öffnen des Rechnergehäuses und zum Entfernen von Netzteil und Diskettenlaufwerk wird eine Schnabelzange zum Lösen des Abschirmbleches benötigt. Ein Seitenschneider wird zum Anpassen der Kabellängen und Entfernen einiger Widerstände gebraucht. Ganz wichtig ist der richtige Lötkolben mit einer feinen Spitze und geeignetem Lötzinn, denn alle ICs, an denen gelötetet werden muß, sind empfindlich gegen statische Aufladung und Überhitzung. Deshalb ist die Benutzung eines Niederspannungs-Lötkolbens empfehlenswert. Ein Ohmmeter ist zwar nicht zwingend notwendig, kann aber eine eventuelle Fehlersuche erheblich erleichtern.

Das Speichertestprogramm

Der Einbau

Zum Einbau der Speichererweiterung muß zunächst einmal der alte, bereits eingebaute Speicher abgeschaltet werden. Dies geschieht durch das Entfernen der Widerstände für die Steuerleitungen. Zum Abschalten werden die alten RAM-Bänke über mitgelieferte 1KOhm-Widerstände nach +5 Volt geschaltet. Der eingebaute Speicher ist nun elektronisch abgeschaltet und verbraucht fast keinen Strom. Danach werden die Widerstände der Adreßleitungen an der rechten Seite von der Rechnerplatine entfernt, so daß die rechte Seite der Widerstände für die Befestigung der Adreßleitungen der Speichererweiterung frei ist. Die Adreß- und Steuerleitungen der Erweiterung werden an den freien Lötaugen bzw. freien Enden der Widerstände angelötet, wobei die Zuordnung der Leitungsnummer zur entsprechenden Lötposition aus zwei Tabellen abgelesen werden kann. Die Adreßleitung 9 bildet als einzige eine Ausnahmen, denn sie wird direkt, von der Unterseite der Rechnerplatine mit Pin 64 der MMU verbunden. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte vor Beginn der Lötarbeiten die MMU vorsichtig aus ihrem Sockel hebeln. Dann werden die 16 Datenleitungen in der angegebenen Reihenfolge an die beiden Datentreiber (74LS244) angelötet und die Erweiterungsplatine mit einer Spannung von 5 Volt versorgt. Als letztes werden noch zwei zusätzliche Masseleitungen gelegt und der Einbau ist vollbracht. Nun kann man die Erweiterungsplatine noch mit Heißkleber im Rechner fixieren. Das ist aber nicht unbedingt notwendig, denn die zwei zusätzlichen Masseleitungen wirken wie Träger und halten die kleine Platine mühelos.

Fazit

Speichererweiterungen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ihren Zweck werden die erhältlichen Lösungen wohl alle erfüllen, egal ob man sich nun für eine steckbare oder lötbare Erweiterung entscheidet. Beim Einbau der „Micro-RAM“-Speichererweiterung von Meyer & Jacob traten jedenfalls keine Probleme auf. Für den Einbau in einen Mega 1 habe ich, mit allen anfallenden Vorarbeiten, ca. 3 Stunden benötigt. Dabei muß berücksichtigt werden, daß ich nur über geringe Löterfahrung (einige Kabel und Overscan) verfüge. Diese Erweiterung kann man eigentlich allen, die den Wunsch nach viel Speicher haben, nur ans Herz, oder besser an die MMU legen. Bastelfans, die sich durch das An löten von 37 Lötstellen nicht abschrecken lassen, können durch den Selbsteinbau zusätzlich einen Hundertersparen. Möge das RAM mit Ihnen sein!

Bezugsadresse:

Meyer & Jacob Münsterstr. 141 4600 Dortmund 1

Preise 1-2 2 MB Platine mit 0.5 MB bestückt DM 129-
+2 dto auf 2 MB erweitern DM 198-
2-4 4 MB Platine mit 2 MB bestückt DM 299-
+2 dto auf 4 MB erweitern DM 198-
4-4 4 MB Platine mit 4 MB bestückt DM 489-
16-G 16 MB Platine mit 2 MB bestückt DM 1198-
16-2 dto um 2 MB erweitern DM 429-
16-4 dto um 4 MB erweitern DM 599-
Einbauservice ST bis 1 MB DM 70-
Einbauservice ST ab 2 MB DM 100.-


Rainer Fröhlich
Aus: ST-Computer 05 / 1992, Seite 54

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