Quellcodekosmetik für Pascal

Mit PPP lassen sich unübersichtliche Quelltexte optisch ansprechend und übersichtlich gestalten. Wenn man anderen Programmierern den Quellcode eines Programmes zugänglich machen möchte oder Wochen später selbst nicht mehr so ganz mit den Zeilen vertraut ist, hilft dem Atarianer ein sauberer, übersichtlicher Ausdruck des Listings oft schnell auf die Sprünge. Da die meisten mitgelieferten Editoren auf spezielle Druck- und Formatierungsroutine verzichten oder diese nicht überzeugend sind, hat Michael Distelrath den PRETTY PRINTER PASCAL entwickelt (ST-PD # 401). Dieses Programm übernimmt nun einen Teil dieser Arbeit.

Handlungsspielraum

Hauptaufgabe ist die optische Aufbereitung von Pascal-Quelltexten durch gezieltes Ändern der Schreibweise von Schlüsselwörtern. In einer separaten Schlüsseldatei werden dazu reservierte Wörter, Kontrollstrukturen, Variablennamen sowie eigene Prozedur- und Funktionsbezeichnungen eingetragen, und definiert, wie sie manipuliert werden sollen: Großschrift, Kleinschrift oder völlig andere Schreibweise. Dabei dürfen die Schlüsselwörter allerdings nicht länger als 25 Buchstaben lang sein und außer dem Unterstrich "_" keine Sonderzeichen enthalten (wie es in Pascal eben so üblich ist). Durch { } oder (* *) markierte Kommentare bleiben selbstverständlich ebenso unverändert wie die Inhalte von String-Zuweisungen in Hochkommata ' '. Beim Ersetzen arbeitet das Programm allerdings nicht kontextbezogen, d. h., daß die Direktive C ebenso wie die Variable C behandelt wird. Eine hundertprozentige Druckaufbereitung findet aber nicht statt, denn Überschriften, Seitenvorschub, Seitenzählung, Fettdruck und so weiter sind bei PPP nicht vorgesehen. Um den Quellcode zu verkürzen, werden darüber hinaus überflüssige Leerzeichen sowie Tabulatoren am Zeilenende entfernt. Dies spart nicht nur Platz auf der Festplatte, sondern verkürzt auch die Lade- und Kompilierzeiten ( ... ein wenig).

Weitergedacht

Sofern man mit der mitgelieferten Übersetzungsdatei arbeitet, sollte sich der Quellcode auch weiterhin laden und kompilieren lassen. Geht es aber nur um einen sauberen Ausdruck, kann man natürlich auch Ersetzungen vornehmen, die sich als Quelltext nicht mehr verwenden lassen. So könnte man besonders wichtige Begriffe um Steuercodes für Fettdruck, Kursivschrift, unterstreichen etc. ergänzen oder sie mit speziellen Steuerzeichen für die Weiterbearbeitung in einer Textverarbeitung versehen (ist allerdings nicht immer ganz so einfach). So werden bei mir die sonst nicht benötigten Zeichen "@" und "<" über die Zeichensatztauschtabelle bei MINITEXT (ST-PD#230) bzw. über den Druckfilter von HARLEKIN (MAXON Computer GmbH, Eschbom) durch die Steuercodes für Schrägschrift ("kursiv") oder Unterstreichen ersetzt. Dies ist deshalb möglich, da die Ersatzbegriffe sehrwohl Sonderzeichen enthalten dürfen. Da diese Zweckentfremdung nicht ganz im Sinne des Programmautors ist, plant Distelrath eine "saubere" Erweiterung seines Programmes in diese Richtung. Meiner Meinung nach sollte außerdem die allzu enge Anbindung an Pascal zugunsten einer größeren Flexibilität aufgegeben werden (z. B. Zulassen von Sonderzeichen). Dadurch, daß der Schlüssel zum Ganzen in der leicht änderbaren Parameterdatei liegt, könnte man das Programm auch gut in Verbindung mit anderen Programmiersprachen wie BASIC, Forth oder Modula nutzen, wo teilweise mehr oder andere Schreibweisen zugelassen sind. Auch könnte ich es mir als spezielle Anwendung in der Textverar- beitung vorstellen, wo man mit Hilfe der Tauschtabelle für eine einheitliche Schreibweise bestimmter Wörter sorgen könnte, vor allem dann, wenn es sich um Texte verschiedener Autoren handelt. Allerdings würde das die Parameterdatei leider enorm verkomplizieren sowie den Programmieraufwand ziemlich erschweren.


Thorsten Luhm
Aus: ST-Computer 11 / 1991, Seite

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite