TIMMY: Klein, stark, zeitgenau

Es soll Zeitgenossen geben, die im Banne eines Computerbildschirms so manche wichtige Verabredung verpaßt haben. Ob es nun ein Computerspiel war, das uns ein Rendezvous vergessen ließ, oder ob ein kniffliges Programmierproblem den Termin mit dem Steuerberater platzen ließ, hinterher ist es ohnehin egal. Dabei mußte das doch nicht sein!

Es gibt in vielfältigen Ausführungen kleine „Zeitwächter“, die uns unvermittelt und erbarmungslos zum richtigen Zeitpunkt sagen (bzw. auf den Bildschirm schreiben), was die Stunde geschlagen hat. TIMMY ist einer davon.

TIMMY ist eine Mehrfunktionsuhr. Nein, Mondphasen und Planetenkonstellationen zeigt sie uns nicht an, dafür aber andere wichtige Hinweise in Sachen Zeit. TIMMY hat eigentlich 5 verschiedene Aufgaben, die sie sogar alle gleichzeitig (multitakting) erledigen kann. Und weil sie vorzugsweise als Accessory installiert ist, holt sie sich beim Systemstart alle Einstellungen der Systemzeit (was. Sie haben noch keine „batteriegepufferte Echtzeituhr“ in Ihrem ST?).

TIMMY #1 ist die normale Zeituhr. Obwohl die Systemzeit in 2-Sekunden-Schritten läuft, macht dies TIMMY nichts aus. Sobald sie die Regie über die Rechnersekunden übernommen hat, ignoriert sie die interne Uhr und rechnet selbständig in Sekundenschritten weiter. TIMMY ist in Wirklichkeit eine Kuckucksuhr, die zu jeder vollen Stunde den typisch Schwarzwälder Schrei von sich gibt, aber mit der Taste „pssst“ kann man sie zum Schweigen bringen.

TIMMY #2 ist der Kalender. Besonders, wenn man in die tieferen Bereiche von Programmcode und RAM-Adressen eingetaucht ist, kann es schon mal passieren, daß man Raum und Zeit verliert. Dann ist es doch sicher praktisch zu wissen, daß heute eigentlich Sonntag ist.

TIMMY #3 kann man als Superwecker verstehen. Er verwaltet nicht eine Weckzeit, nein, beliebig viele. Da alle Weckangaben in einer Info-Datei gespeichert sind, beschränkt eigentlich nur die Dateigröße die Menge an Weckzeitpunkten.

Dann gibt es die elektronische Sanduhr - das ist TIMMY #4. Gemeinhin wirdeine solche Zeitfunktion zum Überwachen der Eierkochzeit verwendet. Man könnte beim Programmtest auch einige Benchmarks dadurch steuern lassen. Dann gibt es noch einen Zahlenkasten, in dem Werte von 000 bis 999 einstellbar sind. Das ist ein kleines Bonbon im Timer, das immer wiederkehrende Warnsignale abgibt. Wofür das gut sein soll? Na, da hab ich doch einen Schwarzweißfilm in der Entwicklerdose und muß ihn 11,5 Minuten lang alle 30 Sekunden schütteln (ist das nichts?).

TIMMY #5 will sich als Anti-POST-Zähler verstanden wissen, es ist die Simulation eines normalen Telefongebührenzählers. Sehr praktisch ist diese Funktion im Zusammenhang mit einem Terminalprogramm bei bestehender Verbindung zu einer Mailbox. TIMMY rechnet uns den genauen Betrag aus, den die Verbindungsgebühren wiedereinmal verschlingen. Natürlich berücksichtigt er dabei die verschiedensten Entfernungszonen, auch ins Ausland.

Probleme hat TIMMY eigentlich nur, wenn er gerade „Kuckuck“ schlagen will, und es ist eine Dialogbox oder ein Pull-Down-Menü von einem anderen Programm geöffnet worden. Machen diese Programme keine regelmäßigen GEM-AES-Aufrufe, bleibt TIMMY leider stumm und verschluckt den Kuckuck. Im Hintergrund läuft er aber „zeitgerecht“ weiter. Schlimm wäre so etwas, wenn er uns gerade an einen entscheidenden Gerichtstermin erinnern wollte. Deswegen merkt sich TIMMY (im Hintergrund) die Weckzeit und liefert sie uns sogar noch nach 5 verstrichenen Minuten nach.

DK

TIMMY
ST-PD 454



Aus: ST-Computer 10 / 1991, Seite 184

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