Der Bann von Doodebroode

Passionierte Drachentöter und Anhänger von Fantasy-Rollenspielen erwartet ein fesselndes Abenteuer in 25 Leveln und mit mehr als 60 Ungeheuern.

Eine der interessantesten und gleichzeitig auch angenehmsten Arten seine Zeit an dem Computer zu verbringen ist, ihn als elektronischen Spielpartner einzusetzen. Dabei stellt das Fantasy-Rollenspiel eine anspruchsvolle Herausforderung dar. Nach drei Jahren Entwicklungszeit darf man nun Jagd auf den Golddrachen "Drobar" gemacht werden, der die Einwohner von Doodebroode terrorisiert. Nur wer alle Rätsel löst und die damit verbundenen Gefahren besteht, kann sie vom Bann befreien. Gut zwei Dutzend Level sorgen dabei für viel Kopfzerbrechen. Gegen die ungeheure Anzahl von Bösewichtern kann sich die aus nur zwei Mitgliedern bestehende Mannschaft mit etwa 40 Zaubersprüchen und einer Vielzahl anderer Hilfsmittel zur Wehr setzen. Neben allerlei Heilmitteln gegen Verletzungen, Vergiftungen, Krankheit oder Wahnsinn -wobei auch die Priester der Stadt sehr gefällig sind-, benötigt man natürlich Waffen, vom einfachen Stein über Säbel bis zum Feuerstern. Bei ihrem Einsatz sollte man aber bedenken, daß sich einige verbrauchen oder gegen bestimmte Gegner unwirksam sind. Auch eine leere Flasche kann nützlich sein, wenn man nämlich über den Spruch verfügt, der sie mit einem Zaubertrank füllt.

Sofern man irgendwelche Dinge findet, deren Verwendung unklar ist, kann man in der Taverne nicht nur einen Schluck trinken, sondern auch den Wirt befragen, der berei t willig Auskunft gibt. Fast alle Aktionen oder Gegenstände werden dabei farbenprächtig illustriert. Dagegen sind die Toneffekte allerdings ein bißchen mager ausgefallen. Was man nicht in einer der Höhlen findet oder dem Gegner beim Kampf abnimmt, kann man sich auch in einem "Supermarkt" kaufen: von einfachen Dingen wie einer Lampe oder einem Seil über einen Zauberring und -trank bis hin zum fast unbezahlbaren Feuerinferno, mit dem man sich sehr wirkungsvoll aus einer bedrängnisvollen Situation befreien kann. Ist man einmal knapp bei Kasse, läßt sich der Händler möglicherweise überreden, einige wertvolle Gegenstände in Zahlung zu nehmen.

Zu Beginn muß sich die vom Spieler dirigierte Mannschaft völlig "nackt" - d.h. ohne besondere Ausrüstung- aus dem Nordwesten der Stadt in den Südosten aufmachen, da dort das erste Labyrinth in Gestalt der Berghöhle wartet. Erst wenn man sich durch diese sechs zum "Aufwärmen" gedachten Level gekämpft hat, erhält man einen Schlüssel zum Eingang der Dunkelgrotte. Dort erwarten die Gruppe weitere sechs Szenen. Wenn auch diese gelöst sind, ist das Adventüre halb gelöst und die PD-Mission endet hier mit einem entsprechenden Hinweis vorläufig. Doch spätestens jetzt - nach vielen Stunden Spielspaß - dürfte man sich darüber im klaren sein, daß das Abenteuer die Registriergebühr wert ist, die Marcus Pukropski für den abschließenden zweiten Teil wünscht. In der erweiterten Version - in der man selbstverständlich seine alte Charakter-Diskette weiterverwenden kann - müssen dann noch die alte Kirche, der Rätsel- und der Monsterturm sowie die Katakomben erkundet werden. Hat man sich einmal festgerannt, kann man sich vom Programmautor schriftlich oder per Mailbox einen erleuchtenden Tip geben lassen. Hat die Crew das Ziel endgültig erreicht, kann der erste Spieler, der seine Charakter-Diskette an den Programmautor einschickt, sich auch noch auf eine Flasche Sekt als Prämie freuen.

Die Konzeption von "Der Bann von Doodebroode" orientiert sich an Vorbildern wie Bards Tale, Dragonflight oder Ultima, die 1988 das Programmprojekt auch ins Rollen brachten. Wer sich bisher noch nicht mit diesem Spielgenre auseinandergesetzt hat, sollte es langsam angehen lassen. Ein Fantasy-Spiel ist keine Pixelschlacht à la Space Invaders, die man einmal kurz zwischendurch spielen kann. Je nach Zeitaufwand und Motivation sind einige Tage oder sogar Wochen einzuplanen. Außerdem muß man sich daran gewöhnen, immer Papier und Bleistift parat zu haben: einerseits sollte man sich auf kariertem Papier schrittweise die Labyrinthe aufzeichnen, andererseits werden oft kurze Hinweise gegeben (Warnungen; Zaubersprüche), die man nicht so schnell vergessen sollte.

Das ganze Abenteuer kann bequem per Maus bedient werden, doch gerade bei langen Erkundungsmärschen, die eine Menge Notizen (und Platz auf dem Schreibtisch) erfordern, freut man sich über die alternativ zur Verfügung stehende Tastenbedienung. Das Programm wird zwar auf einer zweiseitigen 720-KByte-Diskette ausgeliefert, erfordert aber später noch eine weitere. Auf diese wird nach dem Programmstart ein Teil der komprimiert vorliegenden Daten sowie der speicherbare Spielstand verfrachtet. Man braucht aber keine Angst zu haben, zum Diskjockey zu werden, da pro Sitzung nur ein Wechsel notwendig ist. Der Autor wollte auf diesem Wege eine im PD-Versand kostspielige zweite Diskette vermeiden. Außerdem gibt es erfahrungsgemäß leider einige Leute, die PD-Programme nur unvollständig weitergeben, was bei mehreren Disketten noch ärgerlicher wäre. Darüber hinaus bietet dieser Weg den Vorteil, daß das Programm trotz des großen Umfangs ohne Einschränkungen mit nur einem Diskettenlaufwerk und 1 MByte RAM auskommt. Getestet wurde das Spiel auf ST sowie STE und unter den Betriebsystemversionen 1.0, 1.2 und 1.4. Ferner ist eine ausführliche Spielanleitung in das Programm integriert, die bei der erweiterten Version noch um ein 28seitiges Anleitungsheft mit Tabellen (Waffen, Zaubersprüche, Besonderheiten) und Hinweisen ergänzt wird.

Dem Programm merkt man sofort an, daß hier nicht 'mal zwischendurch etwas hingedonnert wurde, sondern eine lange Entwicklungszeit damit verbunden ist. Die leicht eingeschränkte PD sowie die erweiterte Version eignen sich sehr gut, einen Einstieg in die Welt der Rollenspiele zu finden. Obwohl es sich "offiziell" um ein Farbprogramm handelt, können Benutzer eines Monochrom-Bildschirms SM124 mit Hilfe des Farbemulators Panda (Maxon Sonderdiskette 18) ebenfalls uneingeschränkt in den Genuß dieses Spieles kommen. Da dieses Abenteuer unter Insidern schon großen Anklang gefunden hat, ist ein zweiter Teil bereits in Arbeit.

Hinweis: Farbprogramm, das auch mit Farbemulator PANDA läuft.

Der Bann von Doodebroode
ST-PD 444



Aus: ST-Computer 04 / 1992, Seite 171

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