Nachdem wir in den vergangenen zwei Folgen unserer DFÜ-Ecke die technischen und theoretischen Grundlagen der Datenfernübertragung dargestellt haben, soll es heute nun mitten in die DFÜ-Praxis gehen. Die eifrigen Leser der DFÜ-Ecke wissen, wie ein Modem funktioniert und was zwischen Modem und Rechner so passiert. Jetzt sollten wir das Modem mal ausprobieren.
Als erstes müssen wir uns eine geeignete Mailbox aussuchen - um die Telefonrechnung nicht in die Höhe zu treiben, am besten eine, die nicht allzu weit entfernt ist. Sie können die Nummer der nächstgelegenen Box übrigens in der Sprechstunde der Redaktion (Do. 14-17 Uhr) erfragen. In den Boxen findet man häufig ein „schwarzes Brett“, auf dem weitere Mailbox-Listen - auch von anderen Mailbox-Systemen - hängen. Doch bevor wir endgültig „online“ gehen, müssen wir noch ein paar Dinge überprüfen: Wie sieht es mit der Verbindung zwischen Computer und Modem aus? Das Kabel zwischen Modem und Rechner ist ein sehr wichtiger Punkt, der einem viel Kopfzerbrechen sparen kann, wenn es richtig gelötet ist. Wenn man sich ein Kabel kauft, sollte man darauf achten, daß es ein sogenanntes l:l-Kabel ist und nicht etwa ein Kabel für ein bestimmtes Terminal oder für eine Null-Modem-Verbindung. Denn dort sind meist die Leitungen für Senden und Empfangen getauscht oder die Handshake-Leitungen sind kurzgeschlossen, weil man sie für bestimmte Terminalarten nicht braucht oder ein Handshake überflüssig ist. Manche Signalleitungen, die für ein Modem wichtig sind, sind auch erst gar nicht durchgeschleift.
Wenn man ein wenig Übung im Umgang mit dem Lötkolben hat, kann man man sich das Kabel auch recht einfach selbst löten. Dazu braucht man lediglich ein (mindestens) 10adriges Kabel, einen RS232-Stecker und die passende Buchse (Sub-D, einmal männlich, einmal weiblich). Der Atari ST besitzt ja die 25-Pin-Variante der seriellen Schnittstelle, die folgenden Angaben beziehen sich darauf. Für die „normalen“ Modems (ohne spezielle Leitungen für synchrones Timing etc.) reicht eine Verbindung der Pins 1 bis 8,20 und 22 - bei der 9-Pin-Variante kann man einfach alle Leitungen 1:1 durchschleifen (also 1 an 1, 2 an 2, 3 an 3 usw.). Für den absoluten Minimalfall (ohne Handshaking, DSR etc.) reichen vielleicht auch die Pins 2, 3 und 7 (7 ist Erde, die man eventuell sogar auch noch weglassen kann) eventuell. Man sollte aber noch Pin 20 dazunehmen (DTR - Data Terminal Ready). Die Belegung der RS232-Schnittstelle kann man seinem Handbuch zum Atari entnehmen.
Bevor wir uns nun mit dem Modem in eine Mailbox einwählen können, müssen wir natürlich erst das Modem präparieren. Wir empfehlen vor der ganzen Einstellerei noch einmal einen ausführlichen Blick in die Bedienungsanleitung des Modems. Der Rechner und das Terminal-Programm müssen mit dem Modem harmonieren -sonst kommt nur Datenmüll auf den Bildschirm.
Zunächst müssen Computer und Mailbox über die angeschlossenen Modems herausfinden, auf welche Übertragungsgeschwindigkeit man sich einigen kann. Dazu muß man wissen, mit wieviel Baud das eigene Modem maximal arbeitet und welche Baud-Rate die Mailbox verträgt. Hat das Modem etwa 2400 Baud, die Mailbox aber nur 1200, muß man das Modem auch mit 1200 Baud ansteuern. Das Modem probiert nämlich erstmal von unten her, eine Verbindung zu bekommen - im Normalfall zunächst 300 Baud, dann 1200, dann 2400 - und wenn es höhere Übertragungsgeschwindigigkeiten kann, geht das bis 9600 Baud (V.32).
High-Speed-Modems der neuen Generation landen sogar bei 14.400 Baud, wenn beide Modems in der Norm V.32bis kommunizieren können. Bei Modems, die sich nicht an die CCITT-Verfahren halten, kann es zum Teil anders aussehen. Beim Modem Telebit T2500 (baugleich mit dem größten Post-Modem) wird zunächst nachgeschaut, ob das anrufende Modem auch die sogenannte PEP-Modulation beherrscht. PEP steht für das „Packetized Ensemble Protocol“, das eine bestehende Telefonleitung optimal ausnutzt. Wählt man eine Mailbox mit PEP-Modem an, hört man im Lautsprecher des eigenen Modems ein komisches Zischen, das mehrmals wiederholt wird, bis dann mit der „normalen“ Reihenfolge losgelegt wird. Wenn das eigene Modem dann aber schon aufgegeben hat und keine vernünftige Verbindung mehr aufbaut, sollte man im Modem-Handbuch nachschlagen: Normalerweise kann man ein Register ändern, um die Wartezeit des Modems zu verlängern.
Fast alle Modems haben die Möglichkeit, beim Verbindungsaufbau mitzuhören. Bei Hayes-kompatiblen Geräten kann man in der Regel mit dem Kommando ATMx die Lautstärke einstellen (x steht für verschiedene Zahlen = verschiedene Lautstärken). Bei manchen Modems läßt sich auch die Lautstärke mit dem Kommando ATLx einstellen. Zumindest am Anfang sollte man den Lautsprecher nicht abschalten. Zum einen bekommt man ein Gehör für die verschiedenen Modemarten - und zum anderen kann es auch passieren, daß man aus Versehen am anderen Ende kein Modem erwischt, sondern einen ahnungslosen Telefonteilnehmer. Gerade in der Nacht kann es peinlich sein, jemanden aus dem Schlaf zu holen, weil man sich beim Wählkommando vertippt hat oder die Modem-Nummerliste veraltet ist. Wenn der Lautsprecher im Modem abgeschaltet ist, bekommt man das gar nicht mit.
Die Einstellmöglichkeiten der seriellen Schnittstelle
Terminalparameter
Die Modemparameter
Am Rechner können verschiedene Optionen eingestellt werden, die gleichzeitig am Modem veränderbar sind. Auch bei höheren Baud-Raten oder großen Datenmengen sollen Rechner und Modem ja optimal Zusammenarbeiten. Wichtig ist die Flußkontrolle: Es gibt da zwei Möglichkeiten, die auch kombiniert werden können. Zum einen das Software-Handshake (XON/XOFF), zum anderen das Hardware-Handshake (RTS/CTS). Beim Hardware-Handshake sollte man natürlich darauf achten, daß die notwendigen Leitungen vom Rechner zum Modem gelegt sind, sonst kann diese Option gar nicht angesprochen werden. In diesem Fall sollte man das Software-Handshake einschalten, um überhaupt eine Flußkontrolle zu ermöglichen.
Wichtig sind natürlich auch die RS232-Parameter: die Anzahl der Bits, die Paritätsprüfung und die Anzahl der Start- und Stop-Bits. Das Modem merkt diese Einstellung meist automatisch, auch die Baud-Rate. Wählt man jedoch eine Mailbox an, die andere Parameter benutzt, muß man das nach dem Verbindungsaufbau nach-bessern, denn die Modems unterhalten sich erstmal und sprechen die Parameter ab. Im Normalfall ist die Einstellung 8N1, d.h. 8 Bit pro Zeichen, keine Paritätsprüfung und 1 Stop-Bit. Auch die Boxen des Zerberus werden in der Regel so angesprochen. Einige andere Mailboxen nutzen 7 Bit -wenn man die Parameter der Mailbox nicht kennt, muß man verschiedene Einstellungen ausprobieren.
Am Modem kann man folgende Optionen einstellen:
Modulationsart (Hayes-Befehl normalerweise ATB + Option): Diese Option ist wichtig für spezielle Modulationsarten, etwa beim Bildschirmtext (V.32/V.32bis) oder bei modemspezifischen Modulationsarten (PEP/HST), um das Modem dazu zu zwingen, die Verbindung erst mit einer bestimmen Modulationsart aufzubauen. Echo: Falls das Modem überhaupt nichts von sich gibt, sollte man erstmal nachsehen, ob es einen Schalter gibt, mit dem man das Echo einstellen kann. Wenn man beispielsweise auf dem Bildschirm nicht das Kommando sehen kann, das man gerade eingetippt hat, fehlt das Echo. In diesem Fall kann man das Modem dazu bekommen, lokal ein Echo zu erzeugen, wenn es nicht von der Gegenstelle kommt. Erscheinen alle Buchstaben doppelt auf dem Bildschirm, sollte das Echo ausgeschaltet werden.
Lautstärke/Mithörmöglichkeit: Häufig gibt es mehrere Optionen, den Datenfluß akustisch zu kontrollieren. Da ein ständigen Mithören auf die Nerven geht, wählt man in der Regel die Option, die nur bis zum Verbindungsaufbau der Lautsprecher eingeschaltet ist.
Wählverfahren (Pulse/Tone-Dial): Sehr wenige Ortsnetze sind schon auf Tonwahlverfahren eingestellt - bei den meisten sollte man das Pulswählverfahren einstellen - bei Nebenstellenanlagen wird häufig das Tonwahlverfahren verwendet. Im Zweifelsfalle sollte man mal beim Wählen mit dem normalen Hörer lauschen, ob es piept oder in der Leitung knackt.
Rückmeldungen (Result-Codes): Viele Modems senden zunächst kaum Rückmeldungen wie OK, CONNECT, NO CARRIER, BUSY aus. Diese werden zumeist erst dann auf dem Bildschirm angezeigt, wenn man das mit den entsprechenden Hayes-Befehlen einstellt. Bei manchen Modems funktioniert die Besetzt-Erkennung auch erst dann, wenn man die entsprechenden Rückmeldungen (BUSY) erlaubt.
Parameter anzeigen: Bei manchen Modems gibt es die Möglichkeit, sich eine komplette Liste der einstellbaren Parameter geben zu lassen, manche Modems verfügen sogar über eingebaute Hilfetexte, um die Einstellungsprozedur zu erleichtern.
Parameter speichern: Diese wichtige Option ermöglicht es, die getätigten Einstellungen fest abzuspeichern. So muß man nicht jedesmal die entsprechenden Parameter neu setzen.
Wir wollen uns nun in eine Box des Zerberus-Netzes einwählen. Wir haben uns bei unserem Beispiel in die ANM-Box aus Hamburg eingeloggt: Der Wählbefehl lautet: ATD0407019502. Sie können sich aber auch in eine Box in Ihrer Nähe einwählen. Ist die Box nicht besetzt, und kommt eine Verbindung zustande, antwortet das Modem in unserem Fall mit
CONNECT 2400
Amiga Network Moorburg @ANM
Online 24 Stunden alle Tage, das ist doch keine Frage.
Login Username oder Gast
Paßwort
Da diese Box nicht nur Nachrichten und Dateien für den Amiga im Programm hat, können wir hier auch das komplette Z-Netz-Angebot für User der IBM-kompatiblen Rechner, der Apple-Computer und natürlich die Atari-User finden. Nachdem wir uns als Gast eingeloggt haben, können wir alle vorhandenen Bretter auflisten. Der Befehl lautet: brett * (oder kurz br *).
Um zu den Atari-Brettern des Z-Netzes zu gelangen, müssen wir von der obersten
Ebene aus, dem persönlichen Fach, den Befehl brett z-netzlrechnerlatari (oder kurz br z/re/at) eingeben. Mit br * bekommen wir wieder eine Übersicht:
(/Z-NETZ/RECHNER/ATARI) Befehl:br *
ALLGEMEIN Atari-Infos
BINAER
HARDWARE Die Hardware der Ataris
PROGRAMMIEREN
SPIELE
VIREN fuer ATARI Viren
Um nun ins Brett Allgemein zu kommen, müssen wir lediglich br all eingeben. Hier gibt es eine Reihe Fragen und Antworten, die jeden Atari-Anwender interessieren. Mit inhalt* kann man eine Liste der Nachrichten aufrufen, mit dem Befehl lesen die Nachrichten auf den Bildschirm holen.
lesen * Alle Nachrichten lesen
lesen a-b Die Nachrichten von Nummer a bis b lesen
lesen a- Alle Nachrichten ab Nummer a lesen
lesen neu Alle neuen Nachrichten lesen
Schauen Sie sich in der Box ruhig um. Wenn Sie mal nicht weiter kommen, hilft der Befehl hilfe. Mit ende gelangen Sie wieder ins persönliche Fach. Dort kann man mit dem Befehl antrag einen User-Antrag stellen, um alle Möglichkeiten der Mailbox auszuschöpfen.
Auf das Angebot der Zerberus-Boxen werden wir in der nächsten Ausgabe weiter eingehen. Dann stellen wir auch sogenannte Point-Software vor, die das Arbeiten mit den Zerberus-Boxen erleichtert und Telefongebühren spart. Wir wollen auch in das FIDO-Netz schauen und das Angebot der MAUS-Boxen und des Magie-Netzes vorstellen. Bis dann - viel Spaß bei der spannenden Reise in die DFÜ-Welt.
Christoph Dernbach / Bernhard Krönung