Graue Wolken, scharfer Wind, eisige Kälte und zeitweise heftige Schneefälle begleiteten die diesjährige CeBIT. Ganz im Gegensatz zu diesen fast schon gewohnten Schlechtwetterverhältnissen präsentierte sich ATARI in Halle 7 mit einem frischen, völlig neu entworfenen Messestand-Design. Auf dem zweistöckigen, im typischen Atariblau gehaltenen Areal, das viele moderne „Rundungen“ aufwies, hatten wieder fast 40 verschiedene Anbieter von ATARI-Soft- und -Hardware die Gelegenheit ihre brandneuen Produkte dem interessierten Publikum vorzustellen.
Aber auch ATARI selbst hatte Neuheiten zu bieten. Jede Stunde wurde mit Hilfe zweier riesiger Farbmonitore eine Vorabversion des neuen MultiTOS lauffähig auf einem ATARI TT den Zuschauern präsentiert. Das MultiTOS basiert auf dem Multitaskingkernel MINT. Die Vorabversion war bereits seit längerer Zeit einem ausgewählten Kreis von Entwicklern zugänglich und machte schon einen recht stabilen Eindruck. Ähnlich wie beim bekannten MultiGEM werden die gestarteten Programme in der Menüleiste unterhalb der Accessories eingetragen. Dort befindet sich auch ein Menüpunkt „DESKTOP“, mit dem man jederzeit zum GEM-gewohnten Desktop zurückschalten kann, ohne die Hauptapplikation zu verlassen. Sinnvoll ist auch, daß die Beschränkung auf maximal sieben GEM-Fenster und sechs Accessories nicht mehr besteht. Die Anzahl der gleichzeitig laufenden Prozesse ist nur noch durch den Hauptspeicher begrenzt. Laut Auskunft von Bill Rehbock, ATARI-USA, sollen mit der endgültigen Version des MultiTOS auch Prozesse wie Formatieren von Disketten, Kopieren von Dateien und dergleichen als eigenständige Tasks parallel ablaufen können. Einzelne Prozesse sollen durch eine „minimize“-Funktion stillgelegt, aber nicht aus dem Speicher entfernt werden, so daß der Anwender sie jederzeit wieder „zum Leben“ erwecken kann. Eine Message-Pipeline soll die Kommunikation zwischen den laufenden Prozessen erlauben. Über Pseudo-Laufwerke auf dem Desktop bekommt man Übersicht und Kontrolle über die Prozesse, Gerätetreiber etc. Als Erscheinungstermin ist der Herbst genannt.
Halt, Falcon-Serie? Was ist das? Ein neuer ATARI-Computer? Richtig! - ATARIs neue Computergeneration wird diesen Namen tragen. Der Falcon-030 (ST-Computer berichtete bereits kurz in der Ausgabe 04.92) wird dabei das Low-Cost-Gerät für den Massenmarkt darstellen. Er wurde am ersten Messetag abends in der gediegenen Atmosphäre des Hotels Maritim den Vertretern der Presse als Weltpremiere vorgeführt. Nicht ohne Stolz setzte Leonard Tramiel, der Sohn des ATARI-Altmeisters Jack Tramiel, den Falcon in Gang. Digitaler Stereo-Sound in CD- und farbenprächtige Rendering-Grafiken in hoher Qualität schlugen den Zuschauern entgegen, als sich der Bühnenvorhang öffnete. Leider war ATARI noch nicht bereit, technische Einzelheiten über den neuen Rechner bekanntzugeben. Nur soviel ist sicher: Im Erscheinungsbild des bekannten 1040-STE, aber mit dunkelgrauem Design, wird im Innern aber mit dunkelgrauem Design, wird im Innern des Falcon-030 ein 68030-Prozessor mit mindestens 16 MHz seine Arbeit verrichten, SCSI-sowie IDE-(AT)-Bus gehören zur Ausstattung. Digitale Sound-Ein- und Ausgänge werden den direkten Anschluß von CD-Playern bzw. DAT-Rekordern ermöglichen. In Sachen Grafik waren keine Detailinformationen zu erfahren. Die Grafikdemos, die am Abend der Präsentation gezeigt wurden, lassen aber den Schluß zu, daß der Falcon mit einem frei programmierbaren Grafikchip ausgestattet ist, der mehr als 65000 Farben in vielen verschiedenen Auflösungsstufen (auch Interlace) produzieren kann. Es können Monitore vom handelsüblichen Fernseher bis zum qualitativ hochwertigen VGA-Monitor angeschlossen werden. Mehr als ein Gerücht ist der Umstand, daß im neuen Falcon-030 erstmals ein DSP-Chip (digitaler Signalprozessor) zum Einsatz kommt. Mit diesem eigenständigen Mikroprozessor stehen den Programmierern ungeahnte Möglichkeiten zur Verfügung. Der DSP-56001 verfügt in der 32MHz-Version über eine Rechenleistung von ca. 16-MIPS (Millionen Instruktionen pro Sekunde), sie prädistinieren ihn zum „Datenschaufler“. Er verfügt zudem über eigenes RAM und kann somit völlig unabhängig von der restlichen Hardware programmiert werden. Bildkomprimierung in Echtzeit, Video- und Sounddigitalisierung seien hier nur als erste Anwendungsmöglichkeiten dieses Chips genannt. Programmierer und Bastler werden ihre helle Freude an diesem Stück Silizium im neuen ATARI haben. Als vorläufige Preiskalkulation wurden ca. 2000,- DM Endpreis für den Falcon-030 genannt. Über Speicherausbau und evtl, integrierter 2.5"-IDE-Festplatte wurde dabei allerdings noch keine Aussage gemacht. Erste Entwicklergeräte sollen ca. sechs Wochen nach der CeBIT verfügbar sein. Mit der Auslieferung an Endkunden ist noch in diesem Jahr zu rechnen.
Mehr am Rande und unter Ausschluß der Öffentlichkeit wurde ein neuer Laserdrucker gezeigt. Der SLM-406 ist der dritte im Bunde der ATARI-Laserdrucker. Als kompaktes Tischgerät konzipiert, verfügt dieser Drucker über einen SCSI-Anschluß, was ihn besonders für den TT und den kommenden Falcon-030 attraktiv macht. Aber auch Computer anderer Hersteller können an dieses Gerät angeschlossen werden. Mit 300 x 300 dpi Auflösung und vier Seiten pro Minute bietet der SLM-406 Standardleistungen zu einem sehr günstigen Preis. Ein GDOS-Druckertreiber gehört zum Lieferumfang.
Retouche- und Didot Professional sind mittlerweile jedem DTP/EBV-betreibenden ATARI-Benutzer ein Begriff. 3K zeigte die jeweils neuesten Versionen dieser professionellen Programme. True-Color ist auch hier nicht mehr wegzudenken. Alle Komponenten des 3K-Systems unterstützen 8- oder 24-Bit-Farbgrafikkarten bzw. 256 Graustufen. Damit liegt die Software ganz auf der professionellen Linie, die in der EBV-Branche notwendig ist, um gegen die teilweise übermächtige Konkurrenz aus dem DOS- und MAC-Markt bestehen zu können.
Phoenix 2.0 war das Schlagwort bei ASH. Die bekannte Datenbank wurde um eine mächtige und dennoch einfach anzuwendende Programmiersprache erweitert. Daten aus unterschiedlichen Tabel len können dadurch bearbeitet werden. Variablen können verwendet und Bedingungen (IFTHEN ELSE) erzeugt werden. Aufsummierungen, Minima, Maxima und Durchschnittsberechnungen können ebenso durchgeführt werden. Ein variabler Listendruck wurde der Report-Funktion beigefügt. Damit sind nun Ausdrucke von Listen, Rechnungen und anderen Aufzählungen möglich. Phoenix 2.0 kostet 448,-DM, wobei bereits registrierte Benutzer ein Update auf Version 2.0 kostengünstig erstehen können.
Nach Pure-C, dem Nachfolger von Borlands Turbo-C hat Application Systems Heidelberg jetzt auch einen Pascal-Compiler mit diesem Namen entwickelt. Pure-Pascal folgt dem allgemeinen Trend zu objektorientierten Programmiersprachen. Es ist kompatibel zu Turbo-Pascal 6.0 und überzeugt durch die hohe Übersetzungsgeschwindigkeit von 1000 Zeilen pro Sekunde. Wie auch schon bei Pure-C wird ein Source-Level-Debugger mitgeliefert.
Signum!3 war auf der CeBIT in der neuen Color-Version zu sehen. Bereits im Mai soll diese Version ausgeliefert werden. Unterstützt werden dabei zunächst die Farbtintenstrahldrucker von HP (HP-DeskJet-500C) und Canon (BJC800). Diese Drucker sind erstmalig in der Lage, preisgünstige farbige Ausdrucke für jedermann zu erzeugen. Signum!3 Color wird dabei alle Fähigkeiten dieser Drucker ausnutzen.
Zwei neue Varianten der TOS-Extension-Card konnte man bei Artifex begutachten: die „TOS-Extension-Card-MEGA“ und die „TOS-Extension-Card-CPU“. Während die ‘klassische’ TOS Extension Card für den Einbau in wirklich alle ST-Modelle konzipiert war, bietet Artifex mit den beiden neuen Varianten zwei besonders elegante Möglichkeiten zur Nachrüstung von TOS 2.06 in bestimmten Rechner-Modellen an: Die TOS-Extension-Card-MEGA ist dabei nur für Modelle der Mega-ST-Reihe geeignet und wird in den Systembus eingesteckt. Universell einsetzbar ist die TOS-Extension-Card-CPU, die - ähnlich wie ein MS-DOS-Emulator oder ein Hardware-Beschleuniger -auf die CPU oder einen CPU-Sockel aufgesetzt wird. Diese Platine, die sich durch eine besonders flache Bauform auszeichnet, setzt zwar eine gesockelte CPU oder einen auf die CPU aufgelöteten Sockel voraus, ermöglicht dann aber einen völlig problemlosen Einbau in nahezu alle Rechnermodelle. Alle Varianten der TOS-Extension-Card sind zum Preis von je DM 198,- erhältlich. Im Lieferumfang aller Bauformen sind wie bisher ATARIs original TOS 2.06, das neue Kontrollfeld XControl sowie ein ausführliches Handbuch enthalten.
Im Zeitalter von DTP und Bildverarbeitung geht auch der Speicherplatz einer noch so großen Festplatte über kurz oder lang zur Neige. Artifex demonstrierte auf der CeBIT eine einfache, preiswerte und zuverlässige Alternative zur Anschaffung einer größeren Festplatte: DataDiet, eine reine Software-Lösung, wird einmalig installiert und sorgt dann dafür, daß die Daten auf jedem beliebigen Laufwerk automatisch in komprimierter Form gespeichert werden. Der Anwender merkt bei der täglichen Arbeit von dieser Komprimierung so gut wie gar nichts: Durch zwei verschiedene Komprimierungsverfahren sorgt DataDiet im Hintergrund für eine effektive, aber dennoch sehr flinke Komprimierung der Daten, so daß Dateien - je nach Inhalt - auf 40 bis 80% ihrer ursprünglichen Größe schrumpfen. So lassen sich auf einer 60-MByte-Festplatte in aller Regel weit mehr als 100 MByte Daten unterbringen.
Die Firma Bela zeigte Mag!X. Dieses Produkt stellt eine Multitasking-Betriebssystemerweiterung für Atari ST-Rechner dar. Auf einem TT ist es derzeit noch nicht lauffähig. Neben den Accessory-Einträgen können zusätzlich zum Desktop noch 8 Applikationen gleichzeitig im Speicher gehalten werden. Dabei sind bis zu 16 Fenster gleichzeitig möglich. MAG!X bietet zudem erweiterte Dialogfunktionen, zusätzliche Betriebssystemaufrufe für fliegende Dialoge, Tastaturbedienung in Dialogen, Pop-Up-Menüs usw. und bleibt dabei weitgehend kompatibel zu TOS. MAGXDESK, ein eigenes Desktop, ist ebenso enthalten.
Neben dem MS-DOS-Emulator SuperCHAR-GER stellte Beta-Systems auch eine ganze Modellserie von Fest- und Wechselplatten auf der CeBIT aus. Die Geräte sind anschlußfertig für TT (SCSI) und ST-Computer (ACSI) erhältlich. Sowohl 44MB- als auch 88MB-Sy-Quest-Laufwerke stehen zur Verfügung. Im kleinen quadratischen Gehäuse passen die Laufwerke besonders in die TT-Design-Linie hinein.
Bei CCD konnten die Messebesucher die Version 2.0 des Textverarbeitungssystems Tempus-Word sehen. Alle Dialoge und Menüs sind nun nach den neuesten Erkenntnissen der GEM-Programmierung angepaßt. Aber auch neue Funktionen hat man dem Programm spendiert. So zum Beispiel eine erweiterte Preview-Funktion, die es erlaubt, das Dokument in der jeweiligen Druckerauflösung auf dem Bildschirm zu betrachten. Dabei können drei verschiedene Zoom-Stufen angewählt werden. Der Drucker-Spooler kann nun beliebig viele Druckaufträge verwalten und den Ausdruck wahlweise auf den Bildschirm oder in eine Text- bzw. IMG-Datei umleiten. Alle Funktionen lassen sich auch über Tastatur aufrufen. Tempus-Word 2 kostet 698,- DM, das Update ist für 89,- DM zu bekommen. CCD bietet außerdem eine Studentenversion mit identischen Leistungsmerkmalen zu einem Preis von 349,- DM an.
Neu bei CCD ist auch die Version 5.5 des Lattice-C Compilers. Dieser Compiler ist ein umfangreiches und flexibles Entwicklungssystem für ATARI-Computer und besticht vor allem durch seine komplexen Bibliotheken und den schnellen Compiler. Lattice C ist lauffähig auf ATARI ST/STE/TT, bietet volle GEM-und Großbildschirm-Unterstützung und Tastatur-Short-Cuts für die wichtigsten Funktionen. Der Compiler liegt als GEM- und Kommandozeilenversion vor und erzeugt Code für 68000/ 10/20/30- Prozessoren. Unterstützung finden auch die 6888112- Arithmetik-Prozessoren. Der volle ANSI-Standard wird von LatticeC eingehalten. Ein Low-Level-Debugger, Makro-Assembler, Resource- und Icon-Editor, Disassembler sind ebenso enthalten wie Bibliotheken für ANSI, UNIX, GEMDOS, BIOS, XBIOS, AES, VDI, LINE A. Ferner liegt dem Programmpaket derzeit noch das „brandneue“ ATARI-Profibuch aus dem Sybex-Verlag bei.
Eine mit überraschenden Leistungsmerkmalen ausgestattete Textverarbeitung wurde am Stand von Crazy Bits vorgeführt. Ein junges Programmiererteam hat erstaunliche Ergebnisse mit dem Programm Papyrus erzielt. Neben Signum!- und GDOS-Zeichensätzen verarbeitet Papyrus auch FSM-GDOS-Fonts. dabei können alle Zeichensätze munter in einem einzigen Dokument gemischt werden. Natürlich ist Papyrus auch grafikfähig. Pixel-Grafiken im GEM-IMG-Format lassen sich ebenso einbinden wie Vektor-Grafiken im Metafile-Format. Alle Dialoge liegen in GEM-Fenstem und können bei Bedarf geöffnet bleiben, um jederzeit neue Einstellungen und Änderungen vornehmen zu können.
Bei Crazy-Bits wurde auch ein Low-Cost-Plotter im DIN-A4-Format gezeigt. Er arbeitet mit allen bekannten CAD-Systemen zusammen und stellt eine einfache Lösung für den Heimbereich dar.
Die Firma CRP hielt Wort und stellte pünktlich zur CeBIT ’92 die Version 3.0 ihres Zugpferdes DynaCADD vor. Sie bietet neben dem konventionellen CAD auch die Möglichkeit des fotorealistischen Renderings (Umsetzung von Drahtmodelldaten in digitale Bilder). Durch Verwendung eines 32-Bit-Scanline-Renderers kann diese Umwandlung in einem Zehntel der bisherigen Zeit realisiert werden. Durch den Einsatz eines speziellen Entwicklungssystems, bestehend aus der Programmiersprache DD-STalk (an „C“ angelehnt), einem Interface- und einem Kommandolisteneditor wird Dyna-CADD/3 zu einem flexiblen und offenen System und kann optimal für jeden Verwendungszweck angepaßt werden. Es kann zwischen den so erstellten Applikationen hin- und hergeschaltet werden, ohne das Programm verlassen zu müssen. Weil ein Großteil der Entwicklungsarbeit auf dem Atari TT geleistet wurde, wird diese Version auch als erstes erhältlich sein. Zum 4.Quartal 1992 sollen Versionen für IBM-PCs, Apple Macintosh, Commodore Amiga und NeXT folgen.
DMC, bekannt durch das professionelle Desktop-Publishing-System „Calamus SL“ demonstrierte eindrucksvoll, daß auch ATARI-Computer für Multimedia geeignet sind. Mit Hilfe der ION-Camera und des Code-a-Chrome-Farbdigitalisierers von Canon wurden in Echtzeit Farbgrafiken digitalisiert und in Calamus mit dem neuen Multimedia-Modul dargestellt und weiterverarbeitet. Die ION ist eine kompakte Still-Video-Kamera, die man bequem überall hin mitnehmen kann. Die Bilder werden auf einer 2" großen, auswechselbaren Diskette aufgezeichnet und können in viele Bildformate für die Anwendung von Desktop Publishing, Grafik und Präsentationen umgewandelt werden. Die Digitalisierung von Farbbildern erfolgt mit 24-Bit-Auflösung. Es können Farbsignale in PAL-FBAS- (Monitorsignal) oder S-Video-Norm verarbeitet werden. Dank der Echtzeitfähigkeit von Code-a-Chrome können Bilder aus bewegten Sequenzen ebenso digitalisiert werden wie Standbilder eines Videorekorders oder der ION-Still-Video-Kamera.
Eine Kostprobe in Sachen BTX und Videotext konnte man bei Drews bekommen. Der bekannte BTX-Manager liegt in einer neuen Version vor. Auch Videotext bleibt den ATARI-Benutzern nun nicht mehr verschlossen. Mit einer kleinen Hardware, die Anschluß an einen handelsüblichen Videorekorder mit FBAS-Ausgang findet, und dem entsprechenden Programm ausgerüstet, lassen sich alle bekannten Videotextdienstleistungen der Rundfunkstationen abrufen.
Bei Drews konnte man auch eine einfache Video-Schnittsteuerung auf der Basis eines ATARI-Computers begutachten. Hiermit soll besonders den zahlreichen Hobby-Videofilmern die Gelegenheit gegeben werden, auf einfache und preisgünstige Art und Weise zu beachtlichen Ergebnissen beim Schneiden von Videos zu kommen.
Eine Grafikerweiterung namens E-Screen präsentierte Eickmann-Computer. E-Screen ist eine monochrome Grafikkarte für Großbildschirme, passend für MEGA-STE (ein Adapter für alle anderen STs ist in Vorbereitung). Als VME-Bus-Karte konzipiert, ist kein Löten im Rechner erforderlich, die Karte wird einfach eingesteckt. Diese Grafikkarte ist sehr schnell, da im Gegensatz zu manch anderer Lösung die Geschwindigkeit des Rechners voll ausgenutzt wird. Durch drei Varianten im Großbildmodus. 110 MHz (Standard-ECL-Monitor), 128 MHz (TT-Kompatible), 160 MHz (Eizo 6500 und Kompatible), ist eine individuelle Anpassung an jeden Monitor möglich. Dabei wird eine Bildwiederholfrequenz zwischen 60 und 72 Hz bei 1280 * 960 bzw. 1600 * 1280 Bildpunkten erreicht. E-Screen braucht zudem keinen Zweitmonitor, für kritische Software (Signum! u.ä.) ist eine 640*400-Emulation des SM-124 bereits integriert. Bei Eickmann gab es auch einen Mini-Monitor zu sehen, der insgesamt nur so groß wie die Bildröhre des SM-124 ist. Er ist gedacht für Menschen, die wenig Platz auf dem Schreibtisch haben und trotzdem nicht auf das gestochen scharfe Bild des ATARI-Monitors verzichten wollen. Der EM 90 hat eine 9"-Bildröhre und die Gehäusemaße von 24x24x24 Zentimetern. Die technischen Daten des EM 90 entsprechen weitgehend den Daten des SM-124-Monitors von ATARI.
Eine Alternative zur Maus zeigte Eickmann mit dem TouchMouse-Treiber. Dieser Treiber ist für das Unmouse- und das Genius-Tablett sowie für alle kompatiblen Grafiktabletts geeignet. Dabei wird das Verhalten aller bekannten Mäuse für den ATARI nachgebildet. Ebenso ist ein Trackball-Modus möglich, bei dem Eigenschaften wie Reibung und Empfindlichkeit einstellbar sind. Die aktive Fläche des Tabletts kann dabei beliebig gewählt werden. Für Unmouse-Tabletts steht ein Makrorekorder mit bis zu 4 mal 16 Makros zur Verfügung, für Genius-Tabletts und Kompatible ist ein Menügenerator eingebaut. Der Treiber läuft auf jedem ST/STE/TT mit allen Programmen und paßt sich automatisch an jede beliebige Bildschirmauflösung an.
Rechtzeitig zur CeBIT wurde auch der Timeworks Publisher für den ST in seiner neuen Version 2.0 fertiggestellt. Am Stand von H3-Svstems konnten die Messebesucher sich von der Leistungsfähigkeit dieses DTP-Programmes ein Bild machen. Eine ganze Palette von neuen Features sorgt bei dieser Version für einen professionellen Gesamteindruck. Ganz besonders interessant dürfte für viele die beeindruckend umfangreiche Palette der Text- und Grafikformate sein, die sich jetzt in den Timeworks Publisher importieren lassen. Die Textbearbeitung ist wesentlich flexibler geworden und wurde um interessante neue Möglichkeiten bereichert. Der Timeworks Publisher 2 ST bietet eine große Auswahl an Layout-Vorlagen und die verschiedensten Seitennumerierungen. Sieben interessante Schriftarten aus der Typografica-Familie von GST in einer breiten Palette von Punktgrößen und Schnitten helfen bei der Textgestaltung, dazu kommt die Möglichkeit - auf vielfachen Anwenderwunsch nun realisiert -, Texte auch um unregelmäßige Grafiken herumfließen lassen zu können (Formsatz). Jedem Timeworks Publisher 2 ST liegt außerdem kostenlos ein Support-Paket von Computerware Gerd Sender bei. Der Timeworks Publisher 2 ST wird DM 399,- kosten. Updates älterer Versionen werden über den Fachhandel durchgeführt.
Das bekannte Textverarbeitungssystem That’s Write, programmiert vom Entwicklerteam der Compo-Software und vertrieben vom Heim-Verlag, wurde in der Version 2.0 und 2.0 PS-V gezeigt. That’s Write arbeitet wie DTP-Systeme mit Absatz und Seiten-Layouts. Die Bildschirmanzeige entspricht dem Ausdruck, was dem bekannten WYSIWYG-Prinzip gleichkommt. Der Benutzer kann sich ein oder mehrere Druckseiten vor dem Ausdruck, wahlweise 1:1 oder verkleinert, in eigenen GEM-Fenstern anzeigen lassen. Bis zu 20 verschiedene Fonts wie Pica, Elite, Schmal, Breit, Proportional usw. können gleichzeitig verwendet werden. Vierzehn Fonts und ein Konvertierprogramm für Signum!-Zeichensätze sind bereits im Lieferumfang enthalten. In enger Zusammenarbeit mit Langenscheidt wurde für That’s Write eine internationale Rechtschreibkorrektur mit integrierter Silbentrennung entwickelt. Über 3 Millionen Wörter sowie deren Trennstellen sind in dem deutschen Wörterbuch enthalten. Falsche Groß-/Kleinschreibung, Akzente oder Buchstabendreher werden automatisch vom Programm korrigiert. Zusatzwörterbücher für andere Sprachen sind bereits erhältlich bzw. in Vorbereitung. Beim Ausdruck unterstützt That’s Write gleichzeitig druckerinterne- (Pica, Elite, Breit...), grafische (GEM-Fonts) und auch Download-Schriften sowie druckerinterne Vektor-Fonts.
Die Version PS-V wurde um volle Post-Script-Fähigkeit ergänzt. Hierbei findet die Ausgabe ausschließlich in der Seitenbeschreibungssprache PostScript statt. Dieses Verfahren ist mittlerweile sehr weit verbreitet, so daß That’s-Write-Dokumente problemlos auch in Belichtungsstudios auf professionellen Satzbelichtern in beliebiger Auflösung (z.B. 2400dpi) ausgegeben werden können.
Mit Compo-Script steht allen Anwendern ein Programm zur Verfügung, das jede beliebige PostScript-Datei auf dem Bildschirm oder auf nahezu jedem Drucker ausgeben kann.
Wahlweise kann man auch IMG- oder TIFF-Grafiken aus den PS-Dateien erzeugen. Compo-Script setzt Bitstream-Fonts ein. Diese Zeichensätze entsprechen vollständig den von Adobe veröffentlichten Spezifikationen für Type-1-Schriften. Dadurch können sie mit jeder Software eingesetzt werden, die diesen Standard nutzt.
Die neue Version des ICD-Festplattentreibers 5.5.0 konnte man am Stand von ICD in Aktion sehen. Ab dieser Version wird nun auch das Booten von verschiedenen Partitionen unterstützt. Dabei braucht beim Boot-Vorgang lediglich die Taste für das entsprechende Laufwerk gedrückt zu werden. Auto-Ordner und Accessories werden dann von dieser Partition gebootet.
Auch von der Streamer-Software gibt es eine neue Version. Sie unterstützt nun fast alle handelsüblichen SCSI-Streamer-Laufwerke.
Neu ist auch ein universelles Treiberprogramm für SCSI-CD-ROM-Laufwerke. Damit steht jedem Anwender die schier unglaubliche Datenflut dieser optischen Speichermedien zur Verfügung.
Bei Logilex konnte man Bekanntes und Neues entdecken. 1st Lock 2.0 ist ein Speicher- und resetresidentes Programm, das alle Daten beim Speichern ver- und beim Laden wieder entschlüsselt. Der Benutzer, der sich über ein Paßwort autorisiert hat. kann das gesamte System wie gewohnt verwenden. Ohne Paßwort jedoch gibt es keine Chance, das System zu knacken. Selbst sogenannt ‘harte’ Zugriffe oder das Auslesen auf anderen Rechnertypen führt zu nichts, da alle Daten (inkl. Programme, Verzeichnisse und Systemsektoren) jederzeit vollständig verschlüsselt sind. Der größte Schutz jedoch liegt darin, daß jede 1st-Lock-2.0-Version ein singulär erzeugtes Einzelprogramm ist, das eigene Schlüssel, eigene Algorithmen sowie individuellen Programmcode verwendet. Sollte es also tatsächlich einmal einem Hacker gelingen, ein 1st Lock 2.0 zu knacken, nutzt ihm diese gewaltige Leistung für alle anderen Versionen herzlich wenig.
DATAlight 2.0 ist ein speicherresidentes Programm, das alle Daten, die gespeichert werden sollen, komprimiert und sie beim Laden wieder dekomprimiert. Dem Benutzer bleiben diese Manipulationen völlig verborgen. Er wird nur feststellen, daß auf 720KB-Disketten plötzlich 1500 KB passen und auf eine 44-MB-Wechselplatte über 90 MB Daten und Programme. Weil DATAlight 2.0 ein systemkonformer BIOS-Gerätetreiber ist, sind Programmkonflikte nahezu ausgeschlossen. Ein entscheidender Faktor ist die Geschwindigkeit. DATAlight 2.0 ist teilweise schneller als das Betriebssystem ohne DATAlight 2.0. Das rührt daher, daß weniger Daten gelesen werden müssen und alle DATAlight-2.0-Routinen in hochoptimiertem Assembler geschrieben sind.
1st-Card, eine Volltextdatenbank, liegt auch in einer neuen Version vor. 1st-Card-2.0 kennt, dank seines objektorientierten Konzeptes, kaum noch Begrenzungen. Ein einzelner Datensatz kann nun bis zu 4.6 MB Text in bis zu 65000 Zeilen enthalten. Jeder Datensatz kann bis zu 65000 Querverweise, Hypertextbeziehungen, Grafiken, Programmeinbindungen und Sounds enthalten. 1st-Card-2.0 ist eine Volltextdatenbank, es werden also komplette Texte erfaßt. Anders als in üblichen relationalen Datenbanken kann jedes einzelne Wort unabhängig von seiner Stellung im Datensatz gefunden werden. Selbst bei der Suche mit Wildcard (*) werden so alle Texte, in denen dieses Wort vorkommt, mit den hocheffizienten Volltext-Retrieval-Funktionen aufgespürt. Selbstverständlich können logische und Bereichsoperatoren (und, oder, nicht etc.) eingesetzt und auch verknüpft werden. Mit der nun vorliegende Version kommt, dem Trend folgend, auch Farbe ins Spiel. Farbige Grafiken in den Datensätzen, wie sie insbesondere aus dem Kreise der zahlreichen Anwender aus Universitäten und Forschungseinrichtungen und auch von Ärzten gewünscht wurden, werden in 1st-Card-2.0 standardmäßig unterstützt. Auch der Arbeitstisch von 1st-Card-2.0 ist flexibler und größer geworden. In bis zu vier Fenstern können nun Editor, Grafikbibliothek, Karten Verwaltung und Datenbankanwendung parallel genutzt werden. Besitzer von OverScan oder Großbildschirmen werden das besonders zu schätzen wissen.
True-Color und Multimedia konnte der interessierte Messebesucher am Stand von Matrix bestaunen. Mit der brandneuen True-Color-Grafikkarte TC1208 ist nun endlich professionelle Bildverarbeitung mit Echtfarben möglich. Bei einer Auflösung von 832x624 Pixeln in 24 Bit (16,7 Millionen Farben) wird eine Bildwiederholfrequenz von 75 Hz erreicht. Flimmerfreie Grafiken in Fotoqualität sind das Ergebnis. Durch den äußerst leistungsfähigen Grafikprozessor TMS 34020 ist die neue Karte sogar schneller als das Vorgängermodell, welches lediglich mit 256 Farben arbeitet. Das wichtigste an einer solchen Grafikkarte ist die Kompatibilität zu Standard-Software. Durch einen speziellen VDI-Treiber konnten Applikationen wie Retouche-CD, Calamus-SL, Cranach und DynaCADD ohne weitere Anpassungen vorgeführt werden. Auch der Preis läßt aufhorchen. Zwar sind 3990,- DM für den Privatanwender kein Pappenstiel, im Vergleich zum professionellen EB V-Markt liegt die True-Color-Karte von Matrix damit aber sehr gut im Rennen.
Auch Multimedia wurde bei Matrix eindrucksvoll demonstriert. Durch Echtzeitdigitalisierung wird das Einblenden von Videobildern, z.B. von einer Kamera oder einem Videorekorder, in Computergrafik bei flimmerfreien 70Hz möglich. Einer Weiterverarbeitung solcher Bilder in höchster Qualität steht dadurch nichts mehr im Wege.
Auch in diesem Jahr hatte MAXON wieder einen eigenen Stand, der sich ganz in der Nähe des ATARI-Standes befand. Bei MAXON konnte man sich die Produkte MulitGEM II. ACS, Harlekin II, Spirit und Outside teilweise von den Programmierern persönlich vorführen lassen. Mit MultiGEM II ist ein weiterer großer Schritt in Richtung voller Multitasking-Fähigkeit getan worden. Es besteht nun keine Beschränkung mehr in der Anzahl der ladbaren Programme oder Accessories; 10 Programme und 8 Accessories wären z.B. durchaus möglich, sofern der Arbeitsspeicher für eine solche Anzahl von Anwendungen ausreicht. Aktive Prozesse können per Mausklick ausgeblendet, also für den Benutzer unsichtbar gemacht werden, ohne daß sie dabei aus dem Speicher entfernt werden. Beim Ausblenden werden alle GEM-Fenster, die zu diesem Programm gehören, geschlossen und der Prozeß aus dem Multitasking ausgeklinkt. Natürlich kann man jederzeit ein solches „schlafendes“ Programm wieder einblenden, wobei alle Fenster wieder geöffnet werden und sich exakt so darstellen wie vor dem Ausblenden.
Für das Multi-Accessory Harlekin II wurde ein neues, hilfreiches Erweiterungsmodul vorgestellt. Harlekin besitzt seit der Version 2 die Eigenschaft, durch sogenannte HPG-Module quasi beliebig erweitert werden zu können. Die Extended-Filetools werden als ein solches HPG-Modul integriert und benötigen nur dann RAM-Speicher, wenn sie vom Benutzer aufgerufen werden. Es stehen dem Benutzer dann so nützliche Dinge wie Dateien retten, Volltextsuche und übersichtliche Ausgabe ganzer Dateibäume zur Verfügung. Alle Dateien, die z.B. bei der Volltextsuche gefunden und markiert wurden, können ab Harlekin-Version 2.06 in den Harlekin-Fileselektor oder die File-Utilities übernommen und von dort aus auf Funktionen wie Kopieren, Löschen usw. angewendet werden. Die Extended Filetools kosten 49,- DM.
Mit Spirit stellte MAXON eine neue Datenbank vor, die Leistungsvielfalt und einfache Bedienung vereinen soll. In der Tat zeigte sich Spirit mit durchdachter Benutzerführung, so daß ein Anwender ohne lange Übung mit dem Programm arbeiten kann. Im Kern besteht Spirit aus einer äußerst schnellen und plattenorientierten Datenbank, die keinerlei Datensatzbeschränkungen aufweist. Das Ändern der Maske bzw. das Erweitern von Datenfeldern ist jederzeit möglich und geht ohne größere Wartezeit vonstatten. Mit Spirit lassen sich sehr bequem Masken verschiedenster Art erstellen, Knöpfe und Grafiken einfügen. Die Oberfläche arbeitet neben dem üblichen Bildschirmzeichensatz mit ATARI-GDOS-Fonts, bietet also proportionale, sehr ansprechend aussehende Zeichen auf dem Bildschirm. Spirit bietet die Möglichkeit des Rechnens in Feldern, auch Vergleichsoperationen, bedingte Rechnung und String-Operationen. Ein Reportgenerator sorgt für die passende Ausgabe der Daten, ein integrierter Editor dient u.a. für Serienbriefe. Spirit arbeitet als Programm und Accessory, wodurch Anwender sofort auf Daten zugreifen können. Spirit wird Mitte dieses Jahres erscheinen.
Die virtuelle Speicherverwaltung Outside zeigte sich ebenfalls in einer neuen Version, die im Lieferumfang u.a. einen Treiber zur optimalen Ansteuerung von Fest- und Wechselplatten mit diversen Extras enthält; z.B. lassen sich Wechselplatten softwaremäßig verriegeln, wenn sie als Swap-Partition Verwendung finden. Natürlich werden auch weiterhin alle anderen Festplattentreiber unterstützt. Ferner lassen sich jetzt auch ACSI-Platten zum Auslagern benutzen. Outside läuft auf allen ST/STE/TT-Rechnern.
Für die TeX-Freunde wurde außerdem noch MultiTeX gezeigt, das im Gegensatz zum bisherigen TeX in Fenstern arbeitet und somit die Voraussetzung für den problemlosen Einsatz in Multitasking-Systemen hat.
Omikron zeigte die bekannten Produkte K-Spread 4 und Omikron.BASIC 4.0. Letzteres ist nun nach längerer Entwicklungszeit lieferbar. Es unterstützt voll die Fähigkeiten des ATARI-TT und läuft problemlos in allen ST/ TT-Videomodi. Der Compiler kann auch Code für den mathematischen Coprozessor M68882 erzeugen. Dadurch werden zeitintensive Fließkommaberechnungen drastisch beschleunigt. Außerdem wurde eine „abgespeckte“ Version von K-Spread 4 gezeigt, die den Zusatz „light“ erhalten hat.
Eine spezielle Omikron-Maus für das ST-Book war ebenfalls zu sehen. Diese Maus ist ohne weitere Hardware direkt an die RS-232-Schnittstelle des Notebooks anschließbar. Ein Treiberprogramm sorgt dafür, daß die Maus mit allen Applikationen genutzt werden kann.
Overscan TT ist jetzt endlich lieferbar. Das System besteht aus einer kleinen Hardware, die in den VME-Slot des TT gesteckt werden muß. Zusätzlich dazu müssen noch einige Leitungen im Innern des Computers verlegt werden. Mit dieser preisgünstigen Grafikerweiterung lassen sich dann alle ST/TT-Auflösungen (ohne TT-Hoch) um bis zu 61 % vergrößern. In der am meisten benutzen Auflösung TT-Mittel sind beispielsweise 832x496 Punkte (statt 640x480) möglich. Overscan TT kostet 299,- DM.
Mit VRAM 2.0 wurde die bekannte virtuelle Speicherverwaltung weiterentwickelt. Bis zu 2 GB TT-RAM kann VRAM virtuell auf der Festplatte verwalten. Neu ist dabei, daß VRAM auch auf TTs ohne TT-RAM genutzt werden kann. Neben den SCSI-Platten können auch ACSI-Festplatten (DMA-Port) für VRAM eingesetzt werden.
MM-Graph heißt ein Grafikprogramm, das ebenfalls von Overscan vertrieben wird. Mit diesem Produkt ist es möglich, wissenschaftliche Auswertungen von Meßergebnissen grafisch darzustellen bzw. solche Auswertungen anhand von Grafiken zu erstellen. Der Schwerpunkt wurde hierbei auf den Wissenschaftszweig der Chemie gelegt. Durch konsequente Verwendung von Vektorgrafik wirdein Höchstmaß an Ausgabequalität erreicht. MM-Graph kostet 398,- DM (für Studenten 289,- DM). Eine Demoversion kann gegen 10,- DM bezogen werden.
Die Mainzer Firma PAM stellte wieder ihr bewährtes PAMs-Net aus, wobei einige Neuheiten die Palette der angebotenen Lösungen nach oben erweitern sollen. So kann jeder einzelne ATARI-Computer mit Hilfe der nun verfügbaren NNC (Novell NetWare Compatibility) PCs direkt im dort verbreiteten Novell-Standardprotokoll ansprechen. Ähnliche direkte Anbindungen für STs und TTs, jedoch an UNIX-Systeme, verspricht das NFS (Network File System) und erweitert so die Anwendungsmöglichkeiten von ATARI-Computern in großen Netzwerken. UNIX-TTs mit Atari System V.4 lassen sich mit der VME-Busvariante problemlos vernetzen. Die hierzu notwendige Software für PAMs NET/VME ist inkl. komfortablem X-Window -Installations-Tool lieferbar. Der volltransparente Zugriff von TOS auf UNIX-Dateisysteme geschieht über das Standard-Protokoll NFS. Mit PAMs NET kann jeder ST/STE/TT/PC-Arbeitsplatz (Client) und Server zugleich sein. Der Zugriff auf Festplatten etc. ist, unabhängig davon, an welchen Rechnern die Platten im Netz angeschlossen werden, voll gewährleistet.
Als weitere Neuheit ist, wie von Pascal Merle zu erfahren war, in den nächsten Monaten die Installation einer universellen Fernwartung geplant, zu deren Realisierung eine Cooperation mit der Firma RRR-EDV vereinbart wurde.
Wer kennt STAD nicht? Der Klassiker in der monochromen Grafikverarbeitung auf dem ST schickt sich an, in der Version 2.0 zu einem professionellen Zeichenprogramm, das kaum noch Wünsche offenläßt, zu werden. Nur wenigen Eingeweihten war es vergönnt, einen Blick auf das noch im Entwicklungsstadium befindliche STAD II zu werfen. Unsere Hardcopy zeigt einige der neuen Features. So ist das Bildformat jetzt unabhängig von der Bildschirmdarstellung (das alte STAD war ein auf 640*400 abgestimmtes und optimiertes Zeichenprogramm). Man kann flexible Menüs, der jeweiligen Arbeit angepaßt, frei erzeugen. STAD II ist durch ein BASIC-ähnliches Sprachmodul voll programmierbar. Ferner ist pixel-und objektorientiertes Arbeiten möglich. STAD II läuft als Programm und als Accessory (kann sich ganz klein machen). Die monochrome Version soll laut Angaben von Entwickler Peter Melzer noch in diesem Jahr zur Auslieferung kommen. Eine Farbversion wird folgen. Man darf gespannt sein.
Um die Grafikfähigkeiten von ATARI-Computern zu verbessern, bietet Omega Computersysteme unter dem Vertrieb von Praefcke die Grafikkarten der Chroma-Serie an: für Rechner mit Mega-Slot (Mega-ST Serie) die Chroma ST. für Rechner mit VME-Slot (Mega-STE- bzw. TT-Serie) die Chroma VME.
Bei diesen Grafikkarten sind Grafikauflösungen und Farben in weiten Grenzen frei konfigurierbar. So lassen sich wahlweise 2, 16 oder 256 Farben gleichzeitig benutzen, wobei die verwendeten Farben aus einer Palette von 16.7 Mio. ausgewählt werden können. Bei der Chroma VME gibt es zusätzlich die Möglichkeit. 32768 Farben gleichzeitig zu benutzen. Die verwendbaren Auflösungen hängen vom benutzten Monitor, der Anzahl gleichzeitig dargestellter Farben und der Bildwiederholfrequenz ab.
Die Vertikal- bzw. Horizontalfrequenz läßt sich in weiten Grenzen einstellen. Die Pixel-Frequenz beträgt max. 65 MHz bei der Chroma-ST und 80 MHz bei der Chroma VME. Mit einem Standard-Multiscan-Monitor lassen sich alle gängigen Formate einstellen. An Software wird neben einem VDI-Treiber für den Betrieb mit oder ohne GDOS, einem Installations- und Testprogramm auch ein Programm zum Erstellen eigener Videomodi mitgeliefert. Der Standard-ATARI-Monitor (S/W oder Farbe) kann zudem parallel zu den Chroma-Grafikkarten betrieben werden. Dadurch läßt sich Text und Grafik auf beiden Monitoren getrennt ausgeben. Auf der Chroma ST ist ein Sockel für ein einfaches Nachrüsten einer 68881 -FPU enthalten. Anspruchsvolle Grafikanwendungen (z.B. Raytracing) lassen sich so deutlich beschleunigen.
Scannen, Digitalisieren und Schrifterkennung wurde bei Print-Technik groß geschrieben. Die Produktpalette der Scanner ist um ein Modell erweitert worden. Das neue Spitzenmodell, der Professional Scanner III, wartet mit Leistungsmerkmalen wie maximal 300/600 dpi Auflösung bei 265 Graustufen auf. Die vertikale und horizontale Auflösung lassen sich von 75 bis 600 dpi einstellen. Die 600dpi werden hierbei über ein Software-Interpolationsverfahren erreicht. Mehrere Scan-Modi ermöglichen das Scannen von Schwarzweiß-, gerasterten und ungerasterten Graustufenbildern. Durch die Verwendung von bis zu 256 ungerasterten Graustufen ist auch eine professionelle Retouchierung und Nachbearbeitung der Bilder möglich. Zum Lieferumfang gehört auch die bewährte OCR-Software (Schrifterkennung) „OCR-Junior“. Der Professional Scanner III kostet inkl. Interface und Software 2498,- DM.
Auch einen neuen Videodigitalisierer hat Print-Technik zu bieten. Der PRO-2001 ist das verbesserte und an den ATARI-TT angepaßte Modell des PRO-8906-Digitizers. Die Auflösung ist von 320x200 bis 1024x580 Punkten einstellbar. 128 Graustufen werden dabei erkannt. Der neue PRO-2001-Videodigitizer ist für 698,- DM zu haben.
rhothron, der bekannte Anbieter von Meßdatenerfassungs- und Auswertungssystemen auf der Basis von ATARI-Computern, hatte auf der diesjährigen CeBIT auch einige interessante Neuheiten zu bieten. Das ST-Book eignet sich durch das geringe Gewicht und den eingebauten Akkumulator exzellent für mobile Meßdatenerfassung. Für diese Anwendungen hat rhothron ein Zusatz-Interface entwickelt, über das alle rhothron-VMEbus-Karten, wie A/D-Wandler, D/A-Wandler, I/O- Karten usw. an das ST-Book angeschlossen werden können. Durch die weitgehende Kompatibilität des ST-Books zu anderen ATARI-Rechnem sind alle rhothron-Programme (rho-Transient, rho-Datenlogger, rho-Prozeß) auf dem ST-Book lauffähig und bieten so schlüsselfertige Komplettlösungen.
Für den Einsatz der ATARI-Rechner im industriellen Umfeld bietet rhothron ab sofort alle STE- und TT-Rechner und die Monitore SM 124, SM 144, PTM 144 und PTC 1426 eingebaut in 19"-Einschubgehäusean. Ergänzt wurden diese Systeme durch eine störunempfindliche Stromversorgung und 9 bzw. 19 VME-Bus-Steckplätze.
Dem Trend der steigenden Festplattenkapazitäten folgend, bietet rhothron ab sofort ein adäquates Datensicherungsmedium an. Ein 600 MByte fassendes Streamer-Bandlaufwerk wird anschlußfertig im eigenen Gehäuse, mit eigener Stromversorgung geliefert und kann an jeden ATARI ST, STE oder TT (ASCI, SCSI) angeschlossen werden. Die mitgelieferte Streamer-Software erlaubt die Sicherung und Rückspeicherung ganzer Festplatten oder einzelner Partitionen. Selbstverständlich werden alle Partitionsgrößen (BGM) bis zu 256 MByte unterstützt.
Die umfangreiche Palette von VME-Bus-Zusatzkarten wird zur CeBIT um neue D/A-Karten mit bis zu 18 Bit Auflösung, eine digitale Filterkarte mit digitalen Signalprozessoren, eine multifunktionelle Zählerkarte und eine intelligente Schrittmotor-Treiberbaugruppe mit eigenem Prozessor ergänzt. Bei den Signalanpassungsmodulen der ADPlus-Reihe werden neue Module zum Anschluß von induktiven Wegaufnehmern und induktiven bzw. kapazitiven Brückenschaltungen vorgestellt. Zur Komplettierung der Produktpalette bietet rhothron ab sofort verschiedenste Sensoren zur Messung von Temperaturen, Drücken, Feuchte, Weg, Kraft etc. an.
Mit „rho-Copy“ steht jetzt auch ein Snapshot-Programm zur Verfügung, das in allen Bildschirmauflösungen auf ST, STE und TT seinen Dienst tut und den Bildschirm entweder auf einen Drucker ausgibt oder aber auf eine Datei schreibt. Dabei werden insbesondere auch die Farbmodi des TT und der 19"-Großmonitor unterstützt und farbige IMG-Bilder abgespeichert. Das Programm läuft als Accessory und kann entweder durch direkte Aktivierung oder mittels ALT-HELP aufgerufen werden. Der Ausdruck erfolgt unter GDOS über einen frei wählbaren Treiber ggf. auch in Farbe. „rho-Copy“ kostet 98,- DM.
Faxen war der große Renner bei Richter-Distributor. Über einen Netzwerk-Server, der als Fax-Server eingesetzt wurde, konnten mit Hilfe des Programmes Q-Fax schnell Faxe verschickt werden, ohne den Senderechner für die Dauer der Faxübertragung zu blockieren.
Als Weltneuheit präsentierte die Firma Rossmöller eine Hardware/Software-Kombination, mit der es möglich wird, jeden handelsüblichen Videorekorder als Backup-Streamer einzusetzen. Über 600 MB faßt eine 240-Minuten-Videokassette; das macht einen Kostenaufwand von umgerechnet 2 Pfennig pro Megabyte. Bei einer maximalen Übertragungsgeschwindigkeit von 2,5 MB pro Minute sind auch größere Festplatten in akzeptabler Zeit dauerhaft gesichert. Ein ausgeklügeltes Fehlerkorrektursystem sorgt dabei für extrem hohe Datensicherheit. Die Software beherrscht File-Backup mit File-Report-Funktion. Beim Restore können so auch einzelne Dateien wieder gelesen werden.
Die bekannte Textverarbeitung CyPress wurde bei Shift in einer neuen Version gezeigt. Auch hier wurde der Schritt zur GEM-konformen Programmierung unternommen. Der Lohn dafür ist neben Kompatibilität zu allen bekannten Grafikkarten auch volle Multitasking-Fähigkeit unter MultiTOS und MultiGEM. Auch das Grafikprogramm Arabesque wird laut Informationen von Shift zur Zeit an die GEM-Umgebung angepaßt. Convector, der Vektorisierer, war in der Version 2 zu sehen. Es kann sowohl als Programm, als auch als Accessory installiert werden. Bei letzterer Möglichkeit kann man jederzeit den aktuellen Bildschirminhalt vektorisieren lassen. Der Umweg über ein spezielles Snap-Shot-Programm entfällt.
Tele-Office heißt das neue Programm zum Erstellen und Versenden von Telefaxen. Als großer Bruder des Junior-Offices (Test siehe Ausgabe 3/92) bietet es einiges an Leistungsmerkmalen mehr. Es beinhaltet nun auch eine Datenbank, um komfortabel Faxempfänger zu verwalten. Auch Rundfaxe werden dadurch erheblich vereinfacht und können voll automatisiert verschickt werden.
Die bekannte Grafikkarte Crazy-Dots von TKR konnte erstmalig in einer Version, die 32000 Farben unterstützt, begutachtet werden. Die Crazy-Dots 32k kommt damit einer True-Color-Darstellung schon recht nahe, ist aber durch den günstigen Preis auch für den Heimanwender geeignet.
Alle kennen sicher das Problem, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt bei der Arbeit am Computer die Monitorgröße nicht mehr ausreicht. Gewünschte Informationen befinden sich außerhalb der Anzeigefläche. Die Firma tms hat sich diesem Problem gewidmet und eine clevere Lösung konzipiert. Mit derTrueMultiScreen-Erweiterung kann man die Realität auch auf dem ATARI-Computer nachbilden. Dabei gibt es beliebig viele Möglichkeiten. Zwei, drei oder vier Monitore an einem Computer, verknüpft zu einer großen Arbeitsfläche. Monochrom-, 256-Farben-, 32000 Farb- und True-Color-Monitor gemischt und kombiniert, all dies ist machbar. Dazu wird natürlich ein zweiter Monitor und zu diesem eine Grafikkarte benötigt, bei zwei Farbmonitoren, zwei Grafikkarten usw. Dazu kommt noch der TrueMulti-Screen-VME-Adapter, um alle Monitore anschließen zu können. Schließlich wird noch der True-MultiScreen-Treiber für die jeweiligen Grafikkarten benötigt. Software allerdings muß entweder angepaßt oder besser noch entsprechend dem GEM-Reglement programmiert sein.
Platon dürfte allen Platinenentwicklern ein Begriff sein. Am Stand von VHF-Computer wurde live demonstriert, wie sich das Platinen-CAD-System im praktischen Einsatz bewährt. Eine vollautomatische Fräsanlage für Platinen wurde von einem ATARI mit der Platon-Software gesteuert.
Endlich verfügbar ist die Version 1.0 der „schnellsten Datenbank für den ATARI-ST“. Die Rede ist von 1ST-Base. Laut Auskunft von Victor-Soft wird die Version bereits seit der CeBIT an alle registrierten Anwender verschickt. Alle bislang noch nicht implementierten Funktion (wie z.B. die Ausgabefunktionen) stehen nun uneingeschränkt zur Verfügung.
Vortex zeigte den bekannten ATonce-386SX-Emulator im Einsatz. Das Gerät ist neben der Ausführung für alle Mega-STEs nun auch in einer neuen Version für alle Mega-STs erhältlich. Der schnelle 386SX-Prozessor und 512KB-Fast-RAM sorgen für einen Norton-SI- Faktor von 15,6. Noch mehr Geschwindigkeit bei mathematischen Anwendungen kann man durch Einsatz eines Coprozessors erreichen, für den bereits ein Sockel vorhanden ist.
Mit dem Advanced-Network-System (ANS) der Firma Wacker drängt ein weiteres Netzwerksystem auf den ATARI-Markt. Basierend auf dem Ethernet-Standard bietet dieses Netzwerk eine Übertragungsgeschwindigkeit von 10 MBit/s. Die Karten haben sowohl einen Anschluß für Thick-Wire-Ethernet als auch für Thin-Wire-Ethernet (Cheapernet), wodurch auf der einen Seite durch einfache Verkabelung kostengünstige Netzwerke, auf der anderen Seite aber auch ein Netzwerk über größere Distanzen und mehr Stationen aufgebaut werden können. Im Mega-ST kommt die ANS-MEGA-ST-Netzwerkkarte zum Einsatz, im Mega-STE und TT wird die ANS-VME-Netzwerkkarte eingesetzt, die aufgrund des echten VME-Bus-Anschlusses auch in anderen VME-Systemen eingesetzt werden kann. Für alle anderen Computer steht ein externer DMA-Knoten zur Verfügung. Die Installations-Software ist voll in das ATARI-GEM-Desktop eingebunden. Der Zugriff auf Netzwerk-Laufwerke geschieht genauso wie der Zugriff auf lokale Laufwerke.
CM/HE
Interview mit Alwin Stumpf,
Geschäftsführer ATARI Deutschland
ST-Computer: Herr Stumpf, ATARI hat uns auf dieser Messe einen neuen Rechner präsentiert, sich bei technischen Details aber bedeckt gehalten. Trotzdem sind einige Details nach außen gedrungen. Einige reden z.B. von einem digitalen Signalprozessor im Falcon, ähnlich wie ihn der NeXT besitzt.
A.Stumpf: Nun, die vielen Fragen in dieser Richtung hat Leonard Tramiel zumindest nicht verneint... Jeder, der auf der Präsentation sehen konnte und über Verständnis im Computerbereich verfügt, konnte sich ein Bild machen und Schlußfolgerungen ziehen.
ST-Computer: Wann wird es mehr Informationen geben?
A.Stumpf: Wir werden Anfang April entscheiden, wann die Entwickler, wann die Presse welche Informationen bekommen. Im Prinzip ist die Maschine bereits fertig, aber unser Problem ist die Ausbeute bei den Custom-Chips. Wie Sie wissen, muß eine Chip-Produktion erst anlaufen, und anfangs gibt es immer Probleme, daß nur ein gewisser Prozentsatz an Teilen fehlerfrei ist.
ST-Computer: Für wen ist der Falcon interessant, wo ist er in der ATARI-Produktpalette angesiedelt?
A.Stumpf: Eines ist gewiß: Der Falcon ist eine spektakuläre Maschine. Sie zielt eindeutig auf den Consumer-Markt. Das Gehäuse, das identisch mit dem vom 1040 ST ist, soll ein deutlicher Hinweis darauf sein, daß dieses Gerät nicht in ein Büro gehört.
ST-Computer: Also ein erneuter Stoß in Richtung Amiga?
A.Stumpf: Jeder, der bereits etwas von Multimedia, Musik, Animation, Trickfilm gehört hat, wird sich für den Falcon interessieren. Bei uns ist er oberhalb des 1040 ST angesiedelt, auch was den Preis betrifft. Er wird aber zunächst kein anderes Gerät ersetzen.
ST-Computer: Wird es einen neuen Monitor für den Falcon geben?
A.Stumpf: Nein, er kann von einem Fernseher bis zu einem VGA-Schirm alles ansteuern. Es ist ein Consumer-Gerät, und wir sind der Meinung, daß ein solches Gerät auch am Fernseher laufen muß.
ST-Computer: Jack Tramiel hat erklärt, daß der Falcon auch DOS-Programme verarbeiten kann.
A.Stumpf: Wir sind diesmal einen neuen Weg gegangen. Wir haben Entwickler sehr früh über die neue Maschine informiert, so daß sie ihre Aktivitäten früh darauf ausrichten konnten. Das ist aus unserer Sicht mutig gewesen, denn die Gefahr, daß Dinge an die Öffentlichkeit geraten, die nicht dafür gedacht sind, ist groß.’Aber es hat sich bewährt. Wir haben das beim Falcon deshalb getan, weil er spektakuläre neue Hardware besitzt und wir sicherstellen wollten, daß von Anbeginn Software existiert, die diese unterstützt. Wir sind sicher, daß aus dem Bereich der Entwickler sehr bald eine DOS-Emulation vorliegt.
ST-Computer: Wie wird man ‘Entwickler’, nach welchen Kriterien sind diese ausgewählt worden?
A.Stumpf: Entscheidend warmehr, welche Art Software die Leute produzieren. Es liegt beim Falcon nahe, Firmen, die sich mit Musik- und Animationsprogrammen beschäftigen, zuerst zu informieren.
ST-Computer: Viele Leute, vor allem die Software-Entwickler, haben auf eine neue Profi-Maschine gewartet. Gerüchte in Richtung 68040 halten sich hartnäckig.
A.Stumpf: Die Entwicklung geht parallel. Aber wir werden zunächst abwarten, bis der Falcon lieferbar ist. Die ATARI-Messe wäre sicher ein geeigneter Zeitpunkt, um einen neuen Rechner vorzustellen.
ST-Computer: Der ST-Pad, das Gerät, auf dem man mit einem Stift schreiben kann, wurde vor einem Jahr hier in Hannover gezeigt. Seitdem ist es still darum geworden.
A.Stumpf: Der Pad liegt auf Eis. Wir sehen da momentan wenig Marktchancen. Sie wissen, daß wir ein Mengenanbieter sind, und ein solches Gerät hat einfach noch zu wenig Praxiswert. Aber das Projekt ist nicht tot, sondern lediglich gestoppt.
ST-Computer: Eine weitere Neuigkeit ist das MultiTOS, ein neues Betriebssystem, unter dem mehrere GEM-Programme gleichzeitig laufen, ähnlich wie das bei Multi-GEM der Fall ist. Wird es nur auf den 68030-Maschinen laufen?
A.Stumpf: Generell läuft es auch auf 68000er-Prozessoren. MultiTOS ist wesentlich größer als das normale TOS und paßt daher nicht in die ROMs der bislang gebauten Maschinen. Andererseits möchten wir niemandem MultiTOS vorenthalten. Der Mint-Kernel des MultiTOS wird nachladbar bleiben, was wiederum auf dem Consumer-Sektor schwierig zu handhaben ist. Unserer Meinung nach sollte das Betriebssystem einer Consumer-Maschine im ROM untergebracht sein und sofort zur Verfügung stehen, um Fehlbedienungen auszuschließen.
ST-Computer: Noch vor einem Jahr wollten Sie Programmier-Richtlinien in bezug auf Bedienung, Oberfläche und TOS-Kompatibilität der Programme ausschließen. Heute unterstützt MultiTOS nur ‘sauber’ geschriebene Programme.
A.Stumpf: Das ist richtig, hier mußten wir einfach einen Schnitt machen. Wir sehen die Einführung von MultiTOS als eine Art Reinigungsprozeß. 1985 konnten wir keine Richtlinien aufstellen, wie z.B. Apple das getan hat und tut. Das hätte unseren Einstieg am Markt sehr erschwert, wenn nicht verhindert. Denn unter diesen Voraussetzungen wären Programme wie Signum! gar nicht erst entstanden. Heute sieht das natürlich anders aus, obwohl unser MultiTOS auch einen Single-Mode besitzen wird, in dem dann kritische Programme einzeln laufen können.
ST-Computer: Der Name fiel bereits: Apple hat die Preise gesenkt und drängt mit den Consumer-MACs massiv in einen Markt, auf dem ATARI sehr stark ist.
A.Stumpf: Ich sehe das positiv: Apple steht jetzt in einem Lernprozeß. Sie werden es schaffen müssen, Systemhäuser mit hochwertigen Profilösungen und Warenhäuser mit den Low-Cost-Geräten unter einen Hut zu bekommen und dabei nicht an Image zu verlieren. Das kann gelingen, aber ATARI hat ein wenig mehr Erfahrung darin.
ST-Computer: Wenn man heute einen TT oder einen beliebigen anderen ATARI-Computer kauft, wird dieser völlig ohne Software geliefert. Selbst einfache Aufgaben kann man nicht sofort lösen.
A.Stumpf: Wir haben immer Bundles angeboten, den Rechner im Paket mit verschiedenen Anwenderprogrammen. Wenn Sie den TT ansprechen: Das ist eine Profi-Maschine, da spielt es keine Rolle, welche Software mitgeliefert wird. Und bezahlen muß der Kunde die beigelegten Programme so oder so. Wir werden da unseren Standpunkt auch nicht ändern.
ST-Computer: Ein neuer Laserdrucker mit SCSI-Schnittstelle ist angekündigt, allerdings nirgendwo zu sehen. Was wird mit den bisherigen Druckern geschehen?
A.Stumpf: Der neue Laserdrucker wird in der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein. Ein SCSI-Gerät ließe sich darüber hinaus auch an andere Rechner anschließen und ist also auch für Fremdsysteme sehr interessant.
ST-Computer: Viele Anwender und Entwickler warteten auch auf dieser Messe vergeblich auf die offizielle Einführung des FSM-GDOS, das für ein einheitliches Font-Format und in jeder Applikation verfügbare, skalierbare Schriften sorgen soll.
A.Stumpf: Da haben sich im letzten Moment einige Dinge entscheidend verändert. Wir stehen im Gespräch mit weiteren Anbietern. Das Problem ist, wir wollen möglichst schnell eine Lösung, und die Schriften sollen zudem möglichst kostengünstig sein. Keinem normalen Anwender ist es zuzumuten, daß er sich für mehrere hundert Mark Fonts kauft. Es wird in Kürze von ATARI etwas in dieser Richtung geben.
ST-Computer: Ein Thema der CeBIT letzten Jahres war KAOS. Was ist in dieser Richtung geschehen?
A.Stumpf: KAOS hat uns genutzt. Die Leute haben gesehen, daß es zuviele Einschränkungen hat, und sind zu TOS zurückgekehrt. Wir sahen vor einem Jahr die Gefahr, daß unsere Urheberrechte durch eine mengenmäßige Verbreitung von KAOS evtl, gefährdet werden könnten. Das ist - wie Sie ja wissen - nicht geschehen. KAOS ist ein Freak-Produkt. Jedoch darf ein solches Produkt die Freak-Ecke auch nicht verlassen. Dann würden wir etwas dagegen unternehmen.
ST-Computer: Wie sieht es aus mit Hardware-Erweiterungen für den TT? Da wären sicher Dinge wie True-Color-Grafikkarten und ähnliches denkbar?
A.Stumpf: Von uns aus werden außer den RAM-Erweiterungen keine Erweiterungen zum TT angeboten. Alle notwendigen Erweiterungen sind im Markt verfügbar, und wir beabsichtigen nicht, mit unseren Partnern in einen direkten Wettbewerb zu treten. Wenn wir allerdings ein neues Spitzengerät präsentieren, dann wird es logischerweise Features besitzen müssen, die momentan State of the Art sind. Und der Bereich Grafik ist da ein richtiges Stichwort. Aber wir denken auch über Betriebssystemerweiterungen, vor allem im Hinblick auf MultiMedia, nach. Einzig HD-Kits wird es demnächst von ATARI zum Nachrüsten geben, damit auch Besitzer älterer Rechner von den 1,44-MB-Laufwerken profitieren können.
ST-Computer: Abschließend noch eine Frage zu dem Prozeß, der momentan zwischen ATARI und Nintendo in den USA ausgetragen wird.
A.Stumpf: Ich kann dazu eigentlich nichts sagen. Zudem ist die Prozeßordnung in den Vereinigten Staaten sehr streng und verbietet mir schon von daher jedes Statement. Ich kann nur soviel sagen, daß es sich um etwas wie eine Wettbewerbsklage handelt und es um sehr viel Geld geht. Zudem trifft der Prozeß momentan den Nerv der amerikanischen Öffentlichkeit, da dies eine Auseinandersetzung zwischen einer US-amerikanischen und einer japanischen Firma ist.