Handliche Datenbüchse: Die externe Miniplatte von Roskothen & Eckstein

Nicht immer spielt die Größe eines Gerätes eine entscheidende Rolle, wenn es um die Kaufentscheidung geht. Bei der hier getesteten Miniaturausgabe einer externen Festplatte liefert aber bereits das handliche Format des Datensammlers einige gewichtige Argumente für die Kleinformate.

Der Festplattenmarkt zeigt sich umkämpft. Nicht erst seit der CeBIT stoßen immer neue, immer kleinere und kompaktere Harddisks zu dem Angebot der etablierten Hersteller. Stand den 2,5-Zöllem bislang die Rolle der Platten-Benjamine zu, so haben diesen Part inzwischen die 1,8-Zoll kleinen Ausführungen übernommen. Doch zwischen Ankündigung und Liefertermin liegen bisweilen Monate. Daher griffen die Konstrukteure unseres Testkandidaten auf eine für den Einsatz in Laptops und Notebooks zugeschnittene Miniplatte im 2,5-Zoll-Format zurück.

Die „Größe“ dieses Gerätes beträgt nur 16x8x5 cm - und auf diesem Raum finden Harddisk und ICD-Host-Adapter Platz. Zusätzlich belastet ein externes Netzteil das allgemeine Raumkontingent; es verschwindet allerdings hinter bzw. unter dem Schreibtisch. Die Vorderseite der kleinen Box zieren neben dem Ein- Ausschalter zwei LEDs für Power-On und Zugriff. Hinten befinden sich der Stromversorgungsanschluß und die DMA-In-Buchse. -j Die DMA-Adresse verändert man mit einem Wahlschalter. Der DMA-Port ist allerdings leider nicht durchgeschleift; das dürfte angesichts der Größe des Gehäuses auch kaum mehr machbar sein.

Roskothen & Eckstein liefern mit der Platte das Treiberpaket von ICD, das für die üblichen Standardaufgaben (Formatieren, Partitionieren etc.) hinreichend gerüstet ist. Zusätzlich liegt ein DIN-A5-Ordner mit einem „Sammelsurium“ bei, einer Zusammenstellung von nützlichen kleinen Programmen, die den Umgang mit der neuerworbenen Festplatte erleichtern sollen. Darin findet sich z.B. das PRG4ACC 1.2 - hinter diesem kryptischen Namen verbirgt sich ein Utility, das, im Auto-Ordner plaziert, gleich zu Systemstart den aktuellen Pfad auf einen Ordner namens „DESKTOP“ lenkt. Darin verschwinden alle Accessories, zugehörige RSC-Dateien usw.; ein löblicher Beitrag zur Ordnung auf dem Root-Laufwerk. Neben MEMFREE - einer Anzeige der aktuellen Speichersituation auf Disk, Platte und RAM - und AUTOSORT, einem weiteren Programm zum Sortieren des Autoordnerinhalts, enthält das Sammelsurium mit „MAUSIE“ einen sehr brauchbaren Mausbeschleuniger.

Soweit zur Ausstattung. Im Test mußte die Platte zeigen, was sie kann. Die Transferrate haben wir mit dem ICD-Programm „RATE-HD“ in der Version 2.05 gemessen; das Ergebnis von 584 KByte/sec liegt nicht gerade an der Spitze des Spektrums, braucht sich aber auch nicht zu verstecken. Ähnliches gilt für die gemessene mittlere Zugriffszeit von 37ms. Doch kommt bei solchen Tests irgendwann der Zeitpunkt, wo man seinem eigenen Gespür eher traut als allen Benchmarks. Kurz: Die von Roskothen & Eckstein eingesetzte JVC-Platte (JD 2850 P 20) hinterläßt beim Datenschaufeln der 40 MB einen sehr guten, schnellen Eindruck - auch wenn dies nur eingeschränkt durch die Meßwerte belegt wird.

Die Rückseite des Winzlings bietet gerade noch Platz für den DMA-In-Anschluß nebst Wahlschalter für die ACSI-Adresse und eine Buchse für die Spannungsversorgung.

Das liegt aber nicht nur am Tempo, das die kleine JVC vorlegt. Wer gewöhnt ist, sich auf die sonst bei Platten übliche „akustische Betriebsanzeige“ zu verlassen, erleidet bei der Roskothen & Eckstein-Platte Schiffbruch. Hier muß man schon direkt am Gehäuse horchen, wenn man in den fragwürdigen Genuß von Laufgeräuschen kommen will. Vor allem für akustisch besonders sensible Einsatzbereiche - allen voran im MIDI- und Tonstudio - zeigt sich die Roskothen & Eckstein-Lösung geeignet, da sie tatsächlich unhörbar arbeitet, von der beschriebenen Horchaktion einmal abgesehen.

Ein weiteres wichtiges Stichwort bei der Festplatte heißt Sicherheit. Viele größere Laufwerke reagieren äußerst sensibel auf mechanische Einwirkungen von außen, z.B. Vibration, Schlag, Sturz etc. Hier spielt die JVC-Hardware den Trumpf der Entwicklungrichtung aus: Das Laufwerk wurde für den Einsatz nicht nur in Laptops, sondern auch in Notebook-Rechnern konzipiert und zeichnet sich daher durch eine relativ hohe „Schmerzschwelle" aus. Was bei anderen Platten schon zum sicheren Headcrash führt, bleibt bei der Roskothen & Eckstein-Platte folgenlos.

Größe und Transportierbarkeit der kleinen Platte weisen sie auch als geeigneten Datenträger für sicherheitsrelevante Daten aus. Sowohl im Aktenkoffer als auch im Tresor, selbst im Bankschließfach findet die Aachener Lösung ein Unterkommen. Gilt dies schon für die Kombination aus JVC-Harddisk und ICD-Host-Adapter im Gehäuse, so trifft es noch mehr für die Ausführung ohne Host-Adapter zu; diese ist lediglich 10x7x2 cm „groß“ und eignet sich für alle Rechner, die über eine SCSI-Schnittstelle verfügen. Auch für den Datentransport über größere Entfernungen empfehlen sich beide Ausführungen.

Das Testgerät war mit einem Netzteil ausgestattet, das im Dauerbetrieb mit spürbarer Wärmeentwicklung auf den Energiebedarf der kleinen Platte reagierte. Der Stromversorgungsstecker rutschte durch seine eher glatte Formgebung recht leicht aus der Buchse. Beide Punkte werden aber bei Erscheinen dieses Heftes bereits behoben sein: Roskothen & Eckstein liefert schon zum Zeitpunkt des Tests ein anderes, entsprechend modifiziertes Netzteil aus.

Letzter Prüfpunkt: der Preis. Das Gerät mit integriertem Host-Adapter kostet 1250,-DM, für die kleinere Ausführung ohne Host-Adapter sind 1100,-DM zu zahlen. Angesichts der Platzersparnis, der ordentlichen Performance-Werte und der bauartbedingten Betriebssicherheit ist das nicht zuviel verlangt. Insgesamt: Wer auf wenig Platz eine lautlose Festplatte sucht, wird beim Aachener Modell fündig.

VH

Bezugsquelle: Roskothen & Eckstein GbR Monsheimallee 85 W-5100 Aachen



Aus: ST-Computer 03 / 1992, Seite 50

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